: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 13. Januar 2007

Die längste Nacht

ich bin hier ja im Zentrum der Verschwörung: Hier meucheln sie heute Nacht den Stoiber. Sie reden jetzt schon offen in den Cafes darüber und im ersten Hotel am Platz, beim Strassenkehren im besseren Viertel, und die Wirtschaftslenker wackeln bedächtig mit dem Kopf, soweit sie nicht nach Niedersachsen gehen, aber allen ist klar, was kommt. Heute Nacht wird der Tyrannenmord vorbereitet, zustechen werden sie dann alle, und wenn es geschehen ist, werden die Firmen, die Kriegervereine, die Landsmannschaften und Schützenzüge nicken, denn es wird auf weitere 10 Jahre die Macht und den Einfluss in den bayerischen Boden zementieren.

Doch heute Nacht ist alles anders, heute Nacht zeigen sie untereinander ihr wahres Gesicht, das nicht das des Bankerlrutschers und des Kriechers am Thron ist, heute sind es die Geister der Mordweihnacht, die in ihnen aufleben, die Partei nämlich liebt nach der langen, hündischen Verehrung den Verrat, endlich kann man es tun und zeigen. Alles hat sich in der letzten Woche geändert, die Schranzen sagen längst nichts mehr von Solidarität, man hat das so lange ausgesprochen, bis die Worte schal und geschmacklos waren. Als jeder Sinn verloren war, sahen sie sich in ihre hässlichen Fressen und erkannten die Lüge, um dann zur Wahrheit überzugehen, die Dolche zu schleifen, und nun machen sie sich auf den Weg in das verhasste Zentrum München, das sie nie verstehen, in ihrer pittoresken Welt des wohlgeordneten Reichtums und der überschaubaren Dimensionen.



Mit dem roten Seehofer haben sie sich abgefunden, heisst es von wohlinformierter Seite, denn wenn der übernimmt, wird er als Gegengewicht viele Schwarze nehmen müssen. Auf die Weise wird man auch gleich Leute wie den Söder los, und die anderen, sagt man, sind längst in Startposition für das Bummerlrennen auf die Seite des Siegers. Fett grinsen die Leute, denn den Ministerpräsidenten zu stellen, bringt die Medien her und die Wirtschaft, und die Lokalzeitung malt sich schon aus, wie das mit dem Monopol auf Berichte aus dieser Stadt sein wird. Den Wochenmarkthändlern wird man die Mikrofone unter die Nase halten, nur dumm, dass es jetzt ist, im Frühjahr wäre das noch viel schöner. Aber wer weiss, vielleicht schafft man es auch, dass der Stoiber in ein paar Wochen geht, dann passt alles.

So freche Reden werden hier geschwungen, sie sind das Volk, nach langem Zögern und Belügen haben sie sich aufgemacht zur ersten heroischen Tat seit - ja, seit wann denn? Der Amigo Bleibl-Streibl wurde vom Stoiber gestürzt, der Strauss ist vom Stangerl gefallen - also, genau genommen ist dies das erste Mal überhaupt, dass so etwas passiert, fast ist es wie die Räterepublik, nur diesmal von rechts unten, und das werden sie ihren Kindern später mal erzählen. Wenn sie erst das 9-stufige Gymnasium wieder haben und weiterhin alle Macht und jeden Einfluss in diesem Land. Damals, im Januar 2007, als sie mutig aufgestanden sind gegen die alte Herrschaft, das einzige Mal in ihrem verkackten braunen Povinzdasein.

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Blogleichenschau

bei WAZ und Burda - vermutlich wagt es beim kommenden Kongress keiner, den Verlagsherrscher auf diese Pleiten hinzuweisen, also steht es an der Blogbar.

Gute Leute kosten gutes Geld. So ist das nun mal. Für nix bekommt man Schrott und Häme. Das müssen die Verlage noch lernen.

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