Empfehlung heute: Zuerst mal die Praktis loswerden

Manche hier lesenden Veteranen vom letzten Krieg Downturn werden sich vielleicht auch an solche Szenen erinnern:

A 21-year-old Lehman graduate trainee in London, who declined to be identified by name, said he and 90 to 95 colleagues were called in by the human resources department and made redundant. They started work a week ago.

Da kann man nur hoffen, dass sie die Notebooks über das Wochenende mitgenommen und nicht wieder in die Firma gebracht haben. Es ist wie damals.

Nur viel schlimmer.

Und das ist erst der Anfang.

(Immerhin habe ich drei Leuten inclusive mir selber im letzten Jahr so viel Angst eingejagt, dass sie ihre Geldschäfchen ins Betontrockene des Eigenheims gebracht haben. und alle kann man ohnehin nicht retten)

Montag, 15. September 2008, 18:54, von donalphons | |comment

 
Wenn selbst bei Spreeblick nach der Finanzkrise gefragt wird, dann ist das wirklich erst der Anfang. Da kann man nur eine schnelle Lernkurve wünschen, bevor den web2.0-Investoren und Sponsoren das Geld ausgeht.

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naja, es hat ja auch ein jahr gedauert, bis es dort ein anderes Thema als das rektale Bekriechen von O2-Events und iPhones und Mercedes Bunz gibt. Ein klein wenig spät, würde ich meinen. Und Adnation ist ohnehin mal wieder fast völlig werbefrei, da stört so eine Krise auch nicht weiter. Nur mit der angedeuteten Partnersuche für Adnation, nun, das kann noch dauern. (Wollten die nicht eh neue Blogger aufnehmen? Und einen Berufstwitterer anstellen? Adnation, das Lehman der Blogwerbung?)

Spass beiseite, das Thema ist komplex, und es ist für Leute, die damit nicht zu tun haben, schwer zu verstehen. Aber über Milzbrand macht sich die mehrheit ja auch erst Gedanken, wenn sie daran stirbt. Und tatsächlich würde ich mir als Berliner Jobber weniger Sorgen machen, als jemand, der aktuell versuchen muss, sein Vermögen zu erhalten.

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"Vermögen" - wer wird denn da mit Fremdwörtern rumschmeissen.

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Dabei wäre das jetzt gar nicht so schlecht: In den nächsten Monaten wir es viele Fonds geben, die panisch aus ihren Berlinimmobilien raus wollen, die man zwischenzeitlich gehyped haben wollte. Da könnte man als Elendstourist wirklich gute Schnäppchen machen. Wenn man da leben will.

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Aber wer will das schon?

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Ach, ein paar Leute aus Frankfurt werden sicher versuchen, jetzt als Politikberater in Berlin anzufangen.

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Da kämen ja der Wahlkampf und möglicherweise vorgezogene Neuwahlen ganz recht

Und was den Wahlkampf in den USA angeht. In der Krise wählen die Bürger kein "Change".

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gerade jetzt Neuwahlen will. In ein paar Monaten, so ungefähr im Januar, wird dieses Ding voll durchschlagen, und dann stehen unerfreuliche Fragen zum Thema Globalisierung und Geschenke für Firmen auf dem Programm. Und nachdem die Politik nichts, null, nada tun kann, sieht sie so oder so nicht gut aus.

Und doch. ich glaube, die leute wählen Change. Obama, weil er der Mittelklasse als Retter erscheint. Und Lafontaine, weil er die radikale Lösung hat, die vielleicht noch der sinnvollste Schritt ist. Die fetten Jahre des Exports sind für viele Jahre vorbei, bleibt also nur der Binnenmarkt. Und den stärkt man mit den Bürgern. Komischerweise scheint das inzwischen sogar Gesamtmetall zu verstehen.

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Apropos Milzbrand ... ich wusste heute nicht ob ich weinen oder lachen sollte:

"Die Vereinigung der sächsischen Wirtschaft (VSW) zeichnet (...) Georg Milbradt (CDU) mit einem Ehrenpreis aus. Damit solle seine Einsatz als Ministerpräsident und Finanzminister für den Freistaat gewürdigt werden, (...).

Durch seine Finanzpolitik habe er die wesentlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau zehntausender Arbeitsplätze geschaffen, betonte VSW-Präsident Bodo Finger." (Sächsische Zeitung)

Immerhin was Realsatire angeht, sind wir Sachsen auf dem besten Weg die Bayern einzuholen.

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Ich schätze mal, Sachsen hat mehr Beschäftigte als Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz oder Bremen (liegt aber in der Pro-Kopf-Kaufkraft hinter dem kleinen TigerstaatThüringen) ...

Obama kommt aber nicht aus der Mittelschicht der Demokraten-Staaten; bspw. New England hat einen Anteil der *black* Einwohner <5% und es gibt dort Orte, die sind "weißer" als Berlin im III. Reich. Für *change* spräche eher eine allgemeine aber doch gutgenährte Unzufriedenheit. Heute sehe ich aber eher den Ritt auf der Rasierklinge... ich glaube, da muß man abwarten

Soccer moms können mit adoptierten Kindern aus Malawi, ADL und Frauenforschung in Harvard möglicherweise nicht ganz so viel anfangen. Es werden sich sicherlich auch einige daran erinnern, daß Derivate, Greenspan und NAFTA unter Clinton hoch im Kurs standen.

Krisen-Zeiten sind Regierungstage und eigentlich macht die Bush-Administration derzeit eine demokratische Politik durch die Markteingriffe - wie wollen die Demokraten dagegen anstinken ?

Abwarten ... es wird ja noch ein paar Börsentage bis zur Wahl geben. ;-)

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Wenn ich NY ansehe
stelle ich fest, die haben es immer noch nicht kapiert.

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ja, absolut unverständlich.

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Bittschön:
New York ist dort, wo die Ratingagenturen Firmen erst nach der insolvenz heruntersetzen und Analysten sagen, man könne gerade alles kaufen. Die brauchen halt noch ein paar Schläge auf den Hinterkopf.

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McCain: "The Fundamentals Of Our Economy Are Strong"...

Och ja dann...

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Ah, ich sehe: Die FED hat wohl durchsickern lassen, dass sie mal wieder die Zinsen senkt, nachdem sie jetzt schon Aktien als Sicherheiten annimmt. Letzteres ist natürlich prina, da kann man praktisch alles kaufen und weiterreichen, und eine Zinssenkung hilft zwar auch weder AIG noch Washington Mutual, erlaubt aber das Manipulieren der realen Wirtschaft.

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dann geht es wohl doch um wahlkampf. meine fresse. die versuchen wirklich alles.

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à propos Lehman-Insolvenz
"New York-based Weil Gotshal & Manges is understood to be handling Lehman's Chapter 11 bankruptcy filing in the USA."
(Quelle: TheLawyer.com)

Also doch nach Chapter 11 und nicht nach Chapter 7...

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wobei ich mich frage....
.... wenn das ganze geld verbrannt ist, bleibt dann noch was übrig um schmutzläden wie die INSM am laufen zu halten?

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Propaganda geht immer (gerade in Berlin).

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``The Fed didn't bail us out,'' said Khash Sajadi, 32, a vice president in Lehman's mortgage capital division in London. `That's the right decision. As a taxpayer, rather than a Lehman employee, you shouldn't have to foot the bill for someone else's decision. It's a sad story for me and very many others.''

When you waaaaaaaaalk through a stoooooorm *gröhl*

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So viel Mitleid möchte ich bei Bloomberg auch mal lesen, wenn es für Bandarbeiter ans Einpacken wegen Heuschrecken geht. Ansonsten ist es eher eine lustige Randnote, wenn so jemand weint, weil es kein free gym mehr gibt und sie jetzt zum Billiggym gehen muss - selbst bezahlt.

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"Unser Bankensystem ist sicher und gesund" sagt Paulson

muss das gute Jamaica-Kraut sein

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Dann ist es für das Bankensystem sicher auch kein Problem, wenn man als Sparer jetzt seine paar lumpigen Kröten abhebt. Was ich tun würde, wäre ich nicht gerade bei einer genossenschaftlichen Bauernbank.

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Tagesgeld, maximal...

die glauben immer noch, es wird schon nix passieren.

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immer öfter froh sein, dass ich nix zum abheben hab ...

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Ein klein wenig Polster wäre in dieser Zeit nicht wirklich schlecht. Als Sicherheit. Wenn ich irgendwas aus der NE begriffen habe, dann ist es die Unberechenbarkeit der Krise. In der NE gab es aber die Gewissheut, dass man jederzeit loslassen und gehen konnte - draussen war immer noch genug anderes Leben, egal wie giftig es drinnen wurde. Diese Option existiert jetzt nicht mehr; realistischerweise ist man jetzt immer dabei. In der NE waren nur Leute betroffen, die dabei sein wollten, aber jetzt?

Ich finde das Ende von Lehman angemessen und wünschte auch AIG den Tod, gäbe es da einen Entkopplungsmechanismus.

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wäre ich nicht gerade bei einer genossenschaftlichen Bauernbank.

Geht auch Sparkasse?

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Die sind bei den Landesbanken mit dabei und da stellt sich die Frage, welche. bei der HeLaBa kenne ich eine lustige Geschichte mit einem gescheiterten Anschlusskredit für überteuerte Gewerbeimmobilien, der irgendwann zurückschlonzen wird. Und die WestLB - mei.

Aber immer noch besser als UBS oder hypovereinsbank, nehme ich an.

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Die Krise beweist den Erfolg des Kapitalismus
Heute kommentiert einer der stadtbekannten Liberallalas, die Krise sei eine "Krankheit", von der der Kapitalismus "zu heilen" sei. Etwas weiter links davon findet man die Auffassung, der Kapitalismus zeige tiefgreifende Schwächeerscheinungen, während die Mitte beklagenswerte Auswüchse diagnostiziert.

Von der hohen Warte der Salonmarxologie ist hierzu festzustellen, dass dies alles Unsinn ist.

Auch die aktuellen Perturbationen sind eine stinknormale Überakkumulationskrise: Weil die vorgängigen Verwertungszyklen erfolgreich liefen wie geschmiert, fehlen der hieraus generierten Riesenmenge an Zaster die realwirtschaftlichen Investitionsmöglichkeiten, weswegen der Zaster in die Finanzmärkte ausweicht. Von dort wird dann die Blase aufgepumpt. Bald darauf folgt notwendigerweise die "Depreziation" (Marx) und das Spiel beginnt von vorne.

Die Krisen sind Krisen im Kapitalismus, nicht des Kapitalismus. Es sind zwar Krisen für die Betroffenen, aber auf die kommt es nicht an.

Wer die "Marktwirtschaft" lobt, jedoch die Krisen nicht mag, darf sich beim letzten DDR-Wirtschaftsminister darüber erkundigen, wie das ist, wenn man versucht, einen Markt ohne die Anarchie des Marktes zu installieren.

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Mhm......
...hier an der Alzette ist es ziemlich ruhig. Ist wohl mal wieder ein Problem relativer komparativer Vor- und Nachteile....

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Das problem für Karl ist allerdings, dass der Implosion der Finanzmärkte kein Sog folgt, auf dessen Basis eine Systenänderung möglich wäre. Da ist kein Klassenbewusstsein, das dem System feindlich gegenübesteht, sondern nur die Hoffnung, man möge ungeschoren davonkommen. Statt dessen macht der amerikanische Staat so eine Art real existierender Wirtschaftssozialismus vin obem. Damit konnte auch die DDR nochmal 10 Jahre überleben.

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Das viel größere Problem für Karl ist, wie er denn den Wunsch nach Besitz aus den Menschen entfernen möchte? Gibt es in der Richtung eigentlich Studien, ob sowas überhaupt möglich ist?
Wenn man sich die geläufigen Beispiele, die immer angeführt werden, ansieht, fällt z.B. auf, dass da sehr wohl eine Form von Besitz existiert, aber die Gruppe der Besitzer weiter gefasst ist...

...was bringt ihm eine Revolution, wenn am Ende doch nur ein Neustart des Systems steht?

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@c.g.
das ist einfach : Buddhismus. Besitz nur für die Gemeinschaft.
So man das als Besitz bezeichnen kann...

Have fun
Otaku

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soweit ich weiss, hat selbst der Dalai Lama Dinge, die tatsächlich ihm gehören.

Und wie gesagt, was ist Gemeinschaft: Das eigene Dorf, die eigene Familie? Da gibt es eine Menge Spielraum; und wie sieht es mit Leuten ausserhalb dieser Gemeinschaft aus?

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Soweit ich weiss, gab es heftige Unterschiede zwischen dem theoretischen Kollektiveigentum und der de-facto-Sklaverei des tibetischen Gottesstaates. Und nach meiner Beschäftigung mit ostdeutschen Altbauten muss ich wirklich sagen, dass ich ein grosser Fan von langandauerndem Besitz und Eigentum in Verantwortung bin. Besitzlosigkeit erschafft nur Kader ohne Rücksichten.

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Zwei Probleme, die Marx nie hatte
Wenn schon Mutmaßungen gewagtester Art über die Marxsche Theorie angestellt werden, so könnte auch dem Nichtleser bereits der Untertitel des "Kapital": "Kritik (!) der politischen Ökonomie" gewisse Winke geben, da der Titel heißt wie er heißt, und nicht etwa "Wege ins Kommunistenglück" oder "Wie man den Kapitalismus abschafft".

Don sagt: "Das problem für Karl ist allerdings, dass der Implosion der Finanzmärkte kein Sog folgt, auf dessen Basis eine Systenänderung möglich wäre. Da ist kein Klassenbewusstsein, das dem System feindlich gegenübesteht, sondern nur die Hoffnung, man möge ungeschoren davonkommen."
Karl hätte dazu gesagt: Ab "dass" ist alles richtig.

Statt nämlich damit ein Problem zu haben, erklärt Karl, warum das so ist: nämlich deshalb, weil im durchgesetzten Kapitalismus die Reproduktion der subjektiven Träger von Arbeitskraft abhängig ist von der Reproduktion des Kapitals.
Das ist auch der Grund, warum die studentische Avantgarde des Proletariats Anfang der 70er bei der Agitation vor den Werkstoren keine anderen Erlebnisse hatte als solche, die sich zwischen Nichtbeachtetwerden und ambulanter Wundversorgung beim Hausarzt bewegten.

Christian Geschkat meint: "Das viel größere Problem für Karl ist, wie er denn den Wunsch nach Besitz aus den Menschen entfernen möchte?" (Selbstverständlich durch Umerziehungslager, Gulag und die Methode Pol Pot, harhar.)

Ja, Christian, gutes Kind, wo hast Du denn das her?
Es gibt im Gegenteil zahllose Stellen, die man nur kennen müßte, an denen Marx geradezu darauf herumreitet, dass das "individuelle Eigentum" (Marx) als Verfügung über eine Sache weder abgeschafft werden kann noch soll. Die Marxsche Kritik richtet sich nicht gegen solches Eigentum, sondern analysiert, dass bestimmte Formen des Eigentums (an Produktionsmitteln) Instrumente gesellschaftlicher Herrschaft sind.

Und mal davon ab, dass "der Wunsch nach Besitz" als anthropologische in den Genen verankerte Grundkonstante ja durchaus diskutierbar wäre, so können wir doch feststellen, dass die US-Immobilienkrise zwar nicht den Wunsch nach Besitz aus den Menschen entfernt; sie entfernt aber doch die Menschen aus ihrem Besitz.

Dass diejenigen, die das tun, Kommunisten wären, entspricht nicht der Nachrichtenlage.

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Im Januar 2007 hat Norah Jones auf ihrem Album "not too late" den schönen Song "sinkin' soon" veröffentlicht. Immer noch eine schöne Metapher, die man sich just mal wieder zu Gemüte führen sollte, so denn einer der Anwesenden auf Jazz steht ;-)

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Für Freunde der Vorklassik empfehle ich die CD "Carnetz Secretz" von Les Jardins de Courtoisie mit Liedern aus der Zeit der Margarete von Österreich, so um 1500, und da besonders die fünfte Nummer, die im Primzip ein Seufzer derer ist, die sich vom Tagesgeschehen nicht lösen können.

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"verbranntes Geld"
Mal ne vielleicht etwas laienhafte Frage: Das ganze Geld wird doch nicht wirklich "verbrannt" - wer verdient denn an einer solchen Krise eigentlich?

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Das ist sehr komplex. Manche sagen ja, das Geld sei nicht weg, sondern nur woanders, aber das stimmt nicht, weil vieles von dem "Geld" Zuschreibungen sind. Sagen wir mal, Du hast zehn Gläser Marmelade gemacht, und siehst, dass jemand anderes diese Gläser für 4 Euro auf dem Wochenmarkt verkauft. Also sagst Du, Du hast 40 Euro Marmelade daheim, das ist einiges an Geld, also gönnst Du Dir einen Kaffee für 3 Euro. Dann hörst Du, dass ein anderer solche Gläser auch für 5 Euro zu verkaufen gedenkt, und du sagst: Super! Habe ich schon 50 Euro! Damit gehst Du zu Mutti und sagst: Leih mir mal 10 Euro, ich gebe Dir zwei Gläser Marmelade als Sicherheit. Du kaufst Zutaten für weitere 10 Gläser Marmelade, und hast am Ende Marmelade für 100 Euro, 10 Euro Schulden und 3 Euro Boni. Das erzählst Du Deinen Freunden, und weil manche meinen, dass man nächstes Jahr auch 6 Euro verlangen kannst, gehst Du bauernschlau zum Erdbeerfeldbesitzer und sagst, dass Du nächstes Jahr wieder Erdbeeren für 40 Euro kaufst, mit denen Du dann weitere 20 Gläser machen wirst, was Dich in den Besitz von 240 Euro bringt - zumindest glaubst du das. Nun haben Deine Freunde etwas Sorge, dass das Glas am Ende sogar 9 Euro kosten könnte und schliessen mit Dir einen Vertrag, dass sie nächstes Jahr für 10 Gläaser für 7 Euro kaufen können, was Dein Portfolio schlagartig wertvoller macht, und Du es wiederum allen erzählst und einmal richtig fett essen gehst, denn jeder sagt Dir, dass Deine Verträge so gut wie echtes Geld sind, weil es ja sicher reinkommen wird.

Im nächsten Jahr ist aber keiner bereit, mehr als nur 2 Euro zu bezahlen, und Deine Freunde sagen Dir, dass sie kein Geld haben, 70 Euro für 10 Gläser zu bezahlen. Und so musst Du abschreiben, was Du zugeschrieben hast. Das alles ändert nichts an der marmelade, aber sehr wohl an Deiner Bilanz, und wenn Du auf Pump essen warst und es mehr gekostet hat als das, was Du im Schnellverkauf erlösen kannst, ist Dein bilanziertes Geld weg, wie auch Deine kreditwürdigkeit, und keiner will mehr Deine Marmelade.

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Ich will lieber gar nicht nachdenken, was es bedeutet, dass ich in einem kleinen Privat-Blog mit dem Schwerpunkt auf Antquitäten, Altbau-Sanierung und Feine Lebensart in den letzten Wochen und Monaten mehr über Hintergründe und Zusammenhänge der aktuellen Finanzkrise gelernt und gelesen habe als in den üblichen Mainstream-Medien von Print und TV.

Kleines Dankeschön an dieser Stelle.

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Danke für diese eindrückliche Darstellung auch von mir!

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Oh, gern geschehen. Man muss natürlich auch zugeben, dass selbst der Wirtschaftsjournalismus aus Leuten besteht, die nie eine Krise von innen mitgemacht haben und abhängig von dem sind, was Erdbeerenhändler und Marmeladeneinkocher erzählen. Da glaubt man dann auch gerne, dass marmelade auch für 10 Euro gehen könnte, weil der Trend der Charttechnik sich nicht irren kann und es vermutlich eine enorme Verknappung geben wird.

Darf ich vielleicht drei ausgesprochen witzige Bücher empfehlen, die jedem Laien sehr schön anhand einiger Beispiele erklären, wie eine Krise funktioniert?

Carlo M. Cipolla, Die Odyssee des spanischen Silbers und Geld-Abenteuerbei Wagenbach. Cipolla erklärtin seinem Essay zur Dummheit von Organisationen zum Beispiel auch, wie es zu Adnation kommen konnte: "Non-stupid people always underestimate the harmful potential of stupid people; they constantly forget that at any time anywhere, and in any circumstance, dealing with or associating themselves with stupid individuals invariably constitutes a costly error."

Mike Dash, Tulpenwahn - die verrückteste Spekulation der Geschichte, erschienen im Claasen Verlag. Im Prinzip ist das die allgemein gültige Blaupause für jede Blase.

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Oh ja holländische Tulpenzwiebeln... aber Gier ist nicht lernfähig.

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Die Gier bekommt Katerstimmung:

tinyurl.com/624ade

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don,
sehr schöne erklärung, danke vielmals.

@ diamantspeerspitze
genau. danke nochmals, don.

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Öl bei 92,50 Dollar. Rohstoffe fallen, Aktien fallen, Banken implodieren und die größte Versicherung der Welt geht am Risiko zugrunde. Alles rennet, rettet, flüchtet.

Im Moment sieht es so aus, als ob diesmal die Wohlhabenden und Bestverdiener die Arschkarte ziehen. Vielleicht war es ja das, was Friedrich Merz meinte, als er vor einer jubelnden FDP-Bundestagsfraktion von der "moralischen Übelegenheit der Marktwirtschaft" sprach.

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Wer nichts hat, kann auch nichts verlieren. Das Problem haben vor allem diejenigen, die wirklich gute Zugänge zum Markt hatten und durch Risiken gezwungen sind, jetzt Verluste auf Teufel komm raus zu realisieren. Vermögensverwalter ist aktuell alles andere als ein lustiger Job.

Trotzdem, ich bleibe dabei: Der Niedergang der anderen ist auch eine Chance für die Überlebenden. Wenn erst mal alles ausgeblutet ist. Einzelne Reiche in diesem Land verlieren, aber wenn es wieder losgeht, wird dieses Land vorne dran sein.

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