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Donnerstag, 3. Juli 2014
Alles ausser Hochzeit
Hochzeit hat man früher eigentlich nicht in Gaststätten gefeiert, das ist vermutlich mehr eine Erfindung der modernen Medien denn die historische Realität - und es war auch nicht so opulent, wie es heute zu sei hat. Die allgemein übliche Sparsamkeit hätte so etwas vermutlich auch gar nicht erlaubt. Opulent und hochwertig waren die Geschenke - manche davon stehen immer noch in meinen Wohnungen, nach über 100 Jahren.
Aber natürlich ist man zum Essen gegangen. In Gaststätten, die etwa "Höllbräu" hiessen und in deren dunkel vertäfelten Stuben für uns heute unvorstellbare Nationalismen zum Besten gegeben wurden. Diese Lokale haben die Gegenwart nur selten erreicht, das letzte Haus dieser Art wurde bei uns vor zwei Jahren nach langem Leerstand jetzt restauriert und auf modern gemacht. Es hat sich eben viel geändert, die Brauereien verschwanden und gerade im Moment sterben hier die Dorfwirtschaften in eben jenen Gemeinden, die stark wachsen: Dort wird geschlafen, aber nicht mehr unter den Bildertafeln mit den Gefallenen und Vermissten der Weltkriege gegessen.
Alles ausser Hochzeiten jedoch fand bei uns in einem günstig gelegenen Hof, einer ummauerten Schwaige statt. Die ist nicht so prätentiös wie die bekannten Adressen in München, aber sie gehört von Anbeginn an der eigenen Familie und wird jetzt auch nicht mehr verpachtet, sondern selbst betrieben. So wie früher halt, und so wie früher sind die Zwiebeln nicht vorgebraten, sonder weich angebraten, wenn sie auf den Kässpatzen kommen. das sieht ein wenig seltsam aus, aber es soll ja echt sein und nicht volkstümlich.
Dahinter sind Wiesen und Äcker und so wird es auch bleiben, denn keiner plant hier Neubauten und Strassen. Den einen Weg haben sie neu gemacht, aber nur für Radler, und das ist gut so, denn es hat sich wieder herumgesprochen, wie gut es wurde, unter den alten Linden, und deshalb sind die Parkplätze schnell weg. Und so sitzt man halt, wo man schon immer sass. Und isst auch nicht anders als unter dem Prinzregenten, Banales aus der heimischen Küche. Das ist keine Nachricht und nie wird ein Feinschmecker hier eine Besprechung schreiben, denn es gibt ja nur die Linden, den Kies, die Sonne und eine Luft, die je nach Windrichtung mal gut ist und mal Viehzucht. Nebenan laufen die freilaufenden Hühner herum, und das aufgelassene Erdbeerfeld riecht süss wie die Sünde.
Sehr lang also sitzen wir schon hier und viel wurde getan und gesprochen, manchmal auch getrauert und meist gut gegessen. Man könnte auch sagen, weit ist es nicht mit uns gekommen, und es stimmt auch. Denn sogar der Weg, den ich aus der Stadt nehme, ist immer noch der selbe wie vor 100 Jahren.
Auch die gefährliche Schiffschaukel ist noch da - so manches Familienmitglied ist da schon runtergefallen, aus Unachtsamkeit oder weil es eine Halbe zu viel war.
Passiert ist nie etwas. Wie ohnehin nie etwas wirklich Schlimmes passiert, wenn man hier ist. Das ist so ein Ort, an den man immer kommen kann, sich setzen und keiner behandelt einen schlecht oder komisch. Eier habe ich noch daheim, deshalb kann ich nachher schnell fahren, für die Verdauung. Aber manchmal nehme ich auch Eier mit und dann trödle ich, und hänge Erinnerungen nach, die nicht meine sind, aber zu mir gehören, weil ich halt von denen abstamme, die hier sassen.
Aber natürlich ist man zum Essen gegangen. In Gaststätten, die etwa "Höllbräu" hiessen und in deren dunkel vertäfelten Stuben für uns heute unvorstellbare Nationalismen zum Besten gegeben wurden. Diese Lokale haben die Gegenwart nur selten erreicht, das letzte Haus dieser Art wurde bei uns vor zwei Jahren nach langem Leerstand jetzt restauriert und auf modern gemacht. Es hat sich eben viel geändert, die Brauereien verschwanden und gerade im Moment sterben hier die Dorfwirtschaften in eben jenen Gemeinden, die stark wachsen: Dort wird geschlafen, aber nicht mehr unter den Bildertafeln mit den Gefallenen und Vermissten der Weltkriege gegessen.
Alles ausser Hochzeiten jedoch fand bei uns in einem günstig gelegenen Hof, einer ummauerten Schwaige statt. Die ist nicht so prätentiös wie die bekannten Adressen in München, aber sie gehört von Anbeginn an der eigenen Familie und wird jetzt auch nicht mehr verpachtet, sondern selbst betrieben. So wie früher halt, und so wie früher sind die Zwiebeln nicht vorgebraten, sonder weich angebraten, wenn sie auf den Kässpatzen kommen. das sieht ein wenig seltsam aus, aber es soll ja echt sein und nicht volkstümlich.
Dahinter sind Wiesen und Äcker und so wird es auch bleiben, denn keiner plant hier Neubauten und Strassen. Den einen Weg haben sie neu gemacht, aber nur für Radler, und das ist gut so, denn es hat sich wieder herumgesprochen, wie gut es wurde, unter den alten Linden, und deshalb sind die Parkplätze schnell weg. Und so sitzt man halt, wo man schon immer sass. Und isst auch nicht anders als unter dem Prinzregenten, Banales aus der heimischen Küche. Das ist keine Nachricht und nie wird ein Feinschmecker hier eine Besprechung schreiben, denn es gibt ja nur die Linden, den Kies, die Sonne und eine Luft, die je nach Windrichtung mal gut ist und mal Viehzucht. Nebenan laufen die freilaufenden Hühner herum, und das aufgelassene Erdbeerfeld riecht süss wie die Sünde.
Sehr lang also sitzen wir schon hier und viel wurde getan und gesprochen, manchmal auch getrauert und meist gut gegessen. Man könnte auch sagen, weit ist es nicht mit uns gekommen, und es stimmt auch. Denn sogar der Weg, den ich aus der Stadt nehme, ist immer noch der selbe wie vor 100 Jahren.
Auch die gefährliche Schiffschaukel ist noch da - so manches Familienmitglied ist da schon runtergefallen, aus Unachtsamkeit oder weil es eine Halbe zu viel war.
Passiert ist nie etwas. Wie ohnehin nie etwas wirklich Schlimmes passiert, wenn man hier ist. Das ist so ein Ort, an den man immer kommen kann, sich setzen und keiner behandelt einen schlecht oder komisch. Eier habe ich noch daheim, deshalb kann ich nachher schnell fahren, für die Verdauung. Aber manchmal nehme ich auch Eier mit und dann trödle ich, und hänge Erinnerungen nach, die nicht meine sind, aber zu mir gehören, weil ich halt von denen abstamme, die hier sassen.
donalphons, 21:00h
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