Down in Gaza
Es fing an mit diesem Springerbeitrag, ob man denn mit der Kopfbedevkung osteuropäischer Juden noch auf die Strasse gehen könnte. Ergebnis war natürlich alarmierend. Das ist immer so, solche Beiträge leben von der Aufgeregtheit und wären keine Nachricht, wenn es kein Problem wäre. Fakt ist aber auch, dass da natürlich alle immer schauen, was ein Grund ist, warum die meisten eher geltungssüchtige Arier oder eben Pressefuzzis sind, aber nicht die, die das angeblich immer tragen (ich weiss gar nicht, wo meine ist).
Wie auch immer: Die Leute vergessen schnell. Es gab in den letzten 20 Jahren auch noch zwei Intifadas, eine weitere Aktion im Gaza und einen Krieg gegen die Hisbollah. Und dazwischen etliche kleinere heisse Konfliktmomente. Und dann kocht das alles eben auch bei uns wieder hoch, Jedes mal auf's Neue. Gefühlt würde ich sagen, dass sich das alles im Moment doch deutlich im Rahmen hält; die zweite Intifada sorgte noch für ein erheblich unfreundlicheres Klima hier in Europa. Da war hier richtige Frontstimmung. Übel ist es in Frankreich, aber dort gibt es nun mal traditionell heftigere innenpolitische Konflikte.
Heute trifft dieses Konfliktpotenzial nur auf erheblich sichtbarere jüdische oder besonders in Berlin pseudojüdische Einrichtungen. Dass Linke, Grüne und Piraten im Moment leichte Probleme haben, klare Aussagen zu treffen, liegt mehr an ihrer eigenen Ideologie, denn an dem, was da unten vor sich geht. Pardon, ich verfalle wieder in den alten Ton, da unten sagen alle "down in Gaza". Ein paar Leute werden jetzt entdecken, dass sie mit dem Thilo Jung jemanden vie Krautreporter finanziert haben, der nicht nur jung und naiv ist, sondern auch so eine Art milder Ken-FM-Aufguss, wenn es um diese Frage geht. Und natürlich vollkommen ahnungslos.
Nicht ahnungslos, aber mehr so auf Verdacht kam ich an dieses Stück, und das wird noch ein schönes Stück Arbeit. Soll ich statt der bayerischen Rauten vielleicht einen Davidstern daran pinseln und schauen, ob mich bei den Austrofaschisten einer vom Rad holt?
Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr: Das wenige Wissen, die kurze Denke, das schnelle Vergessen. Es ist ja nicht so, dass es da unten wieder einen Krieg gibt; beide Parteien haben den Krieg einfach wieder zwei Stufen nach oben geschaltet. Jede Partei hat dabei ihr Kalkül, jede Seite geht so zynisch mit Menschen um, wie es nun mal für sie typisch ist. Es sind die üblichen Lektionen des Häuserkampfes, das wird nicht lang dauern, und dann wird man hier wieder vergessen, wie immer.
Antworten habe ich natürlich auch nicht. Ich bin nur angewidert von den Schramms dieser Welt, die auf dem Grauen versuchen, ihre arisch-ideologischen Kriege auszuführen. Man sollte schweigen und trauern und hoffen, aber eine Lösung wird es kaum gehen. Ich mein, im Irak leben 1300 Jahre alte Konflikte wieder auf, es werden Kalifate errichten und die eigenen Leute umgebracht: Ich glaube, man wird sich irgendwann so den Hussein zurückwünschen, wie man sich vielleicht teilweise schon den Arafat wieder wünscht. Oder eben den berechenbaren Breschnew, der seinen Unsinn irgendwo in Afghanistan treibt, wo wir oft auch nichts anderes getan haben, als die Israelis im Gaza.
Wie auch immer: Die Leute vergessen schnell. Es gab in den letzten 20 Jahren auch noch zwei Intifadas, eine weitere Aktion im Gaza und einen Krieg gegen die Hisbollah. Und dazwischen etliche kleinere heisse Konfliktmomente. Und dann kocht das alles eben auch bei uns wieder hoch, Jedes mal auf's Neue. Gefühlt würde ich sagen, dass sich das alles im Moment doch deutlich im Rahmen hält; die zweite Intifada sorgte noch für ein erheblich unfreundlicheres Klima hier in Europa. Da war hier richtige Frontstimmung. Übel ist es in Frankreich, aber dort gibt es nun mal traditionell heftigere innenpolitische Konflikte.
Heute trifft dieses Konfliktpotenzial nur auf erheblich sichtbarere jüdische oder besonders in Berlin pseudojüdische Einrichtungen. Dass Linke, Grüne und Piraten im Moment leichte Probleme haben, klare Aussagen zu treffen, liegt mehr an ihrer eigenen Ideologie, denn an dem, was da unten vor sich geht. Pardon, ich verfalle wieder in den alten Ton, da unten sagen alle "down in Gaza". Ein paar Leute werden jetzt entdecken, dass sie mit dem Thilo Jung jemanden vie Krautreporter finanziert haben, der nicht nur jung und naiv ist, sondern auch so eine Art milder Ken-FM-Aufguss, wenn es um diese Frage geht. Und natürlich vollkommen ahnungslos.
Nicht ahnungslos, aber mehr so auf Verdacht kam ich an dieses Stück, und das wird noch ein schönes Stück Arbeit. Soll ich statt der bayerischen Rauten vielleicht einen Davidstern daran pinseln und schauen, ob mich bei den Austrofaschisten einer vom Rad holt?
Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr: Das wenige Wissen, die kurze Denke, das schnelle Vergessen. Es ist ja nicht so, dass es da unten wieder einen Krieg gibt; beide Parteien haben den Krieg einfach wieder zwei Stufen nach oben geschaltet. Jede Partei hat dabei ihr Kalkül, jede Seite geht so zynisch mit Menschen um, wie es nun mal für sie typisch ist. Es sind die üblichen Lektionen des Häuserkampfes, das wird nicht lang dauern, und dann wird man hier wieder vergessen, wie immer.
Antworten habe ich natürlich auch nicht. Ich bin nur angewidert von den Schramms dieser Welt, die auf dem Grauen versuchen, ihre arisch-ideologischen Kriege auszuführen. Man sollte schweigen und trauern und hoffen, aber eine Lösung wird es kaum gehen. Ich mein, im Irak leben 1300 Jahre alte Konflikte wieder auf, es werden Kalifate errichten und die eigenen Leute umgebracht: Ich glaube, man wird sich irgendwann so den Hussein zurückwünschen, wie man sich vielleicht teilweise schon den Arafat wieder wünscht. Oder eben den berechenbaren Breschnew, der seinen Unsinn irgendwo in Afghanistan treibt, wo wir oft auch nichts anderes getan haben, als die Israelis im Gaza.
donalphons, 11:24h
Dienstag, 22. Juli 2014, 11:24, von donalphons |
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melursus,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:34
ein feinfühlig formulierter Kommentar, dem ich nichts hinzuzufügen habe.
Früher haben Sie manchmal oder öfters erzählt, welche Musik Sie passend zu Zeit und Stimmung hören.
Musik, Bilder lassen uns besser mitfühlen.
Früher haben Sie manchmal oder öfters erzählt, welche Musik Sie passend zu Zeit und Stimmung hören.
Musik, Bilder lassen uns besser mitfühlen.
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flederhund,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:37
Kurz aufregen und Emotion absondern wenn in Gaza wieder Blei gegossen wird, dann vergessen wenn es wieder vorbei ist, bis zum nächsten Mal. Das mag vielleicht in Europa so sein (obwohl ich mir da auch nicht sicher bin).
In Indonesien ist es so, dass damit kollektiv Zorn geschürt wird, und zwar ohne zentrale Steuerung wie etwa im Iran sondern mehr oder weniger spontan beim Imam, in der (überwiegend freien) Presse und bei den üblichen Verdächtigen in der Politik. Bis ins hinterletzte Kaff auf den Molukken schreien die Moscheelautsprecher wie unmenschlich mit den "Brüdern" umgegangen wird, und die Leute kommen Freitags mit wütenden Gesichtern aus der Predigt, quer durchs Spektrum von traditionalistisch über konservativ und orthodox bis zu den Salafisten. Normalerweise sind Moscheelautsprecher für mich Hintergrundrauschen, aber wenn wieder Gaza ist höre ich den Unterschied im Tonfall und in den Predigtinhalten.
Wenn es um Palästina geht sind alle plötzlich nur noch Ummah, das ist ein Minimalkonsens der die Gesellschaft zusammenhält. Die könnten dankbar sein dass Israel alle paar Jahre die gemeinsame Opferidentität bestätigt.
In Indonesien ist es so, dass damit kollektiv Zorn geschürt wird, und zwar ohne zentrale Steuerung wie etwa im Iran sondern mehr oder weniger spontan beim Imam, in der (überwiegend freien) Presse und bei den üblichen Verdächtigen in der Politik. Bis ins hinterletzte Kaff auf den Molukken schreien die Moscheelautsprecher wie unmenschlich mit den "Brüdern" umgegangen wird, und die Leute kommen Freitags mit wütenden Gesichtern aus der Predigt, quer durchs Spektrum von traditionalistisch über konservativ und orthodox bis zu den Salafisten. Normalerweise sind Moscheelautsprecher für mich Hintergrundrauschen, aber wenn wieder Gaza ist höre ich den Unterschied im Tonfall und in den Predigtinhalten.
Wenn es um Palästina geht sind alle plötzlich nur noch Ummah, das ist ein Minimalkonsens der die Gesellschaft zusammenhält. Die könnten dankbar sein dass Israel alle paar Jahre die gemeinsame Opferidentität bestätigt.
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sephor,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:48
Indonesien, mmh... sollte man da als gewöhnliches europäisches Christenpack aktuell bestimmte Regionen meiden? Würde mich interessieren, da ich gerade eine kleine Rundreise plane. Danke vorab!
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observator,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 12:54
Ein Bekannter aus Indonsien hat mir vor ein paar Wochen gemailt, dass man in Banda Aceh die religiösen Vorschriften hochgeschraubt hat. Das betrifft das Christenpack aber nur, wenn es Bier trinken will.
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flederhund,
Donnerstag, 24. Juli 2014, 13:18
@sephor: nein, eine besondere Gefährdung sehe ich nicht. Man passt sich halt etwas an, nicht öffentlich trinken im Ramadhan etc. Manche Ecken sind etwas konservativer als andere aber passiert ist Touristen in den letzen Jahren nichts soweit ich weiß.
Ansonsten möchte ich hinzufügen dass vielen Indonesiern Gaza herzlich egal ist aber die stellen sich damit nicht in die Öffentlichkeit.
Ansonsten möchte ich hinzufügen dass vielen Indonesiern Gaza herzlich egal ist aber die stellen sich damit nicht in die Öffentlichkeit.
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