: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 22. Juli 2014

Down in Gaza

Es fing an mit diesem Springerbeitrag, ob man denn mit der Kopfbedevkung osteuropäischer Juden noch auf die Strasse gehen könnte. Ergebnis war natürlich alarmierend. Das ist immer so, solche Beiträge leben von der Aufgeregtheit und wären keine Nachricht, wenn es kein Problem wäre. Fakt ist aber auch, dass da natürlich alle immer schauen, was ein Grund ist, warum die meisten eher geltungssüchtige Arier oder eben Pressefuzzis sind, aber nicht die, die das angeblich immer tragen (ich weiss gar nicht, wo meine ist).



Wie auch immer: Die Leute vergessen schnell. Es gab in den letzten 20 Jahren auch noch zwei Intifadas, eine weitere Aktion im Gaza und einen Krieg gegen die Hisbollah. Und dazwischen etliche kleinere heisse Konfliktmomente. Und dann kocht das alles eben auch bei uns wieder hoch, Jedes mal auf's Neue. Gefühlt würde ich sagen, dass sich das alles im Moment doch deutlich im Rahmen hält; die zweite Intifada sorgte noch für ein erheblich unfreundlicheres Klima hier in Europa. Da war hier richtige Frontstimmung. Übel ist es in Frankreich, aber dort gibt es nun mal traditionell heftigere innenpolitische Konflikte.

Heute trifft dieses Konfliktpotenzial nur auf erheblich sichtbarere jüdische oder besonders in Berlin pseudojüdische Einrichtungen. Dass Linke, Grüne und Piraten im Moment leichte Probleme haben, klare Aussagen zu treffen, liegt mehr an ihrer eigenen Ideologie, denn an dem, was da unten vor sich geht. Pardon, ich verfalle wieder in den alten Ton, da unten sagen alle "down in Gaza". Ein paar Leute werden jetzt entdecken, dass sie mit dem Thilo Jung jemanden vie Krautreporter finanziert haben, der nicht nur jung und naiv ist, sondern auch so eine Art milder Ken-FM-Aufguss, wenn es um diese Frage geht. Und natürlich vollkommen ahnungslos.



Nicht ahnungslos, aber mehr so auf Verdacht kam ich an dieses Stück, und das wird noch ein schönes Stück Arbeit. Soll ich statt der bayerischen Rauten vielleicht einen Davidstern daran pinseln und schauen, ob mich bei den Austrofaschisten einer vom Rad holt?

Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr: Das wenige Wissen, die kurze Denke, das schnelle Vergessen. Es ist ja nicht so, dass es da unten wieder einen Krieg gibt; beide Parteien haben den Krieg einfach wieder zwei Stufen nach oben geschaltet. Jede Partei hat dabei ihr Kalkül, jede Seite geht so zynisch mit Menschen um, wie es nun mal für sie typisch ist. Es sind die üblichen Lektionen des Häuserkampfes, das wird nicht lang dauern, und dann wird man hier wieder vergessen, wie immer.



Antworten habe ich natürlich auch nicht. Ich bin nur angewidert von den Schramms dieser Welt, die auf dem Grauen versuchen, ihre arisch-ideologischen Kriege auszuführen. Man sollte schweigen und trauern und hoffen, aber eine Lösung wird es kaum gehen. Ich mein, im Irak leben 1300 Jahre alte Konflikte wieder auf, es werden Kalifate errichten und die eigenen Leute umgebracht: Ich glaube, man wird sich irgendwann so den Hussein zurückwünschen, wie man sich vielleicht teilweise schon den Arafat wieder wünscht. Oder eben den berechenbaren Breschnew, der seinen Unsinn irgendwo in Afghanistan treibt, wo wir oft auch nichts anderes getan haben, als die Israelis im Gaza.

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Montag, 21. Juli 2014

Zwischen Obermenzing und Pasing

Ich bin in die falsche S-Bahn gestiegen, und als ich dann in Obermenzing war, wurde mir klar: Das ist nicht Pasing. Zum Glück gibt es ja Tafeln, ansonsten sieht München im Regen überall gleich aus. Eine groteske ansammlung von halbfertigen Wohnprojekten und Kränen. Kann keiner sagen, dass man für das Wachstum nicht baut. Kann aber auch keiner sagen, wer das alles bezahlen soll. Draussen in Miesbach wird das beworben, da gibt es in jedem Baumarkt inzwischen Werbezeitschrften. Platz für alle, sofern sie das finanziell schultern können. Irgendwo müssen bei diesem spiel Verlierer sein, selbst wenn sich jeder als Sieger sieht.

Kaufen - würde ich da nichts. Ich traue der modernen Baukunst nicht, das sind die gleichen Methoden, die man in den 90ern bei Ostimmobilien sah. Ausserdem ist München wirklich nicht schöner geworden, das Wachstum erscheint mir ungesund, und als ich zurückfahre, erkenne ich, wer am Bahnsteig in die BOB gehört, und wer auf der Stammstrecke fahren wird: Hier, im Mobilitätstrakt der Stadt, scheiden sich die, die raus wollen. Und jene, denen es doch eigentlich gut geht, und die zufrieden sein müssten, trotz der Enge.



Und alle schauen sie auf ihre Mobiltelefone.

Das Startup, das vor 10 Jahren mit dem Geld des Old Economy Dads das Ebay der Mobilität werden sollte, ist eine grössere Pleite geworden, weil die Technik nicht schnell genug den Markt durchdrungen hat. Aber was sich jener unsichere, zu laute und zu hektische Typ da ausgedacht hat an Möglichkeiten, das kassieren jetzt Facebook, Amazon, okcupid und die NSA mobil ein. Überall diese kleinen, leuchtenden Rechtecke als Tore zu einer besseren Welt, in der alles Verlangen gestillt und die einsamkeit überwunden wird, während draussen der Regen entlamg der unfertigen Mauern in den Schotterboden der Stadt tropft.

Früher war, im Vergleich, übrigens gar nicht so schlecht. Früher war sogar richtig fein, und man kann das auch erleben, wenn man nicht zum Kocherlball geht, bei dem ich mich ja wundere, warum der nicht jede Woche stattfindet, diese Realleben-Frühfeier für jene, die an eine gute, alte Zeit glauben möchten. Bei uns dahein ist das die Schaukel in der Schwaige, und über die habe ich in der FAZ und im Kommentarblog zusammen mit der NSA geschrieben. Auch als ich dort die Bilder machte, hat es immer wieder mal geregnet. Aber dort ist alles fertig und war schon so, seit sich meine Grossmutter erinnern konnte.

Bei Regen ist der Tegernsee auch nicht wirklich schön, aber da fühle ich mich hinter meiner Glaswand daheim, und auf der Anlage tröpfelt dazu Brandt Brauer Frick.

Die Respektlosigkeit auf Bahnsteigen ist für mich schwer zu ertragen.

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Donnerstag, 17. Juli 2014

Team Lübberding

In den letzten Tagen ist in einer fernen Welt so einiges passiert, ein FAZ-Autor hat von der Gossenpresse üble Anschuldigungen erhalten, weil er die strunzdumme Inszenierung von Gauchos auf Hitlers Via Triumphalis in Berlin nicht so toll fand. Ich weiss nicht, ob solche kollektiven Aufhetzungen völkisch erregbarer Dreckschreiber eine Übung für Schlimmeres sind - aber ich wohne ja am Tegernsee und von da aus sieht man das Treiben der Unterschichten deutlich entspannter, sei es nun in der FAZ oder im angemehmen Kommentarblog, denn sie sind ja nicht nur unten, sie bleiben es auch.

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Mittwoch, 16. Juli 2014

Wollen Sie vielleicht? Nein, eher nicht.

Vielleicht liegt es ja an diesem Spiegel-Beitrag, der sich Halbgares aus den Fingern zuzelt und so tut, als wäre der Autor in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht, und könnte abschätzen, wie es weiter geht. Tatsächlich jedoch ist der Ort, an dem ich arbeite, einerseits komplex, wenn es um Frankfurt geht, und andererseits immer der gleiche und wird es auch bleiben: Die Aussenstelle Tegernsee.



Jedenfalls weiss man nichts genaues und ich werde alles tun, dass es genau so bleibt; aber so wirklich einschätzen kann ich auch nicht, wie diese zarten Anfragen da gemeint sind: Wollen die ins Gespräch kommen, damit ich Informationen liefere, die ich nicht habe und auch gar nicht haben will, oder sind das dezente Ausdrucksformen einer Bereitschaft, im Falle eines Falles eine Alternative zu bieten?

Den Medien geht es dreckig, keine Frage, sonst würde man jetzt mehr über Übernahmen hören. In der aktuellen Lage, trotz all der lauten Gerüchte, ist das aktuelle Konstrukt stabil und immer noch die beste aller möglichen Welten im Vergleich zu den schwankenden Planken, die andere anzubieten haben. Ich sehe auch nicht, warum sich daran etwas ändern sollte. Moderne Berufe verlangen nach Flexibilität, aber ich bin so wanderungsbereit wie der See, nämlich gar nicht, und so gäbe es noch nicht mal mich im Angebot, sondern halt nur eine Aussenstelle in einer Region ohne echte Nachrichten.

Ich sehe das gerade an einer Frau, die von München einen deutlichen Seriositätssprung nach Hamburg gemacht hat: Gutes Haus, vermutlich gute Bezahlung, aber dauernd klingt dieses Gefühl der Heimatlosigkeit durch, nichts passt so richtig und es ist hart, so hart, dort anzukommen. Viele beklagen ja diese spezielle bayerische Art der Kumpanei, und ja, nur 100 Meter von dem Bild entfernt war genau so ein jungdynamisches Erfolgspaar, dass man schreiend weglaufen will, genau diese Z4-ChiChi-Prada-MiddleManagement-RiemerBürohochhaus-Funktionskaste, die etwas geschafft hat und es sich raushängen lässt: Das ist nicht immer schön, wenn es sich ohabisch macht, auf der Suche nach dem bösten Bührgarten der Region. Aber die hat man überall und woanders fehlt ein wenig die Wärme, an die man sich schneller als an diese kühle Distanz gewöhnt, im Norden, an jenem Medienstandort.



Ich schaue mit diese Abwanderungschmerzen der Betroffenen an und den See, und es bleibt halt, wie es ist. Ich weiss nichts über Frankfurt und das reicht mir, solange ich weiss, dass es genau hier weiter geht. Ich fremdle gerade etwas mit dem Internet, das sehe man mir nach, ich habe viel eigenes zu tun und ausserdem rufen die Berge. Ich bleibe wohl noch eine Weile hier und was kommt, wird man sehen. Es wird aber immer so aussehen, und das finde ich gut.

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Montag, 14. Juli 2014

La Crisi

Naja, könnte man sagen, diese bayerische Bank da gehört doch ohnehin der Unicredit, die ist italienisch und damit ist es auch ein italienisches Problem,. wenn neue, pikante Details zu den Cum-Ex-Geschäften der Hypo-Vereinsbank auftauchen.

Nun ist es aber im Gegensatz zu Derivaten, die man nicht versteht, bei Cum-Ex ganz anders: Dass der Staat Steuern erstattet, die nicht abgeführt wurden, ist da recht offensichtlich und dass das nicht legal sein kann, eigentlich auch. Und so ist dieser Fall ein zarter Hinweis darauf, was in den Banken üblich war. Und wie wenig da aufgearbeitet ist. Man macht halt, was Geld bringt, solange nur jemand sagt, das ist in Ordnung so.

Was mir Bauchschmerzen macht, sind vor diesem Hintergrund die gelockerten Bilanzierungsregeln in der EU - auch da geht jetzt legal mehr als früher. Das heisst nicht, dass die Banken früher sauber gearbeitet haben, sondern nur, dass sie noch immer zu Mitteln greifen können, deren Folgen man gerade in Portugal sieht - schwupps, ist wieder eine Bank am Zusammenbrechen. Denn irgendwann helfen auch all die schönen Tricks und die Geldschwemme nicht mehr, und das Vertrauen im krisengeschüttelten Portugal ist nicht so leichtsinnig wie hierzulande. Und wer weiss schon, was jenseits all der gelockerten Regeln in den Grauzonen sonst noch passiert. Jedenfalls, Bankenzusammenbrüche sollte es in der EU nicht mehr geben, hat man uns versprochen.

Bei der HVB bekommt man jetzt mal wieder einen kleinen Einblick, wie das funktionieren kann, wie Bedenken beseitigt und kurzfristige Gewinne generiert werden. In Italien herrscht immer noch die Krise, da kann keiner wollen, dass mal eben eine Bank zusammenkracht, also wird da nicht genau hingeschaut, und das alles gärt und brodelt unter der schönen Oberfläche weiter. Ist ja weit weg, das alles, Cum-Ex betrifft uns nicht und ausserdem haben wir ja was zu feiern. Und so sollte man sich halt nicht wundern, wenn das alles so weiter geht, wie gehabt, geraubt und genommen.

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Freitag, 11. Juli 2014

Arbeiten im Extrem

Als Kind war Baden noch einfach. Heute ist es Arbeit, denn ich habe trotz all meiner Vorurteile tatsächlich eine Firma aufgesucht, die eine Frauenquote von 90% hat. Und es war gar nicht so schlimm und stutenbissig, wie ich exklusiv in der FAZ unter Exklusion des Kommentarblogs berichte.

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Mittwoch, 9. Juli 2014

Weiteres

Ich war in Frankfurt.



Es ist seltsam, das so zu schreiben, denn früher habe ich das oft unter den Tisch fallen lassen. Ich war halt dort und habe geregelt und besprochen, was auf der lockeren Tagesordnung stand. Das hat sich immer einfach so gefügt, von ein paar Ausnahmen wie dem Blogrelaunch einmal abgesehen. Aber normalerweise war das halt etwas, das dort in einem Raum stattfand, und sonst nirgends. Es ist ein vollkommen undokumentierter Teil meines Lebens.

Ich möchte es eigentlich weiter so halten und nur das sagen, was von Belang ist:

Es geht einvernehmlich weiter mit der Arbeit für die FAZ - auch wenn ich mir das vor einem Monat wie so vieles andere angesichts der Umstände nie hätte vorstellen können. Es muss weitergehen. Es war oft - fordernd, und das ist es jetzt wieder gewesen. Sehr. Einfach wegen der inneren Überwindung. Aber es hilft ja nichts. Man muss sich überwinden, und ich hatte eine gute Vivaldi-CD dabei.

Ansonsten kam Post.



Man hat sich in Frankfurt auch immer wieder gesagt, wo die Defizite erkennbar sind. Mein Defizit ist die Lethargie, aus der mich die Bloggerei etwas gerissen hat, aber halt nicht genug, um das zu tun, was man von uns eigentlich auch erwartet: Dass wir uns ab und zu auch draussen jenseits der Zeitung beweisen. Da gab es die Überzeugung, da würde noch mehr gehen und das sollte auch gemacht werden. In dieser kleinen Welt des Feuilletons muss man eben auch manchmal mehr schreiben, auch zum höheren Ruhme der Zeitung, und man sah 2014 wieder in Klagenfurt, was man besser nicht macht.

Ich bin also auf der Jagd nach Anregungen und Reizen und Texten in diesem gelassenen, ruhigen Stil einer Epoche, als nichts Performance und Leistung sein musste, als die Braten fett und die Menschen noch erheblich runder waren. Es gibt Bergschönheiten und Zufriedenheit jenseits des Volkstümlichen, darum soll es gehen und dass man am Ende so zufrieden ist, dass man einfach ins Bett geht und einen schönen Tag hatte. Das ist leider überhaupt nicht wenig, das hat sich radikal verändert, und zumindest ein klein wenig muss das neu erfunden werden.



Und so - aus der Zeit gefallen - soll es auch aussehen. Es soll aussehen wie ein altes Buch, das jemand vergessen hat, als er sich nach einem anderen Buch umsah, oder so, als habe der Buchhändler zufällig noch eine alte Kiste im Speicher gefunden, und deren Inhalt jetzt ausgelegt hat, aus Freude am Schönen. Pötzelberger Meran sollte der Verlag heissen, einfach weil es so schön klingt - der Wanderführer kommt aus diesem Hause - aber natürlich gibt es den Laden nicht mehr, und auch der Verlag ist Geschichte.

Aber was die einen niederreissen, kann der andere vielleicht wieder erschaffen, oder wenigstens zeigen, was auch sein könnte. Jenseits der Konventionen, allein am Berg mit einem Ziel und einem Verlangen, nämlich dem, allem zu entgehen, was Frankfurt bedeutet.

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Sonntag, 6. Juli 2014

Schlimmer als die Mohrenlampe

ist vermutlich das Wórt "Neger", aber mei, trotzdem ist es im Beitrag über die linksradikale Unterstützerszene der Flüchtlinge und das Versagen der Gtünen gleich in der Überschrift, bei der FAZ und natürlich auch im Kommentarblog. Mohrenlampen dann ein andermal<.

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