: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 24. Januar 2015

Ach?

2004 war die New Economy-Krise noch voll in Fahrt, und so hatten viele Leute in Berlin viel Zeit. Ich nicht, ich hatte einiges um die Ohren, aber andere erwarteten sich damals nicht mehr besonders viel vom Leben, ausser, dass Berlin auf immer und ewig billig und mit tausend Euro im Monat finanzierbar blieb. Und weil das so war, schrieben sie halt auch ein Blog, wenn sie nebenher kleine Aufträge für Springer oder Astro TV annahmen.

Aber so privat war das eigentlich eine recht angenehme, sexuell prickelnde und leistungsdruckfreie Zeit, und bei vielen wusste man gar nicht, was sie nun genau zwischen der Endphase des Studiums, dem Lehrauftrag und dem Beginn des Nichtwirklicharbeitslebens so nichthorizontal trieben. Man wusste, bei wem man vorsichtig sein musste, aber nichts über deren finanzielle Verhältnisse. Zeit gab es jede Menge und meistens kamen die Leute auch nüchtern zur Lesung, kurz - man konnte es aushalten. Man hatte bescheidene, aber durchaus ähnliche Interessen, und irgendwie kannte jeder auch jeden und niemand plante, mit dem Bloggen Geld zu verdienen. Oder gar heiraten und Kinder zu kriegen. Das war vor den Prenzlmüttern, und das LSD-Viertel war noch zum Ausgehen da.



Ich will meinen weiteren Weg ganz sicher nicht als Ideal hinstellen, zumal ich ja auch noch recht viel Leben neben der Scheinöffentlichkeit des Blogs habe, das hier keinen was angeht. Rückblickend hätte ich vieles anders gemacht, und nicht erst gewartet, bis sich die FAZ bei mir gemeldet hat. Aber vielleicht wäre ich dann auch in Frankfurt gelandet, und so tragisch es geworden ist, so ist dies jetzt immer noch die beste aller möglichen Welten. mit Berlin habe ich nicht mehr viel zu tun, aber ich werde natürlich informiert und schaue, was sich so tut. Manche ändern sich nie.

Andere schon.

Es ist wohl eine komische Sache mit dem Übergang von der totalen Freiheit zur totalen Verantwortung. Vermutlich machen sich diejenigen, die sich darauf bei uns einlassen, weniger Illusionen, und werden in die Geschichte auch weniger rabiat und von den Eltern umsorgt eingeführt. Umgekehrt weiss ich übergenau, was das bedeutet, und warum das alles überhaupt nichts für mich ist - eben, weil meine Klagen dann ähnlich klängen. Man wächst an Aufgaben, aber die Aufgaben wachsen schneller, und mit gewissen Entwicklungen fallen dann auch alle Lebensalternativen weg, die man früher zu haben glaubte.

manchmal ist es auch prima, sich mit leuten zu zerstreiten, da kann man dann öffentlich durchaus offen reden, wenn deren umfeld nicht ganz den selbstgesteckten zielen entspricht, auch wenn ich das vollkommen ohne häme und lediglich mit dem interesse einer öffentlichen debatte zur kenntnis nehme



Vieles davon finde ich bedauerlich. Natürlich neigt man im Netz dazu, nicht ohne Jammern zu leben, aber das sind ganz andere Töne als jene, die ich von daheim und aus meinem Umfeld kenne. Was ich hier erlebe, liegt selbst bei scheiternden Beziehungen in Sachen Zufriedenheit deutlich darüber. Gleichzeitig ist das hier aber auch nicht der Ort für absurde Erwartungen an Kinder, die bei dem ganzen Schlamassel dann als Rendite bewertet werden, und in der Folge dann auch das Pech haben, als Minderjährige der Welr als Superkinder vorgeführt zu werden - was in Berlin heute wohl üblich ist, wäre bei uns Anlass für krasses Schneiden in den tonangebenden Kreisen.

ich komme da noch inmer nicht drüber weg, wie eine gewisse andere person sowas run kann

Je niedriger die Erwartungen sind, desto weniger wird man enttäuscht, und wenn ich zwischen den Berlinern vergleiche, die allein blieben und den meisten, die Kinder haben, dann sehe ich durchaus sowas wie ein Gefälle bei der Zufriedenheit mit dem Erreichten. Man muss sich halt entscheiden und vorher überlegen, welche Rolle die Bessere sein mag.

So ist dann auch dieser Beitrag in der FAZ zu verstehen, in dem es nicht nur um Berlin, sondern um unsere eigenen Jugendkriminellen geht.

Ansonsten wird man abwarten müssen, wie das weiter geht. wir werden alle nicht jünger. Die anderen hat die Sache mit den Kindern zu einer Zeit erwischt, da sie vor Mitte Fünfzig kaum wieder rauskommen werden. Allein dieser Gedanke lässt mich noch ein Bild kaufen und noch ein verhonackeltes Rad restaurieren.

Vielleicht braucht ja jemand mal ein müttertaugliches Damenrad. Passiert schnell, und die alten Kisten waren einfach qualitativ hochwertiger als das, wa heute aus Asien kommt.

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