Der Missbrauch der Freiheit

ich glaube nicht, dass man einen Ort finden kann, der das aktuelle Wirtschaftsdilemma von Kreditkrise, Inflation und kriminellem Kapital besser ausdrückt, als der Hügel nahe meinem Haus am Tegernsee, die gewellte grüne Wiese auf einer Anhöhe zwischen Tegernsee und dem Tal der Mangfall, das hier auf den Namen Louisenthal lautet.



Grossbild hier

Links, unter den Bäumen liegt die Leiche von Ludwig Erhard, der wohl kaum einfach nur zugesehen hätte, wenn ganze Länder destabilisiert werden, indem Wirtschaftskriminelle und ihre de facto Kartelle nach der Pleite mit Immobilienkrediten jetzt bei Grundnahrungsmitteln ein neues Feld für ihre Verbrechen entdecken - weil es für sie Sicherheit bedeutet, weil man an ihren Waren kaum vorbei kommt. Solange niemand auf die Idee verfällt, ihr Geschäftsmodell durch Plünderungen oder, langfristiger angelegt, durch Terrorismus zu schädigen. Was Hunger in Sachen Politik ermöglicht, wusste Erhard, und er hätte nach den Erfahrungen der frühen 30er Jahre sicher nicht einfach zugeschaut.

Eine Marktwirtschaft, die das Wohlergehen eines Spekulationsverbrechers über das einer Gesellschaft stellt, braucht weitgehende politische Regularien, die abwägt zwischen dem Existenzrecht einer Gesellschaft und der Freiheitderer, die eine Gesellschaft zu ihren Zwecken gefährden. An diesem Punkt sind wir mittlerweile angelangt, die globale Spekulation droht, ganze Bevölkerungsschichten in Hunger und Elend zu treiben, und als Folge werden wir alle einen hohen Preis zahlen, dem Spekulationsverbrecher dann wieder auf andere Arten entkommen wollen. Berufsmässige Antisoziale verdienen keine Freiheit, man sollte sie ihnen wegnehmen, wie allen anderen gefährlichen Psychopathen auch. Es ist genug zum Essen da, nur sind die Preise wegen der parasitären Marktteilnehmer und ihrem Versagen in anderen Märkten zu hoch.

Weil sich aber so schnell die Politik nicht zum Handeln entschliesst, und es für einen Kambodschaner nicht allzu einfach ist, als marktberuhigende Sofortmassnahme ein paar Warentermingeschäftemacher auf den leeren Bratspiess zu rammen (ich nenne es den Schnelltender der 3. Welt), hilft auch die Leiche Erhards nicht weiter. Ganz rechts ragt ein Schornstein in den Abendhimmel, und der Fabrik darunter geht es blendend. Das ist die Papierfabrik in Gmund, Weltmarktführer für die Bütten, auf denen Geld gedruckt wird. Geld für die Inflation, mit der wir alle für das Auskommen von Verbrechern bezahlen, Geld, das die missbrauchte Freiheit der Märkte verlangt, für die Vergrösserung sozialer Unterschiede, für ein Mehr, das weniger für alle bedeutet.

Natürlich kann man mit Milliarden für die Welthungerhilfe den ärgsten Folgen entgegensteuern. Aber warum? Ein ordentliches Gefangenenlager und ein paar Gesetze, um den Missbrauch der Freiheit zu dem juristisch verfolgbaren Verbrechen zu machen, das er jetzt schon im übertragenen Sinne ist, sind weitaus kosteneffizienter, und beruhigen die Märkte schneller als jetzt Zinssenkung. Durch das Wegsperren der übelsten Subjekte kann man auch davon ausgehen, dass der entsprechende Arbeitsmarkt bereinigt wird, und mehr noch, das Thema der Verluderung der Bankersitten durch schnelle Zugriffe und harte Strafen nicht mehr so relevant ist, dass es hunderttausende schädigen kann.

Dann kann man auch mal überlegen, welche Bereiche von Handel und Preisgestaltung ökonomisch sinnvoll sind, und welchen Bereiche man dauerhaft abschafft. Sollen diese Leute doch ihr Geld bei Onlinekasinos verzocken, da stört es keinen, und auch ohne Inflation geht in Gmund nicht die Arbeit aus.

Mittwoch, 16. April 2008, 02:10, von donalphons | |comment

 
Beim Hören eines Radiointerviews in den letzten Tagen hatte ich aus Ärger auf den überheblichen Interviewgast plötzlich einen gedanklichen "Rote Khmer"-Moment. Nicht lange, nicht intensiv, aber erschreckend genug. Man verroht. Und es sind nicht die Killerspiele schuld.

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Erst waren es die Comics ,dann die Musik und jetzt sind es die Killerspiele (mal wieder). Das irrationale Handeln zum "Wohle der Allgemeinheit" war schon immer ein Problem ,dennoch muss ich eine Lanze brechen ,denn es wäre nicht richtig dieses Menschliche Verhalten zu veruteilen, weil es in uns allen steckt.
Ich habe vor geraumer Zeit aufgehört Politiker ernst zu nehmen,da mir die heutigen Talkshows fast schon mehr Diplomatie bieten.

Schade eigentlich ,oder?

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Aber nein, es ist letztlich alles nur eine Definitionsfrage. Auch Terror ist nichts anderes als eine besondere Form der Marktradikalität, er folgt den gleichen Gesetzen von Hype, Lemmingen, Übersteigerung und Fall. Terror ist Kapitalismus mit geringstem Kapitaleinsatz bei maximalem Verständnis der Aufmerksamkeitsökonomie, damit extrem effektiv und neue Märkte zu dessen Risikoeingrenzung (Hedging) generierend.

Terrorist und Banker sind das gleiche Prinzip unter verschiedenen Voraussetzungen.

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Genau darauf wollte ich hinaus. Beschlüsse auf irrationaler Moral (Beispiel Welthungerhilfe/Gefangenenlager oder Terrorismus=>"Wirtschaftspusch") um dadurch Kapital zu erspielen, welches auf Seiten der Wirtschaft rationalisiert wird.

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Kommie.

Und sowas in Bayern. Tsk.

Es beginnt sich jedenfalls zunehmend bei einer Anzahl Menschen der Gedanke auszubreiten, dass die derzeitigen Verteilungsmechanismen ja doch irgendwo keine Naturgesetze sind.

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Aber nicht doch. ich bin ein Freund des Marktes, der dem Menschen dient, und nicht den Verbrechern. Meine Vorstellung vom Markt hat mit den aktuellen Verwerfungen so viel zu tun wie der Schachclub mit der Mafia, aber das heisst nicht, dass ich etwas gegen konkurrierende Vereine hätte.

Abgesehen davon ist die CSU der letzte, gut getarnte Hort des real existierenden Sozialismus in der Luxusversion.

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Es fehlt die Angst
Ludwig Ehrhard kannte diese Angst noch. Er wusste wozu Menschen in höchster Not fähig sind. Auch ein jüngerer und flexibelerer Helmut Schmidt wusste das noch. Die Ackermänner haben nie ein rasendes Volk erlebt. Sie sind wie Marie Antoinette und sagen dem Volk das es doch Kuchen essen soll, wenn es kein Brot mehr hat. Ich wette fast, sie werden auch so enden.

Das dumme daran ist nur diese Aufstände das zerstören was das Volk sich aufgebaut hat. Die Ackermänner haben nie etwas aufgebaut, die sind Krebs, ernähren sich als Parasiten von der Leistung anderer und lachen die noch aus, die sie ernähren. Das wird Folgen haben und die Folgen werden schrecklich sein.

Wir haben keine Politik mehr, die da etwas verhindern könnte. Niemanden. Kein einziger Name, geschweige denn irgendeine Partei. Wir haben nur die gekauften, die gemeinen, die Abzocker.

Selbst die Arbeitgeberorganisationen vertreten nicht mehr die Arbeitgeber sondern die, die Arbeit abschaffen wollen um auch das Geld in Spekulationsblasen zu stecken. Bei den Gewerkschaften ist es genau das gleiche. Herr Sommer hat mit Arbeitnehmern nichts mehr zu tun. Sieht sich als Teil der herrschenden Klasse und ist ja auch Teil von ihr.

Freunde ich befürchte das es blutig werden wird. Die einzigen die Strukturen haben sind die braunen Zwerge. Sie werden ihre Chance nützen.

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Marie Antoinette sagte das übrigens nicht und sie hat auch ihre Ausgaben reduziert, als sie von der Not der Menschen erfuhr. Die Ackermänner dagegen kennen überhaupt keine Moral und ob sie mal ihren Kopf verlieren, wage ich zu bezweifeln.

Durch den Terrorismus z.B. sterben ja auch nicht sie, sondern vorwiegend Frauen und Kinder.

Ich frage mal ganz naiv: Was für Möglichkeiten des Widerstandes gibt es eigentlich? Selbst anständig bleiben allein scheint es ja nicht rauszureissen.

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Als individuelle Sofortmassnahme kann man sich zumindest bei uns insofern entziehen, als man die Mittelsmänner durch Direktkauf beim Erzeuger ausschaltet, und Banken meidet, die sich an solchen Geschäften beteiligen. Als ich einen Grossteil meines Vermögens von der Bank geholt habe, waren sie sehr unglücklich. Scheint also zu wirken. In kleinem Rahmen.

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Es wäre mal eine wirklich schöne Idee wenn man sich gemeinsam in der Blogosphäre Gedanken darüber machen würde welche Formen des gewaltfreien Widerstandes sinnvoll und effektiv sind. Die wichtigste Waffe ist hier Information - und genau da sitzen wir an einem nicht zu unterschätzenden Hebel.

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Ich fürchte, das Gebilde, das angebliche Marktpreise macht, ist nicht ganz einfach zu verstehen. Und wenn in den USA gefordert wird, die Benzinsteuer auszusetzen, damit weiter rumgeballert werden kann mit dem Sprit, dann sieht man ja, was ankommt: Billiger und gleichzeitig teurer Populismus, Verlagern der Probleme auf später, und solange sollen Banken bitteschön nicht mehr zu Marktpreisen bilanzieren, damit das System hält. Jedem, was er braucht.

Ich wage zu behaupten, dass es vielen, vielleicht sogar den meisten Bloggern qua Sozialstruktur sogar weitgehend egal ist. Über Medien herziehen bringt mehr Clicks und Links. Damit unterscheiden sie sich aber auch nicht von den Medien, die absolut keine Gerechtigkeitsdebatte wollen.

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Ich hör immer "gewaltfreier Widerstand"... Und das ganz ohne Definition des Begriffs "Gewalt". Da waren wir aber Ende der Siebziger definitorisch schon weiter, von wegen "strukturelle Gewalt" und so. Und Wikipedia sacht:

"Der Begriff Gewalt (eine Bildung des althochdeutschen Verbes verwalten, bzw. waltan – stark sein, beherrschen) bezeichnet von seiner etymologischen Wurzel her das „Verfügen-können über das innerweltliche Sein“. Der Begriff bezeichnet also ursprünglich und gelegentlich noch heute rein das Vermögen zur Durchführung einer Handlung und beinhaltet kein Urteil über deren Rechtmäßigkeit."

Fürchte, man kann den entfesselten Turbokapitalismus weder totlachen, noch durch Lichterketten in die Knie zwingen.

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Das mit dem beim Erzeuger kaufen, hat mir erst letzte Woche einen Dämpfer gegeben. Über 7 Millionen Euro soll der Besitzer des St. Michaelshof, die u. a. auch einen Stand auf dem Viktualienmarkt haben, hinterzogen haben.

Aber immerhin hat sich Lidl bei Basic zurückgezogen. Vorallem, weil die Kunden und auch Grosshändler sich vehement dagegen stellten. 10 % Umsatzrückgang waren dann wohl doch zu viel. Wie ich gestern lesen konnte, hat das Ganze jetzt sogar ein gerichtliches Nachspiel.

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Naja, in der kleinen Provinzstadt hat man unter dem Baum, von dem die Kirschen für die Marmelade kommen, schon mal Tee getrunken, und den Euierlieferanten kennt man seit 4 Generationen. Es ist etwas einfacher hier, aber am See muss das alles erst wieder neu entdeckt werden.

Leider habe ich kein Photo davon gemacht, aber auf dem ersten Hügel vor der Terasse ist ein Bauernhof, an dem ein Weg nach St. Quirin vorbeiführt, und dort ist ein Schild, auf dem vor freilaufenden Hühnern gewarnt wird. Die Omeletteproblematik ist damit gegessen.

(Man hört in meinen Kreisen übrigens, dass einer der Betroffenen der Steuerskandalgeschichten in München Feinkosthändler der besseren, grösseren Art sein soll)

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So gewissen Leuten hat man Mitte der Achtziger in Berlin einen Bottich Gülle in ihre Verkaufsräume entleert. In der Hauptgeschäftszeit. Gewaltfrei, militant, legal, illegal, Ikea-Regal...

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http://www.zeit.de/2006/52/Starnberg?page=all

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was hat...
dieser populistische Drecksartikel mit irgendetwas des Angesprochenen zu tun?

Man verzeihe die Ausdrucksweise, aber als Einheimischer und qua sozialer Herkunft mit in den großen Vorurteilstopf dieses Machwerks geworfen, reagiere ich immer etwas gereizt, wenn es um besagten Artikel geht...

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Der Beitrag galt als einer der grossen journalistischen Würfe 2006, auch wenn ich glaube, dass er nah, zu nah am Borderlinen ist. Das Problem ist, dass Starnberg so sein kann, aber nicht jeder Starnberger so ist. Nur eine Minderheit ist dort so (ausserdem liegt der Ammersee auch im Landkreis Starnberg, und das ist ja wohl nochmal eine ganz andere Lache). Es passt halt nur zu gut in gewisse elbvorortische Vorstellungen vom Süden, Gekläff der Verlierer gemischt mit reisserischen Thesen, oberstudienratskompatibel und den veramten ostelbischen Landadel ansprechend.

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"Das Problem ist, dass Starnberg so sein kann, aber nicht jeder Starnberger so ist. "

Man möchte fast behaupten das man das auch über Berlin sagen könnte.

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Deshalb sage ich ja, dass es Berlin bei Marzahn ist. Um klar zu machen, dass ich nicht Marzahn o.ä. meine, oder gar den Wedding, der zum Glück nichts mit diesem Berlin zu tun hat.

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Hier kläfft das bajuwarische Vorurteil
Jau, Gekläff der Verlierer aus der Elbchaussee mit der 20-Meter-Yacht.

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Don, beim Lesen deiner Berlinschmäh habe ich oftmals den Eindruck, dass das Berlin, über das du schreibst, eher eine Mischung aus Mitte, Prenzelberg, Castingallee und NE-Trümmerlandschaft ist - aber nicht Berlin.

Hähä: Und ich habe gelernt: Kleines "d" bei du, dir und deiner!

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Ach was, der Wedding, Charlottenburg, Lichtenrade, Lichterfelde, Wannsee, Pankow, Majakowskiring, Glienicke-Nordbahn und Schwanenwerder werden von Don definitorisch ausgeklammert, um Berlin bashen zu können.

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@ che

"Boot".

Das heisst hier "Boot", egal ob Ruderboot oder Swan 100.

Soll der Bazi sich doch auf dem Altenteil brausen. Die Hamburger Eleganz provoziert ihn, sitzt ihm unter der Haut wie ein Jucken das man nicht kratzen kann, lässt ihn sich nachts schlaflos winden und weil er sich nicht traut skandinavische Botschaften anzuzünden muss er sich anderswie Ersatzbefriedigung beschaffen.

Das es aber gerade die "Zeit", die "Yps!" - ohne Gimmick - linksintelleküller Kümmerlinge aus dem Abfalleimer der unaufhaltsam voranschreitenden Zeit, der Leher und anderer Jammergestalten, ist, lässt tief blicken. Das ist seelische Verrohung pur.

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Na ja, darin liegt ja das understatement, selbst bei Schiffen, die von echten sailors schon als Pötte bezeichnet werden, noch vom Boot zu sprechen. Wobei, mein Schwager redet schon vom Schiff. Das ist in dem Fall aber eine historische Schoneryacht.

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Es gibt aber nicht nur Banker
Das übelste, was sich da entwickelt, ist Monsanto & Co. Patente auf Lebensmittel.

Das wird noch richtig böse.

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Nicht "Lebensmittel". Viel schlimmer! Patente auf Lebensmittelpflanzen, auf die Grundlagen der Lebensmittelherstellung.

Aber mit unerwartetem Gegenwind hat Monsanto schon Erfahrung sammeln dürfen. Soooo einfach ist das doch nicht mit der versuchten Monopolisierung der Lebensgrundlagen aller Menschen. Nicht nur, weil doch nicht alle Behörden international mitspielen, sondern weil sich die Natur nicht "einfach so" abpacken und kontrollieren lässt.

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Ja natürlich.
Aber ob die Natur da gefragt wird? Warum werden momentan auf Spitzbergen Pflanzensamen eingelagert?
Erstaunlich, dass da keiner nachfragt.

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Der "Natur" ist das so ziemlich scheissegal, was die Menschen da machen. Ob nun Meteoreinschläge, Erdachsenverschiebungen, Sonnenfackeln oder ein Haufen kleiner Affen, die sich ab und an ihre eigene Lebensgrundlage entziehen ... das Leben als solches geht immer weiter :)

Jepp, und in Spitzbergen werden Pflanzensamen unter anderem eingelagert, falls irgendein idiotischer Konzern haufenweise unkontrollierbare Terminator-Gene in seine patentrechtlich geschützten DNA-Sequenzen einbaut und diese sich nicht ganz so verhalten, wie von Gen-Technikern vorhergesagt. Sozusagen ein Backup für den Fall, dass eines Tages mehr als nur harmlose Gen-Informationen ihren Weg aus angeblich so sicheren Anbauflächen in die freie Natur finden.

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"mal überlegen, welche bereiche von handel und ökonomie überhaupt sinnvoll sind..." - das gehört aber dann per dekret durchgesetzt. von alleine geht das nicht. eine interessante these ist die nach silvio gesell, wonach geld nur noch investiert, nicht aber mehr verliehen werden dürfte. auch interessant (und fällt mir gerade erst auf): das verleihen von geld entspricht vom eigentumsverhalt her strukturell genau der patentierung von lebensmitteln zu deren fortpflanzung.

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ich wollte ja schon lange mal was über die Frage von "justum pretium" schreiben, und was wir aus dem Dilemma der patristischen Literatur lernen können. Geld leihen war und ist in gewissen Grenzen absolut notwendig, andere Lösungen führen zurück zum Schuldturm und in die Sklaverei. Das Problem ist aber, dass aus Schulden und deren Zinsen plötzlich Pakete werden, die an Endverbraucher in Form von ABS-Fonds weitergereicht werden, deren Verzinsung durch die Zinsleistung amerikanischer Schuldner gedeckt werden (oder auch nicht). Die Bank kassiert bei solchen Spielen zweimal, das Risiko beim Sturz tragen dann Schuldner und Anleger.

Und das hat mit justum pretium nichts zu tun (manchmal wüsste ich gerne, ob der Begriff überhaupt in den Lehrplänen von BWL und VWL auftaucht. Man kann viel Böses über die Kirchenväter sagen, aber hier nicht)

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Er taucht noch auf, wird aber in der Regel als störend abgelehnt, weil moralische Komponenten die reine Lehre von Angebot und Nachfrage stören.

Wobei es ja diesen "idealen Markt", der, was "Fairness" betrifft, einigermaßen ausbalanciert ist, leider nicht gibt.

Grundsätzlich bin ich sehr für die Marktwirtschaft. Aber eben eine ausbalancierte. Und die haben wir nicht.

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@ acta St. Michaelshof:

Dass sich im Gefolge von Rudolf Steiners "Planetenkräfte" manche Merkwürdigkeiten entwickeln, ist ja nix Neues. Es spricht m.E. nur wenig gegen den Lebensmittel-Kauf bei lokalen Erzeugern. Irgendwie sieht diese Aktion, bei der u.a. über 400 Polizisten zum Einsatz kamen, nach einem Rachefeldzug von Konkurrenten aus. Nicht, dass man den St. Michaelshof mögen müsste, nur hat das alles ein ziemliches Geschmäckle. Unklar ist mir vor allem, was denn nun der eigentliche Ausgangspunkt der "Nachforschungen" war.

Wenn man in der heutigen Zeit 400 Polizisten einsetzt, um gezielt nach Wirtschaftsstraftaten zu fahnden, und man findet dann nur Unregelmäßigkeiten in unterer Millionenhöhe, dann finde ich das schon etwas schwach. Sorry. Vermutlich hätte man bei den Konkurrenten des St. Michaelshof genauso etwas gefunden. Hätte man die 400 Polizisten gar in die Vorstandsetagen des Frankfurter Bankenviertels geschickt, dann hätten sich nicht Verdachtsmomente für insgesamt 7,5 Millionen Euro gefunden, sondern eher das hundertfache davon - und an Stelle von Hasch stieße man auf Koks.

@ Preisauftrieb bei Lebensmitteln:

Vielleicht ist es doch keine gute Idee, Lebensmittel zu verbrennen bzw. Biosprit für die Industriestaaten ausgerechnet auf den Feldern in ärmeren Staaten erzeugen zu lassen, bei gleichzeitiger Verdrängung der Nachungsmittelproduktion.

Die sozialen Nebeneffekte des "Biosprits" sind jedenfalls enorm, Nutzen und Kosten sind sehr ungleich verteilt. Vielleicht wäre es eine bessere Idee, den Energieverbrauch bei uns zu reduzieren, durch effizientere und gewollt leistungsschwächere (!) PKWs, und vor allem durch forcierte Maßnahmen zum Energiesparen.

Ich halte das für ökonomischer. Ähem, und auch für sozialer.

Außerdem zeigt sich, wie ungerecht die Weltwirtschaftsordnung ist, welche den reichen Ländern auf dem Weg des Preismechanismus eine erhebliche strukturelle Gewalt verleiht. Das geht bis dahin, dass den armen Ländern und ihren Menschen die Lebensmittel genommen werden. Ehemals Lebensmittel produzierende Felder werden in ärmeren Ländern für die Biospritproduktion zu Gunsten der Industriestaaten umgewidmet, die lokalen Lebensmittelpreise schießen in die Höhe.

Die unsichtbare Hand des Marktes hat im Fall großer Ungleichheit einen harten, ja, sogar räuberischen Griff.

An akuten Reparaturmaßnahmen wie Welthungerhilfe wird man nicht vorbeikommen, aber langfristig müsste man m.E. die ungerechte Weltagrarordnung ändern, dieses irre System, welches mit den Subventionen in den Industriestaaten (unsere Steuergelder!) die Märkte für Agrarprodukte in den ärmeren Staaten kaputt macht.

Wenn der mit teuren Subventionen erzeugten Überschussweizen aus der EU und den USA via Welthungerhilfe zum Einsatz kommt, ist das m.E. eine zwiespältige Angelegenheit.

Vielleicht sollten wir, zum Beispiel wenn wir eine Tasse Kaffee trinken, mal gründlicher darüber nachdenken, was die wirtschaftliche Macht von Industriestaaten in ärmeren Ländern so alles bewirkt. Ich fühle mich dabei allerdings im Moment reichlich unsicher, denn so klar es ist, dass unsere ökonomische Macht in den ärmeren Ländern perverse und perverseste Folgen hat, so unklar ist mir, was dagegen getan werden kann.

Okay, man könnte ein paar US- und EU-Agrarlobbyisten exemplarisch entbeinen und ihr Fleisch als Nahrungsmitteldirekthilfe nach Afrika schicken. Das wäre ein erster nachvollziehbarer Schritt.

Eine andere Möglichkeit bestände darin, dass man ärmeren Staaten ein einseitiges Handeslprivileg für Nichtagrarprodukte einräumt. Und zwar unter Einschluss nichttarifärer Handelshemmnisse, bei deren Gestaltung die Industriestaaten ernorm erfinderisch sind. Tatsächlich: Das würde helfen.

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Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast schon wieder witzig - ein fast ähnlicher Eintrag wie der obige fand sich kürzlich im "Famous for 15 megapixels" Weblog (Kurze Warnung, der Betreiber ist ein unverbesserlicher 'Conspiraloon', aber eben dieser Text ist zu empfehlen):

http://tinyurl.com/6fssro

Kurzes, treffendes Zitat:

"There are some very, very evil fuckers manipulating both the supply of the essentials of Life and the money used to pay for that supply. Those of us on the demand side are currently at their mercy. A quality that oligarchs are not exactly renowned for."

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Selbst Verschwörungstheoretiker wirken normal und aufgeklärt im Vergleich zu den Irren in den Banken, deren einzige staatliche Unterstützung eine Absicherung aus Rundeisen vor Tür und Fenster sein sollte.

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Don, da kann ich nur ein "stimmt absolut!" drauf antworten. Woraus man auch schon wieder erkennen kann, was für ein absoluter Irrsinn im Augenblick da draußen abläuft.

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nix passiert
lebensmittelpreise steigen - na und? nix passiert. mama merkel zeigt ihre brüste: "merkel milch, merkel milch..." - "ich trinke merkel milch, damit ich nix mehr merke." - soll heißen: es wird auch morgen keinen aufstand geben, allenfalls ein lauter werdendes geraune als hintergrundrauschen zum umsichgreifenden zerfall. zehn prozent einigermaßen unabhängige, der rest hat glück oder pech aber nichts von dauer: die verhältnisse werden wieder feudal.

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Aber auf Haiti, in Ägypten oder auch in Tunesien, da kündigt sich der Aufstand bereits an, und es könnte sein, dass die hungernden Massen demnächst die Villen der Reichen plündern.

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gerechter preis
der begriff, oder die idee eines justum pretium, taucht schon auf im bwl-studium (zumindest in meinem, aber das ist ja auch schon eine weile her). aber es hat, wie so viele andere ideen im zusammenhang der preisgestaltung, eben auch erhebliche philospohische mängel. z.b. den, dass der gerechte preis von irgendjemandem festgelegt werden muss (in den produktionskosten, die der "gerechte preis" decken soll, ist ja jeweils auch ein mehrwert oder bonus für den verkäufer mit enthalten). grundsätzlich ist das aber eine sehr richtige denkrichtung. nachfrage allein verzerrt die kosten, so gesehen.

es gibt da vermutlich keine endgültige lösung, sondern man wird um eine regulierung und am permanenten stricken an gerechtigkeitsfragen wohl nicht vorbeikommen. was meiner meinung nach absolut verboten gehört, sind derivatgeschäfte und die börse. wenn man sich nur allein mal anschaut, zu welchen maßnahmen das aktiengeschäft große unternehmen in den letzten sagen wir zehn jahren gezwungen hat, dann weiß man darüber jetzt genug, um diese dummheiten da abzubrechen. und damit meine ich nicht die abschaffung der anteilseignung.

investitionen statt geldgeschäfte. das ist schon der richtige ansatz. und privateigentum gehört legal verbrieft, gerade (bzw. überhaupt erstmal!) in den sogenannten entwicklungsländern, das wäre eine ebenso wichtige maßnahme.

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Psychopathen so weit man blickt...
Sie sprachen von Psychopathen in dem Zusammenhang. Ich halte es tatsächlich für möglich, dass sich da überproportional viele Psychopathen tummeln. Interessante Lektüre dazu ist dieses Buch. Diese Leute sind therapieresistent. Dieser Mangel an Mitgefühl und dieser überbordende Egoismus gilt als wichtiges Symptom bei diesen Menschen. Was bringt uns nun eine solche Pathologisierung? Keine Ahnung. Vielleicht sollte man bei der Auswahl von Führungspersönlichkeiten andere (menschlichere) Maßstäbe anwenden? Beispielsweise solche, die an einem global-sozialen Bewusstsein genormt wurden und an Verantwortung für sich und andere Menschen? Oder einfach indem man die Psychopathie-Checklist bei solchen und vielen anderen Einstellungen zur Pflicht macht?

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link?
der link funktioniert offensichtlich nicht. Darum hier der Buchtitel des oben erwähnten Buches: "Gewissenlos: Die Psychopathen unter uns" von Robert D. Hare.

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