: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 1. März 2013

Hic sunt Dracones

Warum ich an solchen Tagen trotzdem komme, fragt die Bedienung oben auf dem Berg. Zumindest das letzte Stück könnt ich mir sparen, nach gängigen Vorstellungen derer, die auf den Berg gehen, um auf das hinunter zu schauen, was sie gerade verlassen haben. Was an Tagen wie heute, so nebelverdeckt, gern auch mal nebelverdeckt bleiben kann.







Es ist wegen der Geister und der Drachen und der Einsamkeit, in der sie aus den Bergwäldern kommen. Ein verschneiter Bergwald in Wolken hat seine ganz eigene Anmutung, und der Tod, der in der realen Welt immer unendlich fern zu sein scheint, ist hier ständig in der Nähe. Man muss nur vom Weg abweichen und an einer Wurzel hängenbleiben... der Berg kennt kein Erbarmen, vor der Schneeschmelze wird einen kaum einer finden.







Und deshalb huschen also auch die Gnome über den Schnee, und manches modernere Alien senkt seinen weissen Kopf zu jenen, die wissen, dass die Realität auch nur eine Erfindung ist, für die man alle Zeichen ignoriert. Menschen halten sich und die Welt für etas, aber im Untergrund ist man da ganz anderer Meinung und möchte sich nicht berechnen lassen. "Hic sunt Dracones" kommt ursprünglich von einer Landkarte, auf der die äussersten Bereiche der damals bekannten Welt den Ungeheuern zugewiesen wurde. Dan kam das Wissen und ging über die hinweg. Aber die Bauern wussten schon, warum sie unten im Tal die Dachbalken zu Drachen schnitzten. Wir nehmen die Wissenschaft zu wichtig, und sehen deshalb weniger.







Manche - und das droht mir in diesen Zeiten auch - sehen die Welt nur noch im Monitor. Das ist falsch, und es wird spannend sein zu sehen, welche Zutat die Evolution dem Menschen für diesen neuen Paramters der Anpassung schenken wird. Mir kommen da Gedanken, die sehr viel schlimmer als Drachen und Ungeheuer sind, denn die sehe ich nur auf dem Berg und die anderen, die werde ich in Frankfurt sehen.







Davor aber bin ich noch hier oben, mit Blick auf das Nichts und Kuchen, und weiss, warum ich hier bin und sein werde. Hier sind Monster.

Das ist für mich gute Gesellschaft.

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Dienstag, 26. Februar 2013

Belle, donnez-moy vostre ergot

Jeden Tag beim Bäcker komme ich auch an den Printprodukten vorbei, und ich kann auch erklären, warum ich die Süddeutsche Zeitung nicht kaufe: Der Wirtschaftsteil ist im Bemühen um die schleimigste Position inzwischen so dogmatisch geworden, dass mir schon das blanke Elend reicht, das mich da aus dem Netz anspringt. Keine Ahnung, warum die Versuchen, eine ökonomische Antwort auf die Rechtsextremen bei PI zu finden: Es setzt nur mein Mitleid für diese Zeitung und die Klagen, die ich von dort leise mitbekomme, auf Null. Der FTD-Effekt. Mit so einer Wirtschftspropaganda verdient man es, an den Gleisanlgen zu hausen.







Dieses kaputte Pedal gehörte einst einem Medienmanager zusammen mit einem ganzen Rad, das nur drei Jahre alt ist. Aber auch drei Jahre draussen vergammelte. Jemand aus der Finanzabteilung. Ich dachte eigentlich immer, dass Prokuristen sparen, aber nein. Dadurch ist das Pedal in das Gewinde eingerostet, aber mein Radhändler Goggenbichler hier am See ist nicht nur wegen seiner alten Werkstatt sehenswert, er macht so etwas auch gut und professionell. Und damit ist das nächste Gästedamenrad fertig und wartet auf Besucher.Die erste Testfahrt geht - das Wetter klart auf und über dem Dunst ist es schön - geht gleich zum Rodeln.







So wie um diesen Hund, so muss man sich um Leser kümmern.

Wenn vieles Schlechter wird, ist es natürlich schön, wenn man einen Berg hochkeucht, und der Himmel wird immer blauer, die Sonne kracht herein, und man hat wieder den Eindruck: Es macht Sinn, sich anzustrengen. Man verpulvert nicht das Dasein hinein in das Versagen und die Inkompetenz anderer Leute, man wird am Ende belohnt und kann Schlitten fahren. Der Aufstieg ist wie eine Parabel des guten und gerechten Lebens, und man verzeihe das einem alten Mann: Dass ich vor den beiden sportlichen Mädchen geblieben bin, ist eine gute Erfahrung. So ganz ohne den Drand nach den Feiertagen, sich irgendwie mit dem Abnehnen panisch gemacht zu haben. Ein Berg alle zwei Tage, und das Leben ist in Ordnung.







Es sieht übrigens so aus, als würde das noch Wochen so weiter gehen, denn die Unterlage ist gut und darüber ist genug Schnee, um hier oben noch viel Spass zu haben. Der Berg zeigt sich von seiner schneefreundlichen Seite, so dass ich den Frühling gar nicht erst vermisse. Draussen sitzen kann man trotzdem, wenn es nur schön blau ist. Es gibt keinen Grund daran etwas zu ändrn, selbst wenn ich nächste Woche einmal nach Frankfurt fahre, wo alles schneefrei sein soll. Aber das alles weicht am Berg zurück, und so, wie man beim Aufstieg nur an den nächsten Schritt denkt, denkt man später nur an die nächste Kurve.







Etwas zu spät komme ich an, die Sonne ist schon weg, und der Dunst ist mir aus dem Tal nachgekommen. Ich bin exakt an der Grenze zwischen der Reinheit des Himmels und den Ausdünstungen der Niederungen und ich kann sagen: Es ist kein schlechter Ort. Es ist kalt, man kann nicht lange in der Nachtluft bleibem, aber die Minuten in der Einsamkeit gerinnen zu Zeitaltern. Es ist schon gut so, wie es ist.





Und dann hinunter, in die Finsternis. So sieht das aus, wenn ich heranbrause, ein Nachtzug ins Tal, und ich hätte gern noch ein Signalhorn, um es vor jeder Kurve zu tröten, denn die Strecke ist gut und schnell und zum ersten Mal habe ich auch den Eindruck, den neuen Rodel zu kennen. Es geht richtig gut, wie jede kleine, effektive Einheit.

Der Berg hat mir viel geschenkt.

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Montag, 25. Februar 2013

Die richtige Inszenierung

Ich mochte diese ganz besonderen Applaus, wenn Sawallisch zum Dirigentenpult schritt. Das war anders als bei den eingeflogenen Stars und auch ein wenig anders als der Apllaus, den Everding von seinen Anhängern bekam. Manche sagen, Sawallisch wäre ein Reaktionär gewesen. Aber ich denke, er hat einfach nur die Musik geliebt und verhindert, dass sie zum modischen Spektakel wurde.



Das war ein guter Mann, der Sawallisch. Und er passte auch zur Stadt und ihren Menschen, was in der weiteren Folge dann zu vielleicht doch etwas zu schrägen Experimenten führte. Man wurde nicht belästigt und gut behandelt, und das liess man ihn auch spüren: Du gehörst zu uns und wir gehören zu Dir. Heute ist die Staatsoper nur noch eine Stufe in der Karriereleiter. Sawallisch und Everding konnten nicht miteinander, und es ist schade, welche sinnlosen Streitereien da geführt wurden, angesichts dessen, was wirklich drohte.



Es verschwinden die Restaurants und die Antiquariate, es gehen die Inszenierungen dahin, und die knallenge Lederhose des Don Giovanni wird beim Kostümverkauf verramscht. Es gibt Oper für Alle. Und das System kennt die glühenden Wangen der wartenden Studenten in der Form nicht mehr. Man musste aufpassen, manchmal hat ein Versetzter die verbleibenden Karten einfach oben aus dem Fenster geworfen; das war immer sehr lustig und führte zu Überraschungen. Ich glaube, Sawallisch tat gut daran, dorthin zu gehen, wo wir alle zum Sterben hingehen: In den Münchner Süden. Da ist man abgeschnitten von den Veränderungen.



Ja. So war das früher. So etwas wird nicht mehr kommen, man glaubt nämlich, nur das Ausländische sei gut genug und wenn der Leiter nicht auf drei Kontinenten war, dann ist er nicht metropolitan genug. Und englisch können wir doch auch alle. Es ist ein wenig traurig, an so einem Tag nach München zu fahren, und 30 Anfragen für eine Wohnung in Erwägung zu ziehen, jetzt mal formal, die anderen, die Makler, die Geschäftemacher lässt man besser raus, und 5 davon sind auf Englisch und die Hälfte davon definitiv nur auf der Durchreise. Das gehört zur Weltstadt mit dazu und wenn man sich fragt, wer sich eigentlich noch die teuren Karten leisten kann: Die gleichen internationalen Wanderer, die auch die Logen draussen im Stadion besuchen. Das gehört einfach mit dazu.



Der Rest ist im Münchner Süden und macht sein eigenes Ding. es gibt hier Nachwuchshoffnungen und alte Meister und Klassen und Schlösser, man braucht München gar nicht mehr so sehr wie früher. Den donnernden Applaus bekommen auch die alten Knochen vom Tegernsee noch hin, wenn sie im Barocksaal des Schlosses zufrieden sind, dass es kein Spätwerk von Hindemith gab. Hier bleibt man, hier stirbt man, hier geht man unter, die einen an diesem See und die anderen am Chiemsee. Und mit uns verschwinden all die alten Geschichten und Erinnerungen, und auch die Hoffnung, dass diese ganzen Manager den See nicht finden werden. Sie haben aus dem Gärtnerplatzviertel eine Partywüste gemacht, das Morizz hat auf immer seine Pforten geschlossen, niemand wird hier nach der Oper noch sein, und wenn diese Leute das können, dann finden sie auch den See.



Ich hatte so viel Glück in München. Ich habe nichts ausgelassen. ich habe nicht nachgedacht und trotzdem das Richtige getan, und die Wehmut hält sich deshalb in Grenzen: Da sind keine Versäumnisse, und in mir wird sich immer der Vorhang zu den grossen, alten Freuden heben, und den Stunden, da der kleine, quietschgelbe Uno Turbo in den Sonnenaufgang fuhr und alles erfüllt war von Mozart, Parkcafe und Nachtcafe, alles in einer einzigen Nacht. Das waren gute Zeiten.

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Samstag, 16. Februar 2013

Die grosse Katastrophe im Kleinen

Früher waren es 6 oder 8 Ster, und dann zogen sich die Holzstösse am ganzen Haus entlamg, bis vor zur Terrasse. Das war in der Zeit, als zuverlässig jedes Jahr das Land im Schnee versank, Woche für Woche, manchmal von November bis März. Da brauchten wir das Holz, und es war natürlich schön, vom Schlittschuhlaufen heimzukommen, und an der warmen Ofenbank zu sitzen. Einen Tag war man mit dem Holz, halb Buche und halb Fichte, gut beschäftigt, ein Spass für die ganze männliche Familie.







Dann kamen die Winter des späten 20.und frühen 21. Jahrhunderts, und die Klimaerwärmung. Man muss nicht drum herum reden: Es kamen Winter wie Frühling, und manchmal bliesen Stürme am ersten Januar die Eisschicht auf dem See weg, so dass wir surfen gingen. Das waren die Winter, in denen manchmal 1, 2 Ster übrig blieben und dann im nächsten Herbst wie Papier wegbrannten. Man macht das dreimal in Folge mit, und dann bestellt man weniger. Manchmal reicht es, manchmal muss man nachbestellen. 2008 war ein Jahr, in dem von den 4 Ster etwas übrig blieb. Diesmal kommen nochmal zwei Ster dazu.Denn es ist trotz des globalen Temperaturanstiegs ein richtiger Winter, auch im Flachland. Man kann wieder von zu Hause aus losloipen, wenn man will. Ich dagegen habe anderen Sport.







Vielleicht wird das später mal so sein, wie die sinnlosen Pelzmäntel in Italien, die auch bei 20 Grad um Ostern herum noch getragen werden: Eine Tradition, etwas, das man so macht, weil man es gern knistern hört, und weil ein Kachelofen da ist. Aber man braucht es nicht mehr unbedingt, wenn draussen alles matschig braun und feuchtkalt ist. Das wird dann so eine sinnlose Tradition wie die Knöpfe an den Jackenärmeln sein, und die Älteren werden dann erzählen, wie das war, als man hier am Damm noch Schlitten fahren konnte: Damals war dort Schnee und dahinter kein alljährliches Jahrhundertfluthochwasser. Und man wird nicht mehr so entsetzlich viel essen, denn man hat auch nicht mehr so viel zu tun, wenn die Seen nicht gefrieren, und zwei Stern für den ganzen Winter reichen.







Wie all die Ster von Fichte und Buche werden sich dann auch die Erinnerungen auflösen und verschwinden, man wird sich arrangieren und hier, fern der Meere, wird nicht viel passieren. Die Bauern, die heute noch jammern, werden vielleicht gentechnisch verändertes Getreide bekommen, das keinen Schnee als Isolierung vom Frost braucht, die Äpfel blühen eher und sind lange schon reif, überreif, wenn das Restholz kommt. Die alte Welt ächzt in den Fugen und die neue Welt wird sie vermörteln, damit alles wieder gut aussieht. Es gibt keine Gründe, bewusst zu leben, wenn man bewusst Probleme vermeiden und die Folgend es eigenen Handelns anderen aufbürden kann. Für ein paar Euro würde man auch einen Bulgaren finden, der einem das Holz trägt, und auch ohne Apfelstrudel.

Aber wir sind nun einmal so, wie wir sind. Und wenn es doch bis März dauern sollte, kommen eben nochmal zwei Ster. Hauptsache, es brennt im Herbst nicht weg wie Papier.

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Donnerstag, 14. Februar 2013

Ein perfekter Tag auf 24+3 Bildern

Freizügigkeit



Wohltaten



Schönes Wetter



Frühstück



Arbeit



Unabhängigkeit



Angenehme Menschen



Beständigkeit



Zeit



Licht



Weite



Struktur



Liebe



Blau



Spass



Himmel



Ahnung



Zärtlichkeit



Ankommen



Freiheit



Italien



Fernsicht



Kuchen und Tee



Staunen



Ewigkeit



Feuer



Erlösung



Leben. Alles andere ist nur Existenz.

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Dienstag, 12. Februar 2013

Die Maske

Und dann wendet sich alles noch etwas weiter zum Schlechteren, nur für eine Stunde reicht das Licht wirklich aus, und die Sonne kommt durch. So ein See kann bei schlechtem Wetter, wenn man ohnehin zu wenig geschlafen hat, auf das Gemüt schlagen. Da ist keine Weite mehr, die ablenken könnte, nur noch ein Grau mit Goldahnung, das kalt wie eine Kröte auf den Betrachter zurückblickt.





Zum Ende vom Fasching sollen wir ja alle unsere Masken heben, und es gibt da dieses Märchen von der alten Frau, die immer an diesem Tag in die Berge ging, um allein zu sein. Einmal kam der Teufel ihres Weges, und sie schlossen eine Wette: Wenn der Teufel beim Kartenspiel verlieren würde, dann würde er ihr sein wahres Gesicht zeigen. Die Alte betrog ihn beim Spiel, und der Teufel entwich ihr lachend, nachdem er seine Maske nur ein klein wenig angehoben hatte. Dann wurde es Mitternacht, und die alte Frau hob auch ihre Maske an, und darunter war der Teufel.





Manche sagen, ich hätte 2012 ziemlich die Maske fallen lassen, und was unter dem freundlichen, korrekten Menschen zum Vorschein kam, habe ihnen allenfalls so mittelgut bis gar nicht gefallen. Für sie war es eine brutale Erfahrung, für mich dagegen eigentlich nur eine zwingende Notwendigkeit, ein unvermeidliches Aufräumen lange mitgeschleppter Probleme, die nur Kraft und Zeit kosten, und im Gegenzug nichts bringen. Ich bin ziemlich schlecht darin geworden, anderer Leute Probleme zu meinen eigenen zu machen. Das führt zur amüsanten Situation, dass jene, die immer gerne nahmen, nun den Eindruck haben, ich würde ihnen etwas vorenthalten. Sicher, gern geschehen. Ich habe nicht wirklich viel davon, Leute aus einem pomadigen Dasein in eine Form zu heben, in der sie so mittelprächtig erträglich sind. Sie denken, es ist schade, dass es so ist. Als wäre "es" etwas, das einfach so passiert. Als müsste man Leute, die alles nehmen, auch noch sonderlich hätscheln und ihre Neurosen und Minderwertigkeitskomplexe füttern. Ich bin abgestumpft, wenn ich lese, dass Menschen mit Drogenkonsum Probleme mit dem Leben und der Finanzierung haben. Und der Selbstverwirklichungstrip unter Nutzung aller Nettigkeit anderer Menschen und dummer Systeme kotzt mich auch an. Als da wäre ein blogweit bekannter Schlechtzahler in Berlin, der seine Beiträge und seine Firma so machen kann, weil es unter anderem eine Mitarbeiterin durch Arbeitsamtzuschüsse quersubventionieren kann.





Kein Verständnis. Kein Verständnis für Leute, die sich daran hochziehen, wenn andere sich betroffen fühlen, mit Schlitzern und den "Oh guckt mal ich hab Suizid probiert"-Angebern; das sind so Sachen, die schockieren einen sicher noch mit 20 nach einer schönen Jugend, aber heute teile ich die Welt in Leute ein, die den Schnee vor ihrem Haus räumen und jene, die sich über das Glatteis beschweren; man komme also bitte nicht zu mir, wenn sich das ganze Leben als eine Kette von Rutschereien darstellt, da habe ich schon genug, um die ich mich kümmern muss. Man kann nicht alle retten und schon gar nicht jene, die einen runterziehen wollen, weil sie einen Hau haben. Armut finde ich nicht schön, aber eure selbstinszenierte Kaputtness kotzt mich an. Vielleicht könnte ich etwas tun, aber ich lasse es dann doch öfters bleiben; da ist einfach zu viel anderes, das mir wichtig ist. Und das mache ich dann, aber nach Möglichkeit immer, ohne dabei anderen zur Last zu fallen.

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Montag, 11. Februar 2013

Tage des Mietschocks

Ich lese das so, wie ich PR-Nachrichten über die Nützlichkeit von Gentechnik lese: Mit dem Gefühl, dass mich das alles nur peripher betrifft und ich schon weiss, wie man dem Problem aus dem Weg geht. Sicher, man hat viel Stress mit Wohnungen, aber dafür hat man keinen Stress damit, sich eventuell eine Wohnung nicht mehr leisten zu können. Und ziemlich viele junge Leute wissen heute nicht, ob man sie morgen noch brauchen wird - da ist das schon auch ungemütlich.







Über Nacht ist das Wetter schlechter geworden, eine variable Wolkenschicht beendet das satte Blau, aber weil es morgen noch schlechter sein wird, geht es auch heute gleich wieder auf den Berg. Ausserdem sind erheblich weniger Leute unterwegs: Der Münchner feiert dann doch lieber in seiner Stadt, statt sich hier Frostbeulen zu holen, mit denen man dann als Amundsen oder Shackelton auftreten könnte. Ja, bescheiden und sparsam sind wir hier in den Bergen.







Aber der Ordner, in dem hier alle Bilder liegen, heisst nun mal "Bergwinter" und solange Winter ist, bin ich dann auch auf den Bergen. Es hält schlank und fit und man darf nebenbei trotzdem eigentlich alles essen, worauf man Lust hat, denn 500 Höhenmeter im Eis und Schnee mit 15 Kilo Rodel hinten dran ist wie 800 Meter im Sommer. Das schafft so ein normaler Stadtbewohner kaum, auch nicht im Fitnessstudio, und ganz ehrlich: Die Aussicht und die Luft, das alles ist da auch nicht so gut. Und trotzdem teuer.







Es gibt also viele Gründe, in der Stadt schockiert, verärgert, genervt und wenig zufrieden zu sein. Hier ist es mehr die gefühllose Hand, die das Leben erschwert, denn es pfeift ein eisiger Wind von den Blaubergen herüber, und hinten türmen sich schon die Schneeberge: Da wird das Ablichten zur schmerzvollen Erfahrung, wenn dann noch der Fahrtwind danach über den Körper tobt.







Aber, wie gesagt: Alles besser als der Mietschock, Hier schickt keiner jedes Jahr eine neue Mietpreiserhöhung, mein Eigenbedarf ist mein Eigenbedarf, und bald bin ich wieder in München: Dann weiss ich wieder, was ich hier habe. Schock nur, wenn so ein alter Mann die Kurve nicht kriegt, mich beinahe umnietet und kurz vor dem Abgrund zu Stehen kommt.

Ich tue etwas für die Popularität des Sports. Ich würde auch gern etwas dazu beitragen, dass es gesund bleibt. Fahrt also vorsichtig. Der Berg kennt kein Erbarmen.

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Sonntag, 10. Februar 2013

Logistik am Berg und an der Torte

Es ist nicht mehr ganz so wie früher, mit all dem Sport: Damals hätte man einfach zu Kaffee und Kuchen eingeladen, fertig. Vielleicht auch noch die Katze mit dazu geholt. Man wäre am Strand entlag gelaufen, um etwas Bewegung zu haben, und hätte vielleicht noch ein weiteres Cafe aufgesucht. So war das früher, als der Tegernsee noch wirklich schick und St. Moritz zu weit entfernt war. Und Pralinen hätte man mitgebracht.







Heute ist es wieder schick, aber vor das Herumsitzen hat die Gegenwart die Bewegung gestellt, und die wiederum stellt einen vor ganz neue, den Vorfahren unbekannte Herausforderungen. Die Logistikherausforderung ist nicht mehr, für 10 Leute zu decken, sondern für vier Personen die Rodel an die Strecke zu bringen. Denn dort gibt es - schönes Wetter, Fasching, Wochenende - nur einen völlig überfüllten Parkplatz. Besteck für 12 Leute wäre hier, Porzellan auch, aber die neue Beweglichkeit verlangt eine Umgehung des von Münchnern verursachten Chaos. Also bringe ich die Rodel vorher an die Strecke. Und danach zeigt sich dann, warum es gut ist, fünf Bergräder am See zu haben. Die nachkommenden Münchner suchen panisch nach einem Parkplatz. Und wir radeln hin und sind eher auf dem Berg.







Und man muss auch ehrlich sagen: Nur unten am See oder in der Wohnung sitzen, das wäre eine Verschwendung. Denn die Sonne meint es gut mit uns, und ich fühle, wie ich langsam durch die dünne Höhenluft angeröstet werde. Wäre da oben nicht dieser fiese, kalte Wind über den überfüllten Tischen: Man könnte es hier gut länger und bis zum Sonnenuntergang aushalten.







Statt dessen geht es bergab, nach einer kurzen und von Skrupeln geprägten Einweisung. Das sind keine Kinderschlitten und und die 400 Höhenmeter sind auch kein Bahndamm, und ich schicke da völlige Neulinge hinunter, aber andererseits: Das ist Darwin und ausserdem gibt es nur eine Art, das zu lernen, indem man es macht und ansonsten früh genug bremst. Eigentlich macht man das alles intuitiv richtig. Ich fahre also voran, die anderen rutschen hinterhet, und am Ende sind alle unten, ohne Sturz, botanische Studien oder Holzfällarbeiten mit Knochen, Holz und Stahl gegen Stämme.







(Links auf dem Weg zwei Besucher. Postprifaschismus total!)

Ja, es ist eine neue Welt, in der wir leben, aber wenigstens ist das alles noch so zu bewältigen, dass es Spass macht. Wie das wäre, ginge es um Skifahren oder Snowboarden oder noch komplexere Sportarten - Lifte, Skipässe. lange Anfahrten - will ich gar nicht wissen. So, wie es ist, mit einer kleinen Gruppe vom See auf den Berg und dann zurück zum Teetisch: Das ist anders als vor 40 Jahren, aber auch kein Problem. Somdern angenehm. Kein Stress.





Und nachdem das Kampfgewicht mit Torten auf das richtige Niveau gebracht wurde, könnte man am kommenden Samstag ja beim grossen Preisrodeln vom Hirschberg mitmachen. Wenn nicht die Startnummernausgabe um 7,30 Uhr wäre. Es gibt immer noch Logistik, die ich nie im Leben packe.

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Geschäftliches

Die nächste Wohnung ist fertig, 29 m² München absolute Bestlage, ab sofort - allerdings nicht meine, ich kümmere mich nur drum. Trau keinem Makler!



Trau dem Blogger.

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Samstag, 9. Februar 2013

Ausweitung der Tage

Meine Freunde haben inzwischen so etwas wie einen Lagerkollen; sie verlassen das Haus in der Finsternis, es umfängt sie das künstliche Licht, und dann gehen sie in Finsternis wieder heim in die künstliche Beleuchtung. Ich dagegen entwickle gegenüber dem Winter so eine Art Stockholm-Syndrom: Er ist nicht schön. Aber er gefällt mir.







Meiner generellen Neigung zur Trödelei ist der Winter natürlich nicht zuträglich, kaum hat man gefrühstückt und ein paar zwingend nötige Tätigkeiten verrichtet, ist der Tag schon wieder vorbei. Aber dann trotze ich der Natur eben noch ein paar Stunden ab und mache mich in der Dämmerung auf den Weg, denn ich habe Licht am Rodel und eigentlich mag ich es ja, wenn am Berg nicht gar so viel los ist. Wenn ich komme, sind die meisten, so sie überhaupt da waren, schon wieder an der Abfahrt.







Für 165 Euro, so sagt mir eine Einladung, könnte ich auch etwas ganz anderes machen und mir im Haus der Bayerischen (!) Wirtschaft etwas über Going Global - wie ziehen wir Geschäfte in Lateinamerika auf - anhören. Samba, Rio, Karneval, davon wird mir geschrieben, weil: Die Globalisierung rollt trotz aller Niederlagen weiter, und gerade in meinem Beruf muss ich mir doch die Chancen in den Emerging Markets offen halten. Manchmal wünsche ich mir, man würde nach all den Pleiten und Fehleinschätzungen ein wenig klüger werden, und etwas nachdenken, bevor man sich schon wieder bei Finger Food mit Leuten trifft, die heisse Luft in Grosspackungen anbieten. Es ändern sich einige Worte, der Rest bleibt von der new Economy über die Photovoltaik bis heute, da man über den Atlantik blickt. Man möchte mehr von einer Welt, von der nicht mehr da ist; mir jedoch reicht der immer gleiche Berg und der nie gleiche Blick in die Landschaft.







Ich komme gerade noch rechtzeitig oben an, das Licht reicht gerade eben für ein paar schöne Aufnahmen, und dann warte ich, bis es wirklich finster ist. Es wird hier nicht "jetzt schon" einfach dunkel, es kommt die Dämmerung mit ihrem ganz eigenen Charme und einer Kälte, die einen irgendwann wissen lässt: Jetzt ist der Tag wirklich vorbei. Jetzt kannst Du gehen.







Wie gesagt, meine Freunde packen das alles nicht mehr und werden depressiv, man wünscht sich ein Ende und nach Italien fliehen geht auch nicht, denn die Schneewolken terrorisieren das land bis zur Meeresküste. Man muss das Beste daraus machen, dann muss man auch nicht in der Fremde scheitern. Und trotzdem, ich merke es jedes Mal, wenn ich hier oben bin: Der Tag gewinnt langsam wieder die Oberhand. Diese Gewissheit macht das Leben leichter.

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