Der wütende Zausel mit der Klampfe
Mehr als nur einen Moment habe ich aber nachgedacht, das abzubrechen und etwas über den elenden Gitarrenfolterer Biermann zu machen.
Ich hatte ja vor zehn Jahren das Vergnügen. Indirekt. Und das kam so - wir hatten in Berlin einen Mitarbeiter, der unbedingt etwas über den machen wollte. Ich habe dem schon vorher gesagt, dass Biermann thematisch ausgelutscht und inhaltlich reichlich überholt ist, nicht ins Spektrum unserer an der DDR reichlich desinteressierten Leserschaft passt, und dass er das gerne machen kann. Aber es gibt keine Garantie, dass wir das nehmen und er soll dem Mann halt auf den Zahn fühlen und an unsere Leser denken.
Was der Typ mitbrachte, war ein Musterbeispiel dafür, wie man ein Interview nicht führen sollte. Das war hündische Verehrung, und der Befragte steigerte sich in historisch nicht wirklich fundierte Thesen über seinen Beitrag zum Mauerfall hinein, bis er sich dann seinen politischen Gegner zuwandte, und zwar in einer Art, dass einem sofort jeder Medienanwalt abgeraten hätte, das zu bringen. Das war nicht journalistisch, da waren zwei völlig neben jeder Spur, und das wäre uns um die Ohren geflogen. Zumal dieses egomane Gequatsche drei volle Zeitungsseiten in Anspruch genommen hätte, und auch entsprechend teuer gewesen wäre. Also habe ich glatt Nein gesagt.
Was dann folgte, war, kurz gesagt, der Versuch, mich von meiner Stelle zu entfernen. Ganz, grosses. Drama. wie ich es denn wagen könnte, dieses für unseren Bereich so wichtige Interview mit all den neuen Details zur Familie des Befragten, dieses Überlebenden abzulehnen - auch wenn eine simple Suchabfrage ergab, dass diese Details schon in vielen Zeitungen nachlesbar waren. Ob ich denn überhaupt wüsste, an welcher Figur ich mich da vergreife. Und es war nicht der Typ allein, der Befragte war wohl auch ziemlich scharf darauf, das alles in einer jüdischen Zeitung lesen zu können. Da hatte der Frager recht hohe Erwartungen geweckt, und die sind dann über den Umweg New York auf mich zurück gefallen.
Ich sage es mal so - der Weg vo, der Stilisierung eines Helden der Meinungsfreiheit zur wütenden Forderungsstellung inhaltlicher und personeller Art beim Chefredakteur ist kurz und führt über ein zu grosses Ego. Bis dahin habe ich den Herrn für einen weiteren Klampfenspieler aus einer geschmacklich fragwürdigen Zeit gehalten, mit dem uns damals die CSU in der Schule malträtieren liess, aber im Zuge der Geschichte habe ich schlagartig verstanden, warum der in die DDR gegangen ist, und einen Mitgliedsantrag bei der SED gestellt hat. Was damals abging und versucht wurde, ist nach meinem Gefühl das, was passiert wäre, wenn ein Redakteur des ND es abgelehnt hätte, einen Text von Honecker zu drucken. Für mich gehört Biermann einfach zum Komplex DDR und wenn er sich davon absetzen will, würde ich ihm eventuell raten, etwas Grundlegendes mit seinem Verhalten zu tun. Was, wie wir heute erlebt haben, vergeblich ist.
Es gab natürlich personelle Konsequenzen - danach hat diese Person bei uns keinen Beitrag mehr vorgeschlagen und ich hätte das auch gar nicht mehr gewollt. Es gab da ein ererbtes und sehr Berlinerisches Problem mit der Disziplin, das wurde mit den Biermannabsonderungen zusammen entsorgt. Der Typ ging irgenwann wieder zurück in die USA, weil ihm ohne bequeme Quelle und reichlich benutzter Infrastruktur das Geld ausging. Wie auch immer, ich weiss, aus welcher Geisteshaltung heraus gestern die Feierstunde zum persönlichen Eklat wurde und man sollte sich bewusst sein - der macht das öffentlich, weil er sich moralisch überlegen fühlt. Mir kommt immer noch die Wut hoch, wenn ich die alten Mails meines Chefs von damals lese. Ich habe das Gwäsch verhindert und leider, leider nicht in Hamburg angerufen, um dem direkt zu sagen, was ich davon halte.
Vielleicht mache ich da doch noch was in den Stützen.
Blau-weiß ist Schalke.
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Und literarisch? Sogar seine Dylan-"Übersetzungen" sind grausam, schrecklich, und voll daneben.
Der Mann ist seit zwei(?) Jahrzehnten nur noch peinlich.
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Ich hab' heute noch seine Anti-Springer-EP vom Wagenbach-Verlag: "Vier Kugeln für Rudi Dutschke", obwohl ich keinen Plattenspieler mehr habe. Aber ich hab' auch noch'n paar alte Bilderrahmen und Teppiche vom Amsterdamer Flohmarkt (als es den noch gab, '69/'70)....
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Aber ihm direkt gegenüber saß als Abgeordneter ein IM, der ihn seinerzeit jahrelang bespitzelt hat.
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...sagt wer?
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Ich kann nur dazu raten, sich von der althergebrachten rechts<->links "Schubladen"-Ordnung geistig zu entfernen.
Die scheint mir nur vorgesetzte Fassade für die "Ordnung" dahinter (für das System <-> gegen das System) zu sein, welches hier so regiert, wie die Mafia in anderen Gegenden.
Ist keinem je in den Sinn gekommen, dass z.B. die bayrische Einheitspartei/Mafia/Speziwirtschaft nur deshalb so erfolgreich ist, weil sie neben der angeblich führenden CSU-Fassade auch gleich eine immer wieder unterlegene Bayern-SPD-Oppositions-Fassade mitliefert?
Ich habe das Anfang des Jahres (anfangs widerstrebend) getan, und die Nachrichten aus der Welt fügen sich seitdem wieder ineinander.
Die von beiden "Seiten" des "Spektrums" immer wieder erhobenen, immer gleichen Forderungen nach mehr Überwachung und mehr Abbau von Bürgerrechten und noch eine Freihandelszone mehr ergeben wieder einen kompletten Sinn (auch wenn mir der Inhalt gar nicht gefällt, und mich in Fefe's Postulat von der Inkompetenz der Unterdrücker flüchten muss, um ruhig schlafen zu können).
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Aber das ist etwas anderes als die Linken, die ihre Versprechen teilweise durchaus leben.
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Biermann kann man nicht vorwerfen, dass er sich immer noch mit seiner Vergangenheit herumschlägt. Das wussten die, die ihn einluden, ganz genau.
Ich hätte mir zu diesem Anlass weiß Gott andere Gäste im Bundestag vorstellen können.
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Das ist nun etwas, was Biermann noch nie konnte.
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Sie sind eben die Partei der instiktgetriebenen brutalstmöglichen Opportunisten, und das Stirnrunzeln im Rest der Republik kommt und kam meist daher, dass die Bezugsgröße, das sind die Leute denen die CSU gefallen will und ihr "gesundes Volksempfinden", eben im ländlich-agrarisch geprägten Bayern lange Zeit so ganz anders war als, sagen wir, in Duisburg. Die ständig zuziehenden Laptops, die die Lederhosen nach und nach verdrängen, die sind dabei das eigentliche Problem, denn wie will man so einen Fremden der in dem Schlafstadtneubauviertel Toskanabunker lebt, instinktiv verstehen, abholen, integrieren in sein System?
Das macht auch klar, weshalb die eigentliche Gefahr für die CSU die Frau BK M ist, die diese Taktik ebenso fährt. Die verwendet halt nur eine unterschiedliche Bezugsgröße, eben die ganze Republik. Von daher suchen der Horst & Co. fast scxhon krampfhaft die Nische, die Position mit rezentem Beigeschmack, in der Hoffnung, die Wähler wieder zu finden. Bisschen wie BMW halt, die mit mehr oder weniger, meist aber doch, hässlichen Auto jede sich bietende Nische zu besetzen versuchen.
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Fein beobachtet, auch die Parallele zwischen BMW und CSU.
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Gruss,
Thorsten Haupts
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Sind das nicht alle Parteien? Wer von denen, die heute Mitglieder einer Partei sind, will denn nicht an den Trog und dort ganz vorne? Doch nur die Speckjäger, die unmittelbar Aufträge und mittelbar Verbindungen für weitere akquisitorische Aktivitäten wollen.
Saudumm nur, wenn man, wie besipielsweise eine Postenbeschaffungsmassnahme für Anwälte, Stabsärzte, im großen und ganzen Möllemänner- und -frauen eben, auf einmal entbehrlich geworden ist.
Oder wenn das Aufstiegsversprechen für dei Klientel so nicht mehr klappt. Man kann dann noch zwischen verschiedenen Positionen, die man zu anderen Zeiten inne hatte, taumeln und sich als Koalitionspartner positionieren.
Koalitionspartner - das ist die Rolle der Parteien, nachdem es die Volksparteieb gehabten Stils nicht mehr gibt und sich ein Mehrparteiensystem etabliert. Da werden eben die Karten jedesmal neu gemischt, neu verteilt, und dann sieht man nach einiger Zeit, fast so wie bein Doppelkopf, wer dann mit wem.
Das wesentliche Problem der KPdSBZ-Nachfolge-Partei ist doch, dass sie für die CDU nicht kolitionsfähig ist. Wer darüber lacht, outet sich als Wessi. Im Osten, auf kommunaler Ebene klappt das seit 25 Jahren bestens, man kennt sich eben noch von früher. Nur die SPD und die Grünen stemmen sich manchmal gegen den rot-schwarzen Konsens. Wobei allerdings zu beachten ist, dass der Politikstil der gelernten DDR-Bürger ein anderer ist, Politik ist dort kein Prozess dauerner Diskussion, sondern das Aufgreifen won Stimmungen und Wünschen durch die politische Klasse unabhängig vom Etikett, mit dem sie versehen ist.
Wobei auch nicht vergessen werden soll, dass die CDU der neuen Bundesländer nicht nur die Fortestzung der Blockparteien mit politischen Mitteln war, es gab da auch einige zuvor stramme Kommunisten, die auf einmal entdeckten, dass ein gewisser Gottesbezug die Pfründe sichert.
Wozu sich wiederum sagen lässt, dass die Ost-West-Befindlichkeiten, das Zusammenwachsen eben, ein biologischen Problem ist. Es wird nochmal 25 Jahre dauern, bis die letzten, vom Mauerfall geschädigten Ossis in Rente gegangen sind und sich zurückgezogen haben.
Ach so, der Biermann. Klar, man hätte auch Helene Fischer einladen können. So rächt es sich, dass Katharina Witt ihre musikalisch-gesangliche Ausbildung so sehr vernachlässigt hat.
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Nur für starke Nerven: http://t.co/nkUEM20oqN
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Wundere mich ja sehr über die vielfältige Rentnerverwendung (der soll es auf die alten Tage tatsächlich wo zum Chefredakteur geschafft haben? Der trat vor dem BT auf, obwohl er längt aus dem Musikgeschäft raus ist?). Den Udo Lindenberg haben sie nicht angefragt, nee? Oder Momper und Diepgen als Duett?
Wenn schon Mumie, dann richtig!
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Nicht ganz aber immerhin
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Wie auch immer, ich fand Biermann 1980 ätzend und meine Meinung hat sich seither eigentlich nicht geändert.
Das Elend der 70er Jahre - Mumienbeschwörung.
Kann man ja gleich die K-Grüppler bitten, einen Gastvortrag zu halten. Oder die RAF aus dem Gefängnis pulen und vor die Kamera stellen.
Dann doch lieber gemütliche Zwerge aus der Versenkung holen wie Max Goldt, Momper, Diepgen und den Magisenat...
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"Wolf Biermann und ,Die Welt' passen gut zueinander"
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Biermann ist damit zu einer Art Symbolfigur geworden. Sein eigener Beitrag dazu war aber nicht überwältigend.
Ein echter Verdienst Biermanns ist vielleicht die Herausgabe und Übersetzung von Jizchak Katzenelson.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jizchak_Katzenelson
Ansonsten kann man es mit Biermann jetzt wirklich gut sein lassen. Wie gesagt, die wussten, wen sie sich einladen, und er ist brav übers Stöckchen gesprungen. Und das war dem Anlass unangemessen.
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Drum wär ich ja eigentlich eher für damnatio memoriae für die nächsten 30 Jahre (außer für Spezialinteressierte, die sich die 70er zwischen DDR und BRD vornehmen).
Rente, sicher. Soweit erreicht.
Aber kein Einfluß mehr und vor allem keine öffentlichen Auftritte. Und Artikel darüber nur mit der Kneifzange, also sehr, wirklich sehr viel, wirklich sehr sehr viel Distanz.
Wenn man ihn im Fernsehen auftreten läßt, dann nur zusammen mit Mahler und Schily, das waren in den 70ern die gleichen Spinner und sie kamen unterschiedlich auf.
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Wenn's der Biermann macht, weil er gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, auch gut.
In solchen Fällen wird immer von der Würde des Hohen Hauses gequatscht. Ist die eigentlich im Grundgesetz festgeschrieben? Egal, diese sogenannte Würde haben schon ganz andere, Abgeordnete, Kabinettsmitglieder, Kanzler, mit Füßen getreten und drauf geschissen. Da ist ein rüpelhafter Rempeler eines alten Mannes nur eine Fußnote.
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...für diesen Surfer in der Pfütze.
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wenn ich irgendwas als hündische verehrung klassifiziere, dann ist das thema damit natürlich erledigt. da muß man sich auf das urteil verlassen (können oder wollen) ...
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Und ich frage mich denn doch, ob die LINKE besser davongekommen wäre, hätte man einen in der DDR wegen Regimekritik Eingebuchteten gebeten, zu reden. Die Angemessenheit einer solchen Einladung hätte keiner in Frage gestellt.
Last but not least - die Union ist häufig genug - heftig - dafür kritisiert worden, dass sie ehemaligen Nazis bzw. blossen Mitläufern eine Plattform bot. Bis hin zu Ohrfeigen gegen einen Regierungschef. Gelten die gleichen Regeln nicht mehr, wenn es um die LINKE geht? Oderr bezweifelt irgend jemand, dass sie die natürliche Heimat für die Ewiggestrigen der SED darstellt?
Gruss,
Thorsten Haupts
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Sicher auch, aber eben nicht nur.
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Gruss,
Thorsten Haupts
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Welche gleiche Regeln? Wurde Beate Klarsfeld zu einer Feierstunde zum Reden ins Parlament eingeladen , die sie dazu nützte, dem Kanzler eine Fotzn zu geben? Und alle haben zugesehen? Und konnte dann weiterreden? Und wurde später noch von den Fraktionsversitzenden umarmt? Sorry , aber das macht jetzt keinen Sinn , da einen Vergleich herbeizukonstruieren. Jeder ist für das verantwortlich was er tut (oder unterlässt), das wird auch nicht aufgehoben durch ähnliche Vorgänge zu anderer Zeit. Kurt-Georg Kiesinger war für sein Tun verantwortlich, Beate Klarsfeld für die Watschn, Wolf Biermann für seine risikofreie Schmähung , und Lammert dafür , dass er ihn eingeladen und nicht gestoppt hat.
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Die Linke hatte reichlich und hat immer noch Gelegenheit sich "zu rechtfertigen". Tatsache ist, dass sie eben dass nicht will und mit dem Kalkül, die Haltung zu den Verbrechen des SED-Regimes im Ungefähren zu lassen, Wahlstimmen zu erlangen. Sie schlägt also Kapital nach wie vor aus der damaligen politischen Verfolgung Andersdenkender. Aber die damaligen Dissidenten führen sich auf wie Sieger?! Sollen etwa demütig als weise Denker stille den Untergang eines Unrechtsstaats bedauern?
Die Linke ist nicht nur Nachfolger der SED sondern auch Nutznießer der damaligen Politik und des Wählerpotentials. Verantwortung trägt jeder für sein Handeln, damit haben Sie recht, sollten aber die Linke nicht ausklammern, wie geschehen.
Ich kenne genug (ja idR nach wie vor linke) Dissidenten, die nach der Wende nicht zuletzt aufgrund der (vernünftigen) Integrationspolitik außen vor bleiben mussten zu Gunsten der SED-Nomenklatura. Denen jetzt mit dieser Kritik auch noch das Maulen zu verbieten, ist zynisch.
Dass der Biermann dabei eine besere Figur abgeben dürfte im Ton und Haltung, ja mei.
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Für Biermanns "Entgleisung" habe ich durchaus Verständnis, genauso wie für Klarsfelds.
Gruss,
Thorsten Haupts
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was als "sie bringen nichtmal eine Festorganisation fertig" durchaus Berechtigung hätte.
Aber über einen sich vormogelnden Vertreter der 70er Jahre ärgert man sich noch mehr.
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Während des Biermann-Auftritts haben sie ihn mit entsprechenden Zwischenrufen eingedeckt. Es ist halt dumm gelaufen, dass er die Zwischenrufe locker abgebügelt hat. Lammert hat übrigens keine Anstalten gemacht die Zwischenrufe zu unterbinden. Die sogenannten Geschmähten hatten daher sehr wohl die Gelegenheit sich unmittelbar zu rechtfertigen und haben das mit eigenen Schmähungen auch genutzt.
Von der Kleinigkeit, dass sie Biermann schon vor dem Auftritt angepinkelt haben (Aufforderung "So oder so, die Erde wird rot" zu singen), sollten wir vielleicht auch noch mal reden. Hatte die LINKE wirklich erwartet, dass er daraufhin den Mund halten würde?
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Das ist keine Linke, das ist eine Deppin.
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Thomas Haschke, Norbert K Hund, Collin Krehl und 456 anderen gefällt das.
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