: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 1. März 2011

Früher

Zu Beginn mochte ich das Cafe Puck nicht besonders; es hatte eine zu hohe BWLer- und Juristenquote, um meinen Ansprüchen an gutes Publikum zu genügen. Aber nach 20 Jahren ist es zusammen mit seinen Gästen und Möbeln ziemlich alt geworden. Inzwischen kommen auch Leute her, die sich wirklich alle Qualitätszeitungen nehmen, die Feuilletons lesen und darüber Kaffee trinken. Früher wäre das undenkbar gewesen.



Angenehm auch: Die Karte hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Diue heisse Zitrone ist, wie sie war, der Teller "50 Jahre Israel" ist auch 63 Jahre nach der Staatsgründung immer noch so wie in der Frühzeit der New Economy. Längst ist das Cafe Puck so etwas wie ein Teil meiner Geschichte geworden, nur junge Leute gehen heute woanders hin. Das macht mir allerdings nichts; deren moderne Cafes sind mir zu neu und gleichförmig. Ein paar Dinge sind geblieben, wie sie waren, aber sogar das moderne Antiquariat in der Amalienstrasse hat jetzt neue - und heterosexuelle - Besitzer. Und hinter der Uni schliesst das viertletzte Antiquariat für Bücher aus der Zeit vor 1850.



Derweilen wird jetzt eine tiefe Wunde geschlossen: weit nach hinten werden sie bauen, ganz vorne Studenten, dazwischen, oben der Luxus und nach hinten hinaus wieder Studenten, die nur drei Jahre da sind und deshalb die Steigerung der Miete gleich zu Beginn zahlen werden. Die Maxvorstadt war einmal meine Heimat - jedesmal bin ich jetzt froh, wieder an den Tegernsee oder an die Donau fahren zu können. Ab und an kommen ja so Ideen auf, man könnte die Wohnung doch einfach nicht mehr vermieten, um ein Familienstandbein in München zu haben, aber ich brauche das nicht. Reinfahren, Cafe besuchen, Bücher kaufen und wieder fahren reicht. Heute in 42 Minuten an den Tegernsee.

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