Mein Mercedes ist kleiner als die S-Klasse der Flüchtlinge
Eigentlich hätte sie der Abschluss einer der Folgen meiner Serie „Fluchtlinien“ sein können, in der noch ein paar Teile kommen werden. Eigentlich ist sie lustig, zumindest habe ich sie so empfunden, selbst wenn sie den dort anwesenden Helfern unendlich peinlich war, und man mir wohl am liebsten die Kamera entrissen hätte. Die Helfer - und ich werde Ihnen ganz sicher nicht verraten, wo sie sind, ausser „irgendwo in Bayern“ - haben einen schweren und entbehrungsreichen Beruf freiwillig und ohne Bezahlung übernommen, und sind davon abhängig, dass die Bevölkerung sie weiterhin unterstützt und ihre Motive mit Spenden für die Flüchtlinge honoriert. Diese Helfer, die Woche um Woche die unangenehmen Jobs machen, die ganz anders leben könnten, aber aus Überzeugung oder aus dem Gefühl, dass man das jetzt zusammen bewältigen muss, anpacken und das in Bayern nach meiner Beobachtung bewundernswert routiniert machen – das sind die eigentlichen Helden dieser Geschichten. Nicht die Plärrer in Berlin, weil mal ein Amt nicht schnell genug ist, und die Antifa zusammen mit ihren Freunden in den Medien einen billigen Sieg in der berlinöffentlichen Meiung einfahren kann. Meine Helden sind die freiwilligen Feuerwehren, die nach einem Tag in der Hitze mit der Wurstsemmel vor der gerade schliessenden Metzgerei sitzen und ihren Urlaub drangeben. Leute, die mich gern erwürgt hätten, als ich die Kamera hob und die S-Klasse photographierte.
Bei der ganzen Debatte ist es meines Erachtens wichtig, den Blick von den ganz krassen Ausrutschern zu lösen, und darüber zu reden, was das Thema Migration und Flucht wirklich langfristig bedeutet. Links wie Rechts streitet man sich gerade gern über Smartphones der Flüchtlinge – als ob die paar lumpigen Euro angesichts der Integrationskosten, Leistungen und Anforderungen irgendwie ins Gewicht fallen würden. Die immensen Überstunden und Rückstände, die jetzt in den Ämtern entstehen, die Sprachkurse, die dauerhafte Unterbringung - das wird teuer. Nicht die paar Handies und die Telefongebühren nach Ghana oder Nigeria. Das wäre die eigentliche Debatte, aber man hängt sich an den Petitessen auf. Ein Telefon sieht jeder. Die Kostenstelle im Rathaus sieht niemand. Meine Geschichte, die ich nicht erzählen wollte, macht natürlich genau diesen Fehler und richtet den Blick auf ein einziges Detail.
Erzählen möchte ich sie aber trotzdem. Weil Witzfiguren vom Schlage Sascha „Sobooks“ Lobo, die ich persönlich für unverantwortlich halte, in Gossenpostillen nun mit der Forderung vorstellig werden, wir müssten angesichts des Rassismus – besonders in den sozialen Medien – nun etwas tun. Wer will das? Die Frage ist berechtigt, der nächste Aufruf zum Aktivismus kam von einem Herrn Georg Diez aus der gleichen Kloake, der seine Bekanntheit dem Umstand verdankt, dass er andere mal eben in die Nähe des Rechtsextremismus rückt. Solchen Leuten sollte man nicht folgen. Wen sollen wir uns denn als Vorbild nehmen? Die Antifa, die in Berlin Jagd auf Leute macht, die ihr Grundrecht auf Demonstration in Anspruch nehmen? Die Aktivisten, die zugunsten der Flüchtlinge in der Gerhart-Hauptmann-Schule einen Brandanschlag auf die U-Bahn unternahmen, damit die zwangsweise wartenden Leute mal Zeit haben, sich über das Schicksal der Flüchtlinge Gedanken zu machen? Die Aktivisten, zum Boykott eines Discothekenbetreibers aufrufen, der nach einer ganzen Serie von Konflikten bis zu einer versuchten Doppelvergewaltigung durch einen Flüchtling die Notbremse in seinem Lokal zieht? Oder einfach nur wie die Journalistenaktivisten für den Applaus der Filterblase rumpöbeln im Internet, damit dort die Schweigespirale im eigenen Umfeld läuft? Aktivist werden ist leicht, das kann jeder Depp und falls nur genügend mitmachen und mitzündeln und nicht mehr genau hinschauen, bekommt man exakt die Zustände, die man hierzulande eigentlich mit einem „Nie wieder“ verhindern wollte. Die Aktiven der Feuerwehr haben meinen Respekt. Die Aktivisten....
Den Aktivisten will ich diese Geschichte erzählen. Die Geschichte beginnt in einer nordbayerischen Aufnahmeeinrichtung, wo neue Flüchtlinge ankommen, und man sie auf neue Lager verteilt. Einige junge Männer kommen bei diesem Transfer in ein neues Heim abhanden. Eine gewisse Anzahl junger Männer sollte beim Landratsamt erscheinen und dann weiter zur Unterkunft transportiert werden, aber etliche kommen nicht an. Sie werden bei der Reise nicht überwacht, sie lassen sich einen Tag Zeit, und das hat die Folge, dass niemand im Ankunftslager weiss, wo sie bleiben und wann sie kommen. Aber die Presse - also ich – kommt und ist da. Schaut sich um, erkundigt sich über Belegungspläne, Erweiterungsfragen, Zeiträume, was man halt so macht. Es ist heiß, es ist mitten im Ort und laut, gegenüber der Strasse stehen Bäume, und da kann man sich gut unterhalten. Da stehen wir. Und dann kommt eine weisse S-Klasse. Ein Taxi. Eine grosse, weisse S-Klasse, und zwei Schwarze steigen aus. Die Ankommenden sind jung, kräftig, haben eine schöne Fahrt hinter sich – es ist wirklich eine reizvolle Landschaft - räumen ihre Taschen aus dem Kofferraum und sind dann endlich da. Unter Hinterlassung der Szenerie, dass Flüchtlinge mit der S-Klasse beim Lager vorfahren.
Aktivisten erzählen einem immer, dass Flüchtlinge so viel Leid, Krieg und Folter erlebt haben, dass sie traumatisiert und oft gar nicht schuld sind, wenn etwas Erklärungsbedürftiges vorfällt. Wir sollten doch erst mal unsere Privilegien checken, denn und bei uns sind sie von der fremden, also unserer, übersexualisierten und konsumorientierten Kultur überfordert. Keinesfalls verdienen sie in Berlin mit Drogen blendend an Touristen, keinesfalls sind sie homophob und paternalistisch und frauenfeindlich, und vermutlich wollen all die Jungs, die die Dating-Apps hier überschwemmen, auch nur Deutsch lernen, um dann Marx im Original zu lesen. Is klar. Das kann man eine Weile so behaupten, und jeden einzelnen Einzelfall irgendwie erklären. Hier in der S-Klasse wäre es: Krasse Überforderung mit dem deutschen Bahnsystem und eine fehlende Willkommenskultur, die die Flüchtlinge nicht angemessen begleitet. Auf der anderen Seite sagen dann xenophobe Aktivisten, dass wir unsere Aufstockerrentner zum Rad verdonnern und die Wirtschaftsflüchtlige mit der S-Klasse fahren.
Und ich würde beiden Gruppen raten, sich ein Buch zu kaufen: Nkem Nwankwo. Mein Mercedes ist grösser als Deiner. Manche in Europa halten das für eine Satire, was Nwankwo und jeder Entwicklungshelfer, der es gelesen hat, dementieren würde: Es ist eine zwar bittere, aber zutreffende Beschreibung der von Korruption und Bereicherung geprägten politischen Systeme Afrikas, und genauso lustig wie Evelyn Waughs Roman “Schwarzes Unheil”. Nwankwo beschreibt den Wahlkampf innerhalb einer Einheitspartei, und wie wichtig der Mercedes dabei ist. In Afrika können es sich nur die Reichsten der Reichsten leisten, sich mit so einem Mercedes chauffieren zu lassen. So eine saubere, funkelnde, nagelneue, weisse S-Klasse mit einem weissen Fahrer, das ist der Traum schlechthin, zusammen mit einer glatten, asphaltierten Strasse, und wären die Flüchtlinge in Afrika geblieben, wären sie nie soweit gekommen, das einmal zu erleben. Hier bei uns drückt man ihnen Geld in die Hand, lässt sie frei entscheiden, weil das hier ein freies Land ist, und dann steht auf der Strasse so eine S-Klasse, und sie müssen nur winken und einsteigen. Ihr Mercedes ist dann deutlich grösser als der, den ich gerade fahre. Und dass sie ihn anstelle der günstigen Bahn nehmen, liegt nicht an ihren traumatischen Erfahrungen oder an ihrem Kampf gegen heimische Despotien. Sondern nur am Mercedes.
So ist Afrika. Ich glaube, es ist eine unfassbar grosse Versuchung, aus Eritrea oder Somalia zu kommen und dann die Möglichkeit zu haben, das zu tun. Keiner in ihrer Familie wird das je getan haben, und hier bekommen sie das Geld und können es sich leisten. Einfach so. Zumindest dieses eine Mal. So wie manche sich hier bei uns einen Rolls Royce für die Hochzeit mieten oder Urlaub in einem Hotel machen, das echte Kronleuchter statt ihrer heimischen Ikealampen hat. So, wie man sich hier eben auch manchmal etwas leistet, das vielleicht nicht klug, aber nachvollziehbar ist. Muss es eine handgenähte Hirschlederhose für 2000 Euro sein, braucht man versilberte Felgen, muss eine Aktivisten den neuesten, teuren Rechner einer Firma haben, die Menschen wie den letzten Dreck behandelt?
Sehen Sie, ich bin kein Aktivist. Ich schaue mir etwas an, denke manchmal sogar darüber nach und schreibe es auf. Deshalb komme ich nicht in Gefahr, aus ein paar über die Stränge schlagenden Kerlen aus Afrika, die höchstens in der Schulerzeitung kritisch geschrieben haben können, die immer gleichen Behauptungen von unfassbar schlimmen Bedingungen vorbringen zu müssen, die sie traumatiert etwas weniger Kluges machen lassen. Ich muss nichts rechtfertigen. Ich muss niemanden überhöhen oder sein Leid, so vorhanden, aufbauschen, und dann riskieren, dass der Verfolgte zuerst einmal den Wunsch hat, dass sein Mercedes grösser als meiner ist – und ich irgendwann nicht meht formschön erklären kann, warum das SEK kommt, um wie in Suhl Leute davon abzuhalten, jemanden wegen eines Korans zu lynchen. Und wie der letzte Depp dastehe, und mir keiner mehr glaubt und mich jeder auslacht. Hallo sog. "Kollegen" von Zeit und Süddeutscher Zeitung, Euch meine ich: BWAHAHAHAHA. Gestern wart ihr noch Charlie und heute versteht ihr Lynhmobs. Aber das heisst eben auch, dass ich mit meiner nichtaktivistischen Haltung so etwas menschlich nachvollziehbar einordnen kann.
Die grosse, weisse S-Klasse ist noch lang nicht ausreichend, um ernsthaft “Ausländer raus” zu rufen – die Flüchtlinge bekommen ein Taschengeld, und beim Taxler im Mercedes ist es mir lieber als beim nächsten Schlepperverbrecher, der organisierte Massenmorde wissentlich in Kauf nimmt, oder beim Junkfoodproduzenten. Es ist ein Mercedes und kein japanisches Auto und es ist doch schön, wenn auch in Somalia die deutsche Arbeit geschätzt wird. Die grosse, weisse S-Klasse ist auch noch lang nicht ausreichend, um ernsthaft “Refugee welcome” zu rufen – weil sie den ganzen Aktivisten klar macht, dass die sozialen Zielsetzungen der Migranten keinesfalls den Idealen der Weltrevolution und der gerechten Verteilung aller Güter entsprechen müssen. Ich fahre ja auch einen Mercedes und lache, wenn es in Berlin Hipster auf Schrotträdern zusammenduscht. Ideologie füllt, egal ob rechts oder links, keinen Tank. Wenn ich Vollgas gebe, säuft mein Mercedes über 20 Liter auf hundert Kilometer. Das zahlt kein Marx und keine Le Pen.
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Ich habe niemals jemanden bei einer - selbst beiläufig hingeworfenen - Bemerkung darüber ertappt, dass Flüchtlinge oder Zuwanderer Smartphones haben oder allgemein zuviel Zucker in den Allerwertesten geblasen kriegen. Selbst beiläufig informierte Leute wissen, dass das Bullshit ist.
Die Gegnerschaft oder Skepsis resultierte ausschliesslich aus drei häufig persönlichen Beobachtungen/Wahrnehmungen:
1) Heimatverlust. Nicht definier- oder messbar, aber vorhanden und dabei sehr stark
2) Wahrnehmung viel extremerer kultureller Unterschiede, als sie selbst zwischen den verschiedensten Milieus in Deutschland existieren
3) Wahrnehmung einer ausserordentlich hohen Abweichung mancher (meistens ziemlich klar bestimmter) Zuwanderergruppen von etablierten Zivilisationsstandards bzw. Wahrnehmung einer ebenso aussergewöhnlich hohen Kriminalitätsrate bestimmter Gruppen in bestimmten Kriminalitätsbereichen.
Nach Auffassung aller Zuwanderungs- und Flüchtlingsfreunde sind das nur entweder anekdotische und völlig nichtrepräsentative Beobachtungen/Gefühle oder es ist pauschal ein Ausdruck residualen Rassismus.
Gut.
Wenn sie Recht haben, ist das leichtestens zu überwinden (bei dem medialen Dauer-Feuer in fast ausschliesslich eine Richtung sogar ganz schnell). Und wir bekommen Einwanderungsraten in mehrfacher Millionenhöhe, pro Jahr!
Wenn sie Unrecht haben, weil die beobachtbaren Fakten schlicht andere sind bzw. man Gefühle nicht wegdefinieren kann, werden sie in spätestens einem Jahr die Abschottung Deutschlands völlig fassungslos dem unter Deutschen noch immer verbreiteten, nur bisher versteckten, Nationalsozialismus zuschreiben. Alles Nazis ausser Papi.
Ich arbeite gerade zeitweise in Schweden. Selbst hier führt die Migrantenrate von jetzt etwa 20% der schwedischen Bevölkerung zur Zustimmungsexplosion für Rechtspopulisten, (aktuell gerade 25% bei der berühmten Sonntagsfrage, wen man bei der nächsten Wahl ...) die vorher eine Mikrominderheitenrandexistenz führten. Und Schweden gilt als das toleranteste und weltoffenste Land Europas.
Als Zyniker sehe ich mir das gelassen von aussen an. Und als bekennender Rechter sehe ich die Selbstdemontage der deutschen Linken wegen Realitätsverweigerung mit grossem inneren Vergnügen.
In einem stimmen der Don und ich überein - die geduldige Arbeit der vielen Freiwilligen, die nicht jedes Schnittbrot mit einem twitterjubel verbinden, nötigt auch mir grossen Respekt ab. Aber diese Arbeit ist notwendigerweise zeitlich wie vom Engagement her begrenzt und kommt wohl gerade an die Grenzen. Wenn das zusammenbricht ...
Gruss,
Thorsten Haupts
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Ich sehe aber auch, dass der Punkt, an dem man denkt, man stemmt das schon irgendwie, mittlerweile deutlich überschritten ist. Vor allem, weil die Abschiebung nicht funktioniert und auf der anderen Seite die "Fehlbelegungen" kommen - das sind Flüchtlinge, die akzeptiert wurden und dann von der Gemeinde anderweitig untergebracht werden müssen. Das ist vielerorts überhaupt nicht möglich. Es gibt ja noch nicht mal genug Wohnungen oder Bauland für die eigenen Leute. Eine Traglufthalle baut man schnell, aber was aktuell hier passiert, ist so eine Art DDoS-Attacke auf die Endpunkte des staatlichen Systems: die Gemeinden. Da, wo die Arbeit getan wird. Und da sind wir längst im roten Bereich. Am Tegernsee gibt es kaum noch Polizei. die dienstpläne beim roten Kreuz sind voll.
Und jeder, der länger mit der Situation in kontekt kommt, erlebt auch, dass die Ziele, die da politisch vorgegeben werden, nicht umsetzbar sind. Ich habe selbst einen Fall besucht, da kommen auf jeden Flüchtling aus Subsaharastaaten zwei freiwillige Helfer. Ein einziger spricht halbwegs gut englisch. Kein einziger hat im letzten Jahr auch nur halbwegs Deutsch gelernt. Das ist so eine Erfahrung, die man überall macht: Integration ist da ein eher aussichtsloses, minimal aber extrem teures Unterfangen. Und was ich sagen soll, wenn es heisst, hier wären nur Somalier und Eritreer un draussen reden sie mit der Elfenbeinküste, weiss ich auch nicht.
Mit Aktivismus kommt man da nicht weiter. Ich bin da auch ratlos.
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1. Wir bekommen die Rechnung für den Sturz Gaddafis präsentiert, für die Anstachelung des Konflikts in Syrien, für die Duldung der Fischraubzüge vor Somalia, für das mangelnde Verständnis der EU Staaten untereinander, die zwar gerne billige Orangen haben wollen, aber dann wenn es um Fragen wie der Grenzsicherung geht, schön alles auf die Grenzländer schieben.
2. Es realisiert sich, wovor viele schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten gewarnt haben - Fluchtburg Europa, das Boot Europa ist voll, die neue Völkerwanderung. Alles Stichworte, die man in den 80ern schon hörte. Und sicher einen wahren Kern hatten, auch wenn die, die sie damals gebrauchten, unlauter waren.
Das positive Ergebnis kann sein, dass endlich die Diskussion um Asyl, Einwanderung, Flüchtlingshilfe und die Integration in die Gesellschaft geführt wird, vor der man sich lange, allzulange, gedrückt hat. Weil man diesmal nicht, wie in den 60ern und 70ern bei den Gastarbeitern, darauf vertrauen kann, dass diese Menschen ein kleines Glück, ein kleines Eigentum, ein etwas-zu-verlieren-haben vor Ort entwickeln. Mithin: Hier leben wollen, und nicht nur da sind, um was mitzunehmen.
Mein Zynismus ahem Lebenserfahrung lassen mich aber vermuten, dass es wieder so sein wird, wie es eigentlich immer war: man versucht, sich irgendwie durchzuwursteln. Und gibt dadurch den Rechtsextremen Grundlage und Zulauf.
Meine These, man sollte den Ankommenden statt Stockbetten in Überdruckhallen doch eine Maurerkelle, Farbe und ein leerstehendes Haus überlassen, mag milchmädchennaiv sein. Aber neben der Idee, man solle doch alle zu kleinen Spießern werden lassen, hat das auch eine Signalwirkung: das Bild arbeitender Menschen macht es den Seelenfängern schwer, mit dem populistischen Bild der Abstauber hausieren zu gehen.
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Und Menschen mit nur etwas differenzierteren Positionen werden öffentlich in eine der beiden Extrempositionen geradezu gedrängt. Ich könnte mit dem Don durchaus einen Kompromiss finden, obwol wir in der Frage, wieviele Menschen wir woher dauerhaft aufnehmen wollen, wohl einen deftigen Dissens hätten.
Mit "no borders" Aktivisten kann auch ich mir keinen Kompromiss vorstellen, mit "Ausländer raus" Jogginghosenariern ebensowenig.
Gruss,
Thorsten Haupts
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Wir hatten letzthin sowas in der Art in Holzkirchen.Mit freundlicher Unterstützung der Aktivisten des Eine-Welt-Hauses in München, die meinten, man müsste da mal Sand ins Getriebe tun. Da gab es dann auch unschöne Bilder - allerdings ging es da um eine versuchte Besetzung einer ehemaligen Polizeidienststelle.
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Behörden sind nun mal Behörden. Es ist nicht ihre Schuld, wenn man auf dem Balkan den Entschluss fasst, dass es in Berlin besser ist.
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"Weil man diesmal nicht, wie in den 60ern und 70ern bei den Gastarbeitern, darauf vertrauen kann, dass diese Menschen ein kleines Glück, ein kleines Eigentum, ein etwas-zu-verlieren-haben vor Ort entwickeln. Mithin: Hier leben wollen"
Halt, moment, bei den Gastarbeitern waren doch bis in die frühen 90er Jahre hinein beide Seiten grundsätzlich der Meinung, dass das mit dem "Gast" wörtlich zu nehmen ist, und das kleine Glück und kleine Eigentum wurde entsprechend mit dem hier erarbeiteten Geld oft auch tatsächlich in der ursprünglichen Heimat gebaut. Damit ist bei Neuankömmlingen aus Syrien o.ä. heute ja eher nicht zu rechnen. Entsprechend haben wir eigentlich keine neue Debatte zu führen, sondern immer noch endlich genau diejenige die wir schon so lange vor uns her schieben?
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Anfang der neunziger verschwanden nach und nach zwei grosse öffentliche Illusionen: Dass Deutschland kein Einwanderungsland sei (Union) und dass jeder Migrant eine Bereicherung darstellt (Grüne/SPD).
Ich glaube wirklich, die Union hat sich damit abgefunden, DASS wir ein Einwanderungsland sind, es geht ihr nur noch um die Zahl und die Art der Zuwanderer. Aber die Linke (zumindest in den Medien) ist wieder in den alten Vollkampfmodus zurückgefallen: Begreift endlich, dass beliebige Zuwanderer in beliebig grosser Zahl Euch bereichern, sonst beschimpfen wir Euch öffentlich.
Frage: Sind die nach all den europaweiten Erfahrungen der letzten 20 Jahre wirklich der Auffassung, sie hätten dafür eine denkbare gesellschaftliche Mehrheit? Oder sind die einfach nur dumm?
Gruss,
Thorsten Haupts
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Die echten Feingeister (also nicht Sie) kommen gut zurecht damit, nicht hinzusehen, solange in Berlin das Weed billig ist.
Wer die Behörden, die die Arbeit machen, beschimpft, weil sie nicht nachkommen, und den Durchschnittsbürger verhöhnt, dass ihm eine Million auf Asylschein einreisende Neubürger pro Jahr recht viel vorkommen, der kann moralisch zertifiziert in seinem Schaukelstuhl sitzen bleiben, ist fein raus und kann sich die Eier kraulen. Solches mag auf Sie oder auf mich hochnäsig wirken, weil es außer große Fresse überhaupt nichts beiträgt. Doch auch, wenn man sich aufgeblasen geben will, ist das in einem freien Land allemal erlaubt. "Borderline-Aktivismus welcome."
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Aber die Realität für viele war doch die: man hatte sich hier eingelebt, hatte geheiratet, Kinder bekommen oder nachziehen lassen, sich eingerichtet. Sicher wurden Verwandte noch mit Geldsendungen bedacht, aber irgendwann verstarben diese, kamen nach, oder man stritt sich. Wie überhaupt viele sich dem Heimat- und Herkunftsland entfremdet haben, die Verhältnisse dort sich änderten so dass sie genauso fremd waren wie einst in Deutschland, oder die Verhältnisse sich eben auch nicht änderten und nicht mehr erträglich waren. Was dann zum Wunsch führte, lieber in der einigermaßen gemütlichen Diaspora zu bleiben.
Bei mir wird das geprägt von einer Kindheit im Ruhrgebiet, und Jugend im Vordertaunus - Stahlwerk und Bergbau und Maschinenbau dort, Chemie, Flughafen, Logistik dann um Frankfurt herum. Irgendwann waren die Kinder dann Mitschüler, und wenn ich das Umfeld meiner im Rentenalter befindlichen Eltern ansehe, dann sind da sicher 30% nicht in Deutschland geboren, deren Kinder aber allesamt hier verankert.
Wie gesagt - meine Erfahrung, meine Geschichte, die muss nicht jeder so sehen oder erlebt haben. Aber ich bin überzeugt davon, dass das auch keine spezielle Erfahrung oder Geschichte war.
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Ihr Artikel regt zum Nachdenken über die eigene Haltung an.
Und dafür sage ich Danke.
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Sie schreiben mit das Beste zum Thema, das man aktuell, egal in welchem Medium, finden kann.
Und trotzdem:
Ich arbeite aktuell direkt neben der Bayernkaserne und beobachte täglich genau zwei Arten von Flüchtlingen:
Die einen sind optisch arabischen Typs, idR Vater, Mutter, x-Kinder, ich nehme an Syrer? In den Gesichtern sind die Strapazen deutlich abzulesen, trotzdem scheinen sie guten Mutes. Die Kinder in der Regel im Grundschulalter, aufgeweckt, wild, wie Kinder in diesem Alter eben sind. Kein Smartphone weit und breit.
Der andere Typ sind tiefschwarze Afrikaner, immer männlich, immer jung, sind IMMER gekleidet wie amerikanische Rapper, inklusive Smartphone und überdimensionierten Kopfhörern eines amerikanischen Rap-Moguls.
Dies mag Mentalitätssache sein wie oben beschrieben, geschenkt.
Aber wie mag man diese Mentalität angesichts stetig steigender Kosten (siehe auch oben) vermitteln? Wie will man informieren?
Bevor es zum Backlash kommt?
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Gruss,
Thorsten Haupts
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Don, bitte den Staubsauger... (s.u.).
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Das Problem ist halt, was für Botschaften man schickt. Teile der Medien tun so, als müssten wir alle aufnehmen. Ich würde mich dagegen lieber an den Geist des GG halten, selbst wenn es manchmal hart ist. Alles andere müsste man ausdiskutieren. Dann aber mit Fakten und ehrlich und nicht nur mit Slogans. Es kann sich ja praktisch jeder mal anschauen. Und bitte die ganze Rechnung. Ich sage mal voraus - die Kosten werden happig.
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Fakten sind immer gut, das Grundgesetz sowieso. Schön wäre es, wenn man den Asyl-Artikel den juristischen Laien etwas leichter verdaulich vermitteln würde, z.B. so, wie das neulich der Herr Fischer für die strafrechtlich relevanten Umstände im Zusammenhang mit den Mittelmeer-Einsätzen sehr gekonnt in seiner ZEIT-Kolumne getan hat.
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Passgenau zum Beitrag fliegen jetzt auch in Tegernsee die Fetzen.
http://www.tegernseerstimme.de/asylbewerber-beisst-polizeibeamten/183165.html
Davor hatten alle Angst.
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Zur ZEIT: ja, ist tragisch. Dazu passt natürlich der gestrige (wieder mal) Totalausfall vom Herausgeber; ich bin einstweilen kuriert.
Ich mein, jeder redet ja mal Unsinn oder führt zusammenhangslose Selbstgespräche, aber so was dann ins Netz zu stellen...
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Gruss,
Thorsten Haupts
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Gruss,
Thorsten Haupts
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Von einem Bekannten, der sehr lange Taxi gefahren ist, habe ich gehört, dass das Verlangen, sich mal komfortabel kutschieren zu lassen, durchaus auch Einheimische - ja, auch Leistungsempfänger - umtreibt. Er ging sogar so weit zu sagen, dass abgesehen von den Businesskaspern und ein paar bourgeoisen Minderheiten eigentlich die meisten seiner sonstigen Passagiere über ihre Verhältnisse lebten, wenn sie zu ihm ins Taxi steigen.
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Ich finde es ansonsten vollkommen in Ordnung, wenn da ein gewisses Prestigedenken da ist. Ich beklage mich darüber nicht ich finde es nur witzig, wie weit Ideal und Realität auseinander liegen.
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Getwittert von der Rückbank eines Opel Astra.
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Geht mir als Nicht-Reichem ja auch so, dass ich die Tarife gelinde gesagt prohibitiv finde und mir die Option Taxi im Fall der irreparablen Fahrradpanne nur als letztes Mittel in absoluter Zeitnot (Kind bis dann und dann irgendwo abholen etc.) vorbehalten würde.
Ansonsten hoffe ich, dass das Tankstellennetz auch nach dem Ende des Zeitalters der fossilen Brennstoffe noch so dicht bleibt, denn die Eimer mit dem Scheibenputzwasser haben mir bei der Suche nach dem Loch im Fahrradschlauch schon oft gute Dienste erwiesen, so dass ich dann doch noch flicken konnte.
@fritz_: Von der zyklischen Entwicklung des Geschäfts von Zahltag zu Zahltag hat der taxifahrende Bekannte auch berichtet.
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Aber wenn man den Platz braucht, dann braucht man ihn. Es geht nichts über ein Auto, in welches man ein Rad einfach reinlegen kann und vorne zwei Leute noch bequem Platz haben.
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Vor Jahren besuchte uns ein Musiker aus den USA. Als er bei seiner Ankunft am Flughafen Hannover rauskam, sah' er all die beigen Mercedes-Taxen da zu Hauf stehen und auf Kundschaft warten.
Er war völlig baff und meinte ganz ehrlich: "Welch' reiches Land, sogar die Taxen = lauter Mercedesse!"
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"Ich hab ein Foto mit Flüchtlingen, die Mercedes fahren, und damit könnte ich jetzt doll Stimmung machen gegen die - aber ich bin ja nicht so, ich doch nicht ... aber gegen meine ur alten Lieblingsgegner wird sich die Foto-Story ja wohl drehen lassen..."
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Ha je.
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Im übrigen werden die Kategorien des Stammtisches ja genau übernommen. Flüchtlinge, S-Klasse und ich laufe 7 Kilometer zu Fuß, weil ich Taxi prinzipiell dekadent finde.
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Nur hat das ja alles nix mit dem Asylrecht zu tun. Das ist ja für politisch Verfolgte gedacht und nicht für Sparfüchse, Survival-Camper oder Asketen. Auch Millionäre können politisches Asyl erhalten, Aristokraten sowieso seit Paris in Troja.
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Kann natürlich sein, dass das Asylrecht insgesamt ein anachronistisches Konzept ist. Wozu soll das gut sein in einem Land, das Assange und Snowden nicht als Verfolgte anerkennen will? Kann man da den ganzen Artikel nicht abschaffen? Als das GG beschlossen wurde, war ganz Afrika noch eine Kolonie und Nelson Mandela hätte 1960 in der BRD vielleicht einen Mercedes, aber kein Asyl bekommen.
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Wer letztlich darauf hinauswill, den § 16 endgültig abzuschaffen, der sollte das dann bitte auch genau so sagen. So viel "Ehrlichkeit" muss dann schon sein.
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P.S.: Wie geht es eigentlich der Barchetta? Antrag abgelehnt, endgültig?
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Andererseits, die von "Thorha" gepriesene Marktwirtschaft ("soziale" hatte er wohlweisslich weggelassen) funktioniert doch bereits. Besitzer mit niedriger Auslastung kämpfender Hotels und leerer Gewerbeimmobilien im Rhein Main Gebiet, reiben sich derweil die Hände. Aktuell zwischen 15,00 und 25,00 Euro pro Asylant und Tag, knüppelharte 10-Jahres-Mietverträge mit den hilflosen, überforderten Kommunen und Städten, da wird aus vielen normal nicht mehr verwertbaren Schabracken plötzlich eine wahre Gelddruckmaschine und die Besitzer rücken vor zur Schlossallee.
Einen in einschlägigen Frankfurter "Immobilienkreisen" aufgeschnappten und selbstverfreilich, was sonst?..., nur als Witzchen gemeinten Spruch möchte ich nicht vorenthalten: "Befestigung von Seilen an der Decke, damit Abends die Asylanten festbinden, hochziehen und stehend schlafenlassen, bringt 3 - 4fache Flächenausnutzung und Miete..."
Sanfter Gruß,
Detlef Kupfer
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So wird dann auch ein Geschäft draus, getreu dem Grundsatz, das Geld sei nicht weg, es habe nur ein anderer.
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Einen in einschlägigen Frankfurter "Immobilienkreisen" aufgeschnappten ... Spruch ..."
Wow, den alten Linken gibt es noch !
Die alte Leier: "Es gibt viele, die davon porfitieren"
Jau, nur sind das nicht diejenigen, die die politischen Entscheiungen treffen. Daß 10-jahresverträge vereinbart werden, wage ich zu bezweifeln. Ebenso wage ich zu bezweifeln, daß 750.000 Menschen in Hotelzimmern unterkommen (werden).
Was ich allerdings ganz besonders bezweifle ist, daß es sich um "überforderte" Kommunen handele. Die sind finanziell sicherlich nicht überfordert, weil sie trotz aller Propaganda noch nicht direkt zahlen, sondern eher Geld bekommen.
Zahlen werden sie erst in zwei, drei Jahren, wenn die Hartz-Bombe einschlägt.
Sonst würde wohl der OB von Goslar nicht auf die originelle Idee kommen, aus seiner Stadt Arabo-City zu machen.
P.S. Wobei wir zwei Pastorentöchter selbstverständlich wissen, daß dieses "Frankfurter Immobilienkreise" gerne zitiert wird, um davon abzulenken, daß unsere tapfere Linke nicht im Traum daran denkt, sich ganz solidarisch an den Kosten für die "Flüchtlinge" zu beteiligen.
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Beispiel Dresden: In den letzten ca. 5 bis 6 Jahren sind massenweise Hotels aus dem Boden gestampft worden, mit der absehbaren Folge, dass bei vielen die Auslastung sehr gering ist (und damit eine ganze Reihe Hotels dicht machen mussten). Das sind nicht mal unbedingt schlechte oder runtergewirtschaftete Objekte - sie sind einfach nicht rentabel. Es liegt ja nicht ganz fern, so was zur Unterbringung heranzuziehen: Besser als eine Zeltstadt oder eine Turnhalle ist das allemal.
Die Kommunen sind eher mit dem "Drumherum" überfordert: Der Freistaat sagt (überspitzt): "Da kommen 1000 Flüchtlinge. Die Zelte kriegt Ihr von uns, kümmert Euch mal um den Rest." Medizinische Versorgung? Sicherheitspersonal? Anwohnerinformation? Und das im Falle der hiesigen Zeltstadt bitte innerhalb von drei Tagen...
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Umgekehrt haben sich aber manche auch ihren Schuh draus geschneidert: wer sich gegen gewisse Bauprojekte aussprach, wurde schnell in die antisemitische Ecke gestellt.
Und heutzutage? Der erratisch bis narzistisch agierende Herr G ist da nicht gerade rufverbessernd.
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...der ausgeübte Beruf, sei's Bankster oder Immobilienhai oder Bäcker oder Musiker oder Journalist... was ganz anderes ist?
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ich glaube, die Diskutanten dieses Blogs sind sich da einig.
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In Dakar fahren alle im Taxi herum( allerdings nicht unbedingt vom Mercedes- Typ), es gibt dort einfach nicht so( mehr oder weniger) gut funktionierende öffentliche Verkehrsmittel und die Taxifahrten sind billig, fast alle nutzen sie. Vielleicht hatten die beiden Neuankömmlinge einfach nicht so die Ahnung wie das in Deutschland läuft oder waren überfordert damit, die Busfahrpläne zu verstehen, könnte doch auch so gewesen sein, oder?
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Die Flüchtlinge werden weitergeschickt - von der Erstaufnahme zur nächsten Bleibe. Zwar mit einem Stück Papier, wo sie sich zu melden haben, aber keine konkret ausreichenden Angaben.
Bei dem konkreten Fall an den ich gerade denke, stand der Flüchtling verloren und hilflos auf dem Wochenmarkt beim Landratsamt. Gott sei Dank waren genügen hilfsbereite Menschen da, die ihn sogar persönlich (sic!) zu seinem Ziel dann brachten.
@DonAlphonso: Irgendwie ist da was an mir vorbeigegangen: Was wurde aus dem englischen Oldtimer, der Barchetta und wieso jetzt Mercedes?
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