: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 12. August 2015

Der Unsägliche

Ich lese die New York Times und bin meistens angetan. Nicht immer, aber meistens. Ein paar kulturell bedingte Unterschiede lassen sich nicht bestreiten, und dafür ist es auch ein anderes Land. Multi-kulti halt. Die Times hat sich zudem ein paar mal kräftig verrannt, aber ich lese so eine Parteinahme und überlege dann, wie ich es besser machen würde. Meistens ist sie toll.

Ich lese auch die Washington Post. Auch die WaPo hat sehr gute und sauber arbeitende Journalisten, auch die WaPo kann vielschichtig und ausgewogen berichten, und verschiedene Standpunkte darlegen. Aber die WaPo hat auch eine Galerei mit dem Titel "Best Bang for the Buck", wo es um das Preis.Leistungsverhältnis von Handwaffen geht.

Der Guardan ist mir seit den Lügen, die er über Tim Hunt verbreitet und gezielt unterstützt hat, nicht mehr geheuer, aber natürlich arbeiten da in den USA ebenso gute, aufgeklärte Leute.

Und auch in vielen Regionalzeitungen.

Aber auch da finde ich Beiträge, da schüttelt es mich. Das ist alles noch meilenweit entfernt von FOX oder den ganzen Radiopredigten, die viele Leute gern hören. Das ignoriere ich. Ich brauche das nicht und decke mein Bedürfnis an Information bei der NYT.

Wo man überhaupt nicht fassen kann, dass diese Amerikaner immer noch niht Trump abgeschworen haben. Ich kann das übrigens auch nicht fassen. Bei aller auch mir manchmal innewohnender Lust an der Provokation: Nein. Wirklich nicht. Das ist ein unterkomplexes Niveau, auf dem sich wichtige Debatten nie abspielen sollten. Es ist das Niveau von "Best Bang for the Buck", bei dem ich aussteige, und wo für viele offensichtlich ihr Land erst richtig anfängt.

Vom Machismo geprägte Bevölkerungsgruppen. Sich notorisch benachteiligt fühlende Südstaatler. Stand-your-Ground-Fetischisten. Waffennarren. Staathasser. All die Gierigen, die sich maximal selbst verwirklichen wollen. Die ganzen krassen christlichen Sekten. Abtreibungsgegner. Und all die Unzufriedenen, die den letzten Wahlsieg Obamas schon eher schwer machten. Das alles sucht und findet offensichtlich einen unterkomplexen Nenner. Man muss das nicht verstehen, es ist nun mal so wie Best Bang for the Buck. Best Bang for the Vote. Trump sieht nicht gesund aus und vielleicht scheitert er, und alles wird gut. Aber es ist so wie mit dem Iran, wo wir auch immer Geschichten von jungen, engagierten Frauen lesen: Die Realität wird dort von ganz anderen Gruppen bestimmt. Und die nehmen keinerlei Rücksicht auf unsere Erwartungen.

Ich lese auch viel über Geschichte und weiss, dass es zwar insgesamt seit einiger Zeit voran geht, aber der Abstand zwischen den Möglichkeiten und dem, was wirklich getan wird, mist gleich gross bleibt. Insofern, für die Beibehaltung dieses frustrierenden Abstandes, brauchen wir Trump un kriegen ihn vielleicht auch. Es gibt keine Garantie auf Fortschritt nach unseren Vorstellungen. Er spricht einfach Leute an, die die NYT nicht lesen, den Guardian auch nicht und froh sind, dass es eindlich mal jemand wieder so sieht, wie sie es sehen.

Das ist schlimm. Aber ich möchte ohnehin kein Amerikaner sein.

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