: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 3. September 2018

Ja, gnä Frau

ich täte das ja nicht ansprechen, hätten Sie mich nicht auch angesprochen, ohne dass wir uns vorgestellt wurden, aber als ich diesen Faden hier ( 1 , 2 , 3 ) gesehen habe, inmitten einer Spamkampagne gegen mein Blog, an der Sie sich möglicherweise im Gefolge von Florian Klenk vom Falter auch beteiligt haben - der ist möglicherweise noch stinkig, weil ich über einen Ausrutscher seiner Mitarbeiterin Sprengnagel berichtet habe - also jedenfalls, ich habe das gelesen und musste lächeln. Denn Ihre Beobachtung ist richtig. Man zieht sich wirklich zurück. Kurz vor Ihren Einlassungen, als wäre es bestellt, beteiligten sich auch zwei Leute an der Spammerei, für die ich mich mal bei der FAZ sehr eingesetzt habe.

Man zieht sich nicht wirklich zurück von den Vorstellungen, dass man anderen helfen sollte, die vielleicht weniger Glück haben. Man denkt nur nach und überlegt sich aufgrund der gemachten Erfahrungen, bei wem das eine gute Sache werden kann, und bei wem man das ganze Bohei lieber in Callgirls, Drogen, Glücksspiel oder einfach nur in einen Häcksler investiert, durch den man das Geld dreht. Das alles ist weitaus, wirklich weitaus spassiger als Leuten aus der Patsche zu helfen, die sich dann öffentlich freuen, wenn man Probleme hat. Das sind alles so Erfahrungen der letzten 4 bis 7 Jahre, wobei es in den letzten 3 Jahren besondern deutlich wurde. Man selektiert deshalb. Man wählt aus. Man sagt sich oft "Das mache ich", schläft dann eine Nacht drüber und sagt sich dann: Moment. Damit bin ich schon mal reingefallen.



Dazu kommt oft noch so ein ganz unangenehmer Zug, wenn es um Geld geht - ich kann das aus der Situation heraus verstehen, aber daran reibt es dann immer. Beim Helfen wird man eingepresst zwischen Erwartungen und Möglichkeiten, und ich wurde öfters mit enormen Erwartungen konfrontiert. Speziell von Leuten, die wenig geleistet haben und selbst Null Solidarität einbrachten. Es war extrem peinlich, wenn nicht die Chancen, sondern nur die Profite gesehen wurden, aus dem Gefühl heraus, das stehe ihnen jetzt einfach zu, und sie hätten ein Recht auf Drama, wenn es mal nicht so läuft wie erwartet. Und dann tut man es halt nicht. Man wird ziemlich immun gegen einen gewissen Frauentyp, der es einfach verlangt, gefördert zu werden, um dann über einen hinweg zu schreiten. Da knackst es dann auch immer, denn das Vorankommen soll natürlich nicht einem Mann zu verdanken sein, sondern den eigenen Fähigkeiten. Es gibt eine BR-Journalisten aus dem religiösen Umfeld, die von allen möglichen Männern gefördert wurde, und jetzt über alte, weisse Männer herzieht. Es ist herzig. Man sieht das und man lernt und man wird schlauer. An der Stelle, an der Frauen Brücken verbrennen, machen Männer übrigens ihre Netzwerke.

Andere wie den Politiker Peter Pilz, den ich aus meinen eigenen Erfahrungen heraus sofort glaube, dass er zumindest im Falle seiner karrierebewussten Mitarbeiterin in eine Falle getappt ist, sieht man fallen, und ist heilfroh, in der Hinsicht keinen Fehler gemacht zu haben. Das Nichttun ist extrem bequem, ich habe es mir in Varese gedacht, wohin ich ganz allein gefahren bin, obwohl es genug andere Optionen gab. Was hätte man da nicht alles tun können, vor 9 Jahren wäre ich sicher nicht allein gefahren, ich hätte mir Gedanken gemacht, was man hätte abgeben können... heute mache ich das selbst, und wenn ich helfe, dann diskret und langfristig. Man ist nicht mehr so impulsiv. Man schaut erst mal zu. in vielen Fällen erledigt sich dabei die Causa von allein, und später ist man heilfroh, wenn der Aufstieg und oft genug auch der Fall andernorts stattfindet. Das ist weder frauen- noch menschenfeindlich, es belässt nur manche länger als erwartet in weniger schönen Situationen und Büros, und wenn dann genau dieses Gemaule kommt, so von wegen struktureller Benachteiligung und das grosse Patriarchat ist schuld, dass sie allein nicht schneller an die Fleischtöpfe kommt, weiss man: Es war richtig, es nicht zu tun.



Ich hätte also genau diese Tweets nicht abgesetzt, denn sie erzählen von grossen Erwartungen, hohen Ansprüchen und einer Illoyalität, die sich aus dem Gefühl speist, man hätte das eh verdient und sei niemand zu Dank verpflichtet, ja, man könnte den Unterlegenen dann auch ein Vae Victis entgegen schleudern. Schreiben Sie mal lieber weiter bei Vice über toxische Männlichkeit, solange das noch zieht, kommunizieren Sie offen, worauf Sie meinen Anspruch zu haben. Irgendwelche Milchbubis werden schon alles geben, weil sie glauben, damit etwas Gutes und Richtiges zu tun. Wohl dem, der sich das leisten kann.

Verlässliche Partner sind natürlich immer willkommen, für die Benutzung dagegen wird man nicht zu alt, sondern einfach zu klug.

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