Arte povera
Es gibt da die Annahme, dass Reichtum in den besseren Kreisen durch erzwungene Sparsamkeit entsteht: Wer sich als junger Mensch nichts geleistet hat, fängt später, wenn es ginge, nur sehr langsam mit dem Verschwenden an. Leute, die dagegen schon früh mit dem Ratenkauf beginnen, und Dinge kaufen, die sie sich eigentlich nicht leisten können, haben auch später hohe Ansprüche und kein Vermögen. Wir haben da beispielsweise einen Mieter, dessen Auslandsreisen wirklich eindrucksvoll sind, und der bei der Audi gut verdient. Aber er könnte sich das Haus, in dem er wohnt, niemals leisten.
Corratec Räder konnte man in meiner Jugend bei einem Radversand tatsächlich günstig mit Ratenkauf erwerben. Das hier stammt aus einer Zeit, als ich meine Räder aus Gebrauchtteilen selbst zusammengebaut habe. Weil es Spass machte, weil es bildete, weil ich im Geschäft für das gleiche Geld halt nur so ein Corratec/Scott/Giant/Marin der unteren Mittelklasse bekommen hätte, und keine schimmernden Komponenten und Chrom.
Der Vorbesitzer hat es 1990 gekauft, und dann 1996 erneuern lassen: Die Bremsschaltgriffe der Exage 400LX waren wirklich nicht gut, sie wurden wie die Kassette und die Bremsen gegen die deutlich höherwertige STX ausgetauscht. Dem Dreck und dessen betonharter Eintrocknung nach zu gehen, wurde es dann noch bis vor rund 10 Jahren sporadisch gefahren. Die Felgen - sehr gute Galli World Cup, die auch auf jedes Rennrad passen würden - sind noch nicht abgebremst.
Jedenfalls hat jemand den Sattel noch gebraucht und weggebaut, und den Rest dem Schrott überlassen. Ich habe es genommen, weil die Corratec-Rahmen dieser Zeit relativ hochwertig waren, noch in Italien vermutlich bei Romani (Enik, Dancelli, Kotter etc.) gebaut wurden, und es heute schwer geworden ist, solche Rahmen noch in Stahl und ohne Federgabel zu finden. Das meiste ist heute aus Alu und wiegt mit Federgabel 4 Kilo. Der hier wiegt gerade einmal 3,2 und hat die harmonische Flexibilität von dünnem Stahl.
Es war harte Arbeit, aber letztlich hat das gute Stück 26 Euro gekostet, in der Art, wie ich das auch als Student gemacht habe. Ich verdiene heute so viel, dass ich jeden Monat in einen Radladen gehen und mir so etwas neu kaufen könnte, aber ich will es genau so. Ich kann nicht anders. Ich werde das im Frühjahr dann vermutlich an irgendwen abgeben, der es brauchen kann und gut pflegt. Und dann hoffentlich wieder 20 Jahre fährt, bis man das Design mit den Sprenkeln wieder toll findet.
Die Lust an der Sparsamkeit äussert sich bei mir anders als bei meinen Eltern und meinen Grossmüttern, aber ich glaube, ich verstehe heute besser, warum sie so waren. Und warum ihnen nichts fehlte, obwohl sie viel, viel bescheidener lebten, als sie eigentlich gekonnt hätten. Ich lebe relativ dazu verschwenderisch, aber im Vergleich zu der Generation Wegwerf immer noch äusserst ressourcenschonend.
Corratec Räder konnte man in meiner Jugend bei einem Radversand tatsächlich günstig mit Ratenkauf erwerben. Das hier stammt aus einer Zeit, als ich meine Räder aus Gebrauchtteilen selbst zusammengebaut habe. Weil es Spass machte, weil es bildete, weil ich im Geschäft für das gleiche Geld halt nur so ein Corratec/Scott/Giant/Marin der unteren Mittelklasse bekommen hätte, und keine schimmernden Komponenten und Chrom.
Der Vorbesitzer hat es 1990 gekauft, und dann 1996 erneuern lassen: Die Bremsschaltgriffe der Exage 400LX waren wirklich nicht gut, sie wurden wie die Kassette und die Bremsen gegen die deutlich höherwertige STX ausgetauscht. Dem Dreck und dessen betonharter Eintrocknung nach zu gehen, wurde es dann noch bis vor rund 10 Jahren sporadisch gefahren. Die Felgen - sehr gute Galli World Cup, die auch auf jedes Rennrad passen würden - sind noch nicht abgebremst.
Jedenfalls hat jemand den Sattel noch gebraucht und weggebaut, und den Rest dem Schrott überlassen. Ich habe es genommen, weil die Corratec-Rahmen dieser Zeit relativ hochwertig waren, noch in Italien vermutlich bei Romani (Enik, Dancelli, Kotter etc.) gebaut wurden, und es heute schwer geworden ist, solche Rahmen noch in Stahl und ohne Federgabel zu finden. Das meiste ist heute aus Alu und wiegt mit Federgabel 4 Kilo. Der hier wiegt gerade einmal 3,2 und hat die harmonische Flexibilität von dünnem Stahl.
Es war harte Arbeit, aber letztlich hat das gute Stück 26 Euro gekostet, in der Art, wie ich das auch als Student gemacht habe. Ich verdiene heute so viel, dass ich jeden Monat in einen Radladen gehen und mir so etwas neu kaufen könnte, aber ich will es genau so. Ich kann nicht anders. Ich werde das im Frühjahr dann vermutlich an irgendwen abgeben, der es brauchen kann und gut pflegt. Und dann hoffentlich wieder 20 Jahre fährt, bis man das Design mit den Sprenkeln wieder toll findet.
Die Lust an der Sparsamkeit äussert sich bei mir anders als bei meinen Eltern und meinen Grossmüttern, aber ich glaube, ich verstehe heute besser, warum sie so waren. Und warum ihnen nichts fehlte, obwohl sie viel, viel bescheidener lebten, als sie eigentlich gekonnt hätten. Ich lebe relativ dazu verschwenderisch, aber im Vergleich zu der Generation Wegwerf immer noch äusserst ressourcenschonend.
donalphons, 12:32h
Samstag, 27. Oktober 2018, 12:32, von donalphons |
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melursus,
Sonntag, 28. Oktober 2018, 00:05
Don ist wieder im Fahradkeller. Und wie
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fj45,
Sonntag, 28. Oktober 2018, 09:20
Lebenshilfe Gießen/ Spendenaktion....
... dle Lebenshilfe Gießen https://www.lebenshilfe-giessen.de/
verlost dieses Jahr auch wieder gespendete Oldtimer
.... könnte ja auch mal ein restauriertes Rennrad als Preis dabei sein, oder ?
Vom Tegernsee nach Gießen, könnte man ja das Rad persönlich hinradeln, oder ;)
https://www.oldtimerspendenaktion.de/preise-2018.html
verlost dieses Jahr auch wieder gespendete Oldtimer
.... könnte ja auch mal ein restauriertes Rennrad als Preis dabei sein, oder ?
Vom Tegernsee nach Gießen, könnte man ja das Rad persönlich hinradeln, oder ;)
https://www.oldtimerspendenaktion.de/preise-2018.html
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pudelfriseur,
Montag, 29. Oktober 2018, 09:41
Ich hätte die Bleche drangelassen. Sind die pre 2000 Marathons noch ok?
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pudelfriseur,
Dienstag, 30. Oktober 2018, 09:43
Da war noch viel Gummi dran und der Feinstaub kwasi Organisch ;-))
Seit wann sammelt der Don Plastik und Trecker? Ist das Rennaltmetall abgegrast?
Seit wann sammelt der Don Plastik und Trecker? Ist das Rennaltmetall abgegrast?
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introvertiertameinheitskreis,
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 13:09
aus dem Container
Da sind bei uns in der Gegend immer weniger geworden, und die drei in Radlreichweite haben Zaun, Kamera, oder beides.
Da sind bei uns in der Gegend immer weniger geworden, und die drei in Radlreichweite haben Zaun, Kamera, oder beides.
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introvertiertameinheitskreis,
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 13:17
@pudelfriseur:
Sind die pre 2000 Marathons noch ok?
Ja, im Sommer und geradeaus. Steinhart werden die, rollen super, haften in der Kurve aber nicht mehr wie gewohnt.
Verstorben sind sie im Winter, bei tiefer als minus fünfzehn Grad nachts an der zufrierenden Amper lang, da kam erst nie gehörtes Geräusch aus den Reifen, dann fing der Gummi an sich aussen spröde bröselnd in Placken vom Gewebe zu lösen.
(ich hatte die Sommerbahnhofsmöhre benutzt, weil am Winterrad alle Schaltzüge eingefroren waren).
Sind die pre 2000 Marathons noch ok?
Ja, im Sommer und geradeaus. Steinhart werden die, rollen super, haften in der Kurve aber nicht mehr wie gewohnt.
Verstorben sind sie im Winter, bei tiefer als minus fünfzehn Grad nachts an der zufrierenden Amper lang, da kam erst nie gehörtes Geräusch aus den Reifen, dann fing der Gummi an sich aussen spröde bröselnd in Placken vom Gewebe zu lösen.
(ich hatte die Sommerbahnhofsmöhre benutzt, weil am Winterrad alle Schaltzüge eingefroren waren).
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donalphons,
Donnerstag, 1. November 2018, 05:40
Die ganz alten halten wohl sehr gut. die auf dem Rad sollte von mitte der 90er sein.
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der querulant,
Dienstag, 30. Oktober 2018, 13:01
Sparsamkeit ist eine Tugend
Der Einfachheit halber zitiere ich mal wikipedia zur Sparsamkeit: "Als Sparsamkeit wird eine Tugend bezeichnet, die einen maßvollen Umgang mit Geld und wirtschaftlichen Gütern zum Gegenstand hat. Ihre soziale Funktion besteht – wie bei allen bürgerlichen Tugenden – in der praktischen Bewältigung des Alltags auf der Grundlage gesicherter und geordneter wirtschaftlicher Verhältnisse. Die positive Gegentugend zur Sparsamkeit ist die Großzügigkeit, ihre Verfallsform ist der Geiz, ihr negativer Gegensatz die Verschwendung."
Den Hang zur Sparsamkeit habe ich wohl von meiner Mutter geerbt. Und so rechne ich heute noch Euro in DM um und wundere mich, wieviel Geld so manche/r für Tand und Schmand zu zahlen bereit ist. Dabei gilt aber auch, wer billig kauft, kauft zweimal.
Ganz anders sieht das hier ein Motivatsionstrainer, auch so einer von denen, die ich mir gerne spare.
https://www.steffenkirchner.de/blog/warum-sparsamkeit-kein-weg-zum-wohlstand-ist/
Und noch so einer, der Sparsamkeit für eine wertlose Tugend hält.
https://www.huffingtonpost.de/gidon-wagner/warum-sparsamkeit-eine-wertlose-tugend-ist_b_6459208.html
Zum Schluß schreibt er: "Mit gegebenen Ressourcen bewusst umzugehen ist eine intelligente Entscheidung. Sparsamkeit als Tugend zu feiern ist hingegen ein widerlicher Versuch, in einer Welt des eigentlichen Überflusses Nachteile des Einzelnen als lobenswert zu verkaufen."
Ist das etwa Kapitalismuskritik? Fordert da jemand Reichtum für alle?
Mit gegebenen Ressourcen bewußt umzugehen, ist sicherlich sehr vernünftig. Aber, was hat das mit Sparsamkeit zu tun? Und wer käme beim Hartzer auf die Idee, dessen Sparsamkeit zu loben?
Mein ältestes Hemd zählt mittlerweile fast vierzig Jahre. Es ist ein Jeanshemd von heute nicht mehr anzutreffender Qualität. Sicher, man sieht ihm sein Alter mittlerweile an, die vielen Waschgänge haben ihre Spuren in Form leicht abgestoßener Stellen hinterlassen, aber zu entsprechenden Anlässen trage ich es immer noch gern. Das weiß-blau leuchtet fast wie am ersten Tag und heute bin ich froh, daß es mir damals eigentlich etwas zu weit war.
So geht es mir mit vielen Dingen, mein Rad nähert sich auch den vierzig Jahren an, qualitativ hochwertig und sehr langlebig. Warum also etwas Neues kaufen?! Lieber mal gut essen gehen, als das Geld für Fastfood etc. verschwenden.
Aber manchmal, ganz selten, nervt es schon, immer mit dem Größten gereizt zu werden. Da zuckt es schon mal, man könnte ja, aber das läßt dann ganz schnell wieder nach, sieht man, was daraus wird.
Den Hang zur Sparsamkeit habe ich wohl von meiner Mutter geerbt. Und so rechne ich heute noch Euro in DM um und wundere mich, wieviel Geld so manche/r für Tand und Schmand zu zahlen bereit ist. Dabei gilt aber auch, wer billig kauft, kauft zweimal.
Ganz anders sieht das hier ein Motivatsionstrainer, auch so einer von denen, die ich mir gerne spare.
https://www.steffenkirchner.de/blog/warum-sparsamkeit-kein-weg-zum-wohlstand-ist/
Und noch so einer, der Sparsamkeit für eine wertlose Tugend hält.
https://www.huffingtonpost.de/gidon-wagner/warum-sparsamkeit-eine-wertlose-tugend-ist_b_6459208.html
Zum Schluß schreibt er: "Mit gegebenen Ressourcen bewusst umzugehen ist eine intelligente Entscheidung. Sparsamkeit als Tugend zu feiern ist hingegen ein widerlicher Versuch, in einer Welt des eigentlichen Überflusses Nachteile des Einzelnen als lobenswert zu verkaufen."
Ist das etwa Kapitalismuskritik? Fordert da jemand Reichtum für alle?
Mit gegebenen Ressourcen bewußt umzugehen, ist sicherlich sehr vernünftig. Aber, was hat das mit Sparsamkeit zu tun? Und wer käme beim Hartzer auf die Idee, dessen Sparsamkeit zu loben?
Mein ältestes Hemd zählt mittlerweile fast vierzig Jahre. Es ist ein Jeanshemd von heute nicht mehr anzutreffender Qualität. Sicher, man sieht ihm sein Alter mittlerweile an, die vielen Waschgänge haben ihre Spuren in Form leicht abgestoßener Stellen hinterlassen, aber zu entsprechenden Anlässen trage ich es immer noch gern. Das weiß-blau leuchtet fast wie am ersten Tag und heute bin ich froh, daß es mir damals eigentlich etwas zu weit war.
So geht es mir mit vielen Dingen, mein Rad nähert sich auch den vierzig Jahren an, qualitativ hochwertig und sehr langlebig. Warum also etwas Neues kaufen?! Lieber mal gut essen gehen, als das Geld für Fastfood etc. verschwenden.
Aber manchmal, ganz selten, nervt es schon, immer mit dem Größten gereizt zu werden. Da zuckt es schon mal, man könnte ja, aber das läßt dann ganz schnell wieder nach, sieht man, was daraus wird.
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born,
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 02:57
Sommer MV
Hallo
Ich hätte eine Frage?
Sind Sie vielleicht… im Sommer durch MV gefahren?
Ich schau ab und zu hier vorbei, ob diese Seite noch Aktiviert ist, dachte, ach kannst ja mal nachfragen!
Ist nicht zwingend.
Born
Ich hätte eine Frage?
Sind Sie vielleicht… im Sommer durch MV gefahren?
Ich schau ab und zu hier vorbei, ob diese Seite noch Aktiviert ist, dachte, ach kannst ja mal nachfragen!
Ist nicht zwingend.
Born
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der querulant,
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 11:39
Nein, Born, in Mecklenburg-Vorpommern war ich zuletzt kurz vor und nach der Wende.
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