Tu felix Austria

Man müsste eigentlich eine Serie darüber machen, wie Österreicher wertvolle Dinge verpacken. Jemand in München wünscht sich die Abholung von Laufrädern, die auch 200 Kilo Belastung aushalten, denn es könnte ihnen etwas passieren, und in Österreicht hat man ein Barockgemälde, zwei dünne Styroporplatten, eine Plastiktüte, Packpapier und Klebeband. Sonst nichts. Das Bild kommt in die Tüte, wird mit den Styroporplatten verklebt und dann mit dem Papier umwickelt. Fertig ist es für die weite Reise die Donau hinauf, über die Grenze, zwischen zwei Dienstleistern, bis zu mir,



Und die Platten - ich habe es ausprobiert - brechen leicht. Das ist nur bei Österreichern so, Italiener, Franzosen und Deutsche geben sich da wirklich Mühe, oder bringen es gleich vorbei. Alles schon erlebt, im Guten, weil derartige Händler Kunst wirklich achten, und im Schlechten, weil es Österreicher sind. Deshalb war ich auch öfters in Niederösterreich und Tirol zu Besuch.

Man kann das recht leicht erklären: Die Habsburgermonarchie war so eine Art Krake, die alle von ihr unterjochten Länder hemmungslos ausplünderte. Ich gucke oft nach Italien, aber die meisten italienischen Gemälde kommen tatsächlich aus Wien und wurden im vorletzten Jahrhundert eingeführt, als Oberitalien zu einer armen Provinz der Monarchie herabgesunken und der Willkür der Besatzer ausgeliefert war. Besonders schlimm muss es nach dem Versuch einer bürgerlichen Revolution gewesen sein - danach blieben den Abgesandten Wiens über zwanzig Jahre, sich schadlos zu halten an genau jener Kunst, die damals mit Historismus und Wiener Barock wieder in Mode kam. Besonders Venetien mit seinem alten Reichtum und verarmten Adel wartete nur darauf ,ein Opfer der Händler aus Wien zu werden.

Das hier ist nun ziemlich sicher italienisch:



Einfach, weil hinten auf dem Keilrahmen etwas auf Italienicch steht, in einer kursiven Schrift, die für das Rokoko typisch ist. Das Stück an sich ist zwar dekorativ, aber nichts Besonderes: Wahrsageszenen warn damals beliebt, und das hier ist wahrscheinlich auch nur nach einem Stich gemalt -eine übliche Methode einer Zeit, die bei weitem nicht so genialisch-kunstsinnig war, wie es heutige Maler und ähnliche Kreative für sich in Ansprucht nehmen.

Aber das ist kein Grund, es achtlos zwischen zwei Styroporplatten zu packen.Das können sich die Österreicher nur leisten, weil sie erst so viel geplündert haben und dann im Zweiten Weltkrieg vergleichsweise glimpflich davon kamen: Wenig Bomben,wenig Plünderungen - und obendrein, das ist in Österreich immer im Hintergrund, mit den Juden eine vertriebene und ermordete Gruppe in jenem Bereich der Vermögenden, die genau solche Gegenstände in den Wohnungen hatte.Indolent bin ich da nicht, aber generell ist es absurd zu glauben, dass irgendein Gegenstand, der älter als 200 Jahre ist, in seiner Geschichte nicht einmal unrechtmässig den Besitzer gewechselt hat.

Ich habe lange überlegt, was da zu tun ist und ich denke, man sollte sie nun auch italienisieren: Also so viel davon kaufen, dass sie nur noch wenig haben und es beim Verpacken mehr schätzen. Das ist ein langsamer und zäher Prozess, aber ich finde, andere Sammler sollten es später einmal besser haben und nicht zittern müssen, ob in den Paketen nicht die zerrissenen Trümmer ihrer Erwartungen sind.

Dafür stehe ich ein. Selbstlos, wie ich bin.

Sonntag, 26. April 2015, 03:22, von donalphons | |comment

 
Mark Verona
Was ist mit Meran?
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Nun schreiben Sie endlich Ihr Buch und kaufen sich die Villa und hängen die dann voll bis unnerdiedeck mit Rokokoweibern.

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Das Ösiland von zwei Seiten her aussaugen...

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Dass Österreich nicht das erste Opfer der Nazis war, heisst ja noch lange nicht, dass es nicht das letzte Opfer der panbajuwarischen Reconquista werden dürfte.

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Ist diese Sorglosigkeit wirklich nur bei Kunst zu beobachten? Oder nicht vielmehr Ausdruck einer mehr universellen JoohGehtEh-PasstScho Haltung vieler Österreicher?

(Nach meiner persönlichen und selbstverständlich höchst subjektiven Beobachtung sind die Österreicher, die nicht auf Dauer so lässig sein wollen, sehr erfolgreich. Im Ausland, u.a. auch in Deutschland. Zurück wollen sie maximal als Rentner)

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Man merkt es am Äusseren der Häuser schon, wenn man vom Tegernseer Tal an den nicht minder reichen Achensee fährt. Sizilien ist da nicht mehr fern. Über Wien will ich erst gar nicht reden.

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Länderkunde Verpackungen
In Verpackungsdingen kann ich aus eigener Erfahrung die Engländer sehr empfehlen. Kommunikativ etwas unterengagiert (auch auf längere Fragen bekommt man gerne mal nur eine einstellige Anzahl Wörter hingeworfen), scheint das Inselvolk im improvisierten Verpackungswesen zur Höchstform aufzulaufen.

Jedenfalls habe ich schon verschiedenlich wahre Kunstwerke erhalten, wie etwa unabhängig voneinander mehrere Teekannen, die mittels Luftpolsterfolie und meterweise Packklebeband wasserdicht in Fußballform verwandelt wurden und sicherlich schadensfrei als solche hätten verwendet werden können.

Womöglich ein kollektives Humpty-Dumpty-Kindheitstrauma oder so.

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Ja, das ist richtig, auf den Inseln macht man das sehr gut -vermutlich, weil man da einfach entsprechend geprägt ist. die gleiche Erfahrung macht man auch mit Rädern: In Frankreich oft verrostet und verfault, so dass man lieber in der Provence schaut, in england dagegen gepflegt und gut erhalten.

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Aber Bosheiten könnten besser verpackt werden. Manchmal.
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Die Schweizer würden am solidesten verpacken, wenn sie Kunstwerke jemals verkaufen würden -- und nicht immer nur kaufen.
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Ist die Gurlitt-Sammlung eigentlich schon durch den Zoll?

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28.04.2015: Das Kunstmuseum Bern kann die Erbschaft der Gurlitt-Sammlung vorerst noch nicht antreten. Eine Cousine des verstorbenen Cornelius Kunsthändlers hat Beschwerde beim Amtsgericht München eingereicht. ...
Gurlitt-Sammlung: Bilder von Schimmel befallen (Bild: APA/BARBARA GINDL)
17.04.2015: http://www.krone.at/Oesterreich/Gurlitt-Sammlung_Bilder_von_Schimmel_befallen-Im_Salzburger_Haus-Story-448849

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Und die seriöseste deutsche Tageszeitung könnte ihre Propaganda auch mal ein wenig subtiler verpacken, finde ich.
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Wenn die USA uns ausspähen ist das okay, es dient nur zu unserem Schutz vor uns selbst.
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Wenn viele Deutsche inzwischen mehrere Jobs haben, dann sehen nur notorische Schwarzseher darin was anderes als einen Nachweis, wie gut wir es haben.
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Keine Panik, keine Aufregung!
Mit der FAZ abonnieren Sie immer die frischesten talking points ...

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Zugleich läuft eine Kampagne, in der notorische Schwarzseher einen Versuch erblicken könnten, das Recht des Angeklagten auf Aussageverweigerung infrage zu stellen.
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Natürlich nur zu dessen Schutz, um ihn vor psychischen Belastungen zu schützen. Zu diesem edlen Zweck darf man auch seine psychologische Situation lang und breit in der Presse auswalzen.
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Wie sich mittelalterliche Denkweise heute wieder Bahn brechen.

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Zugleich bettet man ein Video ein, wo sich ein deutscher Minister mit seinem deutschen Akzent blamiert.
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Ja, das ist doch ein relevanter Vorfall, ein echter Skandal und Brüller, da muss man als Qualitätsmedium doch unbedingt Trittbrett fahren! Bevor die ganzen Klicks an einem vorbeirauschen!
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Und morgen darf sich dann der Fleischbockhauer über die Hysterie, Heuchelei und Lynchmentalität des dummen Internetpöbels ereifern, die sich wegen so was aufregen statt über ernsthafte Themen nachzudenken.
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Ja, so tickt die (pardon) Systempresse: Heute spottet man mit dem Mob über die blöden Politiker, morgen mit den Politikern über den blöden Mob. Nur vernünftige Erörterungen zu ernsten Themen findet man kaum.
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Politische Kommentare bestehn inzwischen zu 90 Prozent aus blöde Aufregung über die blöde Aufregung der jeweils anderen. Kommt das nur mir so vor?

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Ja, ich finde den Beitrag auch extrem dumm und peinlich, aber auch so eine Meinung darf man vertreten und sich zum Zäpfchen des Schwellenlandes USA machen.

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Das Salzburger Haus von Gurlitt beweis, dass der Mann echte Grandezza hatte.

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Solche Grandezza müssen auch ein paar Nachbarn hier wohl haben. Hinter deren schäbigen Fassaden sind aber keine styroporverpackten Bilder, werden Sie sagen.
Aber ... weiss man es denn?

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Anmerkung: Wären diese Bilder wirklich wertvoll, würden wir die doch niemals nach Germanien ausführen. Ist sicher nur Ramsch, Spielzeug für vom Schicksal gedopte, die in der Tombola der rechten Herkunft das richtige Los gezogen haben. Geld wahrscheinlich aus einer Erbschaft hinfällig wie Styropor. Aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht wirklich relevant wie das verpackt wird.

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Die Frage ist, wann "wertvoll" beginnt. Natürlich sammle ich in diesem Berich nur die fallenden Brotkrumen auf, der Rest ist eine Frage der Perspektive. Ich kann mir damit die Wände füllen, andere pinseln einen afrikanichen Sonnenuntergang durch eine Folie hin.

Spass beiseite, der Kontrast zwischen Preis und Verpackung ist schon deutlich.

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Wenn der Kontrast zwischen Preis des Bildes und der Verpackung deutlich ist, ist doch alles bestens. Anders herum wär`s ja eher ein Skandal.

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