Zwischen Obermenzing und Pasing
Ich bin in die falsche S-Bahn gestiegen, und als ich dann in Obermenzing war, wurde mir klar: Das ist nicht Pasing. Zum Glück gibt es ja Tafeln, ansonsten sieht München im Regen überall gleich aus. Eine groteske ansammlung von halbfertigen Wohnprojekten und Kränen. Kann keiner sagen, dass man für das Wachstum nicht baut. Kann aber auch keiner sagen, wer das alles bezahlen soll. Draussen in Miesbach wird das beworben, da gibt es in jedem Baumarkt inzwischen Werbezeitschrften. Platz für alle, sofern sie das finanziell schultern können. Irgendwo müssen bei diesem spiel Verlierer sein, selbst wenn sich jeder als Sieger sieht.
Kaufen - würde ich da nichts. Ich traue der modernen Baukunst nicht, das sind die gleichen Methoden, die man in den 90ern bei Ostimmobilien sah. Ausserdem ist München wirklich nicht schöner geworden, das Wachstum erscheint mir ungesund, und als ich zurückfahre, erkenne ich, wer am Bahnsteig in die BOB gehört, und wer auf der Stammstrecke fahren wird: Hier, im Mobilitätstrakt der Stadt, scheiden sich die, die raus wollen. Und jene, denen es doch eigentlich gut geht, und die zufrieden sein müssten, trotz der Enge.
Und alle schauen sie auf ihre Mobiltelefone.
Das Startup, das vor 10 Jahren mit dem Geld des Old Economy Dads das Ebay der Mobilität werden sollte, ist eine grössere Pleite geworden, weil die Technik nicht schnell genug den Markt durchdrungen hat. Aber was sich jener unsichere, zu laute und zu hektische Typ da ausgedacht hat an Möglichkeiten, das kassieren jetzt Facebook, Amazon, okcupid und die NSA mobil ein. Überall diese kleinen, leuchtenden Rechtecke als Tore zu einer besseren Welt, in der alles Verlangen gestillt und die einsamkeit überwunden wird, während draussen der Regen entlamg der unfertigen Mauern in den Schotterboden der Stadt tropft.
Früher war, im Vergleich, übrigens gar nicht so schlecht. Früher war sogar richtig fein, und man kann das auch erleben, wenn man nicht zum Kocherlball geht, bei dem ich mich ja wundere, warum der nicht jede Woche stattfindet, diese Realleben-Frühfeier für jene, die an eine gute, alte Zeit glauben möchten. Bei uns dahein ist das die Schaukel in der Schwaige, und über die habe ich in der FAZ und im Kommentarblog zusammen mit der NSA geschrieben. Auch als ich dort die Bilder machte, hat es immer wieder mal geregnet. Aber dort ist alles fertig und war schon so, seit sich meine Grossmutter erinnern konnte.
Bei Regen ist der Tegernsee auch nicht wirklich schön, aber da fühle ich mich hinter meiner Glaswand daheim, und auf der Anlage tröpfelt dazu Brandt Brauer Frick.
Die Respektlosigkeit auf Bahnsteigen ist für mich schwer zu ertragen.
Kaufen - würde ich da nichts. Ich traue der modernen Baukunst nicht, das sind die gleichen Methoden, die man in den 90ern bei Ostimmobilien sah. Ausserdem ist München wirklich nicht schöner geworden, das Wachstum erscheint mir ungesund, und als ich zurückfahre, erkenne ich, wer am Bahnsteig in die BOB gehört, und wer auf der Stammstrecke fahren wird: Hier, im Mobilitätstrakt der Stadt, scheiden sich die, die raus wollen. Und jene, denen es doch eigentlich gut geht, und die zufrieden sein müssten, trotz der Enge.
Und alle schauen sie auf ihre Mobiltelefone.
Das Startup, das vor 10 Jahren mit dem Geld des Old Economy Dads das Ebay der Mobilität werden sollte, ist eine grössere Pleite geworden, weil die Technik nicht schnell genug den Markt durchdrungen hat. Aber was sich jener unsichere, zu laute und zu hektische Typ da ausgedacht hat an Möglichkeiten, das kassieren jetzt Facebook, Amazon, okcupid und die NSA mobil ein. Überall diese kleinen, leuchtenden Rechtecke als Tore zu einer besseren Welt, in der alles Verlangen gestillt und die einsamkeit überwunden wird, während draussen der Regen entlamg der unfertigen Mauern in den Schotterboden der Stadt tropft.
Früher war, im Vergleich, übrigens gar nicht so schlecht. Früher war sogar richtig fein, und man kann das auch erleben, wenn man nicht zum Kocherlball geht, bei dem ich mich ja wundere, warum der nicht jede Woche stattfindet, diese Realleben-Frühfeier für jene, die an eine gute, alte Zeit glauben möchten. Bei uns dahein ist das die Schaukel in der Schwaige, und über die habe ich in der FAZ und im Kommentarblog zusammen mit der NSA geschrieben. Auch als ich dort die Bilder machte, hat es immer wieder mal geregnet. Aber dort ist alles fertig und war schon so, seit sich meine Grossmutter erinnern konnte.
Bei Regen ist der Tegernsee auch nicht wirklich schön, aber da fühle ich mich hinter meiner Glaswand daheim, und auf der Anlage tröpfelt dazu Brandt Brauer Frick.
Die Respektlosigkeit auf Bahnsteigen ist für mich schwer zu ertragen.
donalphons, 20:23h
Montag, 21. Juli 2014, 20:23, von donalphons |
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pade,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:27
Ich fände in dem speziellen Fall keine musikalische Umrahmung vorteilhafter.
Regen, der ans Fenster tropft, ist allemal rhythmisch.
[verzeihen Sie bitte meinen romantischen Moment]
Regen, der ans Fenster tropft, ist allemal rhythmisch.
[verzeihen Sie bitte meinen romantischen Moment]
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greenbowlerhat,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 16:38
Sturm und Starkregen draußen, während man selbst im trochenen warmen Bettchen liegt, oder auf dem Sofa was liest - ist doch großartig!
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colorcraze,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 17:00
Jaaa! Im Trockenen sitzen, warm mit einem Täßchen Tee, und den Regen mal stärker, mal schwächer tropfen hören und dann womöglich noch ein spektakulärer Blitz zum angucken - das ist doch was Feines!
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keiner original,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 18:23
28-30°, Sonne, ab und zu ein gnädigs Wölkchen für ein paar Minuten. Seit Tagen. Stöhn...
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greenbowlerhat,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 19:47
Gegen Hitze gibts doch was von Ratzioschwarm:
http://www.youtube.com/watch?v=3u2N2Dp3-I0
Die Sumactic-CD, von der das stammt, ist übrigens generell zu empfehlen - NDW neu interpretiert. Es widerstrebt mir ein wenig, das Ganze mit "man fühlt sich wieder jung" zu umschreiben, aber es ist schon ein wenig so.
http://www.youtube.com/watch?v=3u2N2Dp3-I0
Die Sumactic-CD, von der das stammt, ist übrigens generell zu empfehlen - NDW neu interpretiert. Es widerstrebt mir ein wenig, das Ganze mit "man fühlt sich wieder jung" zu umschreiben, aber es ist schon ein wenig so.
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keiner original,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 20:40
Judubb geht hier nicht mehr, seit google irgendwelche klebrigen Finger in mein Netzwerk schieben will... und flashplayer habsch auch keinen mehr... hätten sie was von vimeo? ;-)
...aber aus meinem Keller klingt gerade ein ganz frisches, knackiges Impromtu (mit nur ganz wenigen Fehlern :-) ) an mein doch schon recht müdes Ohr...
...aber aus meinem Keller klingt gerade ein ganz frisches, knackiges Impromtu (mit nur ganz wenigen Fehlern :-) ) an mein doch schon recht müdes Ohr...
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colorcraze,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 21:38
Wir haben ja jetzt Opernsänger im Haus.
Bis heute morgen war ich mir nicht 100% sicher, ob es nicht doch bloß eine Anlage ist, die schallt.
Aber heut morgen haben sie gehustet während dem Schnörkeln. Ist also wirklich echt.
Höhö.
Meine gute Umgebung, ätsch.
Bis heute morgen war ich mir nicht 100% sicher, ob es nicht doch bloß eine Anlage ist, die schallt.
Aber heut morgen haben sie gehustet während dem Schnörkeln. Ist also wirklich echt.
Höhö.
Meine gute Umgebung, ätsch.
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kdm,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:32
"Früher war, im Vergleich, übrigens gar nicht so schlecht.
.
Hm, womöglich liegt das daran, dass der eigene Kopf nur die positiven Dinge im engen & kurzen eigenen Leben erinnert, die pösen eher nicht. Und das ist auch gut so.
"Gar nicht so schlecht": 1938 bis '45? 1914-'18? der Dreißigjährige Krieg? die Kreuzzüge? das recht kurze Leben in Sümpfen, Höhlen und Bäumen? in steter Angst vor dem benachbarten Stamm und dem Säbelzahntiger...
Der von Ihnen an dieser Stelle einst empfohlene Baldassare Castiglione, dessen "Hofmann" ich daraufhin gerne gelesen habe, sagt bereits vor fünfhundert Jahren zu denen (also zu den Älteren), die in jeder Generation meinen, "früher wäre es besser":
"...wenn die Welt in der Tat von Tag zu Tag schlechter würde, und die Väter immer besser wären als die Söhne, müssten wir schon längst an einem Punkt des Tiefstands angekommen sein, wo es keine Verschlimmerung mehr gäbe."
Gerhard Henschel vertiefte das 500 Jahre später in seinem "Menetekel", indem er zig Beispielen aus den letzten 300o (oder waren's 6000?) Jahren zitiert, die jeweils die "jetzige" Zeit als "schlimmer gehts nicht" apostrophierten und auf das viel bessere "früher" verwiesen. Wäre das alles so, lebten wir heute längst in der Hölle.
.
Aber sicher was das "Früher war's gar nicht so schlecht" ironisch gemeint. Ganz sicher.
.
Hm, womöglich liegt das daran, dass der eigene Kopf nur die positiven Dinge im engen & kurzen eigenen Leben erinnert, die pösen eher nicht. Und das ist auch gut so.
"Gar nicht so schlecht": 1938 bis '45? 1914-'18? der Dreißigjährige Krieg? die Kreuzzüge? das recht kurze Leben in Sümpfen, Höhlen und Bäumen? in steter Angst vor dem benachbarten Stamm und dem Säbelzahntiger...
Der von Ihnen an dieser Stelle einst empfohlene Baldassare Castiglione, dessen "Hofmann" ich daraufhin gerne gelesen habe, sagt bereits vor fünfhundert Jahren zu denen (also zu den Älteren), die in jeder Generation meinen, "früher wäre es besser":
"...wenn die Welt in der Tat von Tag zu Tag schlechter würde, und die Väter immer besser wären als die Söhne, müssten wir schon längst an einem Punkt des Tiefstands angekommen sein, wo es keine Verschlimmerung mehr gäbe."
Gerhard Henschel vertiefte das 500 Jahre später in seinem "Menetekel", indem er zig Beispielen aus den letzten 300o (oder waren's 6000?) Jahren zitiert, die jeweils die "jetzige" Zeit als "schlimmer gehts nicht" apostrophierten und auf das viel bessere "früher" verwiesen. Wäre das alles so, lebten wir heute längst in der Hölle.
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Aber sicher was das "Früher war's gar nicht so schlecht" ironisch gemeint. Ganz sicher.
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