Deutsche Kickpatrioten und deutsche Kulturgüter

Ich wohne in der Provinz in einer vergleichsweise ruhigen Gegend. Wegen der Kopfsteinpflaster gibt es hier keinen Autocorso, die nächsten Kneipen und Alkoholzapfstellen sind mindestens einen Block entfernt, und Parkplätze, zu denen man kriechen könnte, um nachher seine Innereien an einem Baum zu verteilen, gibt es hier auch kaum. Trotzdem ist das Verkehrsaufkommen hier bei Grossveranstaltungen erheblich, weil die Stadtoberen partout alle Festlichkeiten in der historischen Innenstadt haben wollen.

Die Folgen sind gravierend; nachdem diese Ecke eher ruhig und schlecht beleuchtet ist, werden viele hier das ein oder andere los, was für Eigentümer unschön ist, von Müll über Körperausscheidungen aller Art bishin zum Vandalismus. Es gibt aber ein Gegenmittel: Volle Lüster-Beleuchtung in allen möglichen Zimmern, von denen ich ein paar habe, und offene Fenster bis früh am Morgen. Das vertreibt die Bande, sie suchen sich andere, für ihr Tun besser geeignete Ecken. Gestern Abend wurden sogar die Blumen verschont, dafür randalierten sie in einer Baustelle, und die Strecke entlang einem Studentenwohnheim sieht nicht so aus, als ob man da langlaufen wollte. Es sieht aus wie DOITSCHLAND.



Andere hatten weniger Glück. Dieses Portal wurde erst vor ein paar Jahren mit viel Liebe restauriert und stabilisiert. Es ist ein aussergewöhnlich gut erhaltenes Beispiel für den sogenannten Parlerstil, oder auch internationale Gotik. Es ist ein Zeignis einer hochentwickelten, verfeinerten Epoche, die zwischen der Pest und den aufbrechenden Religionskriegen mit einigem Recht als der goldene Herbst des Mittelalters bezeichnet wird. Weil es so gut erhalten ist, hat man es mit einem Gitter gesichert. Aber ein paar Leute, über deren Patriotismus man sich in der politischen Kaste freut, lassen sich von so etwas nicht abhalten und haben gestern Nacht, nach dem verlorenen Fussballspiel, eine volle Weinflasche gegen den empfindlichen, weissen Kalkstein geschleudert. Für einen Treffer im Figurenfries weiter oben reichte vielleicht die Kraft oder die Koordinationsfähigkeit nicht mehr aus.

Das Glas verletzt die Oberflächen des Steins, fast ein Wunder, dass die nur wenige Zentimer dicken Stäbe nicht gebrochen sind, der rote Wein kann ungehindert in das poröse Material eindringen. Es wird vielleicht Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis die Verfärbung wieder verschwunden ist. Der Ort ist nicht gerade menschenleer, aber soweit ich weiss, hat man die Verursacher nicht erwischt. Es ist der Umgang mit dem eigenen Land, der eigenen Umgebung, mit dem, in dem man lebt, warum ich nicht glaube, dass diese Menschen, dieser Müll, Dreck und Zerstörung verbreitende fahnendeutschaufstehende Abschaum, irgendetwas mit einem positiven Gefühl wie "Liebe" oder "Stolz" auf Deutschland zu tun hat. Es sind Nationalisten im schlechtesten Wortsinn, die Nation ist ihnen gleichgültig, sie brauchen nur was, um sich dran aufzugeilen, und wenn es nicht klappt mit dem Endsieg, macht man halt verbrannte Erde.

Mittwoch, 5. Juli 2006, 16:58, von donalphons | |comment

 
Saufbrüder im Laienorden des Fußes
Noch viel mehr Unbehagen habe ich hier zusammengetragen: http://literallyrevolutionary.blogspot.com
Vielleicht sind mir ja Treffer im nationalen Figurenfries gelungen, vielleicht will ich aber auch bloß meinen Fubbi zurück. Schluss jetzt!

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Es sind erstmal arme Menschen mit einem Alkoholproblem.

Und dann sind es arme Menschen, die den Wert dieses Portals nicht von der Betonwand der Autobahnbrücke unterscheiden können.

Zusammen ist das eine sehr unangenehme Mixtur.

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aber vielleicht
waren das ja auch weintrinker aus einem land, das nich mehr mitspielen darf, hier. und da haben die sich geärgert. rotwein? könnte australien sein, oder spanien. usa ginge auch noch. alle verdächtig!

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... ich denke es waren Schweizer, rot/weiss - das sagt doch alles.

Das wirkliche Kunststueck ist es ja sich in den jeweiligen Vereinsfarben zu erbrechen ... zB. Arminia-Bielefeld - wer kann das schon!?

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Calvinisten!
Ja, guter Tipp, Kollege, Schweiz, die waren das!

Bielefeld? Gibt's das überhaupt?

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37-deux l'aprés-midi
Alles Nationalisten auf Endsiegentzug, marodierender Pöbel, der sich in den Fanmeilen zusammenrottet, Sauerstoff verschwendet und das Kulturgut abnutzt, sehe ich ähnlich.

Auch recht warm in I-Town heute, nicht wahr ?

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29 Grad, aber: Sonnenschirm, Schleierwolken und 2 Windstärken aus WestNordWest auf der Dachterasse. Kann sein, dass es unten anders ist. Aber wer ist heute schon unten?

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Windstärken! Plural! Neid!
In meiner kleinen Bibliothek ist es schon seit Tagen leider kaum auszuhalten (höchstens in der Nacht). Um zu Lesen setze ich mich an eine alte Tischtennisplatte im Keller. Naja, immerhin: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.

Wirklich schlimm: Phrasendrescher, v.a. die zahlreichen Witze über "Itaker", "Pizza" und "Eisdiele", die man jetzt alle nicht mehr aufsuchen möchte. Aber Piaggio fahren, mit Flip Flops. Gosh.

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Nur die, die die göttliche Fügung dorthin gesetzt hat. Man wird schon wissen warum.

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@ motowns dingsda

Halt neue Nationalisten. Haben schon vergessen dass Opa oder Pappi unter Rommel mit denen in Nordafrika auf Kairo zog. Sic transit das kollektive Gedächtnis.

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Aber, wie jeder Kriegervereinsvorsitzende weiss, hat der Italiener gar nichts getaugt in Afrika. im Gegensatz zum Deutschen. Und während der Landser sein gesicht stramm in die anfliegenden Spitfires gehalten hat, hat der Italiener nur schnackseln wollen und Fussball spielen. Davon profitieren die bis heute.

Vielleicht sollte man in so einem Fall mal den Gott mitsamt Fügung wechseln. Meiner ist leider a bissl exclusiv. Arbeiten wäre heute echt nicht mein Ding, meine Schicht beginnt erst um 9.

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... waehrend hier nochmal der Weltkrieg II. rekapituliert wird, hocken unten beim Italiener schon wieder Italienisch/deutsche Fussball admirateurs zusammen vorm TV.

... vielleicht ist das manchmal ganz gut das die ganze Bloggerei keinerlei Relevanz hat.

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Am Stammtisch vom Gasthaus "Zum hundertjährigen Gauleiter" wird Geschichte halt noch am Leben gehalten. Wir waren mal wer.

Im übrigen ist kein Götze so exklusiv dass er nicht noch gerne einige Anbeter mehr hätte. Das ist leidiglich Marketing - verknappe das Angebot, mach es teuer, und sie kommen alle gerannt. Hohepriester waren die ersten Werber, nur damals noch mit Weihrauch und Menschenopfern, dann wurde zum Glück der schwarze Anzug und die spacige Hornbrille erfunden, sonst wüssten wir in HH nicht wohin mit dem ganzen Zeug.

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"... vielleicht ist das manchmal ganz gut das die ganze Bloggerei keinerlei Relevanz hat."
So ist das halt, wenn man nur aus dem eigenen Fenster schaut und sonst nichts sieht. Im Grunde sehr bedauerlich.

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... schon wieder so ein Totaldurchblicker - woher weisst Du bitteschoen, dass ich nur aus meinem eigenen Fenster gucke?

... aber immer erst mal froehlich losbehaupten, das backend hier frisst das schon.

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Öhm... ich rede nicht von Dir, sondern vom Sr. Alphonso.

... aber immer erst mal froehlich losbehaupten, das backend hier frisst das schon.

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Dann ueben wir nochmal einwenig das kommentieren - nicht wahr?!

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Beantworte bitte mal meine Umfrage. Ich halte dieses Blog meinungsmässig ohnehin für irrelevant, ich schreib halt, was ich mir denke, das ist alles. Und gerade MS-User haben doch sicher auch noch andere Fenster :-)

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wen meinst Du jetzt? Ich habe hier nur X-Windows, MS sagt mir gar nichts ....

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egal... lassen wir es.

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Stimme jedem Gedanken in diesem Text zu.

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das hier

http://www. suedkurier.de/lokales/friedrichshafen/art1063,2104593.html

sollte auch nicht verschwiegen werden.

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