Sehr zu empfehlen - Lichtsymmetrie

Es gibt Einrichtungsprobleme, an denen bleibt man Woche und Woche hängen. Bewohner normaler Häuser beispielsweise werden diese Probleme naturgemäss nicht nachvollziehen können. Nehmen wir nur mal die Lichtschalter. So ein Lichtschalter kann einem die halbe Wand kaputt machen, wenn die Wand mehr ist als nur eine Mauer zur Raumabgrenzung. Dieser spezielle Lichtschalter sitzt neben der Tür der Bibliothek, und damit an der Wand, an der die mühsam zusammengetragenen Büsten auf Konsolen ruhen. Darunter kommen die Reliefe. Und zwar genau auf der Höhe des Lichtschalters. Ich habe inzwischen ein halbes Dutzend Reliefe, aber keines hat die richtigen Ausmasse, um den Bereich irgendwie sinnvoll zu füllen. Und es ist heutzutage enorm schwierig geworden, Gipsabgüsse zu beschaffen. Weil es einfach nicht mehr üblich ist, das heim damit auszustatten. Also blieb an der Stelle erst mal eine Asymmetrie durch den Lichtschalter.

Dabei lag die Lösung daheim bei meinen Eltern. Vor einem Jahr hatte ich bei einer Auktion aus purer Langeweile zwischen den Asiatica und den Spiegeln mitgesteigert, als eine "Schachtel mit diversen antiken Funden" angeboten wurde. Was man halt so tut, wenn es draussen regnet und vor einem 200 Nummern pure Belanglosigkeit mit Varia wie Schokoladengussformen liegt, und nur ein anderer mitsteigert. Danach bekam ich den Spiegel, brachte alles im Auto meiner Eltern unter und vergass dort die Kiste mit den Funden. Heute bin ich dann zufällig darüber gestolpert, über den etrurischen Bronzekamm und die drei Öllämpchen. Und da wusste ich, dass das Problem gelöst war.



Lichtschalter - Licht - Licht - Licht. Jetzt brauche ich nur noch eine braune Kappe für den Schalter, und dann stimmt der optische Eindruck wieder. Und vielleicht nochmal vier weitere Öllampen rechts und links der Konsole. Oder andere Kleinigkeiten, und zwei Reliefe für die linke Seite.



Kommt alles noch. Früher oder später. Spätestens in Berlin, wo man dergleichen in der Regel billigst verkauft. So von wegen Untergang und Ausverkauf der Bürgerlichkeit, und so. Irgendwie muss man ja die Spielekonsole mit einem neuen Game füttern, und ein neues Handy kommt mit dem IPhone. Wer einen Gipskopf hat, braucht keinen mehr in Grossvaters Vitrine.

Dienstag, 6. März 2007, 04:49, von donalphons | |comment

 
"Zeitlose Ästhetik"
Beuntertitelt der Lichtschalterhersteller dieses vom Elektromeister in den 90ern gern verwendete Programm. Aber irgendwie stören Lichtschalter immer, weil selbst als Keramik/Bakelit-Retro zu neu, um zur Substanz zu passen. Manch Denkmalfanatiker plädiert gar für Aufputz, weil substanzschonend.

Ich bin für Tarnen in Wandfarbe und einen prächtigen Sockel. Da unten fehlt definitiv noch die Holz- oder Marmorimitation.

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Geschmackssache
Irgendwie finde ich, das die schönen Sammelobjekte so langsam in der schieren Masse untergehen, eigentlich schade. WENIGER ist ab einer kritischen Masse wirklich MEHR. Dieses MEHR wirkt dann nur noch NEUREICH.

Und alles symmetrisch ist auf Dauer dermaßen langweilig, da hat das Bewohnerauge sich irgendwann einfach sattgesehen und verlangt nach fortlaufend NEUEM (was genauso gut ALT sein kann.
Alternativ ists ja auch möglich sich auf EINE Sammelleidenschaft zu beschränken.

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Ich weiss, dass es nicht wenig ist, aber von der Überladung bin ich noch mehr als ein paar Schritte entfernt. Die enge Stellung der Büsten war früher üblich, eben weil eine nackerte Wand als ärmlich galt. Man kann nicht umhin zuzugeben, dass unsere Ikeaepoche im repräsentativen Bereich eine Zeit der enormen Verluste und des Verzichts ist. So ist die aktuelle Fassung zwar angelehnt an das Original des frühen 19. Jahrhunderts, aber immer noch eher schlicht. Und gar kein Vergleich zur Farbenpracht des 18. Jahrhunderts.

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Ich weiß, manufaktum ist für manche bäh, aber da gibt es diese Bakelit-Drehschalter von früher. Wär vielleicht ne Alternative.

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ich bin geneigt funzen zuzustimmen, auf mich wirkt dass irgendwie überladen...

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Puh... dann kann ich ja froh sein, dass sich von der alten Ausmalung wenig an der Decke erhalten hat. Als der Raum bis ca. 1720 die Bibliothek der Kongregation enthielt, war den Befunden zufolge sowas ähnliches an der Decke:



Weisse bzw einfarbig braune Wände in Wohnräumen sind bis 1780 immer ein Zeichen von Armut gewesen. Weisse Wände tauchen zum ersten Mal in der Aufklärung auch bei der besseren Gesellschaft auf, dann gibt es das "weisse Zimmer". Aber davor waren die Städte und auch die Häuser innen auf eine Art bunt, die heute schwer vorstellbar ist. Wir haben hier im Haus ja die alten Fassungen dokumentiert. Es gab hier Zimmer in shocking Pink und grün mit rosa Blümchen, mitternachtsblau mit weissem Sockel, Quaderimitate und Seidenmusterschablonen. In Dunkelrot und Gold. Dagegen ist das obige Allerschlichtenst

Und mit dem "Überladen" ist es so eine Sache. Ich kenne das ja ein wenig von den Leuten, die hier ab und zu zu Besuch sind. Das beginnt mit "Also, im Museum möchte ich nicht leben", geht dann über in "Aber so eine Teekanne wäre durchaus nett, und zu Stuck würde ich auch nicht nein sagen", bis zu "Und wenn Du in Berlin bist, dann schau doch bitte nach..."

Alles eine Frage der Gewöhnung. Ich verstehe nicht mehr, wie man in diesen immer gleichförmigen Wohnungen leben kann. Hat was damit zu tun, dass man sich leichter an den Überfluss gewöhnt denn an die Entsagung.

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Letztendlich kommt es auch ein bischen auf die Raumgröße und das Licht an, was an optischer Last tragbar ist. Und ein Foto ist immer nur ein Ausschnitt, der meist das Raumempfinden eher einengt, wenn nicht gerade ein Fischauge zur Hand ist. Gut sind ja immer solche Orson-Welles-Räume, da kann man viel reinpacken und es sieht nie nach zu viel aus.

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Statt:
Jetzt brauche ich nur noch eine braune Kappe für den Schalter
Vielleicht besser:
Jetzt brauche ich nur passenden braunen Lack (nebst transparenten Schlaglacküberzug) für den Schalter
Das wäre, hmm, ich bin mir fastsicher, dann die klimafreundliche Option.

Lackieren statt Plaste!

Oder vielleicht aus eine aus Buchensperrholz mit Liebe und eigenhändig gesägte Schalterfassung? Oder aber... den ultimativen Schalterwettbewerb in Rebellmarkt ausrufen.

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