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Montag, 26. August 2013

Es sind 25 Kilometer zum Zwetschgenbaum

Kinder, das ist Training, wie ich es liebe! Regen, bewölkter Himmel, einbrechende Dunkelheit und immer das ferne, lockende und reiche Ziel vor Augen:





Ich kann das gar nicht mit anschauen, wie der Mensch in diesem Land mit den Früchten umgeht. Die Äpfel fliegen wir ein und die Zwetschgen würden verfaulen, käme ich nicht des Wegs und hätte eine grosse Tasche dabei:





Die Kunst ist es, so schnell zu fahren, dass daheim der Teig bereits gegangen ist, wenn man voll beladen ankommt. Und ich darf sagen, mit so einem vom exzessiven Vorkosten hängenden Bauch zwischen den Beinen ist das eine echte Herausforderung.





Das grösste Problem ist das Überleben der 40 Minuten, bis das Blech den Ofen verlässt; an anderen tagen würde man vielleicht noch eine Runde drehen, aber ich streichle dann so lange die Katzen. Ich mag Katzen. Sehr.





Solange sie angewidert die Nase verziehen, wenn sie am Datschi gerochen haben. Meins, meins, alles meins, schliesslich habe ich mich 50 Kilometer lang gefoltert, um den Neuburgern etwas zu nehmen, was sie gar nicht haben wollen. Es ist Datschizeit. Es fährt sich im Regen viel besser, wenn man 4 Kilo Zwetschgen dabei hat.

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Samstag, 3. August 2013

Hitzewelle

Es gibt in Zeiten wie diesen andere wünschenswerte Tätigkeiten, als an einem Grill zu stehen, wo es noch etwas heisser als draussen ist. Ich für meinen Teil verrammle um 9 Uhr die Fenster, gehe zügig zum Wochenmarkt und kaufe ein Pfund Pilze. Die werden in der Küche je nach Grösse ganz gelassen, halbiert, geviertelt und dann 5 Minuten gekocht.





Das ist dann schon heiss genug, in einer Schale mit Goldrand mache ich dann Esig, Öl und Zwiebeln an.

Nebenbemerkung: Goldrand wäre auch ein sehr schöner Name für eine Agentur für Texte.

Ausserdem reibe ich den Pecorino. Ich weiss auch nicht, warum ich den im Moment lieber als den Grana Padano mag, es ist halt so. Zumindeus bei eingelegten Pilzen.





Ab in den Kühlschrank! Das alles ist sehr einfach, spottbillig und nährt mit Brot, am besten bei 10 Grad genossen, einen ganzen Tag. Gar kein Vergleich zu dem, was man in Spezialitätenläden dafür zahlt. Und es schmeckt mit frischen Pilzen und einem guten Öl eindeutig besser.

Irgendann kühlt der Tag dann ab. Und ein Anruf von daheim verkündet, dass Blaubeeren da wären. Und iw Jihannesbeeren gezupft werden sollen.





Das ist zwar, zusammengenommen, weder allzu ausgewogene Ennährung noch engagierter Sport, aber es reicht für so einen verdämmerten Tag, an dem es für alles andere zu heiss ist.

Ich schreibe eine Geschichte über Grosstanten für mich selbst. Und darüber, wie schön jetzt eine Sommerfrische wäre. Im Westen ballen sich aber schon Gewitter zusammen, die sich in der Nacht über den Ausgehern krachend entladen, und die Wohnung wieder schön kühlen.

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Mittwoch, 31. Juli 2013

Begierden

Ich habe , wenn ich das Fenster öffne, buchstäblich die Trauben vor der Nase, zudem den Geruch des Weinstocks, und leider auch das Wissen, dass die Ernte nicht vor Oktober einsetzen wird. Schliesslich war dieses Jahr lange Winter, und trotz der Hitze der letzten Wochen sind die Trauben noch nicht sonderlich weit gereift. Der blaue Weinstock lässt erst jetzt die erste Färbung erkennen. Und überhaupt sieht es dieses Jahr nicht so aus, als gäbe es eine Rekordernte, auch wenn ich jetzt giesse, giesse und nochmal giesse. Aber dieser Blick in die Trauben macht mich wuschig und so habe ich jetzt, wiewohl ich ja selbst Wein anbaue, dem inneren Drängen nachgegeben. Und welche gekauft.



Naja. Meine sind zwar kleiner, aber besser. In 10 Wochen. Hoffentlich.

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Montag, 22. Juli 2013

Veganti

Der Mensch hat von Anbeginn an gehungert. Nicht immer, aber doch recht oft. In der Frühzeit, vor der Entdeckung des Ackerbaus, war es noch relativ gut, denn der Mensch war selten, anfällig, klein in seiner Population und allgemein gefährdet, weshalb auf wenige Menschen relativ viel Nahrung kam. Ausserdem war der Mensch nicht wählerisch. Mit dem Ackerbau und der Viehzucht und den damit einhergehenden Problemen - Missernsten, Seuchen, kriegerische Auseinandersetzungen, Gier, soziale Schichten und Unterdrückung - wurde der Hunger dann aber für die meisten Menschen ein ständiger Begleiter. Gerade in unseren Breiten gab es zu Nichterntezeiten häufig Versorgungsprobleme, und dass wirklich niemand mehr verhungern muss, ist auch nur gut 60 Jahre her - und da berücksichtige ich das Verbrechen Hartz IV noch nicht einmal. Entsprechend dominant war das Thema Nahrung durch alle Zeiten, und es wäre sicher nicht richtig anzunehmen, dass das keine Spuren in uns hinterlassen hat. Der Mensch reagiert, wenn es um Essen geht, nicht gerade rational. Sondern instintiv. Wir sind so. Das kann man nicht einfach ausschalten.





Es ist ja schon schwer genug, neue Marotten wie "Ich fahre mal kurz einen Kilometer mit dem Auto zum See" zu hinterfragen. Und bei wirklich tief sitzenden Voreinstellungen, die von Generationen der Nachkriegszeit aufgebaut wurden, ist das nochmals erheblich schwerer. Man bekommt Menschen nur schlecht mit Vorwürfen zu neuen Einstellungen, auch wenn es eigentlich richtig wäre: Das Modeessen Sushi zum Beispiel ist ein wenig schönes Beispiel, wie global ein Trend verschwenderischer Städter unter einer Vortäuschung von "gesundem Essen" den Planeten kippt. Gegen das, was beim Fischfang an Lebewesen sinnlos vernichtet wird, weil der Beifang nicht verkäuflich ist, ist jede Tierzucht an Land noch moralisch gut. Aber das Japanzeug gilt als gesund und manche sagen gar, sie wären ja schon fast Vegetarier, weil sie sich aus dem Pazifik Fisch servieren lassen. Das kann man denen auch kaum ausreden. Sollte man auch nicht, denn so macht man sich keine Freunde, es hilft vielleicht eher, Alternativen aufzuzeigen. Dogmatik hilft halt nicht weiter, wenn eine Einstellung so unbeugsam tief sitzt. Die wollen das. Man kann es ihnen nicht wegnehmen, indem man an die Vernunft appelliert. Denn kein Klebeschinkenskandal hat dafür gesorgt, dass TK-Pizzen aussterben. Und wenn man sieht, was in Supermärkten an Unterstützungsmassnahmen für Fleisch läuft, könnte man fast verzweifeln. Fleisch ist nicht so billig, es wird so billig quersubventioniert und hochgesprizt. Deshalb kaufe ich nicht in Supermärkten, aber ich rede da auch keinem rein.





Im Übrigen habe ich auch Achtung für Veganer, auch wenn ich das nicht schaffe.

Und im Übrigen vertrage ich Milchprodukte und Eier ohne Probleme, ich habe einen Magen wie aus Edelstahl.

Und ich kaufe ja auch nicht ein Pfund geschmackbefreiten Frischkäse und schmiere ihn dick auf das Brot, sondern sehr intensiv schmeckende Spezialitäten, von denen man nicht viel braucht.

Und ich achte auch, wo immer ich bin, auf die Herkunft, was bei uns im Tal recht einfach ist, weil die Kühe, die bei mir vor der Terrasse auf der Weide stehen, auch jene sind, deren Milch nachher in der Käserei ausschliesslich verarbeitet wird. Mit dem Elend in Norddeutschland komme ich nicht in Kontakt.

Und man merkt schon, dass ich hier selbst in einer Verteidigungshaltung bin, denn das erste Opfer der Veganer ist nicht die asoziale bayerische Drecksau, die sich die in Osteuropa mit wachstumshormonen aufgespritzte Schweinshaxe aus dem Discounter reinschiebt und sich über 10 gesparte Cent freut, oder der Kunde norddeutscher Mordfabriken, oder der gewöhnliche Sushiperverse, sondern, zumindest habe ich den Eindruck, der nächste Verwandte: Der achtsame Vegetarier.





Es ist mir, wenn ich die Debatten im Netz sehe, vollkommen unklar, wie man ausgerechnet die Front gegen jene eröffnen muss, die ohnehin schon verstehen, dass die Ernährungsgewohnheiten der Nachkriegszeit fragwürdig sind. Der Endsieg ist hier sicher nicht mit dem Vergrätzen derer errungen, die sich unwohl fühlen, wenn sie einen Tiertransporter auf der Autobahn sehen.Und natürlich ist es für Veganer nicht ganz einfach, ein normales Sozialleben zu führen, wenn die Gastronomie nicht wirklich auf sie eingestellt ist. Das kann manchmal ärgerlich sein, keine Frage. Das Oberland ist nicht Berlin, und dass das Insistieren auf vegane Gerichte vielleicht nicht überall gut ankommt: ist halt so. Trotzdem gibt man sich ja Mühe, es gibt Verständnis, ja auch Anerkennung, mitunter - aber das ist keine Einladung zu einem Vortrag, was Milch mit meinem Körper macht. Überhaupt, mitunter kommt mir das alles wie eine Verschwörungstheorie vor, ein geschlossenes Weltbild, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und das ist nicht nur ungemütlich, sondern auch nicht gerade sympathisch.

Und wenn man das nicht will, ist man nicht verganerfeindlich, sondern vielleicht auch nur etwas angewidert von einem Netz, in dem alles sofort von den Allerreinsten und den Ideologen in Besitz genommen wird. Ich finde es gut, wenn Menschen bewusst leben und Tiere schonen. Aber bitte auch Menschen. Gerade in derartig irrationalen Bereichen, in denen man behutsam sein sollte, und nicht laut und nicht engstirnig und schon gar nicht eine Berliner Pitatenluftnummer auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, sich moralisch als "besser" zu positionieren. Ich bin nicht feindlich, ich habe nur etwas gegen Indoktrination.

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Donnerstag, 13. Juni 2013

Kalorien, von der Weide auf den Teller

Ihr müsst jetzt ganz stark sein und wenn Ihr in Städten lebt, kann es hilfreich sein, ein Nutellaglas neben den Rechner zu stellen, selbst wenn das nie so fluffig weich sein kann, wie so eine frische Dampfnudel, in Vanillesosse eräuft und mit Honig geteert und mit Puderzucker gefedert. Denkt Euch einfach die Luft der nahen Berge dazu. Und Sonne.





Recht viel romantischer als in Kloster Reutberg geht es eigentlich nicht. Ich glaube, wenn ich einen traditionellen Film über Bayern drehen müsste, würde ich hier anfangen, denn einerseits ist Reutberg immer irgendwie noch München, und auf der anderen Seite wendet es der Stadt den Rücken zu, und schiebt seinen alten, kastanienbestandenen Biergarten wie eine Loge über eines der schönsten Panoramen der Voralpen, vom Wendelstein bis zu Benediktenwand, und in der Mitte ist das Tölzer Tal und öffnet die Sicht bis zum Alpenhauptkamm. Dahinter Italien. Kurz, es ist schön hier.





Nun ist diese Kombination - zusammen mit der einfachen Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus München - eigentlich eine Garantie für Berliner Verhältnisse, also nachlassende Qualität, schlechte Bedienung und Starberger Preise, aber ich bin hier schon seit Jahrzehnten, und beschweren konnte ich mich noch nie. Ich glaube, das liegt an der genossenschaftlichen Brauerei und dem Umstand, dass die Mitglieder dann halt auch hier essen. Dann ist es eben nicht nur ein Renditeobjekt, sondern eher eine Liebhaberei. Man bekommt hier zwar kein Bier ausser dem, das hier gebraut wird, aber sonst eigentlich alles. Halt nein, man bekommt natürlich auch keine kleinen Portionen. Man kann kleine Portionen bestellen, aber das ist dann immer noch nicht klein. Hierher gehe ich gerne, um Gäste aus dem Norden zu schockieren, und ja, sie wickeln es einem auch noch ein. Man wird hier nicht mager. Dafür gibt es dann Frankfurter Gastronomen.





Kurz, man muss angesichts der Leistung schon etwas schräg drauf sein, um hier sein eigenes Essen mitzubringen. Und weil sich alles ändert und man hier nicht in den Entwicklungen der Gegenwart absaufen will, so wie andere Onlineauftritte gerede gegen die Offensive der Süddeutschen Zeitung unter Plöchinger übelst ins HIntertreffen gelangen, gibt es auch genug vegetarische Gerichte. Nur für Veganer wird es eng, ausservielleicht einen Fetzenrausch auf nüchternem Magen. Aber die werden dem hier ohnehin nur wenig abgewinnen können. Obwohl man vielleicht auch über ein paar Augenblicke der Milch- und Eitoleranz reden könnte: Schliesslich sind die Genossenschaftler Bauern und wiederum, soweit es geht, auch Lieferanten der Gaststätte. Man kann hier sowieso mehr oder weniger voraussetzen, dass verkocht wird, was aus der Region kommt. Dahinter ist zur Verdauung auch noch ein Pfad zu einem seltenen Hochmoorsee; recht viel mehr Bio geht eigentlich nicht.





Ansonsten war ich etwas unvorsichtig, un habe zu wenig mitgenommen. Eigentlich wollte ich ja nur kurz den Briefkasten ausleeren und mit einem Gast auf der Durchreise eine Nacht bleiben, aber nachdem der Gast auch nächste Woche wieder kommt, dachte ich mir, es ist vielleicht gar nicht so dumm, erst mal hier zu bleiben. Dabei habe ich natürlich nichts, aber das ist nicht so schlimm und obendrein ist da auf dem Weg von Reutberg nach Gmund auch noch diese Konditorei und so werde ich wohl nicht entsetzlich verhungern. Torte, jeden Tag, versprochen.

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Freitag, 29. März 2013

Kein Fisch zum Karfreitag

Im Judentum gibt es ja eine Strömung, die sagt, alles, was nicht erlaubt ist, ist verboten. Das bezieht sich zum Beispiel auf Speisen, die nicht als Koscher gelten, und bei denen man auch nicht weiss, was genau mit den Tiernamen gemeint ist - also isst man nur das, was eindeutig erlaubt ist. Die grosse mehrheit macht es andersrum: Gegessen wird alles, was nicht verboten ist und von dem nichts in den Gesetzen steht. Tomaten zum Beispiel, Auberginen und Känguru kommen in den Gesetzen nicht vor.



Und weil das Christentum nun mal auf dem Judentum basiert, ohne dass man letzteres um Erlaubnis gefragt oder Lizenzgebühren entrichtet hätte - mit dem Leistungsschutzrecht wären die Christen längst pleite! - kann man an tristen Tagen wie diesen auch argumentieren, dass auch jesus nicht wusste, was "Zucker" sein soll.



Ich nehme an, dass das ein Grund ist, warum an Tagen wie diesen die Cafes voll mit Trachtenmantelträgerinnen voll sind, die sich an das Fleischverbot halten und das nehmen, was eben so da ist: Eine Art Aufheller für Tage wie diese. Kleiner Trost: Südlich der Alpen ist das Wetter auch garstig.



Hier also geht sie doch noch auf, die Sonne, selbst wenn es hier jede Nacht wieder schneit und der Rodel mehr Möglichkeiten als das Rennrad bietet; im Ernst, wer an diesem Wochenende über die Alpen radeln wollte, bräuchte ein Bergrad, viel Zeit und Frustrationstoleranz ohne Ende, weil natürlich auch der jaufenpass wieder zu ist. Das ist wie eine Torte, die man bestellt und nicht bekommt.



Ziemlich viele reden über Demokratie - von hier aus soll ein Steg gebaut werden, für den es einen kommunalen Bürgerentscheid geben soll - und das grosse Zypern, das uns vielleicht auch hier drohen wird. Beides ist eine Art Enteignung; am See wird manchen der freie Zugang von ihren Grundstücken aus genommen, in der EU wird manchen der freie Zugang zu den Vermögen genommen. Vielleicht täusche ich mich auch, aber mein Eindruck ist, dass viele jetzt nochmal ein zweites Stück bestellen.



Morgen geht es nach Kreuzkatholien, da hat sicher keine Konditorei auf, und deshalb nehme ich auch noch etwas mit. Kultur macht hungrig. Kindergeschrei bedingt Nervenpflege. Immer nur drinnen sitzen, wenn es draussen schneit, geht auf's Gemüt. Und bei Torte geht die Sonne auf, das ist mein Solarium-

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Sonntag, 6. Januar 2013

Und nun zur wichtigsten Meldung des Tages!

+++ EIL! +++

Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, Millionäre tanzen auf der Strasse und reissen sich die Kleider vom Leib!



Denn mit dem 6. Januar naht die nättische Jahreszeit, und das bedeutet, dass die Innereien der Petit Fou deutlich modifiziert werden.



Statt Teiglagen kommt jetzt auch eine Lage mit Hmbeercreme zum Einsatz. Tantenmorden extrem, Schwigertochterstopfen brutal, Enkelabfüttern 2 the limit.



(Den braunen Streifen weiter unten, da dachte ich erst, das sei verdünnter Broderschmier, ist aber Schokoladencreme.)

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Freitag, 4. Januar 2013

Wägbarkeiten des Schicksals

In Dantes göttlicher Komödie ereilt alle Schufte eine Bestrafung, die zu ihren Taten passt. Im vierten Höllenkreis etwa treten die Geizigen auf (heute würde man sagen, die neureichen FDP-Wähler), die schwere Lasten sinnlos gegeneinander schieben. Das Hübsche an dieser Vorstellung ist, dass sie bis heute wie eine gerechte Strafe erscheinen mag: In der Hölle geht es so weiter, wie das Leben ohnehin schon war, da muss man sich nicht gross umstellen. Nur dauert es dann etwas länger.





Nun muss man fairerweise sagen, dass Dantes göttliche Komödie insgesamt so lustig wie eine Sprachglosse eines Popkulturforschers ist, oder ein Cartoon in der Welt oder eine Ansprache der Bundeskanzlerin. Eher wird eine Wüste ein korngelbes Ackerland, eher entschuldigt sich eine Gendertröte mal für ihre Vorverurteilung, als dass man wirklich herzhaft lachen könnte. Nachdem das Wetter hier schlecht wurde, habe ich wieder ein wenig hineingelesen, und es fällt mir nicht ganz leicht, die Faszination zu begreifen, die mein damals 16 Jahre junges Ich dazu brachte, oberhalb von Florenz zu sitzen und jenes Buch, verteilt über den ganzen Urlaub, auszulesen. Dante, das zeigte sich mir bald in der Vita Nova, ist ein eher trockener Mensch gewesen, und insgesamt war das auch nicht gerade eine Zeit für Jux und Tollerei: Wer damals ein Leichtfuss war, hatte es nicht leicht im Leben, denn selbst bei besten Bedingungen traf man damals auf bigotte Priester, gedungene Mörder, bösartige Gatten, Räuber oder einfach nur Menschen, die einen erdolchten, weil ihnen der Familienname nicht passte. Das mag ein Grund sein, warum Dante die Leichtfüsse wie mich nicht speziell gewürdigt hat: Zu kurze Lebenserwartung vor der Dressur zu etwas Unerfreulichem. Mei. Auch bloggende Medienjournalisten waren mal goldige Kinder.





Wenn schon nicht beim Rasen über einen Alpenpass oder beim Totfressen in Valeggio oder beim Spannen in der Opernpause (nur Mozart, Rossini, Händel oder eventuell auch die Fledermaus), dann wäre für mich so ein Übergang durch Sturz in die Lasagne sicher keine schlechte Idee, auch wenn italienische Freundinnen betont haben, dass meine Lasagne für italienische Weihnacht überhaupt nicht gehen würde und ja nur so etwas wie ein Gemüseauflauf mit Nudelteigplatten sei - ihnen fehlt 1 Kilo Hackfleisch und der Wein. Aber zu Besuch ist jemand aus nördlicheren Gefielden, der

Einschub, das muss ich kurz erklären, weil es doch irgendwo typisch ist, also, es gibt doch jetzt so Sensoren in jeder Ecke des Autos. und der Sensor, der den Hydraulikdruck im Bremskraftkraftverstärker zum rechten Vorderrad misst - der hängt an einem Kabel. Und dieses Kabel wiederum ist verschmort. Und deshalb dachte das zentrale System, die Bremse vorne rechts sei ausgefallen, und fuhr das ganze Auto auf Notbetrieb mit Minimalgeschwindigkeit herunter. Und zwar ausgerechnet den Irschenberg hoch. Muss man sich mal vorstellen: Beinahe niedergewalzt vom LKW, weil ein Kabel eines Sensors ein Sicherheitsproblem vortäuschte, das es gar nicht gab. Ich bin mit exakt so einer wie hier angezeigten wirklich kaputten Bremse vom Comer See bis nach St. Gallen gefahren, über den San Bernardino, es war laut und klang schlimm, aber es ging. Aber wehe, ein Kabel...Einschub Ende





gerade eine Panne hatte, und statt eines Hotels hier einkehrte. Und nach solchen Erlebnissen stellt man keine Fragen nach gehackten Fleisch mehr, da ist man froh, dass man den Löffel nicht abgegeben hat, ohne vorher eine Suppe zu erhalten.

Nun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Leichtfüssigkeit irgendwann eine phänomenale Strafe nach sich ziehen wird, aber leichtfüssig, wie ich den Pecorino über die Lasagne reibe, denke ich mir: Ob das alles mit dem Berechnen der mir zustehenden Lektion überhaupt so schnell geht? Und bin ich dann nicht schon viel weiter, habe Neues angestellt und dann passt das gar nicht mehr? Zwei Dinge kann ich wirklich famos, das Überbacken und das Wegschieben, und aus der Verantwortung stehlen muss ich mich erst gar nicht: Ich drücke mich, bevor sie zu mir kommt. Ich kann dafür Lasagne. und zwar ziemlich gut.





Der Besuch dagegen ist so, wie es sein soll, pflichtbewusst und strebsam. Aber ich denke so bei mir: So fleissig und korrekt, dass man am Ende noch so ein dummes Kabel, von dessen Existenz man gar nichts geahnt hat, auch noch bedenkt, kann man doch gar nicht sein. Wenn man alle denkbaren Probleme ausräumt, erwischen einen eben die undenkbaren Katastrophen, und vielleicht um so übler, weil man sich dafür keinen Plan gemacht hat. Wer ohnehin weiss, wie wachklig all unser Dasein ist, der nimmt das alles hin und weiss schon, wie er es nochmal ein wenig hinausschiebt. Kostet nur etwas schlechtes Gewissen, aber das wiegt nicht schwerer als so eine Lasagne. Es ist fraglos falsch. So wie alles bei mir, meine nicht stattfindende Karriere, mein Dahintreiben, meine Lust am Zuschauen bei anderer Leute Untergang, hey FDP und Piraten in Berlin, nix mehr Bundestag, höhö.

Aber der Beweis, dass der moralische Weg der richtige für das Schäkern mit dem Schicksal ist, wird noch zu liefern sein. Dante jedenfalls war zeitlebens nach dem Buch ne arme Sau.

Und meine Lasagne trifft den Magen mit der Wucht eines Flugzeugabsturzes, der dann vielleicht, hoffentlich, ich wünsche es uns allen, woanders aus der ewigen Rechnung des Schicksals gestrichen werden kann.

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Donnerstag, 3. Januar 2013

Heimatliebe

Da stehe ich also beim Wagner, und dann kommt diese junge Frau herein, eilig, gehetzt, fast könnte sie eine Optimiererin sein, schaut panisch an der Theke entlang, fängt dann doch an zu lächeln und sagt:



Ich hätt gern alle 12 Krapfen die noch da sind.

Sagt die Bedienung: Mia hom hint'n no mehra.

Sagt sie: Na, i glaub, zweife glanga.

Dünn wird man so nicht. Aber sehr sexy.

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Sonntag, 11. November 2012

Besuch aus dem Süden

Kaum zu glauben, aber das ist gerade mal zwei Wochen her.



Da oberhalb des Sees, auf en Bergen, kommt bald das Asiago, die sieben Gemeinden, und von dort kommt auch cder Käse des gleichen Namens. Und dann war da noch einer, der sagte, da lege ich Feigen vom Gardasee drauf.



Und dann war da ein anderer, der ihn über die Berge brachte, und an diesem kalten, nassen Samstag angeboten hat. Man muss beim Essen die Augen schliessen und sich erinnern, und nicht an das denken, was draussen und woanders gerade ist.

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