Pegida ist immer noch da

Ich verlinke den Kommentar jetzt nicht, aber in den letzten wochen hat jemand bei der FAZ, von dem ich mich mehrfach öffentlich distanziert habe, den Niedergang von Pegida begrüsst - obwohl ich den Eindruck hatte, dass die Dresdner Forderungen ihn locker links überholen. Jetzt denkt er, dass Pegida am Ende ist.

Pardon, ich bin da anderer Meinung. Nicht weil ich Pegida mag, sondern weil der zugrunde liegede Konflikt zwischen einem seit Jahrzehnten mit Xenophobie gefütterten Volk und der beginnenden Mittelmeerfluchtsaison nicht das einzige Problem ist. Weitere Probleme haben wir innerhalb der EU, weil man in Italien und eventuell bald auch in Griechenland froh ist, wenn die Flüchtlinge ihre Pässe wegwerfen, nach Deutschland reisen und hier die vollen rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Falls es noch niemand gemerkt hat: Faktisch ist das Schengenabkommen tot. Und in den Südländern ist man der Meinung, dass sich darum bitte die reichen Deutschen kümmern sollen. Und wenn jemand Grexit sagt, denkt man in Griechenland an die Ausstellung von Reisedokumenten für die EU.

Die deutsche Politik tut da im Grossen nichts, weil sie schon genug damit zu tun hat, den Krisenländern ihr Finanzdiktat aufzudrücken. Das eigentliche Problem haben dann die Gemeinden, wenn sie die Flüchtlinge aufnehmen auf eigenen Kosten Wohnraum zur Verfügung stellen müssen. Wir hatten das gerade in Gmund, und es reicht da überhaupt nicht aus, eine alte Immobilie halbwegs herzurichten: Der Brandschutz ist da viel wichtiger als im normalen Mietgeschäft, und wie man inzwischen aufgrund von Unachtsamkeiten in den Heimen mehrfach erfahren musste, aus besten Gründen. Aber genau solche Immobilien sind schwer zu bekommen, oder man macht es eben wie in Berlin und wirft speziellen Unternehmen das Geld in den Rachen - Unternehmen übrigens mit CDU-Verbindungen.

Sind die Verfahren und Widersprüche dann erst einmal negativ, aber für spezialisierte Kanzleien finanziell positiv abgeschlossen, würde eigentlich die Ausweisung oder Abschiebung erfolgen. Bayern macht das übrigens auch nicht mehr sonderlich konsequent und es ist auch nicht nötig - wenn erst mal alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, tauchen die Betreffenden oft unter und versuchen ihr Glück dort, wo man die Polizei beschimpft und Behörden nur inkonsequent abschieben, also etwa in grossen Städten wie Berlin. Sofern die Drogenhändler dort nicht ohnehin von der westafrikanischen Mafia selbst kommen - die failed States wie Mali mit den Verbindungen zu den Drogenproduzenten in Südamerika stellen auch in Berlin einen Grossteil der ermittelten Dealer - stellt sich dort natürlich die Frage, wie man in einer Stadt überlebt, in der man aufgrund des Status kein Anrecht auf Unterstützung hat.

Die Dealer vom Görli oder der Hasenheide, die das nach Eigenaussage nur machen, weil sie nicht arbeiten dürfen, sind eben nicht nur Flüchtlinge, die einen Anspruch auf Versorgung haben, sondern auch viele Leute, die den Anspruch aufgrund der gescheiterten Asylverfahren nicht mehr haben und dann tatsächlich ausweichen. In ihre eigenen Netzwerke. Oder auf den Arbeitsstrich und dort den in Ruinen hausenden Osteuropäern Konkurrenz machen. Es ist verdammt eng am untersten Ende, dort, wo die Gesellschaft aufhört, und da setzt dann eben das "racial profiling" der Polizei ein. Bundespolitiker fordern dann Strafen wegen der Einbruchswelle und Lokalpolitiker wie in Berlin lassen sich öffentlich von Aktivisten vorführen. Und in Dresden sitzt dann eben der Nazi und muss nur noch aus dem Tagesspiegel vorlesen.

Haben Sie eigentlich gemerkt, wie schnell der getötete Israeli in Berlin wieder aus dem Schlagzeilen verschwand, als der mutmassliche Täter ein Albaner war? Das wird nicht vergessen in diesen Kreisen, wie man sich dort auch an Khaled erinnert. Lieber bringt man in den Medien dann Beiträge über die Begabung der Flüchtlinge, die wir nicht nutzen.

Das wird in diesem Sommer eine andere Dynamik erzeugen, als ein Auftritt eines niederländischen Nazis. Noch rufen bei uns im tiefsten Bayern die CSU-Bürgermeister dazu auf, zu helfen - aber es ist absehbar, dass die Bereitschaft in dem Masse schwindet, wie die gesamtpolitische Situation dafür sorgen wird, dass es Schwerpunkte der Zuwanderung geben wird. Die Zahl der offiziellen Asylanträge ist ja nur die eine Seite. Die Bildung von Zentren mit niedrigem Verfolgungsdruck und Duldung ist das andere. Und da entsteht eben ein grosser Bereich zwischen der Welle der Hilfsbereitschaft im geordneten Oberland und der offenen Kriminalität in Berlin, wo sich jeder Betrachter seine Position heraussuchen kann. Beides ist real.

Und deshalb glaube ich nicht, dass Pegida am Ende ist. Die Leute sind noch da, und die Zweifler werden nicht weniger mit jeder Gruppe, die innerhalb der versagenden Flüchtlingspolitik Europas hier ankommt. Ich halte es auch für vollkommen sinnlos, dagegen mit netten Geschichten über einzelne Flüchtlinge in den Medien anzuschreiben. Es ist ein politisches Versagen vom Kampf gegen die Schlepper bis zum ausgesprochen scheusslichen Themen Ausweisung und Rückführung. Und die Bevölkerung des Landes wird da mit der Meinungsbildung angesichts der realen Situation auch ziemlich allein gelassen, aber die jungen Schwarzen, die hier nach der Schule vor dem Haus stehen und versuchen, den Mächen nach der Schule Zigaretten anzubieten, sind das, was die durchschnittliche Mutter hier zu sehen bekommt.

Es ist alles noch da, was Pegida so braucht.

Dienstag, 14. April 2015, 00:03, von donalphons | |comment

 
Wenn sich Politik, Medien und der Staatsapparat erstmal drauf eingestellt haben, dass sie alles tun können und dürfen, weil ihnen das Vierparteienkartell die demokratische Legitimation so zuverlässig liefert wie der Strom aus der Steckdose kommt -- tja dann verselbständigt sich manches.
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Der Alte Bock fasziniert mich weniger durch seine rechten Positionen als mehr durch seine Gläubigkeit an den Machtstaat: Man muss ein paar Kommanodpositionen besetzen wie seine Vorfahren die Raubritterburg an der Flussmündung und hat dann den Rest der Welt "im Griff". Auch so ein Q-Medium ist für ihn was ähnliches wie ein Bombergeschwader, das der Regierungsposition allemal die Luftüberlegenheit garantiert. Es braucht nur genug starke Kerle wie ihn, die keine Hemmungen haben, den Finger krumm zu machen.
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Wenn es in Berlin Versäumnisse geben sollte, so wären auch daran trotz allem nicht irgendwelche linken Aktivisten schuld, sondern doch eher die Regierungsparteien und die Staatsmacht, die schließlich über genügend Möglichkeiten verfügt.
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Ansonsten ist Berlin auch das Opfer gesamtdeutscher Entwicklungen schon seit 45. Berlin vorzuwerfen, dass die Gesellschaft dort im konservativen Sinn nicht so gesund ist wie in Oberbayern ist irgendwie, nun ja: müßig. Oder nicht?

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Deshalb bin ich ja auch nicht für eine Verschärfung des Asylrechts - das ist schon sehr scharf und zu scharf. Wenn man so doof ist und sich daran hält. Wenn man sich am richtigen Ort nicht daran hält, passiert halt auch nichts. Die Idee, man könnte mit einem reaktionören Durchgriff von oben alles wieder formschön machen, ist lächerlich. Die faktische Beendigung der Asylrecht"abschaffung" fand nun mal unter Frau Merkel statt.

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Das Asylrecht ist seit langem faktisch beendet, und getrieben wurde das vor allem von der Partei, der Frau Merkel und Herr Seehofer angehören. Brauchens gar nicht glauben, die könnten nicht auch selber "Pegida".

Was man hingegen nicht schafft, auch nicht in der SPD oder den in romantischer Verklärung - oder fast schon: Verzückung - verharrenden Linken und Grünen, ist ein nüchterner, utilitaristischer Umgang mit Einwanderern. Echtes Asyl für echte Asylanten, für die man dann endlich klare Kriterien aufstellen könnte. Und eine echte Chance auf Einwanderung für alle anderen. Das würde neben mehr Akzeptanz in der Bevölkerung auch den Vorteil haben, dass die ganzen Wucherungen in den Verwaltungsgerichten entlastet werden. Asylbewerberheime könnten menschenwürdiges Wohnen ermöglichen.

Dabei könnte uns eigentlich nichts besseres passieren als ein Zustrom von arbeitswilligen, mutigen, ja unternehmerischen Menschen, die letztlich nichts weiter wollen als ein ordentliches Dach überm Kopf, was zu essen und ein bisschen am Konsum teilhaben. Das ist doch eigentlich eine großartige Ressource, die es zu nutzen gilt. In den verödenden Mittel- und Kleinstädten sollte Platz genug sein, nicht zuletzt wird so auch Nachfrage nach Wohnraum geschaffen, wo längst zu viel leersteht. Wer könnte denn unsere Alten und Kranken pflegen? Wer könnte leerstehende Häuser herrichten?
Macht die Einwanderer zu Spießern, mit Häuschen oder Schrebergarten, Kleinwagen vor der Tür, Sportverein. Lasst sie was haben, damit sie was zu verlieren haben. Das könnte ein ehrliches Einwanderungskonzept leisten. Die ganze dilettantische Diskussion um verbindliche Sprachkurse ist da einfach lächerlich. Denn neben Sprachkursen könnten da auch Ausbildungen zu gehören, Schulabschlüsse, oder auch soziale Arbeit. Gepaart mit einem klaren Plan, wann die Staatsbürgerschaft verliehen wird. Und klaren Konsequenzen, wenn es Verstöße gegen die Rechtsordnung gibt, jedenfalls gegen einschlägige Tatbestände.

Es ist zum Mäusemelken, dazu ist man wieder mal nicht in der Lage. Lieber zerredet man das Thema und macht die Bürger vergessen, dass genau die aktuelle und selbstverschuldete (!) Situation die ist, mit der uns eine griechische aber auch eine italienische Regierung erpressen kann. Und das vermutlich auch tut.

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"In den verödenden Mittel- und Kleinstädten sollte Platz genug sein, nicht zuletzt wird so auch Nachfrage nach Wohnraum geschaffen, wo längst zu viel leersteht."

Tja. Das hat seinen Grund: da wollen nicht so viele bleiben. Auch die Zugezogenen zieht es mehrheitlich in die Städte. Dort findet sich eher Arbeit, dort sind die notwendigen Institutionen, dort gibt es auch eher all das, was man von seinem Kulturkreis gewöhnt ist. Ich verstehe durch aus, dass man gern halbwegs in der Nähe einen Supermarkt mit den seit Kindheit bekannten Produkten hat, auch wenn man sich der Integration verschrieben hat.

Was soll also die Einwanderer besonders in die kleineren, schrumpfenden Orte ziehen? Sie sind noch mobiler als die Alteingesessenen und können sich ihre neue Heimat im Großen und Ganzen aussuchen.

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Da habe ich - aus Sicht des hochgradig erfolgreichen Integrationsbeispiels meiner Heimat - auch eine andere Beobachtung gemacht: Einwanderer sind zwar durchaus bereit sich einzufinden haben aber lange die kleinen Orte gemieden. erst mit dem grossen Boom sind sie dann auch in die wachsenden Dörfer um die Stadt gezogen. Was zuwanderer ausgerechnet in der sächsischen Provinz oder im Schwarzwald tun sollten kann ich auch nicht erkennen - die Chancen zur Ausbildung und für den Beruf sind nun mal dort wo das Wachstum ist und genau das war ja auch der Grund, warum man endlich die Resienzpflicht aufgehoben hat. Im Kern ist das eine gute Sache, solange das Ergebnis wie die Cuvrybrache oder der Görlitzer Park aussieht.

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Oder halt heute der mutmassliche Totschlag in Hamburg an der Nelson-Mandela-Schule.

Das sind Einzelfälle, aber natürlich werden die nicht so wahrgenommen.

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Alles richtig, aber was wäre, wenn wir statt ein paar zehntausend heute, einmal ein paar hundertausend, oder eine Million Leute aufnehmen würden, könnten, müssten?
Die können nicht alle nach HamburgBerlinFrankfurtMünchenKölnStuttgart. Sondern müssten nach GöttingenGießenFuldaUlm.

Und ich glaube durchaus, dass die dort die Wirtschaft beleben könnten. Da stehen Häuser leer, da gibt es nicht vollständig ausgenutzte Infrastruktur (z.B. Wasserleitungen und Kanäle setzen sich zu, weil immer weniger Menschen immer weniger Wasser brauchen). Die Leute wollen essen, wohnen, ausgehen, Fernseher kaufen, Bäder renovieren. Brauchen Sachberarbeiter auf dem Amt, Lehrer in Schulen.

Macht man mit Macht spiessige Kleinbürger aus ihnen, die was zu verlieren haben, und nimmt man sie in die Gesellschaft auf, lässt die da aber auch nicht raus, dann stellen sich viele Kleinkriminalitäts- oder Drogenhandels-Probleme wahrscheinlich nicht.

Mein Anliegen ist es, dass endlich mal in die Richtung gedacht wird - nicht immer nur ohohohodaistallessoschlimm wirwerdenalleandenmullahsstörben-Geheule. Oder Realitätsverweigerer wie diese x-gida Marschierer. Oder die ebenso weltfremde Gegenposition, die Sie völlig zu Recht kritisieren. Und meine These ist es, dass viele der von Ihnen ebenfalls völlig zu recht kritisierten Zustände ihre Ursache eben darin haben, dass uns in der Breite ein pragmatischer Umgang mit Einwanderung fehlt.

Uns fehlt in der Sache der Mut zum Eigennutz, auch wenn HM555 das schäbig finden mag. Das ist historisch sicher gut begründbar, würde aber m.e. durch ein ehrliches, restauriertes Asylrecht auch moralisch gerechtfertig. Ein solches Asylrecht würde es uns moralisch auch ermöglichen, solche von vorneherein nicht zu dulden, die nicht Teil der kleinen deutschen Spiesserwelt werden wollen.

Wie gesagt, eine Denkrichtung, nicht unbedingt die optimale Lösung. Und natürlich auf dem Spielfeld EU mit ungleich mehr Schwierigkeien und Faktoren verbunden. Aber die Lösung kann weder sein, kaum verbrämt "Ausländer raus" zu skandieren, noch kann es ein "Alle rein und lasst sie machen was sie wollen" sein.

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Im Tagesspiegel ist gerade ein Beitrag, der dazu auffordert Flüchtlinge in Städten unterzubringen weil kleine Dörfer wie Germering - fast 40.000 Einwohner - zu klein seien und zu wenig Möglichkeiten böten und die Leute nur wieder traumatisierten. Aus der Serie "Da bleibt einem die Luft weg."

Pegida reibt sich da sicher die Hände und die Kreuzberger Toleranz kann sich mal richtig beweisen.

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@greenbowlerhat:

Das mit den "spießigen Kleinbürgern" funktioniert eben nicht mit allen. Diejenigen, die sich darauf einlassen, kommen in der öffentlichen Wahrnehmung ähnlich oft vor wie ausländische Studenten - also so gut wie gar nicht.
Wenn wir die Leute tatsächlich aufnehmen MÜSSTEN, weil sie eben hierher kommen MÜSSTEN (und nicht einfach nur wollen), wären da wohl die Anspruchshaltungen auf beiden Seiten etwas anders. Menschen, die am Beginn eines Asylverfahrens mit Erfolgsaussicht null stehen, aber gleichzeitig mehrere hundert EUR pro Monat nach Hause überweisen wollen, werden nicht die Tippeltappeltour des spießigen Kleinbürgers gehen können/wollen.

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Danke, greenbowlerhat.
"Macht die Einwanderer zu Spießern, mit Häuschen oder Schrebergarten, Kleinwagen vor der Tür, Sportverein. Lasst sie was haben, damit sie was zu verlieren haben."

Genau das ist die Integration, von der wir in Sonntagsreden so oft hören. Der nächste Schritt ist dann das politische Engagement, um seine eigenen Interessen zu vertreten. Dass kommt jetzt auch langsam, aber es kommt.

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@greenbowlerhat: Das wirtschaftsliberale 1 mal 1
sauber durchdekliniert. Das ist btw ein Kompliment, keine Polemik. Der "Mut zum Eigennutz" müsste allerdings erstens auch nicht quantifizierbare Kosten einrechnen (soziale wie kulturelle. Selbsverständlich existieren in Deutschland Normenräume, die das Erünschte vom Nichterwünschten abgrenzen, völlig egal, ob man das "Leitkultur" nennt oder nicht). Zweitens müsste man etwas genauer nachsehen, wer die Früchte erntet und wer die Kosten trägt.

Eine Polemik von mir: Einwanderung nützt Teilen der Mittel- sowie der ganzen Oberschicht, die Kosten dafür trägt die Unterschicht. Und da die Leute doch nicht ganz so dumm sind, wie auch ich ihnen das häufig unterstelle, verlaufen hier auch die Frontlinien von Ablehnung und Zustimmung.

Gruss,
Thorsten Haupts

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ich lese gerade die Geschichte von Chris Kyle. Weicht vom Film ein wenig ab.
Vor Falludja und Sadr City war er mit seinen Kameraden beschäftig, in internationalen Gewässern des persischen Golfes Schiffe zu durchsuchen auf irakische "Bannware" und vor Afrika einen koreanischen Frachter auf Scud.
Eine populäre Ergänzung der Rettungen im Mittelmeer wäre die Kontrolle der Schiffe und Ergreifung der Schleuserfußtruppen. Auch deren Rückfahrboote, wenn sie die geschleußten Menschen kurz vor Italien verlassen, wären einen (Warn-)Schuß wert.

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Ich sehe das sehr ähnlich wie der Don - das Potential bleibt da und wird weiter wachsen.

Unter anderem ist das eine Folge der schlichten Tatsache, dass man mit dem Thema insgesamt als Politiker keinen Blumentopf gewinnen kann. Als Zuwanderungsfreund nicht in der eigenen (Wahl)Bevölkerung, egal, was unverbindliche "Umfragen" da so erzählen. Und als Zuwanderunsgegner nicht in der Öffentlichkeit, die an der Fiktion festhält, irgendwie liberal sein zu müssen.

Dazu ist die Gemengelage so komplex (Flüchtlinge, Asylbewerber, Zuwanderer, in- und aussereuropäisch, Schengenraum, Drogenhandel sind nur einige Stichworte), dass selbst die besten Überblicke, Statistiken, Zahlen immer nur einen Ausschnitt wiedergeben können und deshalb für nur etwas einfachere Gemüter immer falsch sind. Von "falsch" zu "erlogen" ist es ein kleiner Schritt, egal auf welcher Seite der politischen Trennungszäune.

Also wird die Öffentlichkeit in ZEIT oder FAZ mit ausgewogenen, sprich sich wöchentlich widersprechenden, Positionen gefüttert. Politiker halten sich entweder völlig raus oder geben gut klingende Allgemeinplätze von sich. Vollzugsdefizite (ob bei der Flüchtlingsunterbringung oder bei der de facto Duldung vieler Illegaler) will eh niemand anpacken, weil man da um je anders unpopuläre Massnahmen nicht rumkommt.

Das Thema wird unterschwellig weitergären und an unvermuteter Stelle unangenehm explodieren. Und dann schauen alle erschrocken auf und fragen sich: Wie konnte denn DAS jetzt passieren. Eine dieser Explosionen haben wir mit der von dubiosen Flüchtlingshelfern losgetretenen Erpressungswelle des letzten Jahres schon gesehen, es wird nicht die einzige bleiben.

Das alles begleitet von wahlweise Nazi- oder Überfremdungsgesängen einschlägig Interessierter. Das wird noch spannend im Sinne des chinesischen Schimpfwortes: Mögest Du in interessanten Zeiten leben.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Kurz angemerkt:
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1. Viele unerwünschte Ausländer kommen aus neuen EU-Ländern wie Rumänien und Bulgarien ("Armutseinwanderung"). Denen kann man vielleicht Hartz IV verweigern, aber kaum legal abschieben. Und wenn sie sich dann ohne H4 stehlen und betteln gehen -- tja nun.
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2. Die Vorstellung, man könne zwischen "wirklich verfolgten Menschen" und "Scheinasylanten" klar unterscheiden, ist naiv. Erst recht in einem Land, das neo-imperiale Ambitionen hegt und dessen faktisch vorhandene Fähigkeit zur Aufnahme hunderttausender Flüchtlinge auch eine Machtressource darstellt, die natürlich auch genutzt sein will.
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3. Niemand garantiert, dass die wirklichen, ehrlichen, echten Flüchtlinge hierzulande willkommener wären als die anderen, die einfach nur den Schlepper bezahlt hätten.
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4. Vor unserem eigenen Narzißmus kann uns keine Politik retten. Wir hätten gerne die bestausgebildetste, unternehmerischste, willigste und billigste Arbeitskraft bei uns, die keinerlei abweichende Identitäten pflegt oder im Strassenbild sichtbar wird. Wir hätten gerne Roboter oder Mainzelmännchen, die nachts und unauffällig und umsonst für uns arbeiten. Lebendige Menschen werden uns immer zu faul, zu dreckig und zu gefährlich vorkommen.
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5. Das ganze zeigt halt auch, (pardon) den dialektischen Widerspruch des kapitalistischen Weltsystems. Kapital, Waren, Dienstleistungen und Arbeitskraft soll weltweit frei fließen können, aber die Menschen sollen gefälligst alle schön in ihrer Zelle oder Kleingehegee bleiben -- wo sie niemanden stören. Die Wirtschaft soll global funktionieren, aber genießen wollen wir die Früchte in einer abregielten Festung.
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6. Kurz: Wir wollen Zugriff haben auf die übrige Welt und ihre Bevölkerung, aber die soll keinen Zugriff haben auf uns.
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7. Wer so denkt und handelt, hat vielleicht auch ab und zu ein wenig Strafe verdient?

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Ich sag mal nur: Kosovo, Unabhängigkeit, hahaha.
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Wie schön, dass die jetzt nicht mehr zu Serbien gehören sondern zu uns. Fortsetzung folgt.

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Ich sag mal nur: Kosovo, Unabhängigkeit, hahaha.
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Wie schön, dass die jetzt nicht mehr zu Serbien gehören sondern zu uns. Fortsetzung folgt.

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Oder noch kürzer auf den Punkt gebracht:
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Vielleicht sind wir ja der Parasit, global gesehen?

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@hm555: lässt sich alles hören, allein: mir wäre ein sachlicher, eigennutzenorientierter Umgang mit dem Thema allemal lieber als das Herumgeeiere. Man muss nicht die 60er mit ihren Gastarbeiterzügen und Ausländerwohnheimen heraufbeschwören, aber mir scheint, man ging damals nüchterner mit dem Thema um. Ich glaube auch, dass das Schlepperproblem sich spätestens dann erledigt, wenn der Geschleppte sicher sein kann, den Schlepper nicht zu brauchen, und das Geld, was er dem Schlepper zahlt, besser angelegt ist.

Nennen Sie doch Alternativen, dann können wir den Ball im Spiel halten.

Und denken wir auch daran, dass manche vielleicht langfristig einen Vorteil darin sehen, wenn von außen Druck auf etwas ausgeübt wird, was einmal "die EU" werden soll. Weil eine mögliche und vielleicht erwünschte Reaktion die der besseren Koordinierung der EU Mitgliedsstaaten untereinander und eine zunehmende Vereinheitlichung der Lebensverhältnisse in der EU sein könnte.

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Sehe mich eher als Beobachter und nicht als Politiker -- darum tu ich mich schwer damit, Alternativen zu skizzieren.
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Kann nur auf den Zielkonflikt hinweisen. Ob wir tatsächlich unterm Strich Parasiten sind, würde ich nicht mal blind behaupten wollen. Wir leisten ja auch ordentlich was, oder nicht? Unbestreitbar.
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Andererseits ist auch so, dass "wir" Parasiten sein WOLLEN: Alles Gute, REiche, Schöne für uns, alle Probleme woanders hin. Genau das erwarten "wir" ja von "unserer" Politik: Die guten (Einwanderer) in unser Töpfchen, die schlechten (Drogenhändler) in Kröpfchen.
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Wenn jemand feststellt, dass es bisher nicht so läuft und da die falschen Flüchtlinge zu uns kommen, dann haben wir genau damit ein Riesenproblem: Dass unsere Politik unseren kollektiven Egoismus vernachlässigt.

Statt mal dafür zu sorgen, dass die besten, fleissigen, unternehmerischen Köpfe zu uns kommen -- der faule kriminelle Rest soll bei sich zu Hause bleiben und dort brav unsere Produkte kaufen.
Und wenn sich nur die richtigen Experten unideologisch dransetzen, dann kann man eine Einwanderungspolitik, die genau dieses REsultat haben wird, schon hinbekommen. Warum geschieht das nicht? Skandal!!
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Irgendwo hiess es, wir wollen "unternehmerische" Einwanderer. Okay, aber Unternehmertum bedeutet eben auch immer ein erhöhtes Streben nach Eigennutz. Und eigennützige Einwanderr wollen wir ja auch wieder nicht -- sondern selbstaufopfernde Altenpflegerinnen oder so.
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Wir hätten wohl gerne Unternehmer, die für uns Profit machen sollen und nicht für sich selber. Oder irre ich mich?
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Bei Licht besehen sind die Deutschen jetzt schon Exportweltmeister, und geht es ihnen "besser als je zuvor". Der Euro ist so stark wie die D-Mark und Fußballweltmeister sind wir auch. Also wer hat da überhaupt ein Problem und womit? Das bissel Pegida, o jemine, das geht von alleine wieder weg.

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Aber im ERnst:
Ich fürchte, der Westen, Europa und vor D stecken in der Ökonomismusfalle. Wachstum, Produktivitäts- und Profitsteigerung sollen sie Lösung sein für alles.
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Da sind wir Opfer unseres Erfolges. Es hat so lange so gut geklappt, und auch jetzt noch, und da hat man einfach allen Blick und alle Masstäbe dafür verloren, dass der Globus kein Unternehmen ist.

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Paul Collier sagt:
"Parents naturally want to pass on their culture to their children. This is true both of immigrants and of the indigenous English population. It has become an article of faith in liberal and official discourse that cultural diversity should be respected and promoted. However, not all cultures are equally functional. The cultures that immigrants from poor societies bring with them have some attractive features but they are implicated in the social failures from which these migrants are escaping. For example, poor societies typically have far lower levels of trust and higher levels of violence and intolerance. There is therefore a solid, objective reason why we should want the children of immigrants to absorb English culture.
Left to their own inclinations, migrants cluster. In Britain, clustering is getting more pronounced. This reduces the rate of absorption of even basic attributes such as language. High concentrations of diaspora clusters in schools are so likely to slow absorption that it may be sensible to cap the proportion permitted. Other countries have had more active policies of dispersal: location is made part of the package of rights and obligations.

The consequences of uncontrolled future immigration are potentially serious. Designing controls that are effective, just and advantageous to citizens will be complex and contentious. Yet the task cannot be ducked. In saying so, I am aware that I have broken a taboo and that a fatwa awaits me. "

http://www.newstatesman.com/global-issues/2013/11/new-exodus

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@hm555: Kurze Gegenanmerkung,
nur zu 2 Beobachtungen:

Die Unterscheidung zwischen echten und Scheinasylanten ist dann leicht möglich, wenn man die Intention der Eltern des Asylrechtes einfach ernstnimmt: Sie wollten Leuten eine Heimat bieten, die von Diktaturen wegen ihrer politischen Betätigung aktiv verfolgt wurden. Und eben nicht Menschen, die wegen (beliebiges einsetzen) irgendwo eventuell mehr oder weniger diskriminiert wurden. Doch, diese Unterscheidung bleibt auch heute möglich.

Zum anderen gibt es bisher keinen dialektischen Widerspruch. Nach wie vor ist der Fluss von "Kapital, Waren, Dienstleistungen und Arbeitskraft" weltweit bestenfalls partiell frei im Sinne von unbehindert. Und nach wie vor ist das grösste Hindernis für diese Art von Freiheit der Nationalstaat, der es dann eben auch für die Arbeitskräfte selber ist. Wobei ich noch meine persönlichen Zweifel einfliessen lasse, ob alle, die da ein- oder zuwandern, als "Arbeitskräfte" richtig bezeichnet sind.

Ansonsten haben Sie gerade eine der von ihnen bestrittenen Menschheitskonstanten benannt. Natürlich möchten wir das beste aus allen möglichen Welten, TANSTAAFL ist eine in der öffentlichen Debatte weitgehend verdrängte Tatsache. Mir ist, das nur nebenbei, in der Geschichte nie eine menschliche Gesellschaft untergekommen, in der das wirklich anders gewesen wäre.

Das alles einen Preis hat, verstand bisher absolut jeder meiner Gesprächspartner. Aber nur im Privatgespräch.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Es wäre übrigens besser für den Globus, genauer,
für 3/4 der auf ihm lebenden Bevölkerung, gut, wenn er wie ein halbwegs effizientes Unternehmen geführt würde.

Ja, genauso schlecht geht es ihm bis heute, auch wenn langsam die Verbesserungen unübersehbar werden. Die Flüchtlingszahlen nach Europa sind übrigens auch ein Indiz für die Verbesserung.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Nun,
seitdem wir wissen, dass Ludwig Erhardt seine "Soziale Marktwirtschaft" noch unter der Führung des SS-Bonzen Otto Ohlendorf so um 1943 entwickelt hat, ist klar: unsere Elite hatte Angst vor den rückkehrenden Frontsoldaten. Denen musste ein Zuckerl gegeben werden. Damit sie nicht auf die Elite schießen. Im Ahlener Programm hatte die CDU ja auch noch die Hosen gestrichen voll.
Dank des "Wirtschaftswunders" war ja eine gewisse finanzielle Teilhabe der arbeitenden Bevölkerung am von ihr selbst geschaffenen Reichtum zwischenzeitlich mal verkraftbar. Aber 1982 war schon Schluss mit lustig. Mit Kohl wurde eine politische Führungskraft inthronisiert, die absolut keine eigene Idee hatte, wie Reagan in den USA und Thatcher in GB, und die ließen dann die Neocons machen. Die hatten in Chile und Argentinien schon bewiesen, wie man rechtsstaatliche Prinzipien, Volksvermögen und Sozialstrukturen auf Null fährt.
Bei uns war es der SPD vorbehalten, die letzte Rettungslinie der abhängig Beschäftigten, das ALG 2, zu zernieten zugunsten von H4. Zugleich mit der Zerstörung des Arbeitsförderungsgesetz von 1969, dem ich übrigens meinen Meisterbrief verdanke.
Mit H4 kam die Auflösung der traditionellen tarifgestützten Arbeitsbeziehungen durch Adecco-Clement, die Zerstörung der gesetzlichen Rentenversicherung durch Riester-Maschmeyer und dann musste die SPD entsetzt feststellen, dass die Arbeitsverwaltung zunehmend Arbeitnehmer unterstützen muss, die keinen Lohn erhalten, der zur Aufrechterhaltung geringster Lebensverhältnisse reicht. Das sind die Aufstocker. Die konnten wir aber dadurch aushebeln, indem wir kreativ, wie wir sind, Werkvertragsverhältnisse eingerichtet haben, wo der Mindestlohn nicht wirkt. Und weil die Flüchtlinge aus RO und BG diese Verhältnisse längst durchschaut haben, brauchen wir dringen die Boat-People aus Nord- und Mittelafrika, weil, sonst drohen unsere Spargelfelder ungepflückt zu bleiben. Den Polen ist der Stundenlohn hier zu niedrig. Die pflücken in England.

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@hansmeier

"Wer so denkt und handelt, hat vielleicht auch ab und zu ein wenig Strafe verdient?"

Von welcher "Strafe" reden wir eigentlich? Dass wir jetzt hier mit Flüchtlingen konfrontiert werden, mit ihrem ganzen menschlichem Potential, positiv wie negativ? Oder dass wir mit der unappetitlichen Pegida konfrontiert werden?

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@folkher braun: Hübsche Polemik :-).
Der Wahrheit dürfte näherkommen, dass alle Regierungen seit der letzten unter Helmut Schmidt feststellen mussten, dass ihre Vorgänger des Rechnens unfähig waren, weil alle schönen Versorgungszusagen der siebziger nur mit jährlichen Steuererhöhungen, ad ultimo, dauerhaft finanzierbar waren. Und für die gab es keine Wählermehrheiten (quelle surprise).

Gruss,
Thorsten Haupts

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scheusslichen Themen Ausweisung und Rückführung
Also mal ernatshaft, ein Freiflug nach Hause mag nicht das sein, was sich die Glückssucher hier erwartet haben, aber "scheusslich" ist doch wohl sehr anders.

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@greenblowerhat
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Ihre Argumente kann ich gut nachvollziehen, gebe aber zu bedenken: Zum Eigennutz gehört auch psychologisches Wohlbefinden, emotionaler Komfort -- und der würde nach meiner Einschätzung bei den meisten Menschen durch die Zuwanderung zahlreicher Fremder immer erst einmal kräftig sinken.
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Auf dieser Ebene geht es dann noch nicht nur um Geld und Wachstum. Überhaupt ist unser allumfassender Ökonomismus ein großer Selbstbetrug. In Wirklichkeit wollen wir alle noch viele viele andere Gratifikationen als nur die materielle, aber wir haben verlernt, uns darüber selber Auskunft zu geben.

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@colorcraze
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Aber was wäre dann wirklich scheusslich? Drogenhändler an einen gußeisernen Spieß zu binden und ganz langsam 20 Stunden lang über dem Feuer zu rösten?

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pegida ist tot?
Das ist so ähnlich wie bei der NPD, klar, die kann man verbieten, wenn man es geschickt genug anfängt. Damit hat man deren Organisationsstruktur erst mal zerschlagen und so etwas Zeit gewonnen. Mehr aber auch nicht, weil die alten und neuen Nazis noch da sind und auch hier bleiben werden. Da die schon wissen, wie man Parteien gründet und betreibt, werden die bald wieder da sein, der name neu und alles andere kennt man schon.

Wobei Pegida keine Partei sein will, wahrscheinlich in Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Vielleicht auch in Kenntnsi dessen, was eine Partei der in vielen Bereichen zu kurz gekommenen wäre: Ein Ritt auf dem Tiger.

Diese zu kurz gekommenen sind eben vor allem im Osten der Republik anzutreffen, die letzten 20 Jahre prekär beschäftigt, wenn überhaupt, und jetzt Mindestrente. Da ist dann eben das einzige, was noch bleibt, ein kruder nationaler Sozialismus nach der Melodie Deutschland den Deutschen.

Je mehr in Zukunft die Politik sich dem Realismus zuwendet und damit die Positionen austauschbar werden - glaubt hier irgend jemand, die jetzt auf Opposition gebürsteten Grünen würden, wenn sie morgen an der Regierung beteiligt sind, irgend etwas wesentlich anders machen, als diejenigen, die jettz am Trog sind? - wird es Unzufriedene geben, die in der Lage sind, ihre Unzufriedenheit und Ablehnung zu artikulieren. Auch damit muss die politische Klasse leben.

Wenn heute Herr Ministerpräsident Ramelow Entsetzen darüber zeigt, dass ihn Morddrohungen erreichen, in welcher Welt lebt dieser Mann des hölzernen Eisesn eigentlich? Zumindest nicht in der, in der sich die Menschen bewegen, für die er angeblich Politik machen will.

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Nein, das ist zu einfach. Ich beobachte das ja nun schon seit Jahren. Die NPD in Sachsen hat z.B. ihre Hauptwählerschaft in Gegenden, wo es gar nicht so viele "zu kurz gekommene" gibt. Die Sächsische Schweiz z.B. hat seit geraumer Zeit ein massives Rechtsproblem.
Eine mögliche Theorie wäre, dass das eine unschöne Gemengelage ist aus Angst vor dem Fremden, das man aber gar nicht kennt, kombiniert mit einem mittleren Wohlstand, um den man Angst hat.
Ich glaube, ich hatte das schon mehrfach beschrieben: Ginge es nach dem Erzgebirge und Ostsachsen, säße die NPD weiter im sächsischen Landtag. Sieht man sich die Schilder bei Pegida an, merkt man auch sehr schnell, dass das in weiten Teilen ein Phänomen der "Fläche" und nicht der Städte ist.
Ich erinnere mich noch an Diskussionen aus den frühen 2000er Jahren, bei denen es genau um diese Frage ging: Wenn die Situation in den Städten durch die vielen Ausländer angeblich so katastrophal ist, warum wird dann dort deutlich weniger NPD etc. gewählt? Da kommen dann Antworten wie "Weil man den ganzen Ausländern in den Städten einen deutschen Pass gibt, damit sie die 'richtigen' Parteien wählen." und ähnliches.
Pegida fühlt sich für mich ganz ähnlich an.

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nicht jeder,
der mit einzelnen oder vielen Positionen der NPD übereinstimmt, wählt deswegen NPD.
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Die Nazis sind mit deswegen in der Fläche, weil in den kleinen Städten und den Dörfern die Polizeipräsenz im Speziellen gering ist und die Nachbarn im Allgemeinen sehr duldsam sind (nicht unbedingt, weil sie selber, sondern weil sie ihr Auto im Freien parken usw.).
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Pegida ist etwas anderes, hier versuchen sich Leute zu sammeln, die sich als schweigende Mehrheit empfinden. Und auch hier gilt, dass sehr viel mehr Menschen einzelne oder viele Positionen der Pegida teilen, als tatsächlich dann in Dresden und anderswo stehen. Übrigens gibt es in Leipzig auch eine gewaltbereite Szene, die sich selbst für antifachistisch hält. Wobei die Rolle der Die Linke, ich sage einmal, ambivalent ist. Man ruft dort nach dem Staat, der alles richten soll, diesen Staat, so wie er ist, will man aber auch abschaffen. Daas sieht dem unbewaffneten Auge ganz so nach einem Plan B, Zuspitzung der Verhältnisse aus. Das Entsetzen eines Herrn Ramelow darüber, voneinigen derjenigen, für die er eigentlich, dem Vernehmen nach, Politik machen wollte, mit dem Tod bedroht zu werden, lässt nicht eben auf sonderliche Professionalität des Herrn Ministerpräsidenten schliessen.
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Diese schweigende Mehrheit ist da, und sie wird auch bleiben. Die Asylanten-Fixnix-Theorie (Die Asylanten kriegens fix, für uns Deutsche tun sie nix!) ist eben zu verlockend. Und dann ist auch noch zu beobachte, dass man manchem alten SED-Kader nur den Internationalismus abkratzen musste, um einen SA-Mann (nationaler Sozialismus!) vor sich zu haben.

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dass sehr viel mehr Menschen einzelne oder viele Positionen der Pegida teilen

Weiss bzw. glaubt auch die Politik. Oder hält irgendjemand es für Zufall, dass die faktische Politik der beiden grossen Parteien unisono darauf hinausläuft, Deutschland Einwanderer /Flüchtlinge/ Zuwanderer möglichst vom Hals zu halten?

Gruss,
Thorsten Haupts

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Die NPD erzielt in Sachsen in ländlichen Wahlkreisen teilweise einen Stimmenanteil ähnlich wie die SPD oder höher (ok, das ist also nicht besonders hoch...). Es fällt mir schwer, so was auf geringe Polizeipräsenz oder Duldsamkeit der Nachbarn zurückzuführen; ich vermute da eher eine wesentlich tiefere Verwurzelung entsprechenden Gedankengutes.
Pegida wäre ohne die von ausserhalb kommenden Teilnehmer eine sehr überschaubare Veranstaltung.
Ich finde es auch interessant, dass als Reaktion auf Pegida auch eine Zunahme des zivilgesellschaftlichen Engagements für Flüchtlinge stattfindet; so als ob eben auch viele Menschen damit klarstellen wollen, dass sie nicht zu der "schweigenden Mehrheit" gehören, deren Stimme zu sein Pegida vorgibt.

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Nicht nur die Grünen, auch die Linkspartei würde am Ende nichts wesentlich anders machen.
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Ramelow ist natürlich nicht wirklich überrascht oder schockiert, aber der ERhalt von Morddrohungen verschafft einem erstmal Sympathie und Unterstützung-- grade ein professioneller Politiker verzichtet auf so was nicht unnötig.
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Auf der Faz-Titelseite schwillt schon wieder des Alten Bocks Gesamg. Klicke ich gar nicht erst auf.
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Mich ärgert jede Debatte, die so tut, als würden linke Gutmenschen das Land regieren und als sei deren (angebliche) Dummheit oder Getröte die Ursache für irgendeinen Mißstand.
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Egal ob man die Situation nun als gut oder dramatisch beurteilt:
Asylgesetzgebung und Einwanderungssituation wurden im wesentlichen von den Parteien verantwortet, die auch jetzt an der Regierung sind und alle Hebel in der Hand hatten und haben.
Eine Publizistik, die so tut, als wäre das anders und als könnte das Machtkartell vor lauter linken Shitstürmen nicht durchregieren, bezeichne ich für mich selber dann halt auch als "Lügenpresse".

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@hm 7:47
Sie haben so recht. Ich möchte eine kleine Gratifikation liefern und dies aussprechen.
Menschen mit "mehreren Hüten auf dem Kopf" haben oft auch mehr Resilienz. Wer seine Bedeutung nur aus dem beruflichen erfolg oder der lokalen sozialen Stellung zieht, ist leicht zu erschüttern.

@hm 9:14 wäre für H-Verkäufer auf Schulhöfen doch ein passender Anfang. Justit hat immer auch mit Abschreckung zu tun. Deaths Mistress Nicci

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@hm 7:47
Sie haben so recht. Ich möchte eine kleine Gratifikation liefern und dies aussprechen.
Menschen mit "mehreren Hüten auf dem Kopf" haben oft auch mehr Resilienz. Wer seine Bedeutung nur aus dem beruflichen erfolg oder der lokalen sozialen Stellung zieht, ist leichter zu erschüttern.

@hm 9:14 wäre für H-Verkäufer auf Schulhöfen doch ein passender Anfang. Justitzhat immer auch mit Botschaften, mit Abschreckung zu tun. Deaths Mistress Nicci hat in einem SwoT Band einen fiesen General auf dem Rost. Eine Augenöffner für die beteiligten Truppen und die lokale Bevölkerung.
Alternativ könnte man Herrn Putin bitten, den Eismeerkanal etwas ausbauen zu lasssen.

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Und wenn man an das Demonstrationsrecht rangeht?

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Es kann wohl kaum so gedacht sein, dass das für alle gilt.

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Nun ja
Der alte Bock ist ja trotz seiner, eher nicht diskussionwürdigen Meinung, sicherlich kein kompletter Idiot. Man sieht das häufiger, es muss irgendwie in den Genen liegen, Leute die eine völlig abseitige ideologische Meinung vertreten und dennoch darin schlüssig argumentieren können, wie man es eigentlich nur von aufgeklärten Menschen erwartet. Klar, mit den üblichen Defiziten, die eigene Meinung mal an der Wirklichkeit zu spiegeln usw. Aber ich schweife schon ab.

JvA sieht wohl, dass die P eigentlich auf seiner Linie liegt, das was die fordern ist genau das, was er auch vertritt. Aber die machen das auf eine völlig unsympathische Art, das hat er eben erkannt und hat nun Angst, dass seine Meinung dadurch allgemein diskreditiert wird. Deswegen bekämpft er die. Mehr ist das nicht.

(Anmerkung: Ich bin 3 Jahre älter als der, den ich alter Bock geschimpft habe, habe aber das Gefühl mindestens 20 Jahre jünger zu sein, ich kenne selbst 80 Jährige, die nicht so verbohrt sind, siehe die Gene oben)

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