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Sonntag, 26. April 2015
Tu felix Austria
Man müsste eigentlich eine Serie darüber machen, wie Österreicher wertvolle Dinge verpacken. Jemand in München wünscht sich die Abholung von Laufrädern, die auch 200 Kilo Belastung aushalten, denn es könnte ihnen etwas passieren, und in Österreicht hat man ein Barockgemälde, zwei dünne Styroporplatten, eine Plastiktüte, Packpapier und Klebeband. Sonst nichts. Das Bild kommt in die Tüte, wird mit den Styroporplatten verklebt und dann mit dem Papier umwickelt. Fertig ist es für die weite Reise die Donau hinauf, über die Grenze, zwischen zwei Dienstleistern, bis zu mir,
Und die Platten - ich habe es ausprobiert - brechen leicht. Das ist nur bei Österreichern so, Italiener, Franzosen und Deutsche geben sich da wirklich Mühe, oder bringen es gleich vorbei. Alles schon erlebt, im Guten, weil derartige Händler Kunst wirklich achten, und im Schlechten, weil es Österreicher sind. Deshalb war ich auch öfters in Niederösterreich und Tirol zu Besuch.
Man kann das recht leicht erklären: Die Habsburgermonarchie war so eine Art Krake, die alle von ihr unterjochten Länder hemmungslos ausplünderte. Ich gucke oft nach Italien, aber die meisten italienischen Gemälde kommen tatsächlich aus Wien und wurden im vorletzten Jahrhundert eingeführt, als Oberitalien zu einer armen Provinz der Monarchie herabgesunken und der Willkür der Besatzer ausgeliefert war. Besonders schlimm muss es nach dem Versuch einer bürgerlichen Revolution gewesen sein - danach blieben den Abgesandten Wiens über zwanzig Jahre, sich schadlos zu halten an genau jener Kunst, die damals mit Historismus und Wiener Barock wieder in Mode kam. Besonders Venetien mit seinem alten Reichtum und verarmten Adel wartete nur darauf ,ein Opfer der Händler aus Wien zu werden.
Das hier ist nun ziemlich sicher italienisch:
Einfach, weil hinten auf dem Keilrahmen etwas auf Italienicch steht, in einer kursiven Schrift, die für das Rokoko typisch ist. Das Stück an sich ist zwar dekorativ, aber nichts Besonderes: Wahrsageszenen warn damals beliebt, und das hier ist wahrscheinlich auch nur nach einem Stich gemalt -eine übliche Methode einer Zeit, die bei weitem nicht so genialisch-kunstsinnig war, wie es heutige Maler und ähnliche Kreative für sich in Ansprucht nehmen.
Aber das ist kein Grund, es achtlos zwischen zwei Styroporplatten zu packen.Das können sich die Österreicher nur leisten, weil sie erst so viel geplündert haben und dann im Zweiten Weltkrieg vergleichsweise glimpflich davon kamen: Wenig Bomben,wenig Plünderungen - und obendrein, das ist in Österreich immer im Hintergrund, mit den Juden eine vertriebene und ermordete Gruppe in jenem Bereich der Vermögenden, die genau solche Gegenstände in den Wohnungen hatte.Indolent bin ich da nicht, aber generell ist es absurd zu glauben, dass irgendein Gegenstand, der älter als 200 Jahre ist, in seiner Geschichte nicht einmal unrechtmässig den Besitzer gewechselt hat.
Ich habe lange überlegt, was da zu tun ist und ich denke, man sollte sie nun auch italienisieren: Also so viel davon kaufen, dass sie nur noch wenig haben und es beim Verpacken mehr schätzen. Das ist ein langsamer und zäher Prozess, aber ich finde, andere Sammler sollten es später einmal besser haben und nicht zittern müssen, ob in den Paketen nicht die zerrissenen Trümmer ihrer Erwartungen sind.
Dafür stehe ich ein. Selbstlos, wie ich bin.
Und die Platten - ich habe es ausprobiert - brechen leicht. Das ist nur bei Österreichern so, Italiener, Franzosen und Deutsche geben sich da wirklich Mühe, oder bringen es gleich vorbei. Alles schon erlebt, im Guten, weil derartige Händler Kunst wirklich achten, und im Schlechten, weil es Österreicher sind. Deshalb war ich auch öfters in Niederösterreich und Tirol zu Besuch.
Man kann das recht leicht erklären: Die Habsburgermonarchie war so eine Art Krake, die alle von ihr unterjochten Länder hemmungslos ausplünderte. Ich gucke oft nach Italien, aber die meisten italienischen Gemälde kommen tatsächlich aus Wien und wurden im vorletzten Jahrhundert eingeführt, als Oberitalien zu einer armen Provinz der Monarchie herabgesunken und der Willkür der Besatzer ausgeliefert war. Besonders schlimm muss es nach dem Versuch einer bürgerlichen Revolution gewesen sein - danach blieben den Abgesandten Wiens über zwanzig Jahre, sich schadlos zu halten an genau jener Kunst, die damals mit Historismus und Wiener Barock wieder in Mode kam. Besonders Venetien mit seinem alten Reichtum und verarmten Adel wartete nur darauf ,ein Opfer der Händler aus Wien zu werden.
Das hier ist nun ziemlich sicher italienisch:
Einfach, weil hinten auf dem Keilrahmen etwas auf Italienicch steht, in einer kursiven Schrift, die für das Rokoko typisch ist. Das Stück an sich ist zwar dekorativ, aber nichts Besonderes: Wahrsageszenen warn damals beliebt, und das hier ist wahrscheinlich auch nur nach einem Stich gemalt -eine übliche Methode einer Zeit, die bei weitem nicht so genialisch-kunstsinnig war, wie es heutige Maler und ähnliche Kreative für sich in Ansprucht nehmen.
Aber das ist kein Grund, es achtlos zwischen zwei Styroporplatten zu packen.Das können sich die Österreicher nur leisten, weil sie erst so viel geplündert haben und dann im Zweiten Weltkrieg vergleichsweise glimpflich davon kamen: Wenig Bomben,wenig Plünderungen - und obendrein, das ist in Österreich immer im Hintergrund, mit den Juden eine vertriebene und ermordete Gruppe in jenem Bereich der Vermögenden, die genau solche Gegenstände in den Wohnungen hatte.Indolent bin ich da nicht, aber generell ist es absurd zu glauben, dass irgendein Gegenstand, der älter als 200 Jahre ist, in seiner Geschichte nicht einmal unrechtmässig den Besitzer gewechselt hat.
Ich habe lange überlegt, was da zu tun ist und ich denke, man sollte sie nun auch italienisieren: Also so viel davon kaufen, dass sie nur noch wenig haben und es beim Verpacken mehr schätzen. Das ist ein langsamer und zäher Prozess, aber ich finde, andere Sammler sollten es später einmal besser haben und nicht zittern müssen, ob in den Paketen nicht die zerrissenen Trümmer ihrer Erwartungen sind.
Dafür stehe ich ein. Selbstlos, wie ich bin.
donalphons, 03:22h
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