Literaturbesprechung mal anders

Ich bin nicht gerade ein Freund der klassisch-beduetungsschweren Buchbesprechung des deutschen Feuilletons, wo, um das Ideal zu bemühen, verstaubte Junggreise nach entsprechendem Studium und Journalistenschuljochnachweis mit ihrem auswendig gelernten Kindler mehr angeben, als ich es mit Kannen und Rennrädern je könnte, und das mit einer Sprache, die so nichtssagend gestochen ist, dass man ihr lieber keine Bildung, sondern nur Verachtung und Einbildung unterstellen möchte. Man kennt das, so sind nicht alle, aber viele, viel zu viele. Die Urteiler, die Sortierer, die Leute, die den Autoren gleich mal zeigen, dass sie mit Spannung und Witz nicht ankommen müssen, das ist deutsches Feuilleton, das hat schwer zu sein oder zumindest von einem Verlag, der ordentlich Wind macht, auch wenn die Autorin wie ein Rabe klaut. Ich lese nur selten Besprechungen, verlasse mich lieber auf meinen Buchhändler, und wenn ich doch mal eine Rezension beachte, weiss ich auch gleich wieder, warum ich es lasse: Weil deren Schreiberlinge mir nichts über Literatur sagen, sondern nur etwas über ihre eigene, verkorkste Dünkeldeponie an der Stelle, wo andere sowas wie eine Seele haben. Und wenn ich dann sehe, wie wenig die Leser so eine "Besprechung" kommentieren, vielleicht weil es ohnehin klar ist, dass diese aufgeblasenen Redaktionsstuhlinhaber nicht im Traum daran denken, das auch nur zu lesen - dann frage ich mich, ob ich das mit all meinen fraglos auch vorhandenen Dünkeln nicht sehr viel besser könnte. Ob ich nicht mit der Besprechung eines Buches aus meinem Leben heraus den Salon öffnen kann, von dem andere nur gern reden. Also nahm ich ein extrem unaktuelles Buch und meine Meinung und Bilder von meinem Frühstück. Und meine nicht vorhandene journalistische Ahnung.



Und schrieb über die Bedeutung von Brideshead revisited für mein Leben in der FAZ. Nach 18 Stunden stehen jetzt 90 Kommentare drunter. Ich bin zwar nicht ehrgeizig, und es geht mir nicht um die Zahl. Es geht mir darum aufzuzeigen, wie es läuft, im Gegensatz zu jenen, die es nicht können. Und denen möchte ich hier sagen:

IHR VERSAGER!

Literatur lebt, und die Leser leben, aber Ihr dazwischen, Ihr wertlosen Kadaver, Ihr seid tot und schlimmer, Ihr habt nie gelebt, und alles, was Ihr könnt, ist das Lebende mit Euren kalten, verschimmelnden Hirnbratzen zu belästigen. Schade um die Zeitungen, die von Euch in den Abgrund gerissen werden, schade um das Papier und all das Leben, das dort sein könnte, wo Euer Modergeruch in tristen Wortschwaden bleischwer suppt.

(Natürlich können triste Wortschwaden nicht bleischwer suppen, aber Ihr könnt ja auch nicht schreiben, und dennoch gibt es Euch.)

Freitag, 16. April 2010, 01:57, von donalphons | |comment

 
Wurde auch Zeit! Danke...

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Bitte, gern geschehen.

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Trotz sehr treffender Beobachtung ...wieder kein Rezept für Wachteleier. Gibt es dazu vielleicht empfehlenswerte Literatur?

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Trotz sehr treffender Beobachtung ...wieder kein Rezept für Wachteleier. Gibt es dazu vielleicht empfehlenswerte Literatur?

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Wie schon erwähnt - ich koche sie einfach und nehme sie mit ein klein wenig Rauke und Brot mit Tomate.

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"...mehr angeben, als ich es mit Kannen und Rennrädern je könnte"
Glaub' ich nich.

Aber mal im Ernst: "Gregor Keuschnig" zum Beispiel - der könnte oben gemeint sein - macht ein intensives Literatur-Blog, und tatsächlich: kaum einer kommentiert dort. Schreibt er an gleicher Stelle über was anderes, einen Skandal z.B. , gibt's reichlich Kommentare.
Es liegt wohl neben dem Thema auch und vor allem an der Verfertigung? an der Frechheit der Wortwahl? am Medium FAZ? an all dem und an vielem?!

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Irgendwie komme ich bei Keuschnig mit dem Layout nicht zurecht, und auch nicht mit seinem Stil. Da fehlt mir einfach was, ich weiss es nicht.

Was ich mir wünschen würde, wäre ein Todesrennen. Alle deutschen Feuilletonisten müssten Blogs aufmachen und ein Monat lang versuchen, mit ihren Themen und ohne Nennung ihres Namens qualitativ hochwertige Diskurse anzuregen und Leser zu finden - was sie nach Selbsteinschätzung ohne jede Nachweisführung können. Die schlechtere Hälfte bekommt lebenslanges Berufsverbot und muss in Problemschulen Deutsch unterrichten. Von den Überlebenden müssen 2/3 Besinnungsaufsätze schreiben, warum die anderen besser sind. Der Rest kann weitermachen. Wenn er denn besser als ein guter Blogger ist, den man als Vergleich dagegen setzt. Von mir aus Vigilien, Modeste oder St. Burnster. Dann würde man ja sehen, wie sie alle "nackt" funktionieren. Oder auch nicht.

Und wenn erst mal die zeit-Literaturdingenskirchen da in Schönweide ist, komme ich auch gern mal vorbei.

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Willst Du das den Problemschülern wirklich antun? Das meinst Du doch nicht ernst...?

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Warum nicht? Strafe muss sein, für alle.

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Na ja, mir scheint, viele Problemschüler haben zu Hause schon zu viel Dummheit mitbekommen. Noch mehr vom Gleichen hilft selten.

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Doch: Denen, die sie damit entsorgen. Und die Dummen beider Lager sind zu dumm, das zu bemerken.

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@ amelia: Don wendet doch nur das homöopathische Prinzip auf die Schulen an. Das funktioniert schließlich bereits beim Stadtumbau in Koethen.

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Ein schöner Beitrag in der FAZ, vielen Dank. Endlich einmal eine Besprechung fernab eines abstrakten und deshalb unsinnigen Kanons, die aufzeigt, warum man eigentlich liest: aufgrund subjektiver Relevanz, der Frage, was die Geschichte für einen selbst persönlich bedeutet. Kennen Sie eigentlich Edward StAubyn, "Muttermilch" und die vorausgehende Trilogie ("Schöne Verhältnisse")? Dies dürfte Ihnen gefallen, ist es doch ein bitterböser, lustiger, eleganter und sehr geistreicher Blick auf die englischen Westviertel und deren Stützen der Gesellschaft. Ich persönlich kann ja ebenfalls mehr mit entsprechender Literatur der vorausgegangenen Jahrhunderte anfangen, aber hier gibt es eine dicke Leseempfehlung.

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Ja, Brideshead scheint mir eine sehr gute Wahl gewesen zu sein.

Ich vermute mittlerweile, dass dieser Selbstzerstörungsdrang in feinen Kreisen damit zusammenhängt, dass man dort von klein auf zu lernen scheint, nie mit sich zufrieden zu sein (ich kenne das ein bisschen aus meiner eigenen - wenn auch nicht ganz so feinen - Familie). Man muss ja irgendwie seinen exponierten Stand rechtfertigen, und das geht nur mit überhöhten Ansprüchen. Wer permanent selbst Angst hat, diesen Ansprüchen nicht zu genügen, und nicht auf Nachsicht hoffen kann, entwickelt auch kein Mitleid für die "Unter-einem-Stehenden", denn die wirken ja (zumindest anhand der eigenen anerzogenen Kriterien) erst recht nicht perfekt. Das löst wiederum den Hass der anderen aus, der für die betreffende Person schwer zu verstehen ist, denn sie kennt es ja von klein auf nicht anders. Dass manche da den Drang verspüren, sich selbst zu zerstören, kann ich nachvollziehen.

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Apropos "...wenn die Autorin wie ein Rabe klaut.":
Letzte Woche nachmittags (es war ein extrem langweiliger Nachmittag), ich denke an nichts Böses und blättere durch die monatliche Neureichen-Beilage der FTD (also deren Feuilleton quasi):

http://www.ftd.de/lifestyle/luxusmagazin/:waeis-kiani-in-bester-gesellschaft-the-rules-of-cool/50100055.html

Und jetzt sagen Sie noch mal, die deutsche Wirtschaftspresse habe nichts drauf.

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Die deutsche Wirtschaftspresse hat nichts drauf, und die Frau da bei der FTD schreibt Wochen später irgendwas nach, was längst andere auch schon geschrieben haben. Und sieht fern.

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Ach kommen Sie, das Käseblättchen erscheint doch auch nur alle 4-6 Wochen...
Für Neureichen-Feuilleton nicht schlecht, da bleibe ich dabei. Neureiche kaufen nämlich auch bei Amazon, soweit ich weiß.

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Da ist angesichts der rolllenden Selbstehrenrettung des deutschen Fäuletons ohnehin noch mal ein Hinweis auf den Ort nötig, wo der Frosch die Locken hat.

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"Jenes ungestörte, unschuldige, nachtwandlerische Schaffen, wodurch allein etwas Großes gedeihen kann, ist gar nicht mehr möglich. Unsere jetzigen Talente liegen alle auf dem Präsentierteller der Öffentlichkeit. Die täglich an funfzig verschiedenen Orten erscheinenden kritischen Blätter und der dadurch im Publikum bewirkte Klatsch lassen nichts Gesundes aufkommen. Wer sich heutzutage nicht ganz davon zurückhält und sich nicht mit Gewalt isoliert, ist verloren. Es kommt zwar durch das schlechte, größtenteils negative ästhetisierende und kritisierende Zeitungswesen eine Art Halbkultur in die Massen, allein dem hervorbringenden Talent ist es ein böser Nebel, ein fallendes Gift, das den Baum seiner Schöpfungskraft zerstört, vom grünen Schmuck der Blätter bis in das tiefste Mark und die verborgenste Faser", sprach einst Goethe zu Eckermann.

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Danke, das ist sehr fein.

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Danke für den wunderbaren Beitrag. Brideshead never really leaves you, even those of us who come from the other end of the great social divide. Anyway, tea, anybody?

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Nun, Charles Ryder hält einem ja auch jede Tür auf.

Gerne, thank you very much.

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Ich wüsste jetzt gerne ...
... wie lange du ein besseres Bild als "tristen Wortschwaden, die bleischwer suppen" gesucht hast. Bevor dir aufgefallen ist, dass genau das das richtige Bild ist ...

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Ich habe das einfach so hingeschmiert wie alles, was ich schreibe.

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Lügner ;-)

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Bisschen fragwuerdig
Zunaechst handelt es sich bei den Kommentaren oft um stets wiederkehrende Namen. So werden aus 90 kommentaren leicht blosse 30 oder vierzig unique user. Die auch angeheizt durch stete Resonanzen des Don. Und selbst wenn es anders waere: was soll das beweisen? Rein gar nix. Ein bisschen armselig die Ausbezte uebrigens auch inhaltlich. Im gegensatz dazu hat eune einzige Wallace Rezension in FAz und SZ das Buch auf due Bestsellerliste gebracht. ich finde das Alphonsche Selbstlob etwas peinlich und vor allem unbegruendet. Erinnere mich noch gut an die Schirach Rezension in der FAS. Null kommentare. Aber das Buch seitdem ein Renner.die geschmaecker sind halt verschieden: der eine schafft neunzig Kommentare, der andere 100 tausend Kaeufer.

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Lieber Treetfix, bei mir ist ja auch klar, wer ich bin, wovor haben denn Sie Angst?

Ich kann Ihnen versprechen, es sind mehr als nur 30 Leser, oder Kommentatoren. Kennen Sie den Begriff des Diskurses? Nein? Ja dann. Glauben Sie mir, es gibt eine gewisse Abhängigkeit von Diskurs und Leserzahlen. Leser sind gerne bei Diskursen, man kann es als Leserbindung bezeichnen. Und es ist halt so: Irgendwie läuft das bei mir. Wenn Sie ab und an einen Beitrag online veröffentlichen, wie ist das bei Ihnen? Erzählen Sie doch mal. es muss Ihnen nicht peinlich sein, nicht peinlicher als Ihr richtiger Name.

Ich antworte meinen Kommentatoren. Ich empfinde das als Gebot der Höflichkeit gegenüber Menschen, die meine Texte lesen. Das mag Ihnen komisch vorkommen, aber man macht das als Blogger so, und es macht Spass. Journalisten sind da natürlich anders. Aber müssen Sie sich deshalb gleich ein Pseudonym zulegen?

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Nachgezählt.
Es sind diesmal ungefähr 60 Kommentatoren, bei über 150 Kommentaren. Das ist schon eine ganz feine AG Literatur, finden Sie nicht?

Wissen Sie übrigens, woran ich merke, dass Sie in einem Feuilleton arbeiten? Nein? Ich sage es Ihnen: Mit ein klein wenig Blogerfahrung würden Sie wissen, dass es enorm schlecht kommt, hier nicht mich anzusprechen, sondern über mich zu reden. Damit geht man in Blogs immer unter, das wird als Diskursverweigerung aufgefasst.

Sie wenden jedoch sich in Besserwisserpose an die Leser, Sie sind zu feige, mit mir auf Augenhöhe zu kommunizieren, Sie präferieren die Position, die ein Rezensent gegenüber dem Publikum und über dem Autoren hat, kurz, Sie glauben, Ihre miese Nummer würde auf freier Wildbahn funktionieren. Sie würden gern der Welt erklären, was sie von mir zu halten hat. Und es passt Ihnen nicht, wenn ich Ihnen sage, dass hier draussen die Dinge nicht so laufen, wie Sie glauben.

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BWAHAHAHAHHA! waer ja schoen wenn sie wenigstens noch weggetreten waeren, aber mit der behauptung foster wallace in deutschland bekannt gemacht zu haben, da kann man sich ja gleich "ich bin total unfaehig" auf die stirn schreiben. meine guete. klassisches eigentor. ich meine, was fuer rueckschluesse das zulaesst. ihr habt vor der deutschen erstveroeffentlichung nichts von ihm gehoert. uebel. ganz uebel. ich will ja jetzt wirklich nicht mit der duenkelschiene kommen, feuilleton geht mir am arsch vorbei, aber heute mach ich mal ne ausnahme. schwachmaten.(und sowas hauptberuflich. meine fresse.)
al gore hat uebrigens das internet erfunden !1!11!

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"Und wenn ich dann sehe, wie wenig die Leser so eine "Besprechung" kommentieren, vielleicht weil es ohnehin klar ist, dass diese aufgeblasenen Redaktionsstuhlinhaber nicht im Traum daran denken, das auch nur zu lesen -"

das besprochene Buch

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