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Sonntag, 30. März 2014

Staatsbürgerliche Pflichten und Auslegungen

Besitz verpflichtet, unter anderem zur Nutzung - solange es noch da ist, was sich bald ändern dürfte, wegen Verkauf.



Die Liebe zur Bayerischen Heimat ist hier ein Verfassungsziel (ja, Bayern hat eine Verfassung) und es ist leicht, sie hier zu erfüllen.



Dito " Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt" - damit kann ich mich anfreunden.



Warum es, wenn es um das Wahre geht, dann ausgerechnet eine CSU geben muss, verstehe ich nicht, aber ich wähle heute gleich zweimal - einmal einen grünen Landrat und dann mehrere Stücke Torte.



Der erfreuliche Artikel 141 verankert den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, und garantiert der Allgemeinheit den freien Zugang zu Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, namentlich natürlich auch den Zugang zum See, was man erst zu schätzen weiss, wenn man mal sieht, wie in Brandenburg Gated Communities die Seen abschotten.



Ich mag übrigens auch den Schutz der Sonn- und Feiertage und dass hier die Geschäfte werktags zwischen 12 und 2 geschlossen sind, selbst wenn ich oft genug fast zu spät ins Tal sause. Dann muss man halt vorher nachdenken, was man nachher braucht (Bemerkung an mich selbst - das wäre mal ein Thema).



Achtung vor Himbeeeren und Blaubeeren steht zwar nicht explizit in der Verfassung, aber meiner Verfassung jedenfalls kommt das sehr zu Gute. Zum Besten. Zum Allerbesten, dafür fährt man ja nach Tegernsee.



Und die Bildung ist natürlich auch ganz wichtig. Jetzt, nach 6 Jahren, könnte ich ja auch langsam mal das Schlazimmer streichen - das habe ich damals versäumt, und eigentlich ist es mir zu weiss.



Aber obwohl - ich bin ja hier im Urlaub, nicht wahr. So wichtig ist das alles nicht. Hauptsache, gesund und der Landrat ist ein Grüner, das ist bunt genug.

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Erfolg und Versagen mit Intoleranz

Ich will mich ja nicht über die politisch Naturempörten lustig machen, aber eigentlich müsste es denen doch gefallen, dass der deutsch-türkische Autor Pirincci mit seinem Buch über solche Empörer weitaus mehr Erfolg als der deutsche Autor Sarrazin mit seinem Werk über die gleiche Gruppe hat.

Ich kann dazu nichts sagen, ich habe beide Bücher nicht gelesen und generell lese ich ja auch meist Bücher von Leuten, die lange tot sind, und was ich von den beiden so kenne, fand ich doof - ich finde aber den Umstand interessant, dass Sarrazin, gemessen an den Erwartungen, mit seiner harten Vorgeschichte jetzt einen veritablen Flop geliefert hat und Pirincci, der ja eher so ein ohabischer Schmuseautor ist, momentan besser gefallen mag. Was eventuell daran liegt, dass er auch eher die noch nicht entwickelte Zielgruppe der Frauen anspricht. Frauen, die - das gibt es nun mal auch - wenig für die Bestrebungen ihrer feministischen Vordenkerinnen übrig haben,

Ansonsten denke man in der Sache vielleicht an die Herren Martin Luther und Johannes Pfefferkorn - beide hatten ja mit antijüdischen Werken durchaus Erfolg, aber unterschiedlich zu unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Ansätzen. Ich würde mir dagegen mehr Bücher von einem neuen Reuchlin oder einem Melanchthon. Oder wenigstens die Einsicht, dass die Wege von Luther und Pfefferkorn die Falschen waren und auch immer bleiben werden. (Aber darüber will ich nicht schon wieder schreiben müssen)

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Samstag, 29. März 2014

In den Höhen sommerwintert es noch

Es blüht jetzt überall, und das merke ich beim Wochenmarktbesuch: 30 Minuten. Recht viel länger halte ich es dort nicht aus. Allerdings ist dort auch keine Zeit zum Ratschen, weil jetzt Alle und Jeder auf dem Wochenmarkt sind. Es wuselt der Mensch am Stand und die Polle in der Luft.





Das ist der Marillenbaum über meinem Parkplatz am Tegernsee. Gegen Marillen, nehme ich an, bin ich nicht allergisch, und am See bläst der Wind von Westen. Also aus den Hochalpen, wo alles noch unter Schnee und Eis liegt, über 2 Kilometer Wasser hinweg. Das ist also ein guter Ort, an dem man es aushalten kann.





Und weil die Luft so dünn ist, fühlt es sich auch so warm wie Sommer an. Sommer, also die Zeit, in der die Pollengeschichte vorbei ist. Wobei ich mich entgegen meiner grusligen Erwartungen gar nicht beschweren darf: 2014 ist bislang vielleicht das unschlimmste Jahr der Zeit nach 2005, und ganz miese Blüher wie Hasel gehören jetzt schon der Vergangenheit an. (2004/5 war ich ja in Berlin, und obwohl das angeblich eine "grüne Stadt" ist, hatte ich da weniger Probleme als daheim, wo die "Autostadt" komplett von einem immensen Park und Dutzenden Kilometern Auwald an der Donau umgeben ist)





Das ist ein Glück, denn aus anderen Gründen kann ich im Moment nicht nach Italien: Im Kamin klafft ein drei Meter langer Riss. Der ist nicht neu, sondern schon etwas älter - vermutlich noch vor der Tapezierung vor 50 Jahren entstanden - aber so kann man das natürlich nicht lassen. Da ist mein Typ hier gefragt, bis etwa, sagen wir mal, Ende des Monats. Kleine Fluchten, bis wir jemanden haben, der das lösen kann, gehen trotzdem.





Und schön, fast italienisch schön ist es hier auch. Das sind die besten Tage überhaupt: Wenn am See schon Sommer ist und gleich darüber der Schnee noch die Berge in Besitz hält. Und die Luft ist so klar und so rein und was das bedeutet - das versteht nur der, der ab und zu keine Luft mehr bekommt. Man nimmt das nur so lange als selb stverständlich hin, bis man das Gegenteil kennenlernt.





Dann geht die Sonne unter, daheim gilt es, für die letzte Nacht der Winterzeit auszupacken und doch noch einmal die Heizung anzuschalten - denn die Nächte sind klar und immer noch kalt,. der Schnee weiss schon, wie er es hier aushält. Und trotzdem: es ist angenehm hier, und es geht so einigermassen. Das klingt nicht nach viel, aber 2006 war ich um die Zeit auch noch in Berlin, und konnte dem ganzen Elend entgehen - danach, nun, danach ging das mit dem Husten los, und wurde nur selten besser. Dieses jahr ist, so gesehen, famos.

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Hofschranzen stäupen

Anno 2000 wurde mir in Wien ein skeptisch hinter seiner Brille dreinschauender Mensch vorgstellt: Alfred Worm. Das war zu Zeiten der anhebenden Blau-Schwarzen Koalition Haider-Schüssel und natürlich bin ich dorthin gefahren, mit einem reichlich romantischen Bild der politischen Verhältnisse: Blau-Schwarz böse, der Rest nicht.

Dann sass ich einen Nachmittag mit Worm in einem Cafe, er erzählte ein wenig über soziales und asoziales Bauen in Wien, und das hat mir dann den Kopf zurechtgerückt. Danach wurden mir auch andere Leute vorgestellt, Ferrero-Waldner, Haider, Schüssel, Gusenbauer, einfach alle, und ich muss sagen: Danach kam mir Bayern wieder sehr demokratisch und fair vor. Und eigentlich sollte man ja immer, wenn man an SPD, Gewerkschaften und soziale Wohltaten denkt, auch die Neue Heimat und ihren Skandal nicht vergessen. Wahren Despotismus findet man immer noch viel im sog. sozialen Wohnungsbau, und auch, wenn es nicht immer so schlimm wie in Wien ist: Ich traue denen nicht. Aber ich lache natürlich herzlich, wenn dann eine Berliner Gentirfizierungsspezialistin ausgerechnet den Sumpf Wien als Vorbild hinstellt.

Das war dann der Anlass, mal etwas über die mitunter dreisten Forderungen und Initiativen zu schreiben, die dort selbstbereichernd und ihre Partikularinteressen durchsetzend Pseudosozialpolitik machen. Weil zahlen soll schon jemand, aber sie wollen alles und zwar sofort und umsonst sonst ist es unsozial. Vieles von dem, was da gerade in Berlin passiert, finde ich - nicht asozial, sondern sogar richtig feudal, schreibe ich in der FAZ und im Kommentarblog.

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Freitag, 28. März 2014

Morgenröte

Wer schlau ist. liest sich jetzt nochmal durch, was die Russlandkrise - ein Beinahestaatsbankrott - vor 16 Jahren gewesen ist. Die hat einiges von unserer eigenen Zypernkrise, aber am Ende hat man - oder besser wir - das Land wieder hochimportfinanziert. Ich glaube ja nicht, dass man so etwas wirklich wieder riskieren möchte, aber privat traue ich den Bilanzen der Russen ebenso wie denen der chinesischen Schattenbanken. Eventuell rauschen wir da also in ein grösseres Problem hinein.



Zyniker würden natürlich sagen, die Russen sind genau das gewöhnt: Dass die normalen Menschen alles verlieren und die Oligarchen reich bleiben. Dass es so läuft, sieht man im Moment ja auch in anderen autokrarischen Regimes: England und Österreich haben elende Bankenprobleme, die World of Interior bleibt dünn und aus Wien kommen wirklich günstige Gemälde - aber an der Spitze sitzen immer noch die gleichen Problemveruracher. Einer wie Grasser zum Beispiel - dem droht bislang Gefängnis, eventuell, wenn und überhaupt, oder auch nicht, weil Österreich... so stelle ich mir auch Russland und das dortige Nepotistensystem vor. Nur viel grösser und noch rücksichtsloser.

Wird uns das weh tun? An den Hype der BRIC-Länder habe ich nie so richtig geglaubt, und ich sehe auch nicht, dass man allzu gern nach Russland ging. Sicher, ein paar Fonds werden jetzt wieder Geld verlieren, aber das ist doch immer so. Für manche Ferienregion könnte es ein wenig schwierig werden, sollte man in Russland im Rausch des Patriotismus und der knappen Kassen das schwarze Meet neu entdecken, und sicher wird das für die Nachbarstaaten nicht einfach. Trotzdem glaube ich nicht, dass deshalb auch nur ein einziger SUV deutscher Produktion weniger verkauft wird. Und Putin fliegt deshalb auch nicht aus dem Sattel.



Vermutlich werden wir aber eine sagenhaft scheussliche Vertiefung des Nationalismus sehen, nicht nur in Russland, sondern mal wieder in der ganzen Region, in der angeblich der Kommunismus dafür gesorgt haben soll, dass solche Neigungen verschwinden.

Naja. Wenn am Tegernsee etwas mehr Platz ist, während der kommenden Tage, weil die Russen lieber daheim bleiben oder gar ihre Villen verkaufen, werde ich sicher nicht weinen.

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Donnerstag, 27. März 2014

Die schwarze Sucht

Ich bin inzwischen so entwöhnt, ich suche alte Schläuche und flicke sie, damit ich leichte Laufräder aufsetzen kann. So entwöhnt bin ich! Nichtradeln hilft! Äh.



Immerhin bin ich inzwischen vom Kamillentee wieder abgekommen und zu einer anderen, schwersten, der schwersten Sucht überhaupt wieder zurückgekehrt: Schwarzer Tee. Ich habe es 5 Tage ohne schwarzen Tee ausgehalten.

Naja, was heisst ausgehalten, ich bin daran nicht gestorben und die Kopfschmerzen waren nicht ganz das Schlimmste dieser Tage. Drei Bonusaspirin, und ich hätte sie vermutlich kaum gespürt! Ist doch super.

Dass ich von da an jeden Tag 4 Liter in mich hineingekippt habe, mindestens, ist überhaupt kein Zeichen von Abhängigkeit, das ist vollkommen normal und tatsächlich auch das, was ich brauche, um halbwegs gerade denken zu können. Jetzt weiss ich auch wieder, was ich die letzten Tage so geschrieben habe!



Ich denke ja, ich habe das recht gut unter Kontrolle. Es gab Zeiten, da war das viel übler, unter Dauertermindruck, wenn ich früher durcharbeiten musste, da habe ich wirklich ab und zu die Kontrolle über den Konsum verloren. Ich glaube, jede dritte Stunde eine Kanne, so war das damals. Heute, mit meiner ungeregelt-geregelten Arbeit ist das alles natürlich besser geworden, ich mus beim Schreiben wirklich konzentriert sein, und danach darf ich wieder ins Trübe des müden Vergessens absinken.

Allzu scharfe Kritik - auch die gibt es - beliebe ich mit dem Argument zu kontern, dass die Familie durch und durch kaffeeabhängig ist, auch in der Version Espresso - es gibt welche, die brauchen das alle drei Stunden, nur zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen. Da ist Tee sicher die mildere Alternative, zumal kombiniert mit anderen Tätigkeiten, die man auch als "Sport" deklarieren kann.



Also, es geht bergauf, und zwar nicht mehr nur auf dem grössten Ritzel, und wieder mit der üblichen Betankung. Ceylon Super, 4 Minuten gezogen.

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Ortstypisch

Rasante 90-Jährige (wer sonst) aus Rottach (woher sonst) knallt mit Mercedes-Coupe (was sonst) bei der Krottenthaler Alm (wo sonst) - und jetzt kommt der einzige Stilbruch, nicht in einen Almauftrieb, sondern in eine Strassenwalze.

Aber so ist das am See. Bald bin ich wieder dort.

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Mittwoch, 26. März 2014

Belohnung für Nichts

Draussen ist es sonnig. Und eisig. Der eine Teil will raus und der andere weiss, dass es noch zu früh ist: Ein Rückfall durch übertriebenes Radeln wäre wenig erbaulich, nach all den überstandenen Schmerzen der Nacht, und alle Filme vom Roadrunner sind auch schon durchgeschaut. Also nur zum Wochenmarkt, für bayerische Spezialitäten, die man so vielleicht gar nicht kennt, aber das macht ja nichts, dafür bin ich da:



Überhaupt, ich wollte sowieso mal etwas über Heimatliebe schreiben und woran man das merkt: Nicht nur, weil sie manchmal so süss ist. Wegen der allgemeinen Zufriedenheit. Und wie es weh tut, wenn der Weinstock schon wieder zu stark beschnitten wurde. Ich will doch nicht nur Trauben, sondern auch so buschiges Laub, dass man es von vorne an der Strasse gleich sieht. Aber ich war leider nicht da, das Beschneiden ging ganz schnell, und so wird das dieses Jahr eine wenig grüne Sache.

Dafür kam etwas anderes, und weil es so klein und so normal verpackt war, dachte ich im ersten Moment eher an eine Werbesendung. Oder vielleicht eine CD oder mal wieder eine Aufmerksamkeit der Antifa in Berlin, was dann eine Reihe von sehr schmerzhaften Folgen gehabt hätte, weil ich gerade in blendender bayerischer Laune bin und in Zukunft auf jeden Schritt mit maximalem Masskrug auf alle Ebenen und, wie es so schön heisst, auf die weichen Zielen antworten werde - aber das war es nicht. Wobei, ich bin mir sicher, 10 Jahre Antifa-Herrschaft in Berlin und der Ort würde auch so aussehen:



Etwas für die Bibliothek. Ich lasse das einfach so im Bücherschranl stehen, ich weiss ja, was dahinter ist und so oft brauche ich meine Bücher ja auch nicht, zumindest nicht die Kunstbände. Das heisst, ich brauche sie natürlich immer wieder, aber gezielt, und man kann sich das ja ausrechnen: Ich habe so an die 3000, und wenn ich alle 2 Tage eines herausziehe, brauche ich über vier Jahre, bis och jedes einzelne mal gezogen habe. Ausserdem schützt das Bild auch vor Staub, und das kennt man ja: Kaum fängt man mit dem Abstauben der Bücherschrämke an, denkt man sich - Oh - das habe ich ja auch noch - zieht es heraus und dann ist die Staubwischerei auch schon wieder vorbei. Und deshalb also dieses Bild hier und nicht, weil ich sonst mehr keinen Platz habe.

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Und dann war ich noch einkaufen mit einer Frau

und es war nicht ganz einfach, die richtigen Antworten zu geben. Aber wie es so ist, was uns nicht umbringt, macht uns nur härter und nach all den umschifften Klippen habe ich etwas über den gesellschaftlichen Tod und Totschlag zu erzählen, in der FAZ und natürlich auch im Kommentarblog.

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Dienstag, 25. März 2014

Winter-, Tee- und Italieneinbruch

Berge, das ist nun mal so eine Erfahrung mit ihnen, neigen das ganze Jahr dazu, sich wieder in ihren weichen Schneepelz zu kuscheln, und sie kümmern sich dabei nicht gross um das, was wir als Jahrenzeiten bezeichnen - sie nehmen einfach, was sie kriegen können. Und weil sie in einer bevorzugten Position für Schnee sind, bekommen sie auch mehr als jene, die sich im Moment im Flachland aufhalten.



Könnte man vielleicht rodeln gehen? Langlaufen?

Die dicke Schmeissfliege, die gerade in meiner Küche Zuflucht suchte, schlägt sich nicht mit solchen Fragen herum, für die ist es draussen einfach nur widerlich, so wie hier der Schneeregen die unschöne Seiten des Bergpelzes ablädt. Draussen wird geeilt und verdiresslich gehetzt, hier drinnen wuseln dagegen wieder die Finger über die Tastatur: Es gilt, zu schreiben, solange es noch geht. Dieses winzige Notebook, dieser keine 300 Euro teure eeepc hat nämlich nach dem Umzug in den Sommerraum und zum veränderten Arbeitsplatz mit dem Missgeschick Vorlieb nehmen müssen, dass ich etwas an Geschicklichkeit beim Teeeinschenken verloren habe. Prompt wurde er mit Kamillentee innerlich etwas desinfiziert, und beschwerte sich, indem er eine Weile statt einem m ein mkklj oder so etwas in der Art ausspuckte. Traurig wäre das gewesen, wäre es dabei geblieben, wir haben ja zusammen schon viel mitgemacht, ich habe ihn über Pässe geradelt und oft hart fallen lassen - da wird man doch nicht wegen so einer Tasse Tee... gut, zugegeben, er ist inzwischen eher so isabellafarben, und der Aufdruck von N, M und H ist heftig abgeschabt, er hat eben viele Gedanken aufnehmen müssen und noch mehr Nichtigkeiten... jedenfalls, er geht wieder. Aber das muss ich nutzen! Neue beiträge, Texte, Ideen, wenn man ein paar Tage nur so herumliegt und nichts tun kann, kommt einem ja so einiges in den Sinn.



Die musikalische Begleitung stellen französische Berühmtheiten und ein weitgehend vergessener Italiener, je nach Laune und innerer Stimmung. Kein Lautenspieler könnte gerade am Fenster sitzen und etwas für die Passanten spielen, es ist zu kalt und zu feucht - aber hier herinnen ist es Italien, fern der Berge und ihrem Zuckerguss und dem, was einem im Flachland davon übrig bleibt an Kälte und Morast.

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Montag, 24. März 2014

Neues aus dem Stall

Menschen mit Suchterfahrung jenseits von Assam und Marillenmarmelade können vermutlich besser mit Tabletten umgehen, aber mir wird von Aspirin schon schummrig, unter Ibuprofen fühle ich mich 10 Kilo leichter und das, was mir da verschrieben ward, halten manche für ein mittelschweres Schmerzmittel am unteren Rand der Verschreibungspflicht. Ich würde im Moment aber nicht Auto fahren wollen. Noch nicht mal auf dem Beifahrersitz. Allein Schreiben ist schon fahrlässig. Ich bin einfach nichts gewohnt und so schlägt das eben voll durch. Es fühlt sich an, als wäre alles in einer kribbelnden Watte verpackt, und entsprchend langsam baue ich Wörter in meinem Kopf zusammen, und pomadig wechsle ich die Empfindungen. Unten klingelt es. Ach so, ja das Rad. Letzte Woche gab es hier drei Abgänge, und das hier ist halt so eine neue Geschichte.



Man mag das kaum glauben, aber dieses K2 Razorback Competition ist nur ein Jahr jünger als das sehr barock aussehende Canoondale. 2000 ging die Epoche der Super Vs zu Ende - unter anderem mit diesem Prachtstück - und K2 baute dann dieses Modell, das seiner Zeit damals gut 5 Jahre voraus war. Blockierbarer Hinterbau, wirklich sagenhafte und von mir sehr geliebte Easton Ultralite Rohre (Alu wird danach nicht mehr besser), leichte und robusto Komponenten, Luftfederung vorn und hinten, und weniger als 12 Kilo schwer. Zum Vergleich: Die älteren Rennräder, die hier ab und zu zu sehen sind, wiegen meist 10 bis 11 Kilo.



Es ist ein sehr ausgewogenes Rad, und weil die Federung vorn und hinten vom gleichen Hersteller sind, ist es auch leicht einstellbar - was ja oft ein Problem bei gefederten Rädern ist. Im Prinzip hat der Käufer damals, 2001, seine 4000 oder 5000 Mark also gut angelegt, und es hätte sicher auch eine gute Zeit auf dem Sattel werden können - allein, der Sattel ist so gut wie neu, was bei einem meiner gefahrenen MTBs meist nach 50 Kilometer nicht mehr der Fall ist. So gut wie neu sind auch die Züge, mit denen keiner je die Stacheldrähte durchtrennen wollte, die Kette, die Bremsbeläge, die Kettenblätter - ich weiss nicht, wie weit dieses Ding gelaufen ist, aber es kann nicht sehr weit sein. 500 Kilometer Forstweg vielleicht, allerhöchstens. Meine Räder sehen nach einer unfreiwillig harten Bergtour auf den Hirschberg mindestens so aus.



Wir stehen also mal wieder nicht vor einem Fahr-rad, sondern vor guten Vorsätzen und der Entscheidung, es ihnen so leicht wie möglich zu machen, ohne zu bedenken, dass es immer noch zu schwer ist. Mit solchen Kisten gehörte man vor 10 Jahren noch zur Elite der Renn-MTB-Besitzer, und selbst heute ist es nicht leicht, schnellere Kisten zu finden - der technische Fortschritt würde vielleicht vorne eine 200 Gramm leichtere Gabel montieren, und Scheibenbremsen, aber ansonsten ginge damit buchstäblich alles zwischen der Donau und dem Po. Aber auch so reicht es problemlos für alles, was man von einem Rad erwarten kann - überhauot, die meisten Vollgfederten sehe ich unten am See und so gut wie nie am Berg. Statt dessen stand es in der Garage und irgendwann musste sie aufgeräumt werden, also weg mit dem alten Plunder - und so kam das dann. Zu mir. Für einen "und wenn der Rahmen gebrochen und die Federgabel leck ist sind die Komponenten allemal noch mehr wert"-Preis.



Ich habe es jetzt noch etwas leichter gemacht - Titanpedale, Griffe und Reifen nehmen nochmal ein Pfund Gewicht weg. Was halt so eben nebenbei noch geht, wenn der Bauch sich vom Körper gelöst hat und das Hirn zwischen den Schädeldecken fluidiert und wie man da sagt - so ganz zurechnungsfähig bin ich gerade nicht, darauf würde ich mich auch wegen des Kaufs hinausreden. Es ist ein wenig enttäuschend, wenn sie wie neu aus der Verpackung plumpsen, wenn man nicht mehr tun muss, als die Kette zu ölen - aber recht viel mehr würde im Moment auch nicht gehen, ganz zu schweigen von jenen Grosstaten, die damit eigentlich möglich wären, Stichwort Transalp an den Gardasee.

Das muss alles noch zurückstehen, denn jetzt kommt erst der Schnee und noch ein Arzttermin. Immerhin, heute wieder 2 km geradelt. Es wird schon.

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Du hast eine Armee, wir haben einen Gesellschaftsfinger

Zusammen haben sie 30.000 Follower. Und selbst im allerschlimmsten Fall, wenn viele Doubletten dabei sind, und Fake Accounts, sind es mindestens 10.000 Follower. Das ist ganz konservativ geschätzt. Normalerweise würde man in meiner Branche aber sagen: Wahsinn, 30.000 Follower!!11!1!

Die Accounts, die diese scheinbaren Massen lenken können, haben sie auf einen Beitrag in der FAZ gelenkt, bei dem ich die Zugriffe sehe. Dazu kommt noch, dass der Beitrag in etwa dem entspricht, was die Zielgruppe der Twitteraccounts gerne liest. Es ist also homogen, und man kann davon ausgehen, dass der Beitrag der Zielgruppe genau präsentiert wird.

Der Beitrag hat in 2 Stunden etwa 200 Klicks bekommen, und er steht dabei auch auf der normalen Seite. 100 gehen also, freundlich gerechnet, nochmal weg.

Damit stehen 30.000 Follower, bereinigt 10.000, 100 PIs gegenüber. Zwischen o.33 und 1% ist also die Klick Through Rate bei Twitter in diesem Fall. Vielleicht wird es mit der Zeit noch etwas besser, selbst wenn Twitter ein sehr schnelles Medium ist. Und ich weiss noch, wie vor 5 Jahren die Beiträge des Netzökonomen abgingen, der damals über 10.000 Follower hatte. Da musste ich mich jedes Mal ganz lang machen, um da mithalten zu können. Heute verlinkt Berliner Plebs anderes Berliner Plebs und es passiert so gut wie nichts.

Das sollte man bei der Social Media Strategie bedenken: Wie wertlos heute Follower bei Twitter geworden sind. Umgekehrt belohnt das natürlich jene, die konsequent Qualität und nicht nur kurze Twitter-Aufreger liefern. Ich mag das.

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Montag, 24. März 2014

C14H11Cl2NO2

hat mich soweit gebracht, dass ich wieder 9000 Zeichen durchtippen und online stellen kann, aber zuviel sollte man sich von meinen Überlegungen zum Separatismus in Europa bei der FAZ und im Kommentarblog nicht erwarten - besonders der Teil mit der Oligarchie erscheint mir ausbaufähig.

Am Rande - ich habe heute im Kontext mit "Hoodiejournalismus"



wieder viel Unsinn über die FAZ gelesen, namentlich genau von den üblichen Vollversagern, die an der gleichen Stelle wie ich jede Menge Chancen bekamen und dieselben dann Vollgas vor die Wand gesetzt haben, und zwar so, dass es nicht gerade eine Empfehlung für andere Medien war. Dass sowas rumläuft und die eigene Dummheit als Dialog im Netz ablässt, hilft mir wenigstens, mich trotz der sehr ungewohnten Dosis reinzuhängen. Ich will wenigstens, dass es gut ist, selbst wenn mir im Moment das Gefühl dafür leider fehlt.

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Peter Burke, Ludwig XIV.

Es ist, denke ich, eines der interessantesten Bücher, das man im Moment über Vladimir Putin lesen und kaufen kann. Gern wird Putin ja mit alten Sovietmachthabern verglichen, aber nach meiner Meinung liegt Ludwig XIV. da viel näher: Auch er kommt aus einer Zeit des Niedergang eines Reiches, und das hat ihn und sein Land und seine späteren Kriege um die Vormacht in Europa geprägt. Auch anderes kann man gut vergleichen: Der Fall Chodorkowski erinnert nicht umsonst an den unglückseligen Nicolas Fouquet. Ob er allerdings mit seinen Hanswursten ähnlich wie mit Pussy Riot verfuhr - das weiss ich nicht.



Peter Burke ist mir durch seine schöne Analyse des Werks von Baldassare Castiglione in Erinnerung geblieben, und das Buch über die Inszenierung von PutinLudwig XIV schliesst stilistisch mit seinem trockenen Witz direkt daran an. Für mich ist es insofern von Interesse, dass alles von Napoleon und Ludwig XIV mit voller Absicht bei mir im Sanitärbereich hängt, um das höflich zu sagen. Einen der Drucke, die den Autokraten als Liebling der Musen zeigt, habe ich auch, und

Wie soll ich sagen, ich bin nun mal überzeugter Bürger und Demokrat. Da gehören solche Abgetreteten der Geschichte nun mal in den Abtritt. Ich mag unser System und unsere Spielregeln, und die Vorstellung, dass in Russland nur das geprobt wird, was früher oder später auch in der EU anschafft und kommandiert, das gefällt mir gar nicht. Zum Beispiel haben wir die rechtsautokratische Regierung in Ungarn einfach so geschluckt. Und natürlich ist mir bei der Analyse der abgebrühte Blick auf die Geschichte sehr viel lieber als die aktuelle, die langfristigen Linien verstellende Empörung. Weil, wer ist da schon Gut oder Böse?



Burke ist einer von den Autoren, die im Studium stets mein Verhängnis waren. So einer taucht oft in Literaturlisten auf, man braucht ihn eigentlich nur wegen 2, 3 Seiten, weil er einen Randaspekt streift - und dann denkt man sich, oh, das ist aber interessant und das wusste ich noch nicht und gut geschrieben ist es auch. Und damit ist dann der Vorsatz, weiter nach frühmittelalterlichen Flügellanzen zu suchen, erst mal obsolet gewesen; damals war es ein Buch über den nicht minder widerlichen Ambrosius von Mailand.

Heute, es ist ja nur noch Gaudium und ohne Druck, kann ich mich leichter und ohne schlechtes Gewissen darauf einlassen, und doch: Es bringt Erkenntnis. Natürlich habe ich von Russland so viel Ahnung wie alle anderen auch, aber ich kann einstreuen: Nun, wenn man etwa an Ludwig XIV denkt, da war das ja ganz ähnlich, auch der wurde blockiert und tatsächlich hat ihn der spanische Erbfolgekrieg an den Rand des Ruins gebracht, egal wie pompös das alte Kadaver sich hingestellt hat, nicht wahr. Und dann kann man elegant den Fouquetvergleich machen, auf den Merkantilismus kommen und da fällt einem ein, kennen Sie schon mein neues Service aus Sevres? Nein? Ah, Sie müssen an den Tegernsee...

Man entgeht dem Elend ja doch nicht. Aber es ist schön, ausweichen zu können

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