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Dienstag, 14. Juli 2015
Fremdgehen
Man bekommt nie, was man will. München zum Beispiel hat einen Fluss, die Isar. Aber die Isar ist eher ein Flüsschen und reicht nicht weiter als in den Nordrand der Alpen.
Flösse können auf ihr fahren, aber keine Schiffe: Zu seicht, zu tückisch. Die Isar reicht allenfalls für Bauholz, Trinkwasser und Abwasser. Der Fluss jedoch, der die Alpen fast komplett durchzieht und in Silvaplana fast durchschlägt, entlang dem der Weg nach Mailand frei ist, ist der Inn. An dem jedoch liegt München nicht.
Da ist also diese Stadr an der Isar und 40 kilometer weiter östlich wäre der grosse Strom, über den der ganze Italienhandel laufen könnte. Alles kann der Inn ausspucken, was es südlich der Berge gibt, bevor er sich weiter nach Passau begibt, wo die Münchner wegen des Bischofs nichts mehr zu melden haben.
Also geht München fremd und baut mit Wasserburg einen eigenen Hafen am Inn. Die 40 Kilometer rein in die Stadt packt man auch noch, so wie man heute die Strecke zum Flughafen packt. Nur wird der nie so pittoresk wie Wasserburg sein.
Manche nennen München Italiens nördlichste Metropole. Viel mehr aber ist Wasserburg Italiens nördlichste Provinzstadt, selbst an einem regnerischen Tag wie diesem. Alles atmet schon die richtige Leichtigkeit, und es ist auch noch alles erhalten: Ein Kleinod für Freunde von Renaissance und Mittelalter.
Es ist wie so oft beim Fremdgehen: Es macht weitaus mehr Spass und ist weitaus weniger anstrengend. Vieles, was uns heute völlig normal erscheint, wurde hier zum ersten Mal ausgepackt: Seide und Gewürze, Fayence und Korallen, Pfirsiche und Brokat. Für den Menschen der früheren Zeit muss das ein Rausch der Sinne gewesen sein, was hier entladen und verkauft wurde.
Das ist natürlich lang vorbei, und so ist Wasserburg heute verschlafen. Verschlafen und ein wenig aus der Zeit gefallen, wie manche Dörfer, nur eben mit all der Schönheit einer kleinen, aber feinen Handelsstadt am Schnittpunkt zwischen Nord und Süd. Wirklich reizend.
Es ist nicht weit vom Tegernsee entfernt, und wenn das Wetter besser ist, komme ich nochmal. Ausserdem gibt es hier einen gut sortieren Buchladen.
Flösse können auf ihr fahren, aber keine Schiffe: Zu seicht, zu tückisch. Die Isar reicht allenfalls für Bauholz, Trinkwasser und Abwasser. Der Fluss jedoch, der die Alpen fast komplett durchzieht und in Silvaplana fast durchschlägt, entlang dem der Weg nach Mailand frei ist, ist der Inn. An dem jedoch liegt München nicht.
Da ist also diese Stadr an der Isar und 40 kilometer weiter östlich wäre der grosse Strom, über den der ganze Italienhandel laufen könnte. Alles kann der Inn ausspucken, was es südlich der Berge gibt, bevor er sich weiter nach Passau begibt, wo die Münchner wegen des Bischofs nichts mehr zu melden haben.
Also geht München fremd und baut mit Wasserburg einen eigenen Hafen am Inn. Die 40 Kilometer rein in die Stadt packt man auch noch, so wie man heute die Strecke zum Flughafen packt. Nur wird der nie so pittoresk wie Wasserburg sein.
Manche nennen München Italiens nördlichste Metropole. Viel mehr aber ist Wasserburg Italiens nördlichste Provinzstadt, selbst an einem regnerischen Tag wie diesem. Alles atmet schon die richtige Leichtigkeit, und es ist auch noch alles erhalten: Ein Kleinod für Freunde von Renaissance und Mittelalter.
Es ist wie so oft beim Fremdgehen: Es macht weitaus mehr Spass und ist weitaus weniger anstrengend. Vieles, was uns heute völlig normal erscheint, wurde hier zum ersten Mal ausgepackt: Seide und Gewürze, Fayence und Korallen, Pfirsiche und Brokat. Für den Menschen der früheren Zeit muss das ein Rausch der Sinne gewesen sein, was hier entladen und verkauft wurde.
Das ist natürlich lang vorbei, und so ist Wasserburg heute verschlafen. Verschlafen und ein wenig aus der Zeit gefallen, wie manche Dörfer, nur eben mit all der Schönheit einer kleinen, aber feinen Handelsstadt am Schnittpunkt zwischen Nord und Süd. Wirklich reizend.
Es ist nicht weit vom Tegernsee entfernt, und wenn das Wetter besser ist, komme ich nochmal. Ausserdem gibt es hier einen gut sortieren Buchladen.
donalphons, 01:14h
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Unbetretene Räume
Es gibt Orte, an denen ich oft war, die ich aber nicht mehr besuche. Sie sind nicht böse, sie tun mir nichts, aber sie tun mir auch nicht gut. Es gibt sie bei mir daheim, wie etwa eine Strasse, auf der ich einen Unfall miterlebt habe: Um dort nicht zu sein, nehme ich grosse Umwege in Kauf. Es sind ziemlich viele ärztliche Einrichtungen dabei. Eine Werkstatt, ein Feldweg, ein paar Gräber.
Und auch ein paar Blogs, weil ich weiss, dass die Leute keinen Wert darauf legen, dass ich sie lese. Sei es, weil ich mich verändert habe, sei es, weil ihre Frau Druck macht, sei es, weil es noch nie richtig war und ohne Gegner wäre das Leben ja auch langweilig. Es ist schon in Ordnung, einer Lesung nur zur Hälfte beizuwohnen, dann nach Hause zu gehen, zu ficken und später dann einen Verriss über etwas zu schreiben, das einen gar nicht interessiert hat. So ist das Leben. Das heisst noch lang nicht, dass am Ende eine schlechte, frustrierende Ehe dabei heraus kommt.
Er blogt schon lange nicht mehr, glaube ich. Er arbeitet wohl auch nicht mehr bei der windigen Klische von damals, worüber sich in Berlin ohnehin niemand aufgeregt hat. Und wenn irgendwo Links von ihr auftauchen, habe ich das ignoriert, weil ich sie einerseits meines Wissens nie persönlich kennen lernte und andererseits die Themen von Verheirateten jetzt nicht so die meinigen sind - auser, sie sind klug und charmant, was es auch gibt. Ich lese, was mir Freude bereitet oder, wenn es das nicht tut, mich wenigstens weiter bringt. Oder emotional berührt. Oder irgendwie relevant ist. Die privaten Probleme von Leuten, die mir nichts bedeuten, lassen mich kalt.
Aber manchmal sind Links eben hinter Shortenern versteckt, und dann drückt man drauf und liest.
Voll mit Aktivismus.
Das ist es aber nicht. Das ist ein krass schief gegangener, komplett anders als erwarteter Lebensweg in eine Ideologie, offenkundig abgedriftet wegen enttäuschter Erwartungen, Überforderung durch die körperliche Veränderung und die Unterforderung durch das, was Familienleben, Ehe und Mann so mit sich bringt. Dafür sind nun mal manche einfach nicht gemacht. Aktivismus, laut und wütend, ist eine bleibende Option, sich einzubringen und noch jene Bewunderung zu bekommen, die früher fraglos da war, denn damals galt sie - warum, weiss ich auch nicht - als ziemliche Granate unter den Bloggerinnen. Angeblich war klar, dass sie gleich in der ersten Generation der Prenzelmütter weggeheiratet wurde. Und das ist jetzt das Ergebnis: Pampig, mies gelaunt, unzufrieden, unausgeglichen und reizbar. Das sind so die Momente, da mir wieder klar wird, was ich alles in Berlin versäumt habe, und was mir in Bayern erspart blieb. Kann sein, dass man sich da oben so aufführen kann, aber ein Spass ist das Zusammenleben vermutlich nur begrenzt, wenn diese Themen in dieser Form auch in die Beziehung abstrahlen.
Beziehungen habe ich einige gesehen. Manche waren in Ordnung, andere für mich ausgesprochen überraschend gut, viele scheiterten und zum Glück waren einige noch jung genug, sich Alternativen zu angeln. Ein paar Mal hat es auch richtig gekracht und mitunter war das sehr, sehr schade. Eine Weile wurde auch viel geheiratet, und dagegen spricht natürlich auch nichts. Manche tragen die Probleme mit Humor. Bei anderen frage ich mich schon, wie die Partner das aushalten. Diese Launen, diese Zickigkeiten, die in den letzten zehn Jahren offensichtlich dazu kamen, zum sorglosen Geschlechtsverkehr, der nun nicht mehr in Hinterhöfen stattfindet. Glaubt man den Betroffenen, liegt es nicht an den Männern, sondern an den Umständen. Die ungerechte Umwelt, die nicht das liefert, was sie versprochen hat. Das ist schwer zu lösen, nehme ich an.
Wir alle sind seit meinen letzten Tagen in Berlin satte zehn Jahre, wenn schon nicht reifer und klüger, so doch älter geworden und für manche geht es schon eher wieder hinaus. Es gab erste öffentliche Tode auf Blogs und Twitter und es ist nur natürlich, dass es so weiter geht. Die meisten von damals kommen nun in ein Alter, ideal für die Mittlebenskrise, und viele sind darunter, die es gar nicht merken werden, weil ihr Leben schon immer ein Provisorium war. Anderen dagegen möchte man zurufen, sie sollten doch vom Leben nehmen, was sie jetzt noch kriegen können, hinausgehen, frei sein und sich trotz all der kleinen Falten und Zeichen des Verfalls schön finden.
Und dann liest man einen garstigen Artikel und noch einen und noch einen, diese ganze wutgetriebene Kloake, und denkt sich: Das wird kein Spass. Ich kenne Leute, denen so viel angetan wurde, und die sich trotz aller Probleme irgendwie zurecht fanden, und die angenehmsten Menschen der Welt sind: Das geht auch. Ich bewundere das. Ich sehe da auch über manche Petitesse mit Freuden hinweg. Man müsste es irgendwie schaffen, solche Fähigkeiten frühzeitig zu erkennen, bevor die Probleme des Lebens kommen werden. Statt dessen wird gelästert und hergezogen und verachtet und genau das dann auch später genau so gelebt. Man kann Probleme angehen, und man kann darüber bissig, schlecht gelaunt und garstig werden, mit der Aussicht auf weitere fünfzig Jahre Unzufriedenheit.
Man kann einen Mühlstein drumhängen, in einen Tümpel werfen und gehen. Oder auf einen Altar stellen und anbeten. Kann sein, dass ich vielleicht manchmal arg weit weg vom Tümpel bin, weiter als es nötoig wäre. aber ich habe das heute gelesen und finde den Abstand gerade eben so ausreichend. Es gibt in der bayerischen Mythologie die druckade Drud: Die hat der Kerl damals sicher nicht haben wollen, der war eher von der leichtlebigen Sorte. Das hat sich eventuell geändert.
Und ich bin frei, so frei, das jetzt wieder für die nächsten zehn Jahre vergessen zu dürfen.
Und auch ein paar Blogs, weil ich weiss, dass die Leute keinen Wert darauf legen, dass ich sie lese. Sei es, weil ich mich verändert habe, sei es, weil ihre Frau Druck macht, sei es, weil es noch nie richtig war und ohne Gegner wäre das Leben ja auch langweilig. Es ist schon in Ordnung, einer Lesung nur zur Hälfte beizuwohnen, dann nach Hause zu gehen, zu ficken und später dann einen Verriss über etwas zu schreiben, das einen gar nicht interessiert hat. So ist das Leben. Das heisst noch lang nicht, dass am Ende eine schlechte, frustrierende Ehe dabei heraus kommt.
Er blogt schon lange nicht mehr, glaube ich. Er arbeitet wohl auch nicht mehr bei der windigen Klische von damals, worüber sich in Berlin ohnehin niemand aufgeregt hat. Und wenn irgendwo Links von ihr auftauchen, habe ich das ignoriert, weil ich sie einerseits meines Wissens nie persönlich kennen lernte und andererseits die Themen von Verheirateten jetzt nicht so die meinigen sind - auser, sie sind klug und charmant, was es auch gibt. Ich lese, was mir Freude bereitet oder, wenn es das nicht tut, mich wenigstens weiter bringt. Oder emotional berührt. Oder irgendwie relevant ist. Die privaten Probleme von Leuten, die mir nichts bedeuten, lassen mich kalt.
Aber manchmal sind Links eben hinter Shortenern versteckt, und dann drückt man drauf und liest.
Voll mit Aktivismus.
Das ist es aber nicht. Das ist ein krass schief gegangener, komplett anders als erwarteter Lebensweg in eine Ideologie, offenkundig abgedriftet wegen enttäuschter Erwartungen, Überforderung durch die körperliche Veränderung und die Unterforderung durch das, was Familienleben, Ehe und Mann so mit sich bringt. Dafür sind nun mal manche einfach nicht gemacht. Aktivismus, laut und wütend, ist eine bleibende Option, sich einzubringen und noch jene Bewunderung zu bekommen, die früher fraglos da war, denn damals galt sie - warum, weiss ich auch nicht - als ziemliche Granate unter den Bloggerinnen. Angeblich war klar, dass sie gleich in der ersten Generation der Prenzelmütter weggeheiratet wurde. Und das ist jetzt das Ergebnis: Pampig, mies gelaunt, unzufrieden, unausgeglichen und reizbar. Das sind so die Momente, da mir wieder klar wird, was ich alles in Berlin versäumt habe, und was mir in Bayern erspart blieb. Kann sein, dass man sich da oben so aufführen kann, aber ein Spass ist das Zusammenleben vermutlich nur begrenzt, wenn diese Themen in dieser Form auch in die Beziehung abstrahlen.
Beziehungen habe ich einige gesehen. Manche waren in Ordnung, andere für mich ausgesprochen überraschend gut, viele scheiterten und zum Glück waren einige noch jung genug, sich Alternativen zu angeln. Ein paar Mal hat es auch richtig gekracht und mitunter war das sehr, sehr schade. Eine Weile wurde auch viel geheiratet, und dagegen spricht natürlich auch nichts. Manche tragen die Probleme mit Humor. Bei anderen frage ich mich schon, wie die Partner das aushalten. Diese Launen, diese Zickigkeiten, die in den letzten zehn Jahren offensichtlich dazu kamen, zum sorglosen Geschlechtsverkehr, der nun nicht mehr in Hinterhöfen stattfindet. Glaubt man den Betroffenen, liegt es nicht an den Männern, sondern an den Umständen. Die ungerechte Umwelt, die nicht das liefert, was sie versprochen hat. Das ist schwer zu lösen, nehme ich an.
Wir alle sind seit meinen letzten Tagen in Berlin satte zehn Jahre, wenn schon nicht reifer und klüger, so doch älter geworden und für manche geht es schon eher wieder hinaus. Es gab erste öffentliche Tode auf Blogs und Twitter und es ist nur natürlich, dass es so weiter geht. Die meisten von damals kommen nun in ein Alter, ideal für die Mittlebenskrise, und viele sind darunter, die es gar nicht merken werden, weil ihr Leben schon immer ein Provisorium war. Anderen dagegen möchte man zurufen, sie sollten doch vom Leben nehmen, was sie jetzt noch kriegen können, hinausgehen, frei sein und sich trotz all der kleinen Falten und Zeichen des Verfalls schön finden.
Und dann liest man einen garstigen Artikel und noch einen und noch einen, diese ganze wutgetriebene Kloake, und denkt sich: Das wird kein Spass. Ich kenne Leute, denen so viel angetan wurde, und die sich trotz aller Probleme irgendwie zurecht fanden, und die angenehmsten Menschen der Welt sind: Das geht auch. Ich bewundere das. Ich sehe da auch über manche Petitesse mit Freuden hinweg. Man müsste es irgendwie schaffen, solche Fähigkeiten frühzeitig zu erkennen, bevor die Probleme des Lebens kommen werden. Statt dessen wird gelästert und hergezogen und verachtet und genau das dann auch später genau so gelebt. Man kann Probleme angehen, und man kann darüber bissig, schlecht gelaunt und garstig werden, mit der Aussicht auf weitere fünfzig Jahre Unzufriedenheit.
Man kann einen Mühlstein drumhängen, in einen Tümpel werfen und gehen. Oder auf einen Altar stellen und anbeten. Kann sein, dass ich vielleicht manchmal arg weit weg vom Tümpel bin, weiter als es nötoig wäre. aber ich habe das heute gelesen und finde den Abstand gerade eben so ausreichend. Es gibt in der bayerischen Mythologie die druckade Drud: Die hat der Kerl damals sicher nicht haben wollen, der war eher von der leichtlebigen Sorte. Das hat sich eventuell geändert.
Und ich bin frei, so frei, das jetzt wieder für die nächsten zehn Jahre vergessen zu dürfen.
donalphons, 22:01h
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