: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 21. August 2015

Der Winter wird kommen

Ich habe zu Suhl und Heidenau in der FAZ geschrieben.

Ein Blick auf das Datum verrät, dass sich der August dem Ende zuneigt. Und damit auch der Sommer. Es war ein sehr schöner und heisser Sommer, und die kurzen Berliner Hirne haben längst vergessen, dass demnächst der sibirische Winter kommt.

Nun, ich wohne ja in Bayern, und dort kann es sein, dass auch im Sommer mal Schnee auf den Gipfeln liegt. In den letzten beiden Jahren waren die Winter recht mild, deshalb blühen hier die Rosen so schön, aber wir denken schon dran und wissen genau, dass die kalte Jahreszeit kommt. Deshalb höre ich bei meinen Reisen durch das Land auch, wie momentan der Beginn der kalten Jahreszeit berücksichtigt wird, wenn es um die Unterbringung der Flüchtlinge geht. In meiner Heimatstadt wird jetzt der Bedarf angepasst und man geht davon aus, dass man, wenn es kalt ist, diese Unterkünfte hat.



Wir nehmen übrigens bei einem völlig überhitzten Immobilienmarkt prozentual deutlich mehr Flüchtlinge als das jetzt schon völlig überforderte Berlin auf. Es ist schwierig, es sorgt hier bei uns natürlich auch für weitere Preissteigerungen, weil der freie Markt voller wird: Aber ich habe mit Politikern diverser Parteien gesprochen und sie sind zuversichtlich, dass sie es schaffen. Das ist bei uns auch bei CSU-Mehrheiten ein Thema grosser Koalitionen, anders geht es nicht.

Berlin wird im späteren Winter, im Februar, vermutlich 40.000 Flüchtling irgendwie warm unterbringen müssen. Vielleicht auch etwas mehr, weil die, die jetzt ankommen, nach Berlin weiterreisen. Berlin ist wegen der kompletten Überforderung eher ein Wunschziel als Bundesländer wie Bayern, die hart durchzugreifen drohen - und ja, ich sehe da bei Seehofer auch Strategie. 40.000 ist also, selbst wenn manches nicht dem Sinne der Gesetze entspricht, eine gute Zahl. Die brauchen, da müssen wir nicht reden, ein Dach über dem Kopf, das dem Berliner Winter standhält. Und Hostels fallen oft weg, weil Berlin ein schlechter Zahler ist. Man kann sie auch nicht die ganze Zeit in kleinste Räume sperren, so kalt, wie es in Berlin sein kann.

Eine Stadt, die also jetzt nicht mal in der Lage ist, Flüchtlinge von der Strasse zu bekommen, müsste in drei Monaten Lösungen präsentieren, wie man all diese Leute gut und sinnvoll zentrumsnah - wegen Teilhabe - unterbringt. Wie ich die Aktivisten verstanden habe, ist das doch das Ziel, auch im Hinblick auf Integration. Es ist auch im Hinblick auf die Notunterkünfte wichtig, weil weitere Flüchtlinge kommen werden. Ich sollte vielleicht schon mal ein Hotel buchen, weil das sicher ein galaktisches Thema wird, je nachdem, wie hart der Winter in Berlin ankommt.

Das ist der Grund, warum ich trotz aller Nachteile so gern in Bayern bin. Ja, wir haben die CSU. Aber ich weiss auch, dass in schlechten Zeiten immer noch halbwegs tragbare Lösungen gesucht und gefunden werden, und nicht sofort das Chaos ausbricht, wenn man mal einen Tag weiter denken muss. Und damit meine ich in Berlin nicht nur die Machthabenden, sondern besonders das inkompetente Aktivistenpack, das durch die Piraten und die Grünen und Linken in das AGH un die Bezirke kam, und die mit all dem Wahnsinn des Camps auf dem Oranienplatz und den Zuständen im Görli und in der Eisfabrik und der Cuvry-Brache gut leben konnten. Es sollten ruhig alle das Elend sehen, das lässt sich dann in Aktivismus und Stimmen und Kampagnen ummünzen. Scheiss auf das Romakind, das unter dem Busch lebt, betteln muss und nicht in die Schule kommt - Hauptsache, man kann an ihm aufzeigen, wie grausam die Welt und das System ist, smash capitalism und so. Diese Haltung bekommt in diesem Winter nicht nur ein paar Kinder, sondern seht, sehr viele. Und es wird nicht mit ein paar Einkäufen im Rossmann getan sein. Ich weiss, was für eine enorma Aufgabe das bei uns ist. Mensch ist Mensch. Auch in Berlin.



Meine Idee wären Grossunterkünfte auf dem Görlitzer Park und auf dem Tempelhofer Feld. Das ginge vergleichsweise günstig und effektiv und wäre nahe an den Menschen, die Refugee welcome sagen. Gut, nachher wären natürlich die Flächen weg, aber Opfer müssen wir alle bringen.

Natürlich läst jetzt die Süddeutsche Zeitung angesichts des Berliner Wahnsinns ausgerechnet ihre erfahrnde SJW- und Genderhetzerin Beitzer leitartikeln, dass nun der Bürger gefragt sei. Kann man so sehen: Berliner wollen ihre Stadt als Dienstleisterin, die sich ansonsten mit lästigen Gesetzen und Auflagen raushalten soll, und die damit einhergehende Gewalt und den Dreck und die Wurschtelei nimmt man dafür eben in Kauf. Nur wird es diesmal in Berlin mit Crowdfunding nicht getan sein. Es braucht zigtausend Zimmer, Heizung, und es gibt jede Menge Vorschriften, die zu beachten und umzusetzen und - was für ein Wort - zu kontrollieren wären. Da macht sich so ein Aktivist vermutlich gar keine Vorstellung, aber die Aktiven bei uns kennen das.

Ich will hier niemanden nachher verhöhnen, wenn die ersten Kältetoten gemeldet werden. Ich will nur darauf hinweisen, dass der grosse Notstand hundert Tage entfernt ist und fünf Monate dauern wird. Ich glaube nicht, dass Berlin das schafft. Das wird ein sehr interessantes psychosoziales Experiment. Aber man sollte sich wenigstens klar sein, dass der Winter ein ganz anderes Problem als eine Schlange vor dem LaGeSo ist. Dafür habt Ihr ja mich, Euren verständnisvollen Freund aus Bayern.

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