: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 15. August 2015

Das letzte Hemd und das drittletzte Pinarello

Ein paar Repräsentanten des alten Westens sind über die letzten Monate gestorben. Das macht schreibfaul und nachdenklich. Manches Haus wird inzwischen schon weggerissen, denn die Erben haben es eilig. So gross ist der Altersunterschied zu mir übrigens auch nicht mehr, mehr so "im niedrigen zweistelligen Bereich". Ich habe mir sagen lassen, dass es dazu gehört und man mit dem zufrieden sein muss, was man hat.

Oder auch weniger.

Jedenfalls war ich die Tage im Keller, wo die Radschätze funkeln, und da ist mir das Pinarello aufgefallen.



Aufgebaut, restauriert, erheblich stabiler und einsteigerfreundlich gemacht, weil es ja für die Gäste ist, die dann aber doch andere Räder genommen haben. Es läuft hübsch und gut und war zu seiner Zeit 2001 als obere Mittelklasse fein, aber hier stehen nun nochmal ganz andere Dinge herum. Und so ist das immer mal wieder ergänzt und verbessert worden, aber nie wirklich gefahren.



Normalerweise würde man es zerlegen und dann in Einzelteilen lagern oder verkaufen, zwecks des Geldes, das dann mehr fliessen würde, aber das wäre auch schade - schliesslich ist es ganz nett ausgewogen, so wie es ist. Es steckt Arbeit drin, und daran gehe ich ungern mit dem Bolzenschneider. Ausserdem müsste, wer immer es wieder zusammenbaut, dann auch wieder rumbasteln. Zeit vergeuden. Und das Leben ist doch so schön. Und so kurz.



Ausserdem hat es ja auch so seine Macken, und daher lohnt es sich kaum, das dann wieder mit teuren Einzelteilen zu restaurieren. Die Aufkleber lösen sich, und die bei Ebay nachzubestellen und zu verkleben, sollte dem neuen Eigner eigentlich Arbeit genug sein, bevor es ins Blaue geht.



Ja, so ist das. Es löst sich der Aufkleber vom Rad, der Geist vom Körper und am Ende die Buchstaben vom Grabstein. Das sollte uns zu denken geben. Ich war jedenfalls draussen und bin es nochmal gefahren, und es ist ein gutes Rad. Ich habe es nicht so benutzt, wie es sein sollte, aber dafür habe ich gelebt und das ist ja auch etwas wert.

Es ist ein seltsames Gefühl, ein Rad zurück in die Bucht zu werfen - ich denke, ich werde es sorgfältig legen und es soll ja auch hübsch aussehen, wenn es davon schwimmt zu anderen Gestaden. Es ist aber schon mal eine gute Übung für all das, was - hoffentlich, recht sicher, fast garantiert - reichlich später kommt.

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