: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 10. Januar 2013

5 Jahre

Vor einem halben Jahrzehnt kam ich zum bisher letzten Mal in meinem Leben in Berlin an. Ich ging auf eine Podiumsdiskussion. und im Publikum sah man dem herumwackelnden Niggemeier an, dass er eigentlich gern auf meinem Platz gewesen wäre. Ich machte die letzter Dirt Picture Contest Bilder, und als ich dann nach Hause fuhr, tunkte ich einen FAZ-Mann hinein, der etwas Unfaires über mich geschrieben hatte. Es ekelte mich vor einer Stadt, in der es Menschen gibt, die Hundefäkalien aufheben und auf Autos schmieren. Hier geht es los, dann einfach weiterklicken. Nach Hause ging es über die Schlösser von Potsdam und Bayreuth, und aus einem Geschäft in der Flughafenstrasse brachte ich mein Opaque der Sarregmoines mit. Und zwei Wochen danach schrieb ich:

Vom Tegernsee an wird es nicht mehr schlechter, man kann hier nichts falsch machen. Denke ich.





Das ist, wie gesagt, eine halbe Dekade. In Berlin sind damals die Vorbereitungen für das Nachrichtenportal Zoomer auf Hochtouren gelaufen, und als es ins Netz kam, war bereits klar, dass ich hier wohnen würde. Für länger, für immer vielleicht. Damals sass ich am Tegernsee und dachte mir OMFG wie kann man nur so einen Müll machen das geht anders aber so niemals, ich schreib darüber und...

heute bin ich immer noch am Tegernsee und bei der FAZ. Der damalige Kolumnist Winks frisst sich heute direkt auf Kosten von Firmen durchs Leben, die ehemalige Redakteurin Lantzsch macht jetzt die Mädchenmannschaft und dieses Nichtganztopmodell, bei dem ich mir dachte, lasst nicht jeden an ein Blog - das habe ich völlig vergessen, bis die Anregung kam, ich sollte doch vielleicht mal etwas über die Gegensätze eines gefallenen, über Jahrzehnte gebrochenen Menschen schreiben, den einmal die Musen geküsst hatten, und das mit den Gefallenen der Gegenwart vergleichen. Latzsch und Winks sind in ihren eigenen Camps, aber dieses Nichtsoganzmodell - das ist jetzt in einem Camp eines Senders. 5 Jahre nach dem Versuch, etwas mit Medien zu machen.





Ich bin immer etwas konsterniert, wenn Räder aus meiner jungadulten Phase heute als "Retro" und "Vintage" angeboten werden. Ich kann mich über das Wort "antik" bei Silberkannen trefflich ärgern, denn hier wird die falsche und viel zu lang vergangene Epoche bemüht, statt "victorianisch" oder "edwardianisch" zu sagen. Das Wort "preloved" dagegen gefällt mir. Aber das alles verliert seinen Sinn, wenn man sieht, wie in nur 5 Jahren dieser Medienzirkus nichts als Staub hinterlässt.

Ich habe danach die meisten Einladungen abgesagt. Berlin sowieso, aber auch fast alles andere. Irgendwie war die FAZ so viel Öffentlichkeit, dass es wirklich, wirklich genug war; es gab nicht viele Stalker, aber es waren zu viele, und das, was sich geboten hätte - Kommen'Se ins TV, kommen'Se in unser Verlagshaus, kommen'Se auf unseren Event, da ist auch das ZDF - wollte ich mir einfach nicht antun. Andere haben bei der FAZ geblogt und sich durch Versagen um Möglichkeiten gebracht, die sie vermutlich nie erreichen werden, weil sie nicht gut genug sind, also tschüss zurück zum Nudelkochen und zur Beratungsvortäuschung. Ich hatte einfach keine Lust auf eine Karriere in diesem Zirkus der Auffälligkeiten. Natürlich waren diese Jahre turbulent, aber nur privat; ansonsten habe ich alle Chancen ziehen lassen und bin froh um jede einzelne,die andere übernehmen mussten.





Ich will über den Berger gar nicht schreiben. Ich habe einen Sommer auf der Roseninsel im Starnberger See verbracht, auf der weite Teile von Viscontis Film über Ludwig II. gedreht wurden; bei den Filmaufnahmen hat man den schützenden Schilfgürtel entfernt, so dass jetzt die Wellen die Insel und die Seeuferrandsiedlung langsam zernagen. Es war dennoch ein bezaubernder Sommer am kleinen Schlösschen, alles atmet schon Italien, auch wenn man die Berge hier von der falschen Seite sieht. Vom Standpunkt meiner Schicht aus war Visconti ein Zerfallsprodukt; er konnte es sich leisten, diese seine Welt mit in den Abgrund seiner Dekonstruktion zu reissen, weil für ihn ohne sein Zutun einfach genug Geld da war. Bei Berger hat es Jahrzehnte gereicht. Und bei den anderen ist es einfach nicht da, sie fallen ohne Halt und Rast, und die wenigsten werden überhaupt nach 5 Jahren in den Dschungel kommen.

Ich bin immer noch am Tegernsee, den 11. Tag in Folge, und es geht mir gut. Würde es immer so weitergehen, wäre es nicht das Schlechteste.Es sinkt die Schneefallgreze und die Stimmung steigt, denn jetzt kommt doch noch ein Märchenwinter.

Für mich. Für die anderen ist es nur Matsch und Kälte.

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Meistens geht es von selbst

Aber beim Thema Infrastruktur und warum wir sie gar nicht so dringend brauchen habe ich dann doch massiv gelitten, gezögert und sehr lang gebraucht.

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