Dirt Picture Contest - Es gibt kein Recht auf Hässlich

Das Problem an Berlin ist nicht, dass es hässlich ist, oder arm, oder kaputt. All das intendiert einen Zustand, ein Schicksal, einen unabänderlichen Niedergang. Damit könnte man leben, und Berlin hat sich in dieser Realitätskonstruktion eine gute Entschuldigung geschaffen. Das eigentliche Problem ist aber, dass es nicht stimmt. Die Hässlichkeit von Berlin ist selbstgemacht, gezielt durchgeführt und verübt an einer Stadt, die ihre schönen Details und die verbliebenen Zeugnisse früherer Grösse ausmerzt wie ein Teenager die Pickel.



Ein Click auf das Bild klärt auf. Manches kann man beklagen oder bedauern, aber die Berliner sollte man nur verachten für das, was sie aus ihrem Slum machen.

Donnerstag, 17. November 2005, 09:52, von donalphons | |comment

 
na ob das alles berliner sind...
wohl nach bayerischen sprachgebrauch eher die zugeroasten.

da ich 11 jahre einer war (davon 7 jahre in neukölln isarstraße und 4 in kreuzberg 61 riemannstraße) kann ich alle vermeintlichen vorurteile auch bestätigen.
sobald kinder da sind, zog ja auch die gruppe der zugeroasten schwabenfraktion sofort weg. gebürtige berliner (sprich eingeborene) sind sowieso vielleicht schon lange eine minderheit geworden. und diese traut sich ja kaum noch in die hasenheide etal.
ich mußte mal herzlich lachen als (der damals von mit gewählte direktkandidat ströbele) bei blasberg einem polizeibeamten erklärte am hermannplatz gebs keinen drogenhandel) auch bemerkenswert die aussagen des spd- bürgermeisers von neukölln am letzten sonntag in 'west.art' vom wdr.

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Der Besitzer war genau so, wie man sich einen Westberliner Immobilienmakler vorstellt. Inklusive der weissen S-Klasse. Bei dem Dialekt gibt es keinen Zweifel.

Abgesehen davon sind auch zugezogene Berliner Berliner, und in Sachen Verwahllosung lernen sie schnell.

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fing so vor 10 jahren an
und jetzt machts jeder; mea culpa - vor dem umzug hab ich den container auch mit allem schrott, der für ein neues leben (oder so) vermeintlich versenkt werden mußte blockiert.

ich bin also mitschuldig...

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und ich kämpfe hier um jede Brettertür...

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Wirklich erschütternde Bilder.

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Sowas läuft doch überall ...
In der Sache gibts keine Zweifel, da liegst Du richtig. Aber dass Du es so chauvinistisch anpackst, das passt nicht. Sowas hab ich genau so bereits in den 70ern und 80ern in München gesehen. Ich sehs heut in Köln und Düsseldorf. Und sogar in Hamburg und Bremen. Und es ist auch klar, woran das liegt: Idioten gibt es deutschlandweit, aus meiner Sicht nahezu gleich verteilt ...

Von der anderen Seite betrachtet und auf Deine Berlin-Phobie und die München-Philie bezogen hat es George Brassens mal so gesagt: "Les imbécile heureux qui sont né quelque part ..." und damit seine Franzmänner und ihren stumpfen, kleinzelligen Lokalpatriotismus nieder gemacht. Hörs Dir mal an, wenn Du des französischen mächtig bist. 30 Jahre alt und passt doch immer noch ... da möchte man ja depressiv werden.

BTW bin ich nach ein paar Gastjahren in München und vielen Aufenthalten in Berlin nicht wirklich vom Münchnertum überzeugt. Hat man vielleicht bemerken können ;-) ... nach erfolgloser Wohnungssuche und etlichen Makler-Kontakten war ich fest entschlossen damals, der RAF beizutreten ;-))

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Sehr schön formuliert, vor allem das Zitat gefällt mir.
(Btw.: Wann rennen wir uns eigentlich mal wieder zufällig vor dem KaDeWe über den Haufen? ;-))

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Nicht ganz. Ja, in den 70er und 80er Jahren war das in Westdeutschland üblich. Frankfurt, München, Hamburg - die Sanierung und Modernisierung war radikal. (West)-Berlin hat da hinterher gehinkt. Dort wurde eher Tabula rasa gemacht, per Abriss ganzer Viertel. Sanierung mit Einbau von wärmedämmenden Fenstern, Heizungen statt Kachelöfen, Bäder satt Aussenklos, begann erst richtig in den 90ern.

Aber es hat sich was geändert: Vor 25 Jahren gab es keine Regalmeter voll mit Einrichtungsmagazinen, eine boomende Branche der Alt-Baumaterialhändler, Home-Stories in den Printmedien, in denen mehr oder weniger bekannte Leute ihre gediegene Einrichtung zeigen. Es wurden Leute gefeiert, die nicht durch die Sanierung denkmalgeschützer Häuser aufgefallen sind, sondern durch den Bau besonders scheusslicher Betonkästen.

Wohnen hat einen Wert, der sich in Berlin noch nicht herumgesprochen hat. Aber ich muss auch den S-Klasse-Fahrer in Schutz nehmen: Zum Vermieten gehören immer zwei - der Mieter und der Vermieter. Was nützen dem Vermieter Kasettentüren und Flügelinnentüren, wenn der Mieter sagt: das passt nicht zu meiner Schrankwand und oder das sind ja schlimme Staubfänger.

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Seligen Gedenkens
Was waren das für Zeiten, als in den Gründerzeit-Wohnungen mit Stuckdecke für nen Appel und n Ei studentische WGs wohnten, weil so etwas als unmodern galt....

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Klare Ansage, DP: Da, wo ich gerade bin, gibt es solche Bilder nicht. Bei uns beschwert sich der historische Verein inzwischen, dass es im früheren Schleifmühlviertel nicht mehr den originalen armen Eindruck gibt, weil gerade die letzten Stadtmauerhäuser so gut wie irgend möglich saniert werden. Und ich komme gerade buchstäblich von einer Besprechung zu einem Kastenschloss des 17. Jahrhunderts, das extra 35 Kilometer zu einem Schmied und einer Hammermühle gebracht wird, um a) genaue Kopien zu fertigen und b) die Klinke neu zu justieren. So geht das bei uns.

Vor 20 Jahren wäre das noch anders gewesen. Nur ist das Bild da oben keine 20 Jahre als, sondern 4 Wochen. In ein und demselben Land.

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Und Du meinst nicht, dass es nicht z.B. in Schwanenwerder, Wannsee
oder Niederschönhausen Menschen gibt, die sich genauso verhalten wie Dein handwerkerunterhaltendes Milieu?

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Ich meine, dass es solche Bilder in Berlin gibt, aber nicht da, wo ich gerade bin. Und auf Schwanenwerder gibt es noch nicht mal in der evangelischen Akademie unter dem Dach noch originale Fenster.

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Schwanenwerder
... aber Nachbarn, die den Tagungsbetrieb zum erliegen bringen wollen, weil sie den teueren Flecken nicht mit anderen Menschen teilen wollen. Ergo muss jede Veranstaltung einen kirchlichen oder ethischen Grund haben. Etwa: "Bloggen zwischen ethischem Anspruch und monitären Zwängen - was sagt die Bibel dazu?"

Schade, ist eine sehr schöne und preiswerte Tagungsstätte.

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Wie man´s nimmt - mit einer grusligen Vorgeschichte, die unsereins sofort erahnt. Ich habe mich da immer sehr unwohl gefühlt. Wenn man da was machen würde, sollte es aber eher um "Bloggen im Alter in sozialer Verantwortung - was können Senioren im Internetz der jungen Generation unter 70 an Erfahrungen mitgeben".

Vielleicht sollte ich mal meine gesammelten Schwanenwerderstories aufschreiben, und warum man dort im Badezimmer nicht mit einer Frau, und so... oder das unkoschere Freitagsabendtier...

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Warst du mal nach dem Umbau dort? Ist wirklich schön geworden.

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Haben eigentlich die kleinen quadratischen "Hirschgeweih-Malereien" im Speisesaal überlebt, oder sind sie geschmackssicher entsorgt worden? Sorry, die letzten Jahre war ich nur ab und an mal bei einer gewissen Nachbarin.

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Ich war vor etlichen Jahren mal dort und nun wieder dies Jahr nach dem Umbau. Die Hirchgeweihe sind mir nicht aufgefallen.

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So kleine quadratische, gelbliche Strichzeichnungen früherer Teilnehmer, die zu vielen Dutzenden an der Rückwand des Speisesaals hingen. Die dazugehörige Künstlerin war oft auch bei den Seminaren und hat gezeichnet.

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Da wundert es nicht, wenn Müllwerker zugleich Antiquitätensammler sind.

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Banausen
Auch in meiner Wohnung (Baujahr 1921) sind die Flügeltüren zwischen den Wohnzimmern durch eine braune Plastikfalttür in Furnier-Optik ersetzt worden. Wer tut sowas??

Schön, daß es Leute gibt, die bereit sind, für solche Schmuckstücke die Preise von Herrn Haidar zu zahlen. Ich werde die Türen wohl selbst nachbauen müssen.

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ich war leider ein paar tage zu spät und konnte die kassettentüren meiner jetzigen wohnung nicht mehr vor der renovierwut meiner eltern retten. die alten türen, so das argument, könne man zukünftigen mietern nicht zumuten.

das ist so eine tendenz, alles leicht unebene, schiefe, eben charakteristische totzusanieren, bis alles abwaschbar ist, wasserwaagengerade und mit kunststoffüberzug versehen. dazu dann am besten versenkte halogenstrahler, und das vorstadthotelambiente ist perfekt.
man darf nur nicht fragen, wie der praktische kunststoff und das tolle furnier mit den formaldehydabfällen drin in zehn, zwanzig jahren aussehen.

an meinem zimmer hab ich die eklige neue tür jedenfalls ausgehängt, dann muß ich mich nicht immer an den verlust erinnern und es paßt ein bücherregal mehr hin.

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Ich habe den Jugendstilkleiderschrank aus rotem Kirschholz nach dem vierten Umzug jetzt zerlegt und archiviert, da kaum noch zusammenzusetzen, und bin jetzt auf ein 60er-Jahre-Modell aus Sperrholz umgestiegen. Ich muss allerdings sagen, dass die aus gleicher Zeit stammende Resopalküche durchaus was hat.

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Ich wundere mich immer wieder bei meinem Zug durch die Straßen Berlins, was da so alles aus den Häusern geschmissen wird, um eine Modernisierung durchzuführen. Der Witz ist, dass etliche der Leute, die solche Modernisierungen durchführen lassen, aus so geschmackssicheren Gegenden wie München und Hamburg kommen.
Entweder, man kann solche Dinge schätzen und weiß, was man an Holzfenstern mit so schönen Beschlägen hat, oder eben nicht. Ansonsten ist nur kopfschütteln angesagt. Aus Mieterperspektive gilt für die meisten Vermieter aber wohl: Mir doch egal, ob die Fenster ansprechend aussehen oder nicht. Wichtig ist, dass die Mieter ordentlich zahlen, die Modernisierung muss sich doch rentieren, ne.
Als Mieter bevorzuge ich Holz. Sieht ansprechender aus, wirkt angenehmer und die Fensterrahmen lassen sich leichter sauber machen. Und die Modernisierung zum Einsparen von Heizkosten ist zwar schön und gut. Nur die Mieterhöhung reißt wesentlich tiefere Löcher in mein Monatsbudget als die Heizkosten vorher.

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Ich dachte eigentlich, diese Begradigungsorgie hätte nur in den 70-ern so stattgefunden. Meine Eltern haben damals auch in unserem Jahrhundertwendehaus die Decken abgehängt und dunkel vertäfelt. Sie schämen sich aber heute wenigstens dafür.

Unglaublich sinnlos wird es aber, wenn die Jugendstil-Kassettentüren ersetzt werden durch solche im Landhauslook mit Rundbögen...

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In dem Fall sind es billige Plastiktüren aus dem Baumarkt.

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Zyklen
Meine Eltern haben in den 60ern eine Decke abgehängt und mit weißen Wärmedämmplatten aus Kunststoff vertäfelt und das ganze in den 80ern wieder rausgerissen und die natürliche Deckenhöhe wiederhergestellt, die Wände aber mit Holz vertäfelt.

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Solang man nicht in die Substanz eingreift, ist alles nicht so schlimm.

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Tatsächlich
leben die meissten dieser verbrecherischen geldgierigen Hausaniererbesitzer in pittoresken Münchner oder Sutttgarter Puppenstuben mit alten Butzenscheiben.
Aber es ist halt schön, wenn sich die Welt so praktisch in gut und böse teilen lässt, gell?

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Zumal es auch ein Unterschied ist, ob man mit Muse und Hingabe und ohne den genauen Blick auf Geld & Zeit den familieneigene Stadtpalast saniert oder ob man eine simple Mietswohnung saniert, die einfach ihren Ertrag bringen soll.
Jeder hat seine Motive und sie sind in beidem Fall rechtens.

Die Guten & Bösen (egal, von welcher Seite man es sieht), gibt es auf beiden Seiten.

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@ dolores: Komisch, das angesprochene und über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Sanierungsprojekt gehört einem Münchner, der selbst drinnen wohnt und das ganze mit einer gemeinnützigen Stiftung und einer Mieterselbstverwaltung garniert, und das alles ausdrücklich mit dem Schwerpunkt Integration und sozialer Ausgleich...

Und in obigem fall war es eindeutig ein Berliner. Also geh raus, such einen Münchner Fall, der so handelt, mach ein Bild und poste es in deinem Blog. Du wirst mich da nicht flennen sehen.

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Aber ganze Wohnsiedlungen leerstehen zu lassen, um sie als Abschreibungsobjekte zu nutzen, und dann abreißen und luxussanieren, das ist zwar nicht strafrechtlich kriminell, aber moralisch gesehen durchaus auf einer Ebene mit juristablen Verbrechen. Und genau das war in Berlin West jahrzehntelange Praxis.

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Ein Blog habe ich
leider nicht, aber dafür in zwei Häusern in der Stubbenkammerstraße gewohnt, zwei echter Münchner Fälle. Alte Türen eines Nachbarhauses habe ich ohne jegliche Verwendung dafür von der Straße in den Keller geschleppt (in diesem Fall ein schwäbischer Sanierer). Bin inzwischen erfolgreich vor drei Entkernungen geflohen. Und kays Auffassung, dass Profitgier das Brutalsanieren rechtfertigt bin ich keinesfalls.
Zudem habe ich nicht bestritten, dass es Süddeutsche gibt, die in Berlin und Umgebung Altbauten mit Feingefühl und Sinn sanieren. Dolores, im Moment am Bodensee (E-Mailadresse ist ja bekannt)

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hach eines meiner Lieblingsthemen:
Totsanieren. Das ist glaube ich bundesweit ohne Ausnahme in mind. 70 % der Altbauten angesagt.

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Willste mal meine Doku der alten Lichtschalter sehen?

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na denn schick ma zu, aber denk dran, gmail nimmt nur bis 10mb attachments an:-) In meiner Huette ist die Zuleitung zu den Deckenleuchtern noch stoffumantelt. da passsen aus diversen Risikobetrachtungen keine grossen Lasten mehr ran. aber huebsch anzusehen waers bestimmt.

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