: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 12. März 2015

Terry - bitte, wie meinten Sie?

Auf eine Person stossen, weil man den Twitteraccount von einem StaSi-Relativierer liest, der einen recht anlasslos als geistigen Brandstifter bezeichnet, ist eine Vorstellung, die sich der Betreffende vielleicht nicht so herausgesucht hätte. und obwohl ich mich regelmässig in einer Buchhandlung befinde, und dortselbst auch gern stöbere, ist mir dessen Name entgangen. Ja, sogar der Umstand, dass jemand, die ich mal kannte, seine Werke höchst schätzte, hat sich damals bei mir nicht niedergeschlagen. Es ist also keine Arroganz, wenn ich hier zugebe, dass ich Terry Prachett nicht kannte. Dabei kenne ich doch sogar Jeremy Clarkson von Top Gear.



Ich entnehme Nachrufen und allgemeiner Trauer, dass der Autor anderen in etwa sowas sein kann, wie der Hitchhikers Guide to the Galaxy, Herr der Ringe oder Harry Potter. Ersteren habe ich gelesen und mochte ihn, aber nicht so, dass ich mein Dasein daran orierntiert hätte, wie etwa bei Voltaire, Mirabeau oder Diderot. Zweiteres habe ich - auch angefangen, aber es wurde mir bald zu dumm. Die Parodie "Herr der Augenringe" fand ich dagegen lustig. Herr der Ringe war mir irgendwie zu schwülstig, und die Verwebung der Geschichten war nichts gegen die Handschriften von Saragossa. Und für Harry Potter, nun, man nehme es mir nicht übel, aber dafür bin ich vermutlich zu alt und zu ernsthaft und so viel Lebenszeit, dass ich sie in gehypte Kinderbücher stecken würde, habe ich in diesem Dasein nicht.

Echte Bildungslücken - wenn man traditionelle Vorstellungen annimmt - habe ich wenige und wenn doch, dann nicht auf kulturellem Bereich, insofern ist das "den muss man doch kennen", das mir entgegenschallt, seltsam. Kaum jemanden hat es berührt, dass Gabriel Garcia Marquez gestorben ist, dessen Hundert Jahre Einsamkeit ich nach dem Abitur in einem Urlaub bei Tempesta verschlungen habe, und nach seinem Tod erneut las und immer noch mochte. Da hat sich wohl etwas getan in der Literaturlandschaft, was weit über Anime und Manga hinausgeht. Ich mag magischen Realismus.

Aber eine Scheibenwelt?



Ja, werden die Fans sagen. das muss man gelesen haben und das ist keine Sache, die mit diesem oder jenem vergleichbar wäre. Aber ich meide zumindest in der Literatur Texte, die heute, in der Gegenwart Kult werden. Das liegt daran, dass ich den Kult des Gegenwärtigen nicht mag. Ich setze mich gern mit den Kirchenvätern auseinander, deren Kult längst zu höhnischem Gelächter zerfallen wäre, gäbe es nicht den IS und Boko Haram, und ich kann stundenlang in ihr verträuntes Gesicht und seine Vorfreude schauen, sehr wohl im Wissen, dass Bustellis Figuren aus Nymphenburg für andere nur Nippes sind. Die Zeit hat abgewaschen, das darum geglaubt und erwartet wurde, nun ist das eben reine Verblendung und reines Verlangen. Das mag ich sehr.

Ich lese, der Autor sei besonders bei den Abseitigen und Anderen beliebt, aber das sagt heute nicht mehr viel. Jede Kultur kokettiert heute mit Abseitigkeit, Nichtnormalität und Ansprache von Minderheiten. Das ist heute keine Kunst mehr, keine Randgruppe und kein Prädikat, sondern nur noch Marketing. Es ist erlösend, etwas zu lesen, das keiner kennt und von dem keiner spricht. Eigentlich bin ich auch lieber in Antiquariaten als in Buchhandlungen. Man muss sich um mich keine Sorgen machen, alles ist gut, ich kenne auch noch die normale Welt und kann gut darin leben.

Aber atmen tue ich an anderen Orten, und gern ohne Begleitung.

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Mittwoch, 11. März 2015

Das nehm ich Dir übel, Allergie.

Dass ich vornehmlich daheim sein muss und so schon nach fünf Stunden mitbekomme, wie der angebliche Cyborg und linksbizarre Expirat, der seiner mal pluralistischen Partei den StaSigen Claim "Schwert und Schild der Partei" aufdrückte, ein Watchblog zu meiner Person forderte.

Schon witzig. Was ich im Internet mache, steht im Internet, da braucht es kein Watchblog, und was ich sonst so mache, bekommt keiner mit -allerdings ist das auch reichlich unspektakulär. Was sie selbst machen, nennen sie politischen Aktivismus und wundern sich, warum in diesem Land dann prompt Merkel gewählt wird. Und regen sich über Gabriel auf und verkennen, dass sie ebenfalls auf dessen Leistungsniveau herumkrebsen, nur halt auf der anderen Seite des abgewirtschafteten linken Spektrums und mit blauen Haaren statt mit Übergewicht.

Aber bitte, macht ein Watchblog zu meiner Person. Ich liefere gern Torten-, Rad- und Silbercontent in der FAZ und erkläre, wie man mit mir sogar enorme Profite machen kann. Selbst ohne Bildung, Charakter und Kompetenz im Gabelhalten.

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Dienstag, 10. März 2015

Warum macht man das?

Warum bestellt man etwas, bei dem man nur eine vage Vorstellung von dem hat, was letztlich kommen wird? Wir wollen doch eigentlich alle, dass das Objekt unserer Begierde genau den Erwartungen entspricht. Es soll so schmecken, wie es gefällt, aussehen, wie man es gern hat, und nicht störrisch, tückisch und eine einzige Abfolge von Debakeln, die sich gegenseitig bedingen.

Meine Meinung ist, dass es in meinem Leben einfach etwas zu gut zugeht. Nicht viel, aber ich lebe doch in recht guter Sicherheit mit einer verlässlichen Arbeit, ich habe einen ordentlichen Ruf bei den richtigen Leuten, und zwar von der Sorte, dass ich im schlimmsten Fall etwas anderes finden könnte - so ich das denn nötig hätte und nicht einfach so gut überleben würde. Meine Familie und mein Arbeitgeber sind schweigsam, und all die Theorien über mich können mir egal sein - mein reales Leben ist zu weit weg von der Vorstellungskraft derer, die mir Schlechtes wollen. Es ist technisch nur in einem sehr viel kleineren Umfang als üblich möglich, mich so in den Staub zu schicken. Und deshalb reden wir jetzt über französische Vierfachzahnkränze.



Üblich waren sie nicht sehr viel länger als in der direkten Nachkriegszeit, und da auch hauptsächlich nur in Frankreich. deshalb haben sie hinten, wo man sie an die Nabe schraubt, auch meistens ein französisches Gewinde. Moderne Schaltungen haben gleich zehn oder elf Ritzel, und man kann sich vorstellen, dass die Belastungen pro Ritzel früher sehr viel höher waren. Also gingen sie kaputt, so wie an meinem neuen Radprojekt.

Das Problem ist polykausal, ich brauchte auch noch die richtige Kette - moderne Ketten für Schaltungen gehen da nämlich nicht, die sind zu flexibe. Ich brauchte Fett in den Zügen und Öl an den Gelenken, ich brauchte genau die richtige Länge und viele Versuche, und am Ende sprang die Kette immer noch. Also mussten neue Ritzel her

Und wie sich dann herausstellte, liebe ich nicht allein die Räder der frühen Nachkriegszeit. Es gibt derer viele und viele brauchen auch neue Ritzel, die, man ahnt es, heute nicht mehr hergestellt werden. Nun könnte man theoretisch einfach Schraubkränze mit mehr Ritzeln nehmen, denn fünffach gibt es in unendlichen Mengen. Aber die passen links nicht in den Rahmen, weil zu breit, und rechts nicht zum Schaltwerk, weil es zu wenig seitliche Bewegung hat. Es gibt schon Gründe, warum diese Form der Schaltung ausgestorben ist, aber das hilft einem in der Gegenwart auch nicht weiter.

Geholfen hat letztlich, dass ich mal eine Kiste mit vielen Ritzeln erwarb, weil ich genau eines brauchte. Den Rest habe ich im Speicher vergraben, den ich nun besuchte. Da war dann das drin, das ich brauchte, und es sah noch gut aus, siehe oben.

Es kommt von Moyne. Moyne baute erste Qualität für französische Räder, und die Wahrscheinlichkeit, ein Moyne-4-fach Ritzel mit englischem Gewinde zu haben, ist fast gleich Null.

Wie ich erfahren musste, besitze ich das nicht nur, sondern auch ein Hinterrad, von dem sich das Ritzel nicht lösen lässt, in einem Rahmen, in den meine anderen Laufräder nicht passen. Ich muss diesen ver.... Freilauf abbauen, was immer es kostet, weil sich auch gezeigt hat, dass die Ritzel meines neuen Kranzes alleine nicht auf den alten Freilauf passen, und dann kann ich eventuell von einem anderen Rad einen 4-fach-Kranz lösen, wenn er runtergeht, und hier einbauen, weil das andere Rad mit einer anderen Schaltung auch einen fünffachen Kranz erträgt. Den ich hier habe. Mit hoffentlich französischem Gewinde.

Das sind die wahren Niederlagen des Lebens. An ihnen wächst man und alles andere wird einem dann egal. Denn man hat ansonsten ja eher weniger Probleme, da kann man sich schon mal welche machen. Zumal, wenn das Ergebnis schön wird.

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Montag, 9. März 2015

Waschlappen

Hier freut sich die taz-Mitarbeiterin Margarete Stokowski öffentlich, dass jemand sein Krautreporter-Abo kündigt und zur taz wechselt.

Und hier delektiert sich der Verein "pro Quote" über die angekündigten konsequenzen für Tilo Jung bei Krautreporter, weil er etwas sehr Dummes auf seinem Instagram-Account veröffentlicht hat.

Und hier nun fällt ein Krautreporter-Gründer Tilo Jung in den Rücken, als die deutsche Buzzfeed-Gossenbetreiberin Juliane Leopold aus dem Umfeld des Aufschrei am Shitstorm mitwirkt. Heute ist sie bei Buzzfeed - einer Firma, die das Bild selbst gebracht hat, über das sie sich aufregt.

Ich wasche meine Hände in dreckigem Öl. Ich brauche ehrliche Arbeit, wenn ich sehe, was für Leute heutzutage Journalisten sein wollen. Eine Unterscheidung zum Mob ist da nicht mehr vorhanden, und Gewalt ist immer nur dann beklagenswert, wenn man nicht zu den Tätern gehört. Gab es da nicht mal so Sprüche wie "entschlossen in die Fresse fisten"?



Shitstorms gab es bei mir und der FAZ auch, und zwar gleich mehrfach. Nicht alles, was ich tat, hat Schirrmacher vollumfänglich gefallen, aber wir haben offen darüber geredet und dem Umstand verdanke ich es auch, dass ich heute jede Menge Kompromat habe, an dem ich zeigen kann, wie politische Aktivisten versuchen, einen Journalisten um den Job zu bringen. Schirrmacher, der das alles selbst öfters mitgemacht hat, war da recht cool und wusste, dass eine Zeitung nach 70 Jahren nicht auf Pöbel reagieren muss, der sich nach 7 Stunden ein neues Opfer gesucht hat - und Nachwuchshetzer wären prompt auf der schwarzen Liste gelandet, wo die mspros und Jakubetzes dieser Welt standen. Ich weiss nicht, ob ich so eine Nummer wie die von Tilo Jung unbeschadet überstanden hätte, aber es war nun mal so, dass es eine gewisse Toleranz für Fehler gab, und ein Fehlgriff nicht die restliche Arbeit auf immer verdarb. Einfach, weil ich für das Überschreiten von Grenzen eingestellt wurde. Nach den Regeln kann jeder feige Depp. Ausgereizt habe ich nur die allgemeinen Grenzen, aber nicht die von Schirrmacher, und wenn es Ärger gab, hat er sich eben hingestellt und das im Zweifelsfall verteidigt, weil das Ganze wichtiger war als die bald verpuffende Empörung.

So hat das all die Jahre funktioniert und so hat es gehalten. Natürlich war Schirrmacher eine Ausnahmeerscheinung, und er kam aus einer anderen Welt. Die Krautreporter jedoch, auf die Schirrmacher grosse Stücke hielt, kommen nur aus dem Netz und sind abhängig davon, wie sie im Netz dastehen. Nach meiner Meinung sind das Waschlappen, wenn sie hier schon einknicken - was machen die eigentlich, wenn sie mal keinen Wohlfühljournalismus mehr bringen, sondern sich wirklich mit jemandem anlegen, der einen Anwalt schickt?

Das will ich nach dieser Nummer gar nicht mehr wissen. In dieser Nummer geht es darum, dass ein Haufen mehr oder weniger prekär lebender Aktivistinnen munter mit den wirklich Angesäuerten mitplärren, weil sie ein Medium auf Linie bringen können, und eventuell auch, weil nach einer möglichen Entlassung von Jung die inhaltlichen Löcher gestopft werden müssen - und sowas könnte einer stümpernden H4-Feministin nicht weniger gefallen, als dem Fussvolk von Pro Quote oder den Freundinnen der Frau, die im Auftrag der Bild die sozialen Netzwerke mit Dreck spamt. Jede kann sowas brauchen, zumindest, solange noch Geld da ist. Mit gegenderter Sprache und noch mehr Gewinsel, als bei KR ohnehin schon zu finden ist. Ich kann davon ein Lied singen, ich hatte Mitarbeitsmöglichkeiten bei den Blogs zu vergeben und weiss, was passiert, wenn man mal so einen Müll nicht annimmt. Ich würde auch jedem davon abraten, sich solche Leute ins Haus zu holen.

Ich mochte Tilo Jung und seine Art noch nie. Ich kann mit seinem Stil nichts anfangen, ich mag das Auftreten nicht, ich hasse Distanzlosigkeit, ich lehne Bewegtbild ab und ich bin wirklich voreingenommen. Ich würde so nicht werden wollen und müsste ich es - ich würde den Beruf wechseln. In der Sache kann man wenig zu seiner Verteidigung vorbringen, aber wegen eines dummen Postings den ganzen Frust wegen der mies laufenden Krautreporter auf ihn auskübeln und seinen Kopf fordern und nachtreten, so lange es geht, wenn er sich schon entschuldigt hat - das ist auch nicht meine Vorstellung davon, was sich Medien vom Mob gefallen lassen sollten, schreibe ich in der FAZ.

Ich hätte gern gewusst, was passiert wäre, wenn Schirrmacher sich mit 2 Dutzend guter Leute rangesetzt und was Neues gemacht hätte. Schirrmacher hatte den Charakterer derer, die die Medien vor über hundert Jahren gross gemacht haben, raubtierartig, wenn es nötig war und grossmütig, wenn es ging. Ich sage Charakter. Das kaufe ich gerne. Aber keine Schwörbellapp Waschlappen. Die braucht niemand und ich glaube auch nicht, dass "Die Einknicker" ein Geschäftsmodell ist, das tragen kann.

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Sonntag, 1. März 2015

Wie man davonkommt

Ich habe am letzten Wohenende ziemlich viel über Berlin mit jemandem geredet, der dort wohnt, und das ist nicht immer ganz in gleichlautender Bewertung oder reiner Konsens. Bei uns schafft es jeder Einbruch in die regionale Presse, und Schlägereien, die in Berlin an der Tagesordung sind, werden hier zu Sensationsprozessen. Schon unterhalb der polizeilichen Ermittlungen gibt es Gefährderansprachen, und die sind, wie man als Hausbesitzer erleben kann, hochgradig effektiv: Wer vor meinem Haus pöbelt und wessen Autonummer bekannt ist, wird mit dem Umstand konfrontiert, dass man sich beim nächsten derartigen Vorfall an seinen Namen erinnern könnte. Das bringt ein gewisses Publikum schlagartig dazu, sich eine ruhige Innenstadt zu wünschen, und manchmal auch einen ganz lieben Entschuldigungsbrief zu verfassen.

Kurz, wer hier bei uns nicht wegschaut, bekommt Unterstützung statt ein Messer in den Bauch - und wenn man älter wird, weiss man das durchaus zu schätzen. In Berlin ist des anders und man lebt damt, und wie schlecht man damit lebt, sieht man gerade wieder bei der Verbrechensstatistik:

Taschendiebstahl

Diese Zahl explodierte regelrecht, und zwar um 55 Prozent auf 32 121 Taten. 2013 hatte es schon einen deutlichen Anstieg auf fast 21.000 Taten gegeben, in den Vorjahren waren es um die 15.000 gewesen. 81 Prozent der gut 1000 ermittelten Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass. 31 Prozent waren Rumänen. Die Aufklärungsquote liegt bei 4 Prozent, minimal höher als 2013.


Wenn man davon ausgeht, dass die überwiegende Zahl der Opfer weiblich ist, wenn man die hohe Dunkelziffer dazu rechnet - dann könnte man auch sagen, dass man im Ausland inzwischen weiss, wie leicht es in Berlin ist, sich an anderen zu vergreifen, und wie wenig die Polizei da tun kann.

In Bayern hätten wir nach solchen Horrorzahlen vermutlich eine drastische Aufstockung der Polizei und ausserdem Schwerpunktfahndungen. In Bayern würde man - vermutlich gar nicht mal falsch - auf die Traumatisierung der Opfer hinweisen, die von da an vermutlich in der Nacht Angst und den Eindruck haben würden, die Stadt sei nicht mehr sicher. Niemand würde hier wegen "racial profiling" jammern, wenn die Polizei dann von osteuropäischen Banden spräche, gegen die sie vorgeht, jeder wäre betroffen wegen all der Unannehmlichkeiten, die den Opfern dann zustossen, und auch niemand würde Verständnis für die selbst von Armut und Flucht gezeichneten Täter fordern.

In Berlin würde man sich vielleicht das feministisch angehauchte Äquivalent wünschen, sind die Täter doch fast ausschliesslich Männer und die Opfer meist weiblich. Und es ist doch überhaupt keine Frage, dass Frauen bei solchen Überfällen ausgewählt werden, weil die Täter weniger Gegenwehr erwarten, und auf Angst und Schwäche zählen. Jeder dieser Diebstähle kann auch eine sexistische Dimension haben. Und dafür ist die Aufklärungsquote dann auch enorm niedrig. Man kann Berliner Frauen bestehlen und sich ziemlich sicher sein, davon zu kommen, während die Betroffene mit dem Schaden zurück bleibt - so könnte man das auch übersetzen und einen Skandal daraus machen.

Allerdings müsste man sich dann auch mit der Täterstruktur und ihrer Herkunft beschäftigen. mit struktureller Gewalt in den unteren Schichten, und daran anknüpfend mit der Frage, ob es in Deutschland nicht insgeamt doch ganz gut geworden ist, selbst wenn Maskus kein Binnen-I verwenden und viel zu wenig Genderlehrstühle eingerichtet werden. Man müsste mal über Zuwanderungsprobleme reden und darüber, dass die Bezeichnung "Zigeunerschnitzel" sicher nicht unproblematisch ist, für den Ruf der Osteuropäer aber auch noch andere Faktoren von Bedeutung sind.

Und das alles, ohne gleich wie die CSU oder Pegida zu klingen. Das ist nicht ganz leicht, weil diese beiden Gruppen durchaus um Anschlussfähigkeit zur Mitte ringen. Das alles ist unangenehm und ausserdem auch wenig publikumswirksam - darüber redet man schon überall, da ist dann eine Feministin eine unter vielen, und fällt dann gar nicht mehr auf.

Ich war letztes Jahr in Teneriffa und vorletztes Jahr in der Nähe von Agrigent, an beiden Orten ist das Thema enorm dringlich und ich weiss daher auch, wie gerade Frauen reagieren - von freier, furchtloser Bewegung kann im Gedränge keine Rede sein. Das ist auch ein ständiges Thema, man ist immer auf der Hut, es ist nicht schön und wenn man dann nach Bayern kommt und sieht, wie nachlässig in Reuthberg die Taschen im Jägerstüberl herumliegen, wie bedenkenlos man seine Sachen in die Garderobe hängt - dann ist das eine andere Welt und eine, für die viele vieles andere in Kauf nehmen. Wichtig ist, dass es keine Debatte darüber gibt, ob man Kriminelle nicht doch verstehen oder nachsichtig behandeln sollte, und dann wählen sie eben im Zweifelsfall die CSU, die das garantiert. Politik beginnt nich bei der Sprache, sondern im eigenen Vorgarten.

Und die Linken und Feministinnen und Asylaktivisten in Berlin fordern offene Grenzen, weniger staatliche Repression, und viele Stellen für Projekte zum Thema Gewaltprävention und Studien über die Rape Culture in unserer Gesellschaft. Oh, und Freigabe von Drogen. Was sie nicht fordern, was irgendwie okay ist, womit man halt leben muss, sind kriminelle Gruppen und Straftäter, die wissen, dass sie hier kaum etwas zu befürchten haben, wenn sie sich nur die richtige Stadt heraussuchen.

Und weil sich solche Täter auch eher an jene halten, deren Taschen mehr versprechen, ist das linke Weltbild weiterhin in schönster Ordnung. Das Iphone ist eh immer in der Hand, und man regt sich damit über den nächsten Spruch einer Frau auf, die nicht auf Linie ist, und spricht ihr die "Daseinsberechtigung" ab.

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Samstag, 28. Februar 2015

Es herrscht Krieg

und natürlich stellt sich nun die einzig entscheidende Frage in der FAZ: Was ist für uns drin und warum profitieren wir nicht mehr wie früher?

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Wir werden nicht jünger

Wir werden fetter und seltsamer und kommen auf komische Ideen, was das Äussere betrifft. Wir werden fett. Wir schauen mit einer Mischung von Ironie, Verachtung und Hinterlist auf das Kommende und benutzen unsere Ellenbogen, damit die wissen, wie viel Platz wir uns nehmen. Wir wenden uns schon etwas ab und unser Verhalten ist geharnischt. Wir tragen Hüte, und teure Fetzen, die uns dann nicht mehr schmücken können, weil wir zu alt sind. Alt und etwas hässlich. Das sind wir später und auch mir wird es so gehen.

Und dafür habe ich jetzt schon ein passendes Profilbil gefunden.



Es ist leicher, sich damit abzufinden, wenn es in Öl trotz allem stimmig ist und nicht von all den Gebrechen erzählt, von denen wir dann vermutlich zu oft reden.

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Freitag, 27. Februar 2015

Amateure lesen Fifty Shades

Profis kennen sich dagegen mit SM aus und schütteln darüber in der FAZ den Kopf.

Neben der unbestreitbaren Qualität der Texte ist es für mich immer auch ganz nett, mich wie ein Chorknabe zu fühlen. Hatte ich lang nicht mehr.

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Die Maskus sind schuld

Die Ausgangslage: Feministin der Dritten Welle, die ziemlich im Schatten von der Wizorek steht, bringt erst mit vielen Rechtsextremismusvorwürfen die JuPis auf Antifalinie und hat dann wegen Studienabschluss anderes zu tun - etwa, einen Job zu finden. Das beklagt sie erst im eigenen Blog, und die Süddeutsche Zeitung übernimmt das als Teil ihrer Recherche.

Was heute so Recherche heisst - obwohl die SZ auch noch ganz anders kann.

Darin zu lesen: Mal wieder das Jammern einer an sich sehr hoch qualifizierten Frau, die sich selbst zum Abschluss gebracht hat und nun keine Stelle findet. Wer genau sie ist, lässt die SZ offen, aber Eingeweihte finden sie auf Twitter, wo sie schon auf Jobangebote wartet.

Der Rest ist irgendwie absehbar und ein Kapitel aus dem Ratgeber "Wie ruiniere ich die Chancen, die mir mutmasslich durch Hilfe des Femimimi-Netzwerks in der SZ zuugeschanzt wurden".

Kaoskonsum so: @Tugendfurie *klugscheiß* Deine Netzpräsenz klingt wie ein Problem, nicht wie die Lösung der Probleme eines Arbeitgebers #justmy2cents

Tugendfurie so: @Kaoskonsum Wat?

Kaoskonsum so: @Tugendfurie Guck mal, wenn jemand einen einstellt, will er eine Aufgabe oder ein Problem gelöst haben. In deinem Fall Texte verfassen, redaktionelle Arbeit, sowas. Arbeitgeber wollen keinen Stress mit Genderthemen, Männer keine Zicken und Teamleiter niemanden der Mißstände an den Pranger stellt. Man findet mit 2x Googeln d. Selbstbeschreibung "Garstige Nörglerin" Was ist niemand, den man im Team will. Du bist viel zu direkt und sarkatisch unterwegs. Das Risiko, das du das Ernst meinst will keiner eingehen. ;)

Tugendfurie so: Ah ja... *kopfschüttel*

Kaoskonsum so: Menschen sind simpel, die wollen keine zusätzlichen Probleme. Du kommst anstrengend rüber.

Tugendfurie so: Genau das war Thema des Textes: Menschen haben Vorurteile und ich kann das ausbaden. Schöne Gesellschaft.

Kaoskonsum so: Du trägst deinen Teil bei. Empfehle Seminar Selbstmarketing und Überarbeitung des Twitter-Profiltexts in Kritische Hinterfragerin, klug und am Boden geblieben, kreativ & kommunikativ z.B.. Niemand sagt, die Welt sei fair.Der Widerstand lässt sich aber viel besser aus dem System heraus organisieren als von außerhalb

Tugendfurie so: Okay, stopp. Ich würde gerne keine Ratschläge mehr dieser Art bekommen. Danke, tschüss.

Kaoskonsum so: Bitte sieh es nicht als Angriff. Wenn du mir nicht sympathisch wärst, hätte ich nichts gesagt. No offense. Viel Erfolg

Tugendfurie so zu sich selbst: Meine Twitterbio sei zu selbstironisch, um einen Job zu kriegen, aber dass Maskus bewusst meinen Ruf schädigen kritisiert keine*r.


Den Dialog sollte man allen zeigen, die so gern von Chancengleichheit reden: Wer sich so präsentieren kann, hat viel mehr Chancen als jede Ex.Mitarbeiterin von Schlecker. Medienaufmerksamkeit, Kontakte, politische Unterstützer sowieso. Aber die Gesellschaft kann nichts dafür. wenn die Umsetzung dann derartig lernresistent daher kommt,

Das kann man natürlich auch anders sehen und das machen auch die Freunde. Die reden gut zu und finden das genau so richtig. wie sie es macht. So muss das sein.

Und auch in einem Jahr werden immer noch die Maskus schuld sein. Es ist so praktisch. Und deshalb bitte mehr Frauenförderung und mehr Quoten und mehr Beihilfen für feministische Projekte, dass noch mehr von denen durch das Land reisen und Frauengruppen erklären können, dass in jedem Mann ein potenzieller Breivik steckt. So wie die junge, hoch qualifizierte Frauen ausbooten, ist das ja offensichtlich.

Der Gedanke, dass jede, wirklich jeder Probleme hätte, mit so einer Haltung einen gut dotierten Job zu bekommen, noch dazu im überlaufenen Feld der Germanisten, taucht da gar nicht erst auf. Es geht natürlich um strukturelle Armut und dass sich das vom Generatio zu Generation auswirkt - eben, die Gesellschaft.

Darauf dann noch einen Rant und noch einen. Bloss nicht nachgeben oder nachdenken.

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Dienstag, 24. Februar 2015

Graf Haw Haw spricht jetzt russisch

Die FPÖ, Pegida, Front National, AfD, Friedensbewegte und Baumumarmer - sie haben alle eine Gemeinsamkeit. Sie ist russisch, angeblich blond und nennt sich Selena. Selena hat - wie viele andere Putinverehrer - auch einen Twitteraccount, mit dem sie auch Leute wie mich becircen möchte. Das kann man sicher mal machen, aber wenn man Pech hat, kommt dabei keine Liebe nach Moskau heraus, sondern ein Beitrag über die Social-Media-Strategie der Russen im Krieg, den sie in der Ukraine führen.

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