: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 31. März 2011

Rahma damma bracha

Ohne einen selektiven Blick sollte man erst gar nicht mit dem Erwerb alter Malerei anfangen. Wer sich an durchhängenden Leinwänden, ungeschickten Restaurierungen, Kratzern und brauner Firnis stört, wird selten seines Lebens froh. Bilder werden zwas nicht so herumgestossen wie Möbel oder Räder, aber sie sind empfindlich und nicht immun gegen die Einflüsse der Zeit. Man muss froh sein, dass sie überhaupt auf uns gekommen sind; mit jedem Jahrhundert gehen 4 von 5 Gemälden verloren. Wir haben riesige Mengen von Bildern aus dem 20. Jahrhundeert, recht viel noch aus dem 19., im 18. Jahrhundert wird es schwierig, und davor spielt auch noch der Umstand hinein, dass Malerei selten und teuer war; entsprechend klein sind die vorhandenen Mengen.

Man muss also über kleine Nachteile hinwegsehen. Eine Sache, über die man gerne hinwegsieht, ist der Rahmen. Oft fehlt er ganz, oft ist er sagenhaft scheusslich, sehr oft braucht man also Ersatz, wenn man gekauft hat. Und damit fangen die Probleme an, unangenehm zu werden. Denn wenn das Bild nicht gerade frisch vom Restaurator kommt, sind Rahmen vom Rahmenmacher ein brutaler Stilbruch. Selbst, wenn sie gefälschte Patina tragen: Es passt nicht. Spätestens beim nächsten Bild mit altem Rahmen sieht man den Unterschied. Man probiert etwas herum und versteht dann, warum Auktionshäuser auch einzelne, alte Rahmen verkaufen. Und das kann so teuer werden, dass auch günstig erworbene Bilder am Ende kein guter Kauf mehr sind. Und wie oft ist ein Rahmen günstig, wenn er zu klein ist.

Heute jedenfalls suchte ich einen Brief, den ich als Mail erhalten hatte, und kam dabei an einem Stapel alter Rahmen vorbei. Wenn ich sie für einen Euro bekomme, kaufe ich sie, denn wer weiss, ob man sie nicht mal braucht. Lange habe ich diesen Stapel nicht mehr angerührt, aber da war ein Rahmen, der zu einem bestimmten Bild... vielleicht... aber irgendwie...



doch nicht. Die Breite passte perfekt, aber das Bild war einen Zentimeter zu hoch. Ansonsten erfreute der schlichte, schwarz gelackte Rahmen mit goldener Leite am nächtlichen Sujet. Wäre er nicht einen Zentimeter zu niedrig gewesen.

Andererseits ist am unteren Bildrand nichts von Bedeutung, und vielleicht, dachte ich, kann man den Rahmen ja etwas an der Innenseite vertiefen. Ist ja nicht viel. Und es ist Weichholz. Ein Versuch wäre es wert, viel ist nicht kaputt, der Rahmen steht schon fast seit Anno Reichshauptslum. Irgendwo muss doch das Speckmesser sein. Innen, das gebe ich zu, könnte es eleganter aussehen.



Aussen merkt man von der unschönen, ja unprofessionellen Metzelei so gut wie nichts. Da stimmt alles. Von hinten sieht es aus wie hinter einem bayerischen Rokokoaltar. Im schlechtesten Fall 70 Euro gespart, dafür aber Zeit, Monate, Jahre gewonnen, bis vielleicht doch mal der richtige Rokokorahmen ungeliebt bei einem Händler herumsteht. Man muss in diesem Geschäft immer einen gewissen Lageraufwand betreiben; üblicherweise ist es ja so, dass man das Ideale kurz nach dem Moment findet, da man das Passende aufgrund dess Nichtbesitzes des Idealen dann doch nicht erworben hat.

Natürlich entgeht man solchen Problemen, wenn man von Anfang an nur das Perfekte kauft. Aber ich bin nun mal kein Zahnarzt. Und die 70 Eoro, da muss ich gleich mal in die Kataloge schauen, das ist doch ein solider Grundstock für den nächsten Kauf.

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Internetfreuden

Das Schreiben mit dem Passwort und der Registrierungsnummer kann man unter den Unterlagen natürlich lange suchen, wenn es per Email kam.

Und das mir.

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