: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 22. April 2014

Das Kapital nach Laura Ashley

Wer ernsthaft glaubt, Kapitalismus würde funktionieren, der hätte vor 6 Jahren seine Wohnung zuerst aufgrund des teuren Wohnungserwerbs noch mit selbst angerührten Farben streichen sollen, einen Raum auslassen und dann heute in Zeiten besserer Finanzen versuchen, die eigentlich gewünschten Farben von Laura Ashley in Deutschland noch zu bekommen. Ich kenne jemandem, dem das passiert ist: Meine Wenigkeit. Am Tegensee ist das Schlafzimmer immer noch weiss und ich mag doch keine weissen Wände. Es gibt gar keinen Sinn dafür! Weiss schmuddelt nur schneller und ist todlangweilig. Aber wie gesagt, ich habe es nicht gemacht und dann kam, wie vorher gesagt, die Wirtschaftskrise. Die hat Laura Ashley voll erwischt und deshalb gibt es, wie wir sicher alle gemerkt haben, den Laden in der Brienner Strasse nicht mehr. Man könnte noch in England bestellen. Farbe. Ich will nach einem entsetzlichen Debakel dieser Woche mit Marmelade nach Berlin gar nicht wissen, was die mit 2,5-Liter Kanistern Farbe anstellen würden.

Das ist Kapitalismus.



Es gibt aber auch noch persönliche Beziehungen und mehr Menschen, die solche Farbe schätzen. Manchmal wird zu viel davon verkauft, vor allem, wenn sich zeigt, dass die Farben im Normalzustand viel zu kräftig sind. Da wird dann mit 10% Wasser und 50% Weiss verdünnt, damit nicht der Eindruck entsteht, man schwimme im Eidotter, sondern nur in einem angenehmen Gelbgoldschimmer. Das hat dann natürlich nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern mit scheinbarer Verschwendung, denn es bleiben ein paar Kanister übrig. Die Farben müssen über Dekaden nicht erneuert werden, denn erst nach 7, 8 Jahren erreichen sie überhaupt erst mal einen Zustand, den man als Patina erachten kann. Meine Wohnung zum Beispiel sieht noch immer nicht richtig echt alt aus, die Farbem sind noch viel zu frisch. 20 Jahre, würde ich sagen, ist das richtige Lebensalter, oder auch 30: Bunte Wände schmuddeln schliesslich nicht wie weiss, sie leben. Sie werden besser. Und wenn einmal umgehängt wird und eine Art Schatten bleibt, dann ist das eben so.



Zum Umhängen jedoch braucht man Hilfe, sei es für Dübeln und Verschrauben oder zum Schleppen schwerer venezianischer Spiegel, ausserdem muss auch mal der Keller ausgeräumt werden und das wiederum sind die Momente, da der Kapitalismus und sein Versagen egal sind: Denn im Keller stehen noch 2 Kanister von damals und Twine ist, in der Intensität halbiert, genau die Farbe, die ich brauche - in etwa ist es die Farbe auf den Kanistern. Sie sind ein wenig verstaubt und einer hat eine Delle, aber es schwabbelt darin schwer vom Seidenglanz der Epoche, die in der Wirtschaftskrise untergegangen ist - komisch, eigentlich wäre gerade München jetzt wieder ein guter Ort für diese Art Geschäfte.



Allerdings höre ich auch, dass Farrow & Ball längst den deutschen Markt aufgerollt hat. Der Spezialist macht ja keine Möbel und Kleider und Heimtextilien, sondern nur Farbe, und überlässt den Verkauf Malern, die Einrichtungsexperten zuarbeiten - aber bitte, Sannie, Du kannst doch nicht eine ordinäre Farbe, da muss man Farrow and Ball - so geht das heute. Der Maler bringt die Farben mit und was übrig bleibt, geht in den nächsten Auftrag. Ich dagegen weiss noch, wie es ist, über den Altstadtring zu rasen, um vor Geschäftsschluss noch eine Dose Eggshell zu ergattern, und Jahre später Twine im Keller zu finden. Und ich streiche noch selbst.

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Die Übergerechten

Ich habe mal was über Social Justice Warriors und ihre Kampagnen geschrieben - in der FAZ und im Kommentarblog.

Dass sich manche der erwähnten GleichstellerInnen von "Kritik am Verhalten von Männern und Frauen = im 2. Teil Masku = Nazi" jetzt aufregen, gehört da wohl zwangsweise mit dazu. Komischerweise hat mir noch keine von denen unterstellt,dass meine Texte über zumeist männlichen CSUler oder Gewalttäter der Antifa feministisch oder männerfreindlich sind... Naja, Irgendwann sind es solche Argumentationketten, die voll auf die selbst zurückschlagen.

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