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Samstag, 2. Februar 2013

Bis ganz oben zugeknöpft

Auch heute, trotz Grippe und Fieber, hatte ich ein Auswärtstermin. Die Besuchte sieht schlecht, und als ich den Raum betrat, kniff sie lange die Augen zusammen. Wer ist denn das, dachte sie. Wer von meinen Bekannten trägt denn in München dicke Stiefel, lange Lodenmäntel und Hüte? Naja, diejenigen, die nicht aus München kommen, sondern aus der Einfallschneise des Winters. Ich fand Loden Zeit meines Lebens doof und Hüte trug ich nur zum Spass. Aber seitdem ich hier wohne, verstehe ich das alles. Dass im Mantel seitliche Schlitze sind, damit man Dinge herausholen kann, ohne ihn zu öffnen. Die hohen, geschlossenen Krägen. Die schweren, lederartigen Filzhüte. Das schaut in der Stadt immer ein bisserl nach Landhaus aus.





Hier draussen braucht der Winter nur drei Tage, um aus einem sonnenbeleckten Strand eine eisstarrende Wüste zu machen, da braucht man das. So muss das früher auch im Flachland gewesen sein, und der Gedanke, dass man dorthin zur Not auch entfliehen kann, ist nicht der Schlechteste. Immerhin, hier ist man auf solche Situationen eingestellt, und den Berg bin ich ganz langsam hinuntergefahren. Hinauf ist es ein wenig riskant; man will lieber nicht wissen, was sein wird, wenn der Schwung nicht ausreicht, der Wagen auf dem Eis zum Stillstand kommt und dann eventuell wieder zu Tal rutscht. Die Kunst ist, die Räder immer ganz knapp vor dem Durchdrehen zu halten. Sicher, irgendwann kommt hier auch alle drei Stunden der Räumdienst, aber so lange muss man sich selbst helfen. Und vorsichtig sein. Behutsam. Die Welt ist nicht feindlich, aber gnadenlos.





Und dann auch wieder zuckersüss und marzipamumrahmt. Trotzdem ist das hier eigentlich kein Ort für Nostalgie; so richtig angenehm kann man hier erst seit 60, 70 Jahren leben. Davor muss das mitunter recht unerfreulich gewesen sein, trotz Loden und Hut. Technik und Klimaerwärmung machen aus dem Grauen des Winters eine Option, der man sich aussetzen kann, oder auch nicht. So gern ich hier bin: Der Gadanke, das hier im zweifelsfall 3, 4 Monate ertragen zu müssen, ist nicht wirklich erfreulich.

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Freitag, 1. Februar 2013

Sonnenstunden














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Mittwoch, 30. Januar 2013

Frühling

Das ist ja so eine Sache: Man bastelt und schraubt und denkt an den Frühling, und daran, was man damit tun wird, während es draussen eisig und kalt ist. Man baut ganz kleine Kettenblätter für die ganz steilen Berge hin, und wird über lange Monate doch nur rodeln. Und dann bricht plötzlich der Frühling mit aller Macht herein, und nach 48 Stunden ist der Schnee einfach weg.







Ja, sicher Grippe, aber da kann man jetzt auch nichts mehr machen und ein paar Stunden Sonne sind besser als ein paar Stunden mit dem gleichen Husten im Schatten. Also brause ich hinunter durch die Schmelzwasserbäche auf der Strasse und tue einfach so, als wäre das jetzt schon der Weg zum Badestrand. Je mehr Fieber, desto leicher kommen die Phantasien.







Das sind diese erfreulichen Momente, wenn man fühlt: Es geht so, wie man sich das vorgestellt hat. Das Rad ist ein Spezialaufbau nach dem Motto "Kein Berg zu steil und keine Piste zu ruppig und keine Strecke zu lang". Klingt auch besser als "Oparad", was es eigentlich mit der Übersetzung und dem hohen Lenker auch sein könnte.Ein Rad für die Tage, an denen ich nach oben kommen möchte, ohne dabei zu leiden. Es ist ohnehin zu viel Elend auf dieser Welt, da muss man sich nur mal Profiblogs anschauen.







Noch ein Spielzeug also. Für die unschuldigen Spiele auf der Alm, für das Verbleiben in den Bergen und das Meiden der Städte. Ich bin gern am See, und ich komme gern leicht wieder auf den Berg, im Frühling, wenn er nach dieser zweitätigen Illusion erst verschwindet und dann im März höffentlich wirklich kommt.

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Sonntag, 27. Januar 2013

Nicht meine Freunde von Freunden

Eine der unschöneren Entdeckungen der Woche - ich war viel in Buchläden unterwegs - war die Erkenntnis, dass das Idee des Einrichtungsblogs "Freunde von Freunden" auch schon jemand anderes hatte. Und zwar schon so lange, dass es dazu ein Buch gibt, das schon wieder reduziert ist. Das Seltsame ist, es sind ganz andere Häuser als bei jenem in der "Zeit" gezeigten Projekt, aber man hat immer den Eindruck, das alles schon einmal gesehen zu haben. Das Unfertige. Das Bewohnte. Diese betont unernste Mischung. Das zwanghaft Unkonforme. Immer die gleichen 30somethings in grossen Wohungen, die etwas Kreatives machen. Seltsam, wenn das dann als Idee eine Art Kopie ist.





Wobei - es kommt aus Berlin, da wundert einen gar nichts.

Auf der anderen Seite gibt man sich bei uns mitunter wirklich viel Mühe. Ich nicht, bei mir ist alles nur zusammengewürfelt, wie es so kam, aber je südlicher man von München ist, desto mehr Polsterer, Möbelschreiner und Menschen, die das finanzieren, gibt es. In meiner Heimatstadt mit 150.000 Menschen in 10 Kilometer Umkreis sind viele Möbelmärkte, aber nur 4 Inneneinrichter, wie man sich das so vorstellt. Und in Gmund sind es 6 (zumindest habe ich 6 bislang gefunden). Bei ca. 6000 Einwohnern. Und alle kommen sie aus. Das muss irgendwo hingehen.





Aber man weiss nur sehr wenig darüber. Das ist nicht so, dass dort dann der Hipster kommt und Bilder macht. Man ahnt es von aussen, wenn in den niedrige Küchen viel zu pompöse Kronleuchter hängen. All die Gemälde, die hier in den Läden sind, müssen irgendwo aufgehänht werden. Jemand zog hier mit einem speziellen Kunstspediteur ein. Das bedeutet etwas. Nur bekommt man es nicht zu Gesicht. Eine andere Realität mit viel Holz und Farbe. Aber sie findet keinen öffentlichen Niederschlag. Ich finde das ein wenig schade, weil es mal eine ganz andere Geschichte als all die zeigefreudigen Kreativen wäre.





Aber man will natürlich nicht in einem Baedeker für Einbrecher auftauchen. Es kann einem auch so passieren wie jenem elitären Arzt im Weisskittelviertel, der wenig mit seinen nachbarn zu tun haben wollte, und die sich auch nicht wunderten, als mal ei Lieferwagen vor der Tür stand. Hier (Donau) ist das anders und in den Bergen auch, trotz relativer Offenheit: Der Zaun in den Bergen hat gar nichts mit den Mauern zu tun, mit denen man sich daheim (Donau) abzusichern beliebt. Ein gewisses Vertrauen ist da. Aber nicht genug, um die Häuser zu öffnen. Das passiert nur im kleinen Rahmen. Man vermag es nur zu ahnen, wenn man die vollgestopften Geschäfte sieht. Und manchmal bei Ebay, wenn eine der alten Kisten von ignoranten Erben ausgeräumt wird.





Auch das ist ein Konzentrationsprozess, die einen bekommen das Neue ud die anderen raffen das Alte, und am Ende machen wir alle die Türen zu. Sicher, es gibt ein paar Versuche, das im Rahmen des Landbooms zu ändern, aber das ist nicht wirklich gut gemacht. Es bleibt also den Kreativen überlassen, den Freunden von Freunden, und der Rest hat seie Ruh und muss sich selbst was ausdenken.

Morgen ist übrigens Flohmarkt in Pfaffenhofen.

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Donnerstag, 24. Januar 2013

Ein immer noch guter Tag

Man muss es nehmen, wie es kommt. Wenn man viel draussen ist - und ich bin im Winter vermutlich so viel draussen wie 10 Stadtbewohner - ist das Wetter nicht gut oder schlecht oder die Piste glatt oder verschneit. Es ist ein Berg, und da geht man hoch.







Da sagt man dann übrigens auch Grüss Gott oder Servus. Ich werde dazu vielleicht noch ein Märchen schreiben, weil es eigentlich ganz nett ist. Auch die Anmacherei ist hier ganz anders. Nicht "haste mal Feuer" oder "wir kennen uns doch sicher von einer Party", sondern "ist oben noch Sonne?" und "Is do no a Blazal frei" - wo bei man besser nicht mit "ezd waeds eng" weitermachen sollte, aber das weiss vermutlich jeder selbst. Hier oben habe ich dann auch genug Zeit zum Nachdenken, was mir am Rechner übrigens inzwischen sehr schwer fällt.







Kurz, für die einen mag es Alpengedusel sein, für mich ist es die Antwort, warum ich es kann: Weil der Berg da ist. Ich würde noch nicht mal sagen, dass der Schnee eintönig und langweilig ist. Es ist anders, aber auch hier kann die Phantasie ranken und wachsen. Das Grün und die Sonne sind weg, alles ist weiss und grau und wie es eben so ist. Man macht sich darüber keine Gedanken. Man ist nicht unzufrieden. Das kann man sich am Berg gar nicht leisten.







Dafür werden die kleinen Dinge ganz gross. Der kachelofenwarme Käsekuchen zum Beispiel. Man muss sich das nur vorstellen, all das Weiss und die Kälte in den Bergen, Kilometer um Kilometer ist alles erstarrt und lebensfeindlich, und dann gibt es nur diesen kleinen, warmen gelben Fleck, der nach Ei, Fett und Käse schmeckt, und man sitzt ganz allein davor und schaut hinunter. Da ist man dann zufrieden. Wirklich vollkommen zufrieden.







Und dann geht es hinunter.

Man duscht, man zieht den Schlafanzug an, die Katze schnurrt, und das Baiser, das man aus dem Tal hochgeradelt hat, ist bestens erhalten.

Es war kein schönes Wetter, aber das ist bedeutungslos, denn es war ein guter Tag.

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Donnerstag, 24. Januar 2013

Ein perfekter Tag.











































Den Rodel habe ich übrigens an der Strecke stehen lassen, und bin in der Nacht noch einmal gegangen.

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Montag, 21. Januar 2013

Das Machen von

Die beste Anschaffung der letzten Woche war eine Stirnlampe. Denn das Problem ist ja, dass eine wirklich lange Rodeltour zum Hirschberg schon recht grossen Aufwand nach sich zieht: Hinfahren mit dem Auto, Rodelschleppen durch den Ort und ein langer Aufstieg, für den man recht früh los muss. Die Abfahrt ist nicht ohne Gefahr, und in der Nacht würde ich da nicht runterfahren wollen. Aber mit der Stirnlampe in der Dämmerung noch mal schnell auf die Neureuth: Das geht. Selbst wenn man wegen der Umstände (TM) zu spät am See eintrudelt.







Und während es zu viel ist, die Neureuth an diesen kurzen Tagen zweimal zu gehen, ist es durchaus kein Problem, am Morgen zum Rodeln zu gehen, dann die Arbeit zu machen und in der Nacht erneut hinauf zu steigen. Zumal der Berg in der Finsternis ganz anders als am Tag ist; weniger Geräusche, weniger Menschen, und weil so wenig los ist, werden die Gedanken scharf und man lauscht auf jeden Ton. Die Nacht, ganz allein auf so einem Berg, ist etwas ganz anderes als das, was die meisten Menschen normalerweise erleben. Das Hirn arbeitet auf Hochtouren, alle Sinne sind scharf und doch ist um einen - scheinbar - nur das Nichts aus Fels, Eis und Bäumen.







Man dreht dabei nicht durch, aber es geht schon unter die Haut, und wenn dann noch direkt hinter der scharfen Kurve am Weidegitter ein Reh den Berg hinaufrennt, während man hinunterrast - dann denkt man sich: Über den einsamen Lichtpunkt in diesem schwarzen Meer des finsteren Berges, der sich hinaufquält und hinunterflicht, während hinter ihm die Fluten der Nacht zusammenschlagen, über diese Hypersensibilität, das lange Nichts und die Sekundenbruchteile des Erschreckens, darüber müsste man einmal schreiben. Das ist schon sehr, sehr seltsam, dieses Gefühl, das man in den Bergen hat. Einfach, weil die Sinne so klar und funkelnd in diese finstere Welt hineinhorchen.







Und so kommen mir dann die besten Ideen. Ich wäre vielleicht auch nur irgendein Schreiber, wenn ich in einem warmen Büro sässe. Manche - vielleicht sogar ich selbst - haben diesen immer überreizten Zustand auch im Hirn und tragen ihn mit sich herum. Hier aber stört er nicht, hier ist er das Leben, und die Geschwindigkeit des Rodels ist nicht zwischen Ausbrechen und Kontrolle, sondern zwischen Leben und Tod. Da braucht man das, da passe ich hin, auch wenn im Rückgrat etwas Prickelndes wandert. Danach weiss man wieder, was Leben ist.







Das vergisst man nämlich bei uns zu schnell. Und das eine wie das andere gehört doch so sehr dazu zum Leben. Ich, der Rodel, sieben Dioden, der Berg und die alles verschluckende Nacht. Kein Horrorfilm enthält so viel langsame, kriechende Angst und so viel Erlösung.

Und dann komme ich heim und schreibe über das Leben.

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Mittwoch, 16. Januar 2013

Die alte Nichtheimat

Es lässt mich natürlich nie ganz kalt, wenn ich am Siegestor vorbei die Ludwigstrasse hinunter fahre und dann Richtung Heimat abbiege. Inzwischen: Ehemalige Heimat. Die erste, die ich mir selbst herausgesucht habe. Und die ich trotz Immobilienirrsinn in München auch behalten werde, selbst wenn ich genau weiss: ich werde nie zurückkehren. Das Viertel ist völlig anders geworden, man könnte die Wohnung beziehen, aber nicht mehr die Geschichte. Die Erinnerungen hängen an so vielem, das es nicht mehr gibt.





Schräg gegenüber wohnte eine Studienkollegin, bei der ich mein sagenhaftes Talent unter Beweis stellte, andere Leute von ihren wenig geschätzten Beziehungen zu befreien. Letztlich hat sie es sich dann doch ganz anders überlegt, er nahm kein Kondom und sie keine Pille, und der Rest ist die Geschichte einer Schwangerschaftsdepression, einer totalen Überforderung, einer hingeschmissenen Ausbildung - was wir übrigens alle gemacht haben, aber nicht so - und das dumme Gefühl, dass man das eigentlich Richtige getan hat. Aber halt nicht richtig genug. Ja, die Romantik. Und was hat es allen Beteiligten gebracht? Ein Packen Bilder auf Papier, ein paar Erinnerungen, und immerhin, ich hatte die beste aller Möglichen Welten in diesem Kontext. Es war eine tolle Zeit. Wir haben viel erlebt. Ich möchte es nicht missen, aber ich würde sehr viel anders machen. Die Romantik hat und damals so getäuscht, wie der Lebenslauf die nächste Generation hereinlegen wird.





Es ändern sich also die Anlässe, nicht aber das meist hinter den Erwartungen zurückbleibende Ergebnis. Abgesehen davon sind es die kleinen Dinge in dieser Stadt: Die Unmöglochkeit, einen Parkplatz zu finden. Die Helligkeit auch in der Nacht. Die Aggressivität. München ist zwar nicht brutal, aber dennoch ungemütlich. Wie die Frau an der Ampel neben mir im Mini Cabrio die Gänge einlegt, wie sie fährt, wie das so gar nicht wie ein Sommertraum wirkt, sondern nur wie Druck in einem Staussymbol: Das ist sehr München. Ich sehe das Getriebene und frage mich immer: Wohin geht das hier eigentlich? In den Bundesfinanzausgleich? In eine Ehe im Speckgürtel? In eine Bürokarriere, wo niemand über 45 ist? München, keine Frage. ist toll, wenn man jung ist und das Geld hat. Und dann vermietet man eben die Wohnung, hat noch etwas mehr Geld und ist woanders. München ist toll, aber irgendwann ist man davon so überfordert wie von einem neuen Mobiltelefon. Vor 25 Jahren wäre das Bild noch aus der anderen Richtung aufgenommen worden, nach dem Skifahren auf dem Gletscher hinein in die Stadt und ihre Abenteuer.





Der Junge, mit dem ich durch diesen Tunnel fuhr, sitzt heute in zweiter Ehe in einem Vorort meiner Heimatstadt und entwirft Lichtmodule für einen bestimmten Autotyp.

Einige der Bücher waren schon in München, und ziehen jetzt zum zweiten Mal um. Die Veränderungen bringen die Möglichkeit mit sich, Dinge nebenbei mitzunehmen und zu transportieren, die für sich allein den ganzen Stress nicht lohnen würden. Sprich, endlich fügt sich alles so, dass auch ein Bücherschrank an den Tegernsee gebracht werden kann, so ich denn das Glück habe, ihn zu bekommen. Meine Wohnung in München war eine Buch- und Lasterhöhle, meine Wohnung am See dagegen wirkt etwas geistlos, und ich bin es leid mich entschuldigen zu müssen und zu sagen, die anderen 7ooo stehen daheim.





Den Bücherschrank also brauche ich, und noch eine zweite Auflaufform mit Silberständer. Zur Sicherheit, falls neben mehr Büchern aus München auch mehr Münchner kommen sollten. Jetzt, wo der Schnee liegt und der Zauberwinter doch noch kommt, könnte es voll werden. Und nebenbei denke ich auch, dass man gut in München leben kann, wenn man oft heraus kommt. Das war am Ende mein Problem: Ich war da zu lang drin. Schade, eigentlich. Aber München ist leider nun mal auch so: Man verabredet sich mit 6 Leuten zu Skifahren, und am Ende haben 5 keine Zeit und ein Jahr später ist eine schwanger, einer ein Todfeind, einer hat versucht, einen auszubooten, einer hat ein massives Tablettenproblem und eine ganz andere Freunde. Die Romantik hat nicht lange nach 2000 gehalten. Mir geht es soweit ganz gut, weil ich mich davon geschlichen habe.

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Sonntag, 13. Januar 2013

Weg

Wegwerfen



Wegessen



Wegfahren - das wäre es jetzt.



Leider bin ich gerade erst angekommen, Und weil man nicht raus kann, habe ich halt drinnen was gebastelt. Mit Tricolore. Da geht es hin, mein Herz, aus all der Düsternis.

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Donnerstag, 10. Januar 2013

Alles nur nicht springen

Ist das, wird sich die geneigte Leserschaft fragen, nicht etwas zu viel für ein Frühstück? Erst ein gefülltes Galette und dann noch zwei Pfannkuchen mit Mirabellenmarmelade? Was sagen dazu Blutzucker und Choleraistin oder wie das heiss? Nun, die Antwort lautet, es ist eh egeal, weil ich nämlich gleich etwas sehr Gefährliches machen werde.







Ich werde die erste Bergtour der Jahres machen.

Das ist jetzt nichts Besonderes, denn der Berg ist abgetaut, Eis ist nicht zu erwarten und es ist wieder nur der Rentnerhügel vor dem Fenster.

Aber ich fahre mit dem neuen Katarga, und da gibt es ein Problem: Es hat Naben von Pulstar. Die waren 1993 revolutionär, denn die Speichen hatten am Ende keine Biegung, sondern waren gerade, und die Nabe hatte spezielle Aufnahmen. Die - an sich zutreffende Idee - war, dass Speichen mit Vorliebe an dieser Biegung brechen. Allerdings sind gebogene Speichen in der Aufnahme ein wenig flexibel, und wenn man springt und der Druck gross wird, kann sich die Speiche nach links oder rechts ein wenig drehen. Bei Pulstar dagegen waren die Speichen in einer unflexiblen Aufnahme, und wenn ein Rums kam, hatte man zur Felge hin einen grossen Hebel von 30 Zentimeter und hinten eine Bohrung von 4 Millimetern Länge. Da kommt ein heftiges Drehmoment zustande. 1993 kamen diese Naben auf den Markt, und ich konnte sie testen. Beim allerersten kleinen Sprung an der Isar unterhalb von Grünwald zerriss es gleich drei Speichen. Pulstar bekam das Problem zwar später angeblich in den Griff, aber da war der Ruf schon ruiniert.







Das Katarga nun hat diese alten Dinger, und nachdem das System heute der Standard im Laufradbau ist und ich im letzten Jahr zwei kaputte Systemlaufräder gesehen habe, eines von Shimano und eines von Campagnolo, bei einem ist im Stehen ohne jede Belastung eine Speiche gerissen und beim anderen beim normalen Fahren der Nabenflansch gebrochen, bin ich nicht ganz grundlos skeptisch. Die neuen Laufräder waren übrigens nachher so verbogen, dass sie nicht mal mehr durch den Rahmen passten. Und da überlegt man sich natürlich schon, wie das so werden wird, am Berg, mit diesen 17 Jahre alten Naben, deren Probleme allgemein bekannt sind.







Aber nichts passiert. Manchmal denke ich mir, mit einem normalen Laufrad würde ich mich einfach besser fühlen, aber auch bei Steinen, die ich im Sitzen überfahre, kommt kein böses Geräusch von hinten. Gebrochen sind nur die Bäume beim Holzeinschlag, die jetzt noch schnell vor dem Schnee ins Tal gebracht werden. Es bricht das morsche Eis unter den Reifen, das ab 1100 Meter geblieben ist, und auf dem man 50 Meter rodeln könnte. Aber die Speichen halten. Springen werde ich aber ganz sicher nicht.







Und den letzten Anstieg mache ich zu Fuss, denn das Steilstück ist unbefahrbar, und ich will rechtzeitig oben sein. Schliesslich geht die Sonne bald unter, und auf dem anderen Weg würde ich nur mein Glück, das bislang gehalten hat, auf's Spiel setzen: Hic sunt Stöcke und Steine. Ich hüpfe über Wurzeln, trete fest in das letzte Schneefeld oben auf der Alm, und dann bin ich oben. Ohne Rad, aber mitsamt all dem Zeug im Magen. Und es geht mir prima.







Mir wird das hier oben nie langweilig, es ist nie gleich, sondern immer neu und stets sensationell. Kein Bild kann das wirklich wiedergeben, heute ist es ein Altdorfer-Himmel und wer weiss, vielleicht gleisst nächste Woche das Licht auf dem verschneiten Zauberwald. Jedesmal, wenn ich gehen muss, weuil das Licht schwindet, sage ich, ich komme wieder.







Wer im Tal bleibt, wo die Wolken über Deutschland enden, versteht das nicht.

Dann gehe ich wieder hinunter, setze mich aufs Rad und lasse es laufen. Wie schön es da oben war. Und wie gut es läuft, das Rad ist nicht zu hart und nicht zu weich, alles bestens, und dann sage ich mir, ich fahre heute noch runter nach St. Quirin und danach zum Bäcker. Da führt eine kleine Strasse steil zum See, und die geht über die Trasse der Schienen der BOB, man kommt da mit 50 Sachen auf der Schanze an, und da kann man sicher 5, 6 Meter weit springen, und ho

Da war doch was, denke ich mir einen halben Meter über dem Asphalt.

Ich wollte doch irgendwas

Dann der Aufprall. Aber kein Geräusch wie ein Zoing. Nichts. Auch kein Achter oder so. Es muss wohl die zweite Generation der Naben sein, die war besser.







Der Tod grinst mich am Abend nur vom Silberteller aus an. Ich bin eigentlich nur müde und froh, dass nichts passiert ist, und vielleicht, wenn das Rad diesen Satz ausgehalten hat, hält es später auch den Hirschberg oder den Kampen aus. Man wird sehen. An einem anderen Tag, nach einer anderen Nacht.



Man soll sich nicht so viele Sorgen machen, dann schläft man besser.

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