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Montag, 29. Januar 2018
Ich hatte einen Packen Geld dabei
Trotzdem hat mich in Berlin niemand beraubt. Vor dem Görlitzer Park dachte ich noch, ich sollte vielleicht das Geld wegtun, aber dann kam einer und sprach mich an, wir plauderten etwas, und so vergass ich das und trug so viele Scheine durch den Park, dass ich auch eine ganze Berliner Agentur für eine Woche hätte versorgen können. Aber wie man weiss, ich würde privat alles verbieten, was härter als Assamtee ist.
Die Scheine habe ich fast vollumfänglich wieder mitgebracht, weil, einfach gesagt, die Trödlerszene in Berlin tot ist. Das ist wirklich bitter, bei meinem Hotel war früher ein Auktionshaus mit ständigen Nachverkauf. Die Nachlassgeschäfte in der Flughafenstrasse sind entweder weg oder verrammelt, eines hat exakt die gleiche Auslage wie vor 9 Jahren, als ich das letzte Mal hier war, und die Scheiben wurden jahrelang nicht geputzt. Vielleicht ist im Hinterzimmer immer noch das impressionistische Gemälde von Grasse, das mir damals zu teuer war. Ich habe bei der Nummer angerufen, die an der Tür steht: Es gibt den Anschluss nicht mehr. Es gibt ansonsten Sozialberatung und islamische Hochzeitskleidung.
Die Altberliner Eckkneipe ist dagegen ein linker Szenetreff geworden, die alten Molli-Säufer mit der eher unpassenden Einstellung zu Revolution und Migration von damals sind vermutlich lange verdrängt.
Früher glich Berlin einem Kadaver, den man plündern und ausnehmen kann, und dessen Organe in zivilisierten Gegenden weiter funktionieren - ich habe meine Füsse gerade auf einem Berliner Perserteppich, der damals für 10 Euro verschleudert wurde, und der seit 10 Jahren am Tegernsee meine Füsse wärmt. Ich kenne ein paar Händler über ebay, die nur noch über das Netz verkaufen, weil sich Läden in Berlin nicht mehr lohnen. Die leicht steigenden Einkommen gehen vor allem, vermute ich, in die Mieten und die laufenden Kosten der neuen digitalen Lebensstile, Döner kostet jetzt hier auch 3 Euro, in meiner Zeit lag der Preis zwischen 99 Cent und 1,50. In dem Schnellrestaurant, in dem ich mal einem Jungen einen ausgab, sitzt ein junger Deutscher mit Mütze, beugt sich über den Tisch, stopft seinen Döner in den Mund und hat sein Smartphone hinter dem Teller an eine Packung Zigaretten gelehnt, und betrachtet es kauend. Das ist kein Ort für die prachtvollen Chinalackmöbel. die es hier früher einmal gab. Ich hin also fast erwerbslos nach Hause gekommen.
Nur ein Laden hatte offen, und der hatte einen Wäschekorb mit Porzellan vor der Tür, und darin war das kleine Blumenkind aus Volksstedt. Für 1 Euro, und so haben meine Kronacher Gärtner Nachwuchs bekommen.
Eine cisheterosexuelle, patriarchalische Kleinfamilie ist heute im Eingangsbereich ja schon fast eine revolutionäre Grosstat wider den Zeitgeist. Nicht dsss ich das für mich will. Aber jetzt sind sie halt da.
Die Scheine habe ich fast vollumfänglich wieder mitgebracht, weil, einfach gesagt, die Trödlerszene in Berlin tot ist. Das ist wirklich bitter, bei meinem Hotel war früher ein Auktionshaus mit ständigen Nachverkauf. Die Nachlassgeschäfte in der Flughafenstrasse sind entweder weg oder verrammelt, eines hat exakt die gleiche Auslage wie vor 9 Jahren, als ich das letzte Mal hier war, und die Scheiben wurden jahrelang nicht geputzt. Vielleicht ist im Hinterzimmer immer noch das impressionistische Gemälde von Grasse, das mir damals zu teuer war. Ich habe bei der Nummer angerufen, die an der Tür steht: Es gibt den Anschluss nicht mehr. Es gibt ansonsten Sozialberatung und islamische Hochzeitskleidung.
Die Altberliner Eckkneipe ist dagegen ein linker Szenetreff geworden, die alten Molli-Säufer mit der eher unpassenden Einstellung zu Revolution und Migration von damals sind vermutlich lange verdrängt.
Früher glich Berlin einem Kadaver, den man plündern und ausnehmen kann, und dessen Organe in zivilisierten Gegenden weiter funktionieren - ich habe meine Füsse gerade auf einem Berliner Perserteppich, der damals für 10 Euro verschleudert wurde, und der seit 10 Jahren am Tegernsee meine Füsse wärmt. Ich kenne ein paar Händler über ebay, die nur noch über das Netz verkaufen, weil sich Läden in Berlin nicht mehr lohnen. Die leicht steigenden Einkommen gehen vor allem, vermute ich, in die Mieten und die laufenden Kosten der neuen digitalen Lebensstile, Döner kostet jetzt hier auch 3 Euro, in meiner Zeit lag der Preis zwischen 99 Cent und 1,50. In dem Schnellrestaurant, in dem ich mal einem Jungen einen ausgab, sitzt ein junger Deutscher mit Mütze, beugt sich über den Tisch, stopft seinen Döner in den Mund und hat sein Smartphone hinter dem Teller an eine Packung Zigaretten gelehnt, und betrachtet es kauend. Das ist kein Ort für die prachtvollen Chinalackmöbel. die es hier früher einmal gab. Ich hin also fast erwerbslos nach Hause gekommen.
Nur ein Laden hatte offen, und der hatte einen Wäschekorb mit Porzellan vor der Tür, und darin war das kleine Blumenkind aus Volksstedt. Für 1 Euro, und so haben meine Kronacher Gärtner Nachwuchs bekommen.
Eine cisheterosexuelle, patriarchalische Kleinfamilie ist heute im Eingangsbereich ja schon fast eine revolutionäre Grosstat wider den Zeitgeist. Nicht dsss ich das für mich will. Aber jetzt sind sie halt da.
donalphons, 10:05h
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