: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 13. August 2014

Nach 40 Jahren

ist das Orange immer noch sehr leuchtkräftig, und wenn es da so am See steht, könnte es, mit einem alten Objektiv abgelichtet, natürlich auch wieder 1974 sein. Damals war es übrigens auch oft kühl und regnerisch.



Die Spuren dieses Sommers sind noch sichtbar, die angescheuerten Stellen am Rahmen und der Schweiss an den Händen, der die Lenkerbänder ausgelaugt hat. Im späten Winter habe ich es in Lenggries geholt, jetzt habe ich es hergerichtet, und es wurde recht schön - auch, weil es 39 der letzten 40 Jahre im Abstellraum verbrachte.



Aber gleichzeitig ist es auch das meiste, was aus der Zeit noch vorhanden ist. Denn das Rad habe ich gekauft, aber die doch recht melancholische Geschichte darum habe ich an die FAZ verkauft. Und natürlich auch im Kommentarblog gebracht.

Andere Frage: Kann die Leserschaft etwas mit dem Wort "Bumperlg'sund" anfangen und ist es irgendwie ansprechend?

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Dienstag, 12. August 2014

Habe Sonne im Glas.

Im Hof steht einer der Bäume, der älter als das aktuelle Anwesen ist. Man hat hier beim Bau nicht alles umgelegt, sondern einiges stehen lassen, und die Esche vor meiner Terrasse und die Marille über meinem Parkplatz habe ich durchaus ins Herz geschlossen. Wobei der kühlende Schatten der Esche, das muss ich zugeben, in einem Sommer wie diesem



Mitte August 2014 nicht wirklich benötigt wird. Nun könnte man natürlich jammern, aber ich bin rundum positiv eingestellt und wende meine Aufmerksamkeit der Marille im Garten zu. Deren Früchte sind zwar recht klein, und lösen sich eher unter widerstrebendem Gebaaze vom Kern, aber dafür sind es Früchte wie früher und jene, die den Baum anpflanzten, waren froh, dass es überhaupt etwas zu essen gab. Besonders vor dem Hintergrund, dass man die Marille auch für den Winter bewahren konnte. Damals gab es natürlich auch Marillenschnaps, der die Bauern torkeln liess, und ich denke, das war der eigentliche Anlass für die Anpflanzung. Aber ich nehme einfach Zucker, einen Topf und



habe die eher dürftigen Sonnenstrahlen dieses Jahres im Glas gefangen. Marillen haben besonders bei uns nördlich der Alpen ja diese spritzig-zitronige Süsse, ganz anders als in südtirol, wo sie eher lieblich schmecken: Das hat auch seinen Reiz. Zumal, wenn man sie mit den nordalpinen Zuckerbomben wie Kaiserschmarrn zusammenbringt. Wir haben Arbeitsteilug gemacht: Das Marillenkompott ist von mir und der Gast hat mich Eischnee schlagen lassen, als er vier Portionen Kaiserschmarrn für zwei und viel Marillenkompott zauberte.



Es ist aber noch was da. In ein paar Wochen ist es sicher Winter, so im September erwarte ich Neuschnee, und dann werde ich die Lebensgeister der alten Marille zu neuem Nutzen erwecken.

Ich will mich nicht beschweren. Der Haslinger Sepp hat das Wetter genau so vorhergesagt und so ist es auch gekommen, und ich habe eine Bleibe und einen Berg und einen See und eben einen Marillenbaum im Garten, dessen Früchte mir keiner streitig macht. Es könnte viel, viel schlimmer sein.

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Dienstag, 12. August 2014

Ohne visuelle Medien

Die letzten Wochen waren wieder voller Nachrufe; es scheint, als würde gerade die Nackriegsgeneration von uns gehen. Ohnehin, im Sommer wird oft gestorben. Autoren, Politiker, Musiker oder einfach das, was man so als prominent bezeichnet. Namen, die einen das ganze Leben begleitet haben, mal mehr, mal weniger. Da gehen sie hin.

Ausnahmen sind da nur jene Personen aus dem neueren Medienzirkus, die nicht so ganz natürlich sterben. Und was mir da auffällt: Ich kenne die nicht. Ich verbinde mit denen nichts. Ich habe den Eindruck, dass es an meiner nun schon 27 Jahre andauernden, totalen Fernsehabstinenz liegt. Eli Wallach kenne ich natürlich noch, aber wer ist dieser Herr Williams und was soll der gemacht haben?

Keine Glotze, kein Schmerz: In meinen Bücherschränken ist kaum ein Autor unter den Lebenden und wer es doch ist, hat oft genug so schlecht geschrieben, dass ich später einmal keine Nachrufe erwarte. Die Gegenwart ist nicht so sehr Teil meines Daseins, und das erspart mir doch eine grössere Menge von finalen Absurditäten unserer Epoche. Man hat ohne Kiste einen ganz anderen Blick auf das Leben, und der ist nicht nur sehr gewaltfrei, sondern auch bereinigt von denen, die doch reichlich überschätzt werden: Das Prinzip der Verzichtbarkeit ist nun mal die Treibfeder der modernen Medien, und irgendwie ist alles Dschungelcamp, bis zur letzten Schlagzeile.

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Sonntag, 10. August 2014

Irgendwann kommen die Ideen

Was mir beim Schreiben oft auffällt: Die Ideen sind gut, aber nach 5000 Zeichen ist da keine Luft mehr drin. Das sind dann die Beiträge, die als Rohling liegen bleiben. Manchmal fällt mir dann doch noch ein wichtiger Aspekt ein, und dann finde ich mitunter die Texte nicht mehr. Oder glaube, das hätte ich doch schon geschrieben. Oder mache es dann doch fertig.



Das kann hier oder bei der FAZ nach all der Zeit schon einmal passieren. Es geht um nichts, und in jede Richtung sind genug Freiräume da. Aber ich kann schlecht einen Vertrag über viele, viele Seiten unterschreiben und dann merken, dass es zwar eine gute Idee war, aber keine, die trägt. Das der Finanzierung folgende Gewürge rum um Michi Seemann und Krautreporter sind mir ein warnendes Beispiel. Deshalb fahre ich viel Rad und mache mir im Kopf Notizen, die dann oft wieder weg sind. Dann waren sie aber vermutlich auch nicht gut genug.



Diesmal war das Thema Pausen dran. Pausen sind wichtig. Selbst wenn man aus dem Tritt kommt und danach denken mag, die Beine fallen einem ab. Inzwischen empfinde ich das gar nicht mehr so, aber dafür habe ich auch lange gebraucht und musste viel fahren und dabei viele Pausen machen. Denn den Rost wird man nach 5 Minuten los, aber übersäuerte Muskeln hemmen mehr als einen Tag und wer es zu sehr übertreibt, der verliert viel. Ausserdem, es ist so schön hier. Jede Pause hat ihre Berechtigung. Für die Leser ausprobiert, und es war gut und richtig.



Man darf sich nicht irre machen lassen. Nicht von den Medien - man muss nur mal schauen, was die an sport- und Ernährungsideologien verbreiten. Nicht von technischen Geräten und bizarren Leistungen, nicht von langen Strecken und Lösungen, die nicht zu einem passen. Man muss fahren, solange es Spass macht, und absteigen, wenn es nicht mehr geht. Man muss seine Leistung kennen und seine Schwäche. Manchmal muss man sich zwingen.Aber man darf nie die Freude verlieren.

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Freitag, 8. August 2014

Ich war beschäftigt

Ich musste sehr viel aufräumen. Aus Gründen. Welchen und wie das so war, erkläre ich in der FAZ und im Kommentarblog - jedenfalls, das Penserjoch war weniger hart.

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Mittwoch, 6. August 2014

Das wird den N. freuen

Der N. mag die italienische Traditionsmarke Campagnolo. Ich mag sie eigentlich auch, denn sie hat lange in Europa produziert - die neueren Sachen jedoch, sagt man, kämen auch aus teilweise aus Fernost und nicht mehr aus Vicenza. Aber ich kenne sie auch aus der ganz schlechten Zeit, als die Italiener für eine Bremse 10 mal so viel nahmen wie die Japaner für ihre gute Mittelklasse- und mit den Japanern blieb man stehen und Campagnolo versprach, die nächste Serie der Deltas würde das Problem lösen, und man würde nicht mehr über die Klippe fallen.



In meiner Jugend war das, so in etwa von 1982 bis 1992. 10 Jahre, in denen Campagnolo ein paar gute Ideen hatte, und ganz viele schlechte. Vieles war hoffungslos veraltet. Dass ich das heute wieder restauriere und andere Qualitäten sehe. ändert nichts daran, dass die Firma zwischenzeitlich ganz weit weg von der technischen Spitze war. Inzwischen ist das anders, man kann die Marke wieder unbesehen durch alle Gruppen kaufen, und die alte 9- oder 10fach-Record ist meine auch noch heute bevorzugte Gruppe - knapp vor der 7700er Dura Ace. Wobei ich finde, dass 9fach langfristig gesehen mit den etwas grösseren Toleranzen im Normalbetrieb besser schaltet. Und die Laufräder kann man bedenkenlos kaufen. So bedenkenlos, dass ich einen Satz Campagnolo Eurus auf Vorrat gekauft habe, ohne zu wissen, wo ich den verbaue. Aber jetzt ist er am Pasculli und ich finde, da passt er auch hin.



Sehr italienisch, das alles. N., der Shimano vehement ablehnt, wird es mögen und vielleicht gar nicht merken, dass Lenker und Vorbau von Pro sind, einer Tarnmarke des Teilegiganten aus Japan. Aber ich habe, wie gesagt, die schlechte Zeit von Campagnolo mitgemacht, an Schaltwerken gefeilt und über ungedichtete Lager geflucht. Ich bin offen und unideoligisch. Ab einer gewissen Qualität gibt es einfach kein schlechtes Rad.

Und das hier ist schon recht gut.

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Dienstag, 5. August 2014

Die Hölle

Es war nicht so schlimm wie, sagen wir mal, das Umziehen aus meiner kleinen Münchner Wohnung an die Donau. Das war nämlich nach all den Jahren so, dass ich mit gewchworen habe, nie wieder unzuziehen. Zumal in München noch ein Aufzug war - daheim musste ich alles hochschleppen. In jene Wohnung, die jetzt wieder besuchbar werden musste. Und die Lässigkeit, Menschen mit meiner gewohnten Schlamperei zu konfrontieren, habe ich einfach nicht. Andere können das, ich schufte lieber 12 Stunden, um den Schein zu wahren. Wenigstens gebe ich zu, wenn ich dann mit dem Gast unten am Fluss auf den Liegestühlen sitze, wie es wirklich ich.



Es ist die Hölle.

Und doch wäre sie vermeidbar, wenn ich nur stetig jeden Tag eine halbe Stunde putzen würde, Vermutlich ist es so, dass sich diese harten Putzkommandos, auf Lebenszeit umgerechnet, in Sachen Zeit lohnen, aber wenn es dann so weit ist, brauche ich keinen Ausgleichssport mehr. Lieber als Aufräumen mache ich zweimal den Jaufenpass mit dem 1-Gang-Rad (ohne quengelndes Kind auf dem Gepäckträger, denn jede Hölle hat ihre Kreise, und so verkommen bin ich dann doch nicht).

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Sonntag, 3. August 2014

Und hier

Ich mag ja Perlenketten und andere schätzen sie auch - manche sogar so sehr, dass sie rabiat werden:

Denn, indem sie das Kabinett der Degenfeld durchstöberte, fand sie nicht nur alle die Liebesbriefchen des Kurfürsten, sondern auch all die Schmucksachen, die er ihr geschenkt hatte. Das versetzte sie in eine Wut und sie ließ mich und meine Schwester rufen. Die Degenfeld hatte ihrerseits den Kurfürsten benachrichtigen lassen, und als wir eintrafen, erblickten wir einen ganz außergewöhnlichen Auftritt. Der Kurfürst stand vor seiner Geliebten, um die Schläge abzuwehren, die sie von seiner Gemahlin hätte bekommen können, die Kurfürstin ging im Zimmer hin und her und hatte alle Schmucksachen der Degenfeld in den Händen. Voll Zorn kam sie auf uns zu und schrie: Prinzessinnen, schaut her, das alles ist der Lohn der Hure, das alles ist nicht für mich bestimmt. Als der Kurfürst ihr sagte, sie solle die Juwelen derjenigen, der sie gehörten, zurückgeben, warf sie alles durchs Zimmer und kreischte: Wenn sie mir nicht gehören sollen, nun dann sind sie da, und da, und hier!

Man kann es natürlich auch übertreiben mit der Raffgier, besonders, wenn man Schmuck an einer Frau zu teuer verkaufen will. Es gibt da den ein oder anderen Vielanbieter, den ich verdächtige, hin und wieder selbst die Preise nach oben zu treiben, und mittlerweile sorgen solche Verhaltensweisen dafür, dass Gemälde, so sie beim ersten Mal teuer verkauft wurden, beim zweiten oder gar dritten Mal generell sehr kritisch gesehen werden. Regelmässig gehen daher die Preise nach unten, denn die Käufer sind misstrauisch und möchten nicht zu Höchstpreisen ausgeplündert werden. Sprich, Internet verlangt ein ganz anderes Raff und Kaufverhalten, alte Fallstricke kommen im neuen Gewand daher, und hier nicht und hier nicht - aber jetzt.



Manche Händler wissen das und lassen Monate vergehen, bevor sie Gemälde erneut bringen, aber diese Dame war dann doch zu aufällig und irgendwie wollten nur noch ein paar Leute mitbieten. Im Verhältnis Alter zu Kosten ein ungewöhnlich gutes Geschäft, denn die Dame ist von 1690, und die zwei, drei Generationen zu meinem Hauptjagdgebiet machen Bilder sehr viel seltener.

Es fand sich übrigens auch recht schnell ein Platz. Und hier noch einer, und hier, und hier.

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