La Cage au Kärnten

1998 war ich mit einem Freund beruflich im Münchner Nachtcafe und führte ein nichtssagendes Interview mit Guido Westerwelle. Mein Bekannter, Mitarbeiter einer schwulen Radiosendung hatte einerseits dieses untrügliche Gefühl, das Schwule zu besitzen glauben, und war andererseits höchst unerfreut, ausgerechnet den da zu erkennen. Mit dem untergründigen und verruchten Sonderstatus der Homosexualität ist es vorbei, wenn so jemand auch dabei sei, sagte er später, als wir im Morizz sassen, weil es für unsere nicht gleichlaufenden Interessen ein vernünftiger Kompromiss zu sein schien. Und er malte sich aus, wenn tatsächlich auch noch andere, von denen es nur Gerüchte gab, auch helfen würden, den Ruf der Homosexualität als irgendwie bessere, coolere und mit angenehmeren Leuten gefüllte Szene zu ruinieren.

Ein paar Wochen später wurde er dann trotz seines Erfolges aus seiner Sendung geputscht, und 10 Jahre später wird bekannt, dass Jörg Haider nicht nur mit mehr als 180 Sachen und 1,8 Promille sein verantwortungsloses Leben mit einem verantwortungslosen Tod beendet hat, sondern auch noch kurz davor ziemlich viel Wodka getrunken hat. Zusammen mit einem jungen Mann. In einer Schwulenbar. Was nichts heissen muss. Trotzdem kotzte mein Bekannter heute Abend ab, als ich ihm diesen Link schickte.

In Österreich werden gerade zwei Dinge dröhnend beschwiegen. Die Schnelligkeit, mit der die 5 grossen Banken das Rettungspaket der Regierung schluckten, ohne genauer auszuführen, wo sie eigentlich ihre Verluste gemacht haben, wenn die nicht in Subprimes spekuliert hatten - die Antwort wäre Osteuropa, die Subprimeregion Balkan. Und was nun eigentlich der "Feschicmus" war, die Männerclique rund um Haider, deren letzte Ausformung in Gestalt seines Generalsekretärs Petzner ziemlich ungeschickt reagiert hat. Man könnte jetzt sehr viele Fragen stellen, über führendes Personal von FPÖ und BZÖ, jenseits der komischen Geschäfte des Landes Kärnten in den letzten Jahren. Und wie der Spagat zwischen Altnazis, christlichen Extremisten, reaktionären Kleinbürgern, bigotten Bankerlrutschern und der Wodkaflasche in der Schwulenbar sowie dem, was da noch an Veröffentlichungen kommen dürfte, zu machen ist.

Vermutlich gar nicht, mit üblen Folgen für Österreichs Rechts- und Rechtsrektalextreme. Und das ist auch gut so.

Dienstag, 21. Oktober 2008, 01:15, von donalphons | |comment

 
"Dead girl or live boy" heissts immer, oder?

Lustig. Ich hatte ja mit mindestens einem Monat gerechnet, bis die Vorlieben von denen "eh jeder gewußt" hat, pressekundlich werden.

Jetzt schon nach etwas mehr als einer Woche. Ned schlecht das Tempo.

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Schneller wurde kaum ein Volksheiliger zum Sünder degradiert. Vor allem aber bleibt die Frage: Was ist mit seinen Jüngern?

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Über die politischen Anliegen dieses Herrn Haider weiß ich wenig, und was ich mitbekommen habe, ist mir zutiefst zuwider. Aber vorausgesetzt, alle Beteiligten sind alt genug und freiwillig dabei: Ist es nicht so, dass sexuelle Vorlieben Privatsache sind?

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An sich ja. Aber wenn jemand einer Partei vorsteht, deren Politiker gegen Homosexuelle hetzen, dann wird es eben doch ein Thema.

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Ach so. Danke für die Aufklärung. Der Mann war offenbar dumm.

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Das hier ist der Generalsekretär und Nachfolger von Haider in der BZÖ:

http:// media2.pixelpoint.at/ppm_3dak_monat/SYSTEM_BOX_normal2/2923.jpg

http:// www.profil.at/articles/0842/560/222770/petzner-zwischen-joerg-udo

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So neu ist das gar nicht. Rosa von Praunheim wie auch Elfriede Jelinek sollen bereits im Februar 2000 in Interviews davon gesprochen haben. Der Guardian soll die Gerüchte als mögliche Ursache für seinen kurz darauf erfolgten Rücktritt als Parteiobmann genannt haben und auch die taz griff das Thema 2000 auf.

Elfriede Jelinek habe das Homoerotische, das Jörg Haider und seinen politischen Jungmänner-Harem schon damals umgeben hat, bereits 1991 thematisiert, heißt es bei der Homosexuelle Initiative Wien:

www.hosiwien.at/haiderouting/haiderhome.html

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ach naja...
Praunheim und die entsprechende "community" outet sowieso jeden, der nicht bei 3 auf dem Baum ist.

So ein wenig nachdenken sollte helfen wem diese "fremdoutings" nützen und zu was es dienen soll (cui bobo). Es wohl die blanke Selbstrechtfertigung und Diskreditierung des politischen Gegners und keiner, keiner ist davor sicher. (von Hitler über Mao bis nunmehr Haider, na prima.) Funktioniert vor allem im nachhinein noch prächtiger.

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Mhh,
pädophil hatten wir noch nicht!

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Naja, sagen wir es so:
Das mögliche Schwulsein wäre wohl das einzig Positive an diesem De-mortuis-aut-bene-aut-nihil-Subjekt
Dieses etwas Anderssein, doch nicht richtig zu den Ratten zu gehören, die man so gern fing, wertete es postum ein kleines bisschen auf...

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@ funzen: In der Pressemitteilung der Hosi aus dem Jahr 2000 zum Outing in der taz heißt es:

"Für Lesben und Schwule bringt das Outing Haiders allerdings sicherlich nichts Positives", meint HOSI-Wien-Obfrau Waltraud Riegler. "Er ist kein Renommee für Schwule, keine positive Identifikationsfigur und kein Sympathieträger für schwul/lesbische Anliegen. Deshalb war die HOSI Wien eigentlich froh, daß Haider bisher nicht geoutet wurde. Allerdings war es uns immer klar, daß dies früher oder später passieren würde."

Denen waren diese Gerüchte damals auch schon lange bekannt gewesen.

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@ bengel: Nee, laut Boulevard sollen es vorzugsweise junge Männer - groß, blond und blauäugig - unter 30 gewesen sein.

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Das Interview im ORF gibt vielen Gerüchten Nahrung und wird in Österreich heftig diskutiert:

http://oe3.orf.at/sendungen/stories/315224/

--
Und im Übrigen ein schlimmes Stück Journalismus.

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Mit dem untergründigen und verruchten Sonderstatus der Homosexualität ist es vorbei, wenn so jemand auch dabei sei (...)

Tja, willkommen in der Normalität, liebe Freunde von der anderen Garderegimentsfeldpostnummer. Eine gute Gelegenheit, mal Max Goldt zu Wort kommen zu lassen: Auch mir behagt es nicht, wenn sie bei ihren ach so schrillen und witzigen öffentlichen Aufmärschen immer so tun, als seien Homosexuelle das Tafelsilber des Menschengeschlechts, oder dass ihre sexuelle Präferenz etwas sei, auf das sie stolz zu sein hätten." Er, Max Goldt, halte es vielmehr für absoluten Kokolores, aus einem kleinen, aber unterhaltsamen Defekt wie der Homosexualität einen ganzen Lebensstil zu destillieren, der sich schließlich doch nur in uniformer Kleidung (geknöpfte Jeans!), patzigem und vorlautem Reden und einer maßlosen Überschätzung von Sexualität äußert. Die kultische Überhöhung einer unbedeutenden Normabweichung führt natürlich zwangsläufig dazu, dass alle individuellen Eigenschaften gegenüber dem Schwulsein verblassen, es laufen Leute herum, die nicht mehr links, nicht mehr rechts, nicht mehr musisch, nicht mehr Mensch sind, sondern nur noch schwul und nichts anderes.

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"Auch Lesben und Schwulen ist die Wahrheit zumutbar. Sie müssen sich damit abfinden, so schmerzlich das auch sein mag, daß Lesben und Schwule nicht automatisch die besseren Menschen sind, daß Homosexuelle nicht nur Gutmenschen, sondern auch Schlechtmenschen sein können" heißt es in der bereits zitierten Pressemitteilung. Und weiter in den Worten des HOSI-Wien-Obmanns Christian Högl:

"Es gibt genug Gründe, Haider und seine Politik zu bekämpfen. Homosexualität kann und darf auf keinen Fall einer sein. Andererseits soll und darf Homosexualität auch kein Grund sein, einen politischen Gegner zu schonen. "

Abgesehen davon wundere ich mich etwas über Dons Freund - von Ernst Röhm dürfte der doch auch schon gehört haben.

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... und von Michael Kühnen.

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Sorry,
aber das Thema "Haider" langweilt mich ein wenig!
Viel interessanter finde ich das hier:
http://www.tagesschau.de/ausland/kreditkartenkrise100.html
Das Thema ist jetzt anscheinend auch bei den Mainstream-Medien angekommen. Allerdings halte ich 7% faule Kredite für, um es vorsichtig auszudrücken, recht optimistisch.

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Bengel, das hier ist kein Börsenblog. sondern das Blog von Don Alphonso für seine privaten Gedanken und Geschichten. Da gehört nun mal der Rechtsextremismus auch dazu. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man die Kreditkartenkrise zwischenzeitlich mit einem "Konjunkturpaket" eindämmen kann, wie es nun mal die Politik der UdSSA ist, die Probleme so zu verzögern, dass sie nicht alle gleichzeitig hochgehen.

Röhm könnte man als historisch erledigt betrachten und Kühnen als bedauerliche Randfigir ohne grosse Bedeutung. Bei Haider finde ich eher die Folgen auf die österreichische Politik und Gesellschaft spannend. Man darf nicht vergessen, dass Österreich unter Blauschwarz eine ziemlich unerfreuliche Schwulengesetzgebung hatte, un bis heute hinter mitteleuropäischen Standards hinterherhinkt. Vielleicht kommt ja langsam mal eine Debatte über die Bigotterie und die Scheinheligkeit in Österreich auf.

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Ah,
tschuldigung wollte nicht aufdringlich sein. Schätze halt Deine Kompetenz in der Sache.

Zu Haider: Bin dagegen solchen Leuten mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen als sie verdient haben. Außderdem sollte eine gesunde Demokratie auch ein paar "ultrarechte Wirrköpfe" verkraften können. ;)

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Den kann man nicht einfach ignorieren. Haider hatte es immerhin zweimal bis zum Landeshauptmann gebracht. Unter seinem Vorsitz wurde die FPÖ zweitstärkste Partei bei den Nationalratswahlen und gelangte in der Koalition an die Regierung. Deswegen verhängte die EU sogar "Sanktionen" (Abbruch der diplomatischen und politischen Kontakte) - und wann macht die das schon einmal. Alles schon vergessen, bengel?

Haider war übrigens einer von denen, die gegen die Aufhebung jener Gesetze stimmte, wie beispielsweise das zum Informationsverbot über Homosexualität.

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Die BZÖ wird möglicherweise den Weg in die Geschichtsbücher als Randnotiz gehen, nur wird es nicht die Politik in Österreich verändern, die schon immer ins Rechtsaussen driftet. Eigentlich vollkommen verrückt, dass da in Österreich ein Politiker zum Heiligen verklärt wird, mit dem sich im Ausland niemand - ausser ein paar rechtsradikale Verwirrte - öffentlich sehen lassen wollte. Nach all dem Haider-Kult um seinen Tod sollte man zum Österreich-Boykott aufrufen.

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es scheint mir eher dahin zu laufen, dass das haiderlein für die jugend ösistans (und leider auch genug alte trotteln) das wird, was in anderem zusammenhang che guevara oder dutschke waren.

eigentlich würden sie ja lieber jo mei den hitla ins angesicht verehren, geht halt nicht, helfen sie sich anders.

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Er geht mir trotzdem am A...vorbei und seine Partei wird ohne ihn jetzt auch wieder in der Bedeutungslosigkeit entschwinden . So ist das halt, wenn man alles an der eigenen Person festmacht!
Also ich kann mit dem "Verlust" durchaus leben!

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la cage. die vorstellung dass haider irgendwo tuntig durch die gegend huepft ist zum bruellen.

vll. war er ja doch der andere.

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