Vita Nova

Ich schreibe gern über die negativen Folgen des Internets und der asozialen Netzwerke. Nicht, weil ich das Netz nicht mag, sondern weil sich die Berichterstattung über weite Strecken in den Klauen von zwei unausrottbaren Gattungen befindet: Korrupten Wirtschaftsjournalisten und egogeilen Netzcheckern. Irgendjemand muss sich auch mal hinstellen und breit erklären, was am Targeting bei Facebook besser als bei Google ist, und warum Facebook dennoch schlechter als kommende Alternativen sein wird.



Aber: Ohne Internet hätte ich heute zwangsweise in diesen frühen Morgen gehen müssen, und zwar nicht nur da draussen, was schon schlimm genug wäre, sondern auch noch in einer anderen Stadt. Eine, die ich nicht besonders schätze, und für die ich dennoch viel Geld ausgeben müsste. Ich hätte höhere Belastungen und Kosten bei erheblich schlechterer Lebensqualität. Allein das Wetter zu sehen und zu wissen, dass ich nicht eine halbe Stunde durch dieses Trübsal stapfen werde, ist - unbezahlbar.



Statt dessen gehe ich durch vier warme Räume über Perserteppiche und Parkett in die Küche, bereite die nächste Tarte nebenbei vor, während das Wasser kocht, summe ein wenig vor mich hin und habe viel Lebenszeit gespart. Mehr noch: Lebenszeit angenehm verbracht, die andere unangenehm verbringen. Manchmal glaube ich, dass man die unsägliche Freudlosigkeit von Zeitungen auch ein wenig damit erklären kann, dass sie oft genug von Menschen in mobilen Blechbüchsen konsumiert werden, in denen die Druckerzeugnisse, relativ gesehen, angenehmer als der Rest sind. Zeitungen können sich das noch leisten, aber wenn ich dann in Mantua im Cafe sitze... da bräuchte es Zauber. Aber davon ist nichts da. Ich habe auch hier keine Zeitung, selbst wenn mitunter Verlage versuchen, mir ein Angebot zu machen: Danke, aber ich suche mit das Bezaubernde lieber selbst raus, bevor ich zu viel Grau bestelle, das mit meinem Leben nichts zu tun hat. Wieso Verlage glaubem, dass Nutzer zu dem gleichen Grau greifen, wenn sie auf dem iPad auch noch ganz andere Dinge finden - keine Ahnung.



Meine Informationswelt ist so unfassbar, so unglaublich viel besser als alles, was davor möglich war. Wenn ich lese, dass Zeitungen für sich auch im Netz eine Führungsrolle beanspruchen: Ach was. Die Leute wissen schon, warum sie zu facebook und G+ gehen, da sind die Menschen angenehmer. Niemand ist gezwungen, sich die Welt von diesen Systemen erklären zu lassen, und schon gar nicht, wenn es so unfreundlich daherkommt. Und wo man sich letztlich all die ähnlichen Informationen abholt, die man so braucht, ist ungefähr so wichtig wie die Frage, aus welchen Reservoir das Wasser für die Klospülung kommt. Die Leute sind - leider - bei Facebook, weil sie dort bekommen, was es nur dort gibt, und was Medien zu liefern nur begrenzt in der Lage sind. SPON versucht es mit gebitchslappten Plärrdreck, andere haben sich darüber noch nicht mal Gedanken gemacht, und ich frage mich, ob die begreifen, dass mit Pinterest jetzt auch ein soziales Netzwerk da ist, mit dem jeder Werbetreibende den ganzen Werbeclickbannermüll bei Zeitungen streichen kann - dort ist übrigens die Zielgruppe, die man möchte.



Zeug bei Facebook und Twitter raushauen kann jeder. Ich glaube, mit textfern getriebenen Systemen wie Pinterest wird es richtig spannend. Einerseits, weil es da auch Texte brauchen wird, andererseits, weil es ein ganz anderes, kundenorientiertes Denken verlangt, das nicht weit verbreitet ist. Medien sind nun mal am Tropf der Anzeigenschaltung. Das kann sie eigentlich nicht unberührt lassen. Wie gesagt, ich finde diese Veränderungen nicht durchgehend gut, und was da mit Daten geschieht, sogar abscheulich. Aber man kann es nicht ignorieren. Man muss mitmachen und die Vorteile nutzen, wenn die Nachteile schon unausweichlich sind.

Dienstag, 7. Februar 2012, 12:34, von donalphons | |comment

 
Habe bisher keinen Don bei Pinterest gefunden... ;-)

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Momentan borge ich mir einen Fremdaccount zum Rumprobieren.

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Aber jetzt mal ehrlich - wo ist da der Mehrwert für die User? Sieht ein bisschen wie FB aus und man kapiert zunächst gar nicht, was man da machen soll/kann. "Pinnen" halt. Aha.

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"I'm too old for that shit"
Danny Glover hat sich's gerade angeschaut und entsprechend kommentiert.

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Ja, ich auch, aber das ändert nichts daran, dass man sich damit beschäftigen sollte, wenn es an die Existenzgrundlage geht. Geistig unbewegliche Brontosaurier habe ich in meinem Leben genug gesehen.

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Wegen einer (meiner/Ihrer) "Existenzgrundlage" muss man sich mit "pinnen" beschäftigen? Ist das nicht ein wenig zu hoch angesetzt? Vor allem wenn man dies liest:

"Das war es auch schon bei StudiVZ.
Und bei Myspace.
Und bei Wer-kennt-wen.
Und bei den Lokalisten.
Und bei Orkut.
Und bei Friendster.
Und bei Shoppero.
Und bei Cycosmos. "
.
PS:
Ahh, jetzt versteh' ich: Sie meinen die Zeitungsverlage.
D'accord.

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D'Accordi,

wuerde ich sagen. (Bild 4)

Ist das das eines der Raeder, die bald verkauft werden sollen?

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Nein, das ist ein Neri & Renzo von 1985, und es wird mich nach Italien begleiten.

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Mit den anderen sollte man sich auch beschäftigen, um zu lernen: Krepieren tut weh.

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Na dann: Nun reiht sich sogar schon der Don in den Chor der Social-Media-Schnösel ein, die seit einer Woche massivst PR für diesen bescheuerten Dienst betreiben. Bin enttäuscht.

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Nö, ivh versuche nur zu erklären, wo die Geschäftsmodelle sein werden. Und wenn ich auch nicht an Pinterest glaube: Nich weniger glaube ich an das geschäftsmodell, mit einem Riesen Haufen Leuten Papier zu bedrucken, dessen Leserschaft ausstirbt, ohne dass Junge nachkommen würden. Irgendwie muss man sich halt überlegen, wo die sind und was man denen bieten kann.

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sterben.... im sog der beschleunigung
aus einst technikfrohen menschen, die mit basic und maschinensprache optimistisch ins digitale zeitalter stapften, werden nun gestalten, die selbst ein neues smartphone max. zu 5 proz. begreifen. 

hilflos wird gepaddelt, im sog der beschleunigung. und bevor ein jedes menschlein mit irgendeinem geraet oder irgendeiner onlineerscheinung nur ein ganz, ganz klein wenig vertraut wird, hat er schon das naechste in der hand / vor seiner nase. 
es wird generationen dauern, bis wir alleine die enorme beschleunigung der neunziger jahre geistig und koerperlich verdaut haben. geschweige denn die scheisse, die sich da in der neuzeit abspielt.  
meine welt stirbt oder ist bereits gestorben, so wie ich sterbe. durch die unmenschliche beschleunigung spuert eine jede feine nase das eigene absterben zu lebzeit. 

 ich goenn mir bei all dem niedergang, in diesem trostlos-schnellen wirbelwind den luxus, voellig unbeweglich zu bleiben und mich auf nichts neues mehr einzulassen. den digitalen tod in recht jungen jahren zu spueren....und allenfalls muede und mitleidig ueber eine weitere idee zu laecheln, die eigentlich keine idee ist und in kurzer zeit schon den beruehmten spuren im sand gleicht....

wie schon so oft geschrieben: mit der eigenen akzeptanz einer jeder neuen hektik, kommen wir ab vom ehemals ruhigen herzblutdenken und echtem fuehlen. wir greifen schneller und schneller alles an und ab mit unseren aengstlichen patschehaendchen, bis nicht mal mehr erinnerung an irgendetwas bleiben kann.     

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Exakt. Danke.

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@rainersacht:
Einen Beitrag zu schreiben nach dem Motto, "boah, wer brauchtn den Scheiß nu wieder" wäre das einfachste von der Welt gewesen, in klarer Vorausahnung, wer einem dafür auf die Schulter klopft und wer nicht. (Gestehe ichs offen, wäre ich drüben bei der FAZ turnusgemäß an der Reihe gewesen, wäre es auch womöglich mehr in diese Richtung gegangen). Diese Erwartungshaltung aber auch mal zu durchbrechen, wie Don es mit seinem Beitrag tat, liefert wenn ichs recht bedenke einen größeren Erkenntniszugewinn. Er beschreibt, was der interessante Punkt an der Chose ist, was ist daran verkehrt?

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In ZEIT-Online gerade im Interview mit einem Herrn Appelbaum gelesen und ich glaube, das past hierher:

"Benutzt am besten gar keine Mobiltelefone. Oder wir müssen die Mobilfunktechnik so grundlegend neu entwickeln, dass sie keine Spionagetechnik mehr ist. Aber ich gebe Ihnen noch ein anderes Beispiel: Benennen Sie einfach mal Facebook um in Stasibook. "

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Zeitungen
sind wie Händler und die Existensberechtigung ist vergleichbar. Eine Zeitung, ob Bild oder FAZ, bietet eine Auswahl redigierter und aufbereiteter Nachrichten und Meinungen in leicht konsumierbarer Form. Die Zeitung wendet dafür Journalisten, Redakteure, Blogger und Photographen auf. Ich muß nicht zu den einzelnen Erzeugern.
Papier hat Vorteile, das Netz hat Größe. Die Online-Ausgabe der FAZ möchte ich nicht missen. Die PapierFAS aber, mit ihrem vorgegebenen Men,u regt mich noch mehr und immer wieder an, andere Informationen und Meinungen zu sehen, als ich sie gesucht hätte.

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Ich glaube, man muss die Frage andersherum stellen. Wie würde ein medium aussehen, das keine Beschränkung kennt? Das nämlich ist das Medium, das Kinder heute zu nutzen lernen. Und wer sich da in eine Ecke verkriecht. überlebt vielleicht als Sonntagszeitung für gebildete Stände. Aber das rechtfertigt keine Tageszeitung mehr.

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Guter Tip
Ich bin ja hin und weg. Da gibbet eine Webseite, die auf Alexa-Rank 110 ist - also ziemlich weit oben - und von der ich (bis jetzt) noch nix gehört habe.

Mag auch daran liegen, daß ich dieses ganze facebook-Dingen an mir vorbeiziehen lasse ...

Aber direkt auf Seite 1 von Pinterest habe ich schon mal 2 super-gute Rezepte gefunden. Die Bilder waren schön und da habe ich mal weiter-geklickert.

Interessant finde ich die Wertung, die durch die Masse der Leute gesteuert wird. Da sitzt dann keine Redation oder Leute, die auf irgend eine Art Kohlen machen wollen - nee - die Masse der Menschen spülte mir heute 2 außergewöhnliche Rezepte auf meinen Bildschirm.

Danke nochmal für den Tip

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Rezepte?
Gibt's das nicht sowieso und jetzt schon massenhaft im Netz? Ähnlich wie Katzen-content?

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Es ist sehr hübsch gemacht.

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Viele schöne bilder, aber keine geschichten dazu. Hatte es nach 5 Minuten satt.

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vlt bin ich zu alt für sowas, aber mir ist das 2 much. ich mag special interest portale, also foren/ blogs mit sauberer thematischer ausrichtung.

da sieht aus wie ne mische aus dawanda, instructables und chefkoch

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Ist Pinterest nicht einfach nur die neue Sau, die durch's Dorf getrieben wird? Jetzt noch originell und spannend, schon bald wieder abgenutzt und vergessen, da zugespamt und kaputtkommerzialisiert. Was die Samwers kopieren, ist bald tot. Und die kopieren viel, weiß Gott.

Ich arbeite auch zu Haus und habe seit buchstäblich Jahrzehnten keine Zeitung mehr abonniert; ganz verzichten möchte ich aber darauf dennoch nicht. Der aktuelle Zustand des Mediums Online läßt sich (außer bei SPON) auch sehr schön an der stellenweise auf erbärmlichem Niveau geführten Diskussion bei S. Niggemeyer über das Buch von Schneider und Laue beobachten.

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Danke
für den Tipp mit Pinterest.com
Cute Cat Content :
http://pinterest.com/pin/29695678762796556/

und schon für meine Frau einiges interessantes DIY-Zeugs gefunden (Hobbyschneidern... total offline Hobby *g*).

Aber - Login nur mit Invite? Kannst Du mit dem "Fremdaccount" Invites rausgeben? Oder geht das nur zentral von den Machern?

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total off?
Aber nicht doch: Habe gestern die Pyjamahose meiner Gattin mit Hilfe meiner alten Nähmaschine im Bund enger und in der Länge kürzer gemacht. Sowas habe ich als Kind quasi nebenbei gelernt (Mutter: Heimarbeiterin) und das verlernt man offensichtlich genauso wenig wie's radfahren.

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Die Invites kommen von der Firma.

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Was FB über mich weiß...
Ich werde z.B. ständig mit Partnerschaftsanzeigen und Portalen beworben, obwohl ich mir schon die Mühe gemacht habe diese als uninteressant usw. zu kennzeichnen. Juckt diese Programme aber gar nicht, sind ganz schön ignorant. Vielleicht sollte ich mal den Singlestatus beenden...

Bei Google ist es ähnlich. EGGHAT hat kürzlich mal einen Link gepostet, da konnte man sehen was die angeblich über einen wissen - dass war relativ enttäuschend...

Richtig was rauskommen tut nur wenn man sich selbst die Mühe macht über eine Person was zu googeln oder sonstwo zu finden. Alles was automatisch läuft ist Käse...

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Ja, aber das wiederum ist zu teuer. Man braucht schon ein Programm zur Kostenoptimierung des Vorgangs, in der Hoffnung, dass es gut genug ist.

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Der Beitrag bei Deus ex Machina ist wirklich gut. Ich erinnere mich da an meine Zeit auf Performance-Agentur-Seite. Wir wollten Kampagnen auf Klickpreis-Basis bei Facebook aussteuern und über den CPO mehr verdienen, als wir pro Klick ausgeben.

Dazu hatten wir sogar ein Tool, das hunderte Anzeigen mit Targeting-Optionen kombiniert. Es hat einfach nicht funktioniert. Offensichtlich hat das Targeting nicht ausgereicht, um die Nutzer zu treffen, die es wirklich interessiert und die auch gekauft hätten.

Was, glaube ich, prima funktioniert hätte, das wären Anzeigen für Dating,- Sex-, und Seitensprung-Börsen gewesen. Aber solche Anzeigen lehnt Facebook ja grundsätzlich ab (komischerweise berichteten Affiliates, dass sie mit solchen Konzepten in den USA recht viel verdient hätten. Ich kann mir das kaum vorstellen – außer, sie haben jemanden bei FB bestochen).

Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass Groupon bei Facebook sehr viel Werbung schaltet? Da stellt sich mir die Frage, wie es für Facebook eigentlich aussehen würde, wenn Groupon als Werbetreibender auf einmal wegfallen würde…

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Grpupon kauft das aus, was an Werbeflächen übrig ist. Die machen also nur die Löcher für ein Butterbrot zu. Ausserdem ist das Groupon nutzende Geschmeiss das Letzte, was man als Zielgruppe haben will.

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Acht, echt? Ich sehe bei Facebook permanent fast nur Groupon Werbung. Dabei bin ich überhaupt gar nicht die Zielgruppe.

Aber das würde ja für die These aus dem FAZ-Beitrag sprechen ;)

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Wobei, noch eine Anmerkung: für Facebook kann es egal sein, wer die Zielgruppe ist. Hauptsache, der Werbetreibende zahlt dafür.

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Es hat schon einen Grund, daß Franken nur Bayern 2.Klasse sind:
nachfolgende Studie wurde in Würzburg durchgeführt.

"Twitter is harder to resist than cigarettes and alcohol"

http://www.guardian.co.uk/technology/2012/feb/03/twitter-resist-cigarettes-alcohol-study?INTCMP=SRCH

(den link auf BLD lass ich ma liba wech)

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Das sind keine Bayern. Das sind Sklaven, die noch kein Brandmal bekommen haben.

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