Post Privacy und Extremfeminismus treffen auf die Realität

Nehmen wir einmal an, jemand ist daheim nicht mehr zufrieden. Zu spiessig sind dort die Leute, ausserdem versteht da niemand den Feminismus, den man im Netz mit anderen aufschreiend auslebt. Zum Glück sind da die Allys, die einem helfen, wenn andere Freunde irgendwie so gar nichts mit solchen Sprüchen wie "All men must die" und "Männertränen sind mein Gummibärensaft" anfangen können. Das passt nicht ins alte Umfeld, und die Mission ist doch so wichtig. Also Zelte abgebrochen und ab nach Berlin.



Da ist die Tür zum Ruhm, das Tor zur Freiheit, zum Licht der Erleuchtung durch radikalste Forderungen, dort sind alle anderen, die mit lauten Tönen Netzberühmtheiten werden. Und hat man nicht den Grimmepreis für den Aufschrei bekommen? So etwas hat die Heimat doch gar nicht verdient. Und weil man auch bekannt ist, lässt man sich auch gleich zur Chefin der Jungen Piraten machen und gendert sie so lange, bis sie die Internationale zugunsten der Antifafreunde, die leider mit dem Piraten ins AGH kamen, diskriminierungsfrei und vergan vorsingen können. Da lacht dann der Genosse und NS-Geschichtsprofi Delius. Super Frau, und bittschön immer allen Piraten, die das nicht so sehen, die Naziunterstellungen reindrücken. Auf Twitter, schön öffentlich. So geht Politik, selbst wenn die Jungen Piraten daran auf ein paar Pöbler zusammenschmelzen.

Aber so ist das in der Politik, da muss man sich engagieren und ranhalten, da darf man keine falschen Rücksichten nehmen und muss immer datauf verweisen, dass man bei jeder noch so dreckigen Aktion letztlich immer das Opfer der Rape Culture ist, die einen benachteiligt. Das ist die einzige Wahrheit. Schuld sind immer die anderen. JEDER SOLL DAS WISSEN.

Nun. Natürlich bekommt das auch jeder mit und hätten Delius und Höfinghoff bis dahin eine Weltrevolution gemacht, wäre diese Person sicher ganz oben mit dabei im Politbüro. Aber das ist nicht passiert und die gut dotierten Arbeitsplätze beim Vertrieb des dogmatisch-ausgrenzenden Sexismus mitteljunger weisser Privilegienfrauen - vulgo Feminismus - sind leider schon von Margate Stokowski, Anne Roth, Antje Schrupp und Hannah Beitzer und wie sie alle heissen besetzt. Na sieh mal einer an. Wer hätte gedacht, dass es irgendwann mal vorbei sein könnte mit dem Hofiertwerden als wertvolle Kraft im Krieg gegen die böse Männlichkeit. Und dass da so viele andere sind, die damit auch an die Fleischtöpfe wollen.

Ja, und dann muss man halt Alternativen suchen, was vielleicht gar nicht so leicht ist, wenn man bedenkt, was Personaler alles im Netz finden und nicht wirklich genderneutral und flauschfreudig in ihre Überlegungen mit einbeziehen könnten.



Man hätte das vielleicht ahnen können. Bei der Betrachtung von Leuten, die auch gern erst twittern. bevor sie überlegen. Michael Seemann zum Beispiel, der noch immer nicht seine wütenden Mails an Schirrmacher veröffentlicht hat, um aller Welt zu zeigen, wie er damals agierte, hatte es nach seinem Shitstorm ja auch nicht gerade leicht, einen Wirt für seine neuen Thesen zu finden. Was macht eigentlich Wolfgang Michal?

Das mag etwas damit zu tun haben, dass sich manche auf ihre von derartigen Aktionen verstörten Fragen Antworten geben, die nicht wirklich zum Selbstbild dieser Leute passen. Für manche mag es Nischen geben. aber für viele bleibt es bei der Stagnation auf einem wenig erfreulichen Niveau, denn das Netz vergisst weitaus langsamer, als die Barschaft zusammenschmilzt. Jüngst las ich gar, dass einer seine Nebenkostennachzahlung nicht leisten kann. Bei Twitter. Das ist sicher gut bei der Beurteilung.

Aber aber, mag man sich dann denken, der böse Don ist doch auch nicht nett und ich werde sicher auch sowas finden -

Nein, mein Hascherl, der Umstand, dass es mich gibt, bedingt geradezu, dass es für solche wie Dich einen Platz weniger gibt, und einen Vergleich mehr, bei dem Du aussiehst wie eine ausgeflippte Tugendfurie, die garantiert in jedem Job die Schuld immer bei anderen suchen wird, nichts ausser Unfrieden stiftet und obendrein denkt, sie hätte da auch ein Recht darauf, und das alles äusserst uncharmant und ohne jeden Funken Selbstironie.

Das ist zusammen mit den sichtbaren Spuren im Netz das Problem. Natürlich erzählen Postprivaschisten auch was anderes, wenn sie am CCC herumstänkern. Aber es hilft nicht beim Bewerben in der Welt jenseits von Gendertröten, Linksbizarren und Krautreportagenschmierern.

Nichts. Null. Nada. Nur das Vergessen wird irgendwann vielleicht gnädig sein. aber wer mit so einer Leistung öffentlich auffallen wird, wird damit auch auffallen.

So einfach ist das mit Post Privacy. Nicht schön, aber einfach.

Dienstag, 30. Dezember 2014, 15:59, von donalphons | |comment

 
Und dabei
wird doch seit längerem Medienkompetenz in den Lehrplan der Schulen aufgenommen. Eben damit solche Patzer nicht vorkommen.

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Ich glaube, es ist nicht mangelde Medienkompetenz (whatever that means), sondern eher mangelnde Umgangsformen.
Es kann jede Auseinandersetzung noch so hart geführt werden, wenn man respektvoll miteinander umgeht, werden einem auch die abstrusesten Ideen nicht übel genommen.

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Soweit ich es verstehe bedeutet Medienkompetenz in Schulen:

- Wie benutzt man Powerpoint?
- Wo gibt man eine URL ein (als wenn die das nicht wüssten, und auch, welche sie nicht eingeben dürfen und deshalb doch tun - same old)
- Was schreibt man besser nicht?

Das war es dann. Ich bin froh, dass der Informatikunterricht zumindest an einigen Schulen wirklich Informatik vermittelt.

Auseinandersetzungen werden von der Truppe, die der Hausherr meint, wohl nicht geführt. Eher Twitter-Carpet-Bombing. Dass diese 140 Zeichen eben nur dort irgendwie interessant sind muss von einigen wohl noch gelernt werden.

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Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen "Ich schreib mal was nicht so Kluges" und "Ich suche mir die grösstmögliche Öffentlichkeit und falle dann auf, als würe Harald Juhnke nach einer Flasche Schnapps". Das sind die Positionen und je weiter man sich dem Maximum annähert, sollte man gewisse Sicherheiten und Kompenzen haben, die unabhängig davon geschätzt werden. Einfach nur Leute anpöbeln ist zu wenig.

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@mea_culpa:

Zumindest an meinem Gymnasium gibt es jedes Jahr einen (extern eingekauften) Kurs zum Umgang mit "social media"; ich glaube für die 8. Klassen.
Wie schon mal früher geschrieben, kann ich ja vom Lehrerplatz aus ganz gut sehen, wie die Schüler mit den Rechnern umgehen. In der 9. und 10. Klasse ist es völlig üblich, eine URL dergestalt einzugeben, dass man den gewünschten Begriff in die Suchmaske des Browsers eintippt und dann auf den ersten Link klickt (also bei Dingen wie Facebook etc.). Grausig, aber anscheinend normal - und es hat zumindest den Vorteil, dass diese Variante relativ unempfindlich gegenüber Schreibfehlern ist, weil der Google-Algorithmus eben erkennt, was bei der Eingabe von "Facbook" oder "Facebok" eigentlich gemeint sein dürfte.
Informatik wird auch vermittelt (Datenbanken, HTML usw.); aber nach meinem Dafürhalten sehen viele Schüler da keinerlei Zusammenhang zu ihrer normalen Computernutzung.

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"Krautreportagenschmierern."
.
Ist es so schlimm?
Hab' lange nichts von denen gehört oder gelesen.

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Manche Leser sind nicht begeistert

http://verwickeltes.wordpress.com/2015/01/04/kraut-von-ruben-sortiert-krautreporter-durchgezahlt/

Ich kriege da keinen Beitrag zu Ende und bevor ich mir Tilo Jung anschaue, schaue ich mir Wagneropern an.

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na ja ... ein knappes dreiviertel Jahr muessen sie noch.

Dann ist gut.

(Ich fands erst gar nicht so doof ... aber meanwhile sehe ich da auch nicht mehr den Punkt, zumal nach der ganzen Angeberei im Vorfeld ... )

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Das ist auf eine ganz langweilige Art formal richtig gemacht. Journalistenschülerjournalismus von Leuten ohne Ecken und Kanten, berlinzentriert und bieder. Keine ahnung, was die sich dabei denken. Vermutlich an das Geld.

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Don, ist das nicht eigentlich traurig? Da haben jetzt Leute für 1 Jahr Narrenfreiheit, sie können das tun und berichten, was sie wollen. Und was kommt dabei raus? Besinnungsaufsätze und 08/15 Journalismus irgendwo zwischen ZEIT und taz.

Nichts, aber auch gar nichts Neues, Spannendes, Hintergründiges. Deutlicher kann man das Scheitern am Anspruch, einen anderen Journalismus zu machen, gar nicht demonstrieren. Fällt das bei denen keinem auf?

Gruss,
Thorsten Haupts

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Das war leider auch schon bei den FAZ-Blogs so und wer Peer Schaders Werk oder die Stöpseleien von Hünniger dort kannte, wird nicht überrascht sein.

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Das liegt daran, dass diese Leute ja gar keinen "neuen Journalismus" wollen und auch gar nicht wüssten wie der aussehen sollte, sie sind ja im "alten Journalismus" groß geworden.

Sie wollen eigentlich zu den 'alten Zeiten' der deutschen Presse zurück wo man mit unterdurchschnittlichem Talent und kaum vorhandener Arbeitsmoral absolut besoffene Honorare absahnen konnte, nur halt mit Internet.

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Was ist eigentlich aus dem Herrn J. Best geworden, der doch einer der Protagonisten der post privacy Bewegung war?

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... wie waere es mit selber googlen?

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Danke Herr Gurkenhobel für den freundlichen Ratschlag.

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Immer gerne, ich packe auch noch bing obendrauf ...

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Treibt sich wohl immer noch in Berlin herum und pöbelt wildfremde Leute an. Ich darf nicht an den denken, sonst kriege ich Magenkrämpfe.

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Aber, aber!
Es gibt doch auch Erfolgsmodelle. Mspro, nun, der wurstelt sich so durch, teils mit Hängen und Würgen, aber ganz ehrlich, ich finde das an sich noch sehr respektabel - auch wenn ich seine Standpunkte, höflich formuliert, eher selten teile.

Nein, aber man schaue sich doch z.B. einmal einen an, der all die von Don beschriebenen, äh, Vorzüge auf sich vereinigt: Christopher Lauer.

Für seine Gastbeiträge, z.B. beim Tagesspiegel oder in der Zeit erhält er offenbar pro Stück regelmäßig 300 bis 400 Euro. Das ist wahrlich nicht schlecht, gemessen daran, dass ein gestandener Journalist für einen umfangreichen Artikel in derartigen Medienorganen in der Regel weniger als die Hälfte erhält.

Neuerdings verlangt Herr Lauer für Interviews (so aktuell mit der TAZ) fürs bloße Interviewtwerden stolze 500 Euro. Tja, offenkundig kann sich das Herr Lauer erlauben, und ja, und wie!! Wie zu hören ist erhält er - ausgerechnet vom Springer-Verlag - für seine "Beratungsleistungen" im Bereich Daten-Sicherheit und Datenschutz (LOL!!! als ob sich Herr Lauer jemals knietief in dieses komplexe Thema eingearbeitet hätte) monatlich einige tausend Euro.

Böse Zungen sagen, das ist dann schon eher die fürstliche Entlohnung dafür, dass er beim Zerlegen der Piratenpartei so hilfreich agierte. Nein, das ist wirklich zu böse, das kann ja gar kein Mensch glauben. Vermutlich ist Herr Lauer also doch zu einem hochdotierten Fachmann einer hochkomplexen Thematik mutiert.

Oder was auch immer. Jedenfalls hat sich die Pöbelei für Herrn Lauer sehr ausgezahlt - er wird mit Geld geradezu zugeschissen.

(was unser Herr Lauer aber nicht weiß: schon in wenigen Jahren ist er wieder ein anonymes und weitgehend talentloses Würstchen, dessen Aggressivität und kesse Zunge dann ausnahmlos peinlich wirken werden, falls ihm dann noch irgendjemand zuhört)

Auf lange Sicht hat Don recht (jedenfalls glaube ich das), aber auf kurze Sicht hat Herr Lauer bewiesen, dass man mit haltlosem Gepöbel (!) sogar wohlhabend werden kann und von vielen Menschen geachtet wird.

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@Dr. Dean:
Vielleicht kriegt Lauer ja auch die Kurve, wer weiß. Seine Replik auf Jeff Jarvis neulich bei zeit online war jedenfalls kein Gepöbel, sondern ziemlich gut auf den Punkt.

Aber man weiß natürlich nicht, wie viel da rumredigiert wurde, bis es passte.

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@Dr.Dean,
so ein Leben dauert recht lange. Ein paar Jahre Diäten reichen sicherlich nicht für ein auskömmliches Dasein mit den üblichen Annehlichkeiten.
Dann muss man bei den verschiedenen Honoraren immer noch an die Umsatzsteuer, Krankenversicherung etc denken. Altersvorsorge ist auch ein nicht zu vergessender Brocken.
Und war es nicht mspro, der nach seiner großen Asienreise seine Nebenkosten nicht mehr zahlen konnte.

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@Mark
Wenn er umsattelt auf Satiriker, dann hat er imho eine große Zukunft. Was sich in anderen Lebensbereichen als eher störend erweist, z.B. Spontaneität weit über die Grenze zur Sprunghaftigkeit hinaus, kann ihm hier sogar ein gelungenes Leben garantieren, und glückliches, großes, ja mehr noch, nahezu schrankenlos bewunderndes Publikum.

Ganz im ernst: Was ist denn schon ein Dieter Nuhr gegen einen Christopher Lauer, der seine Lebensberufung ernst nähme?

(doch, wie tragisch: viel wahrscheinlicher ist es dann doch, dass Herr Lauer das gleiche Schicksal droht wie so vielen Menschen - mich eingeschlossen -, nämlich, an der eigenen Berufung vorbei zu leben)

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