: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 1. Januar 2019

2018

Prinzipiell ist es natürlich schön, wenn Medien im Gespräch sind, und mit ihrer Tätigkeit die Menschen bewegen. Das ist der FAZ 2018 gelungen, so viel Aufsehen wie am 6. März und in den Tagen danach hatte sie sicher nicht noch mal, obwohl es auch danach und davor vom „Hessenhitler“ bis zum Gauland-Gastbeitrag ein paar Momente gab, in denen das Social Media Team so einiges zu tun hatte. Wie auch immer, mit der Entscheidung, die letzten 3 externen Schirrmacherblogs – Stützen der Gesellschaft, Deus ex Machina und Gumbrechts Digital-Pausen – zu beenden, lieferte sie einen echten Aufmerksamkeitserfolg und befeuerte Emotionen.



Die Sache ist halt, es geht in diesem Metier sicher auch darum, Menschen zu erreichen, was absolut gelungen ist. Im zweiten Schritt soll das diese Menschen zu Lesern machen. Im dritten Schritt sollen sie interagieren, und im vierten Schritt Kunden werden. Ich habe in den letzten Tagen mal das gelesen, was so an Kommentaren bei den verbliebenen Blogs und Podcasts der FAZ so aufgelaufen ist, und ich kann sagen: Das sind 1. wenige und 2. nicht meine Leser. Man kann durchaus sagen, dass die FAZ also nicht nur zwei Blogs, sondern auch zwei Debattenplattformen und deren Konsumenten weniger hat, während bei allen Paybeiträgen in drei, vier Tagen so viele Kommentare zusammen wie bei einem Beitrag meiner Blogs bei der Welt sind. Die Leser sind natürlich nicht weg, es hat sie nur ein anderer. Und es ist natürlich erfreulich, wenn ich an den Aufruf- und Kommentarzahlen sehe, dass sich daran auch hinter der Paywall nur wenig geändert hat. Die Paywall bei der Welt, nun – der letzte Beitrag beschäftigt sich mit Kolonialismus, da bin ich ganz froh, dass die Kunden der Berliner Drogenmafia das nicht frei lesen können. Ich weiss, manche sind da nicht so glücklich, aber man glaube mir: Ich habe weitaus weniger false flag Kommentare, und die Debatten sind angenehmer.



Nach allem, was ich erfahren habe, ging man bei der FAZ davon aus, dass es danach für mich nicht leicht werden würde, und was ich so von Ex-Kollegen lesen musste, deutet doch sehr darauf hin, dass das auch keine unerwünschte Folge war. Zwischendrin versuchte dann nochmal Frau Sargnagel, sich mit dem Vorgang zu profilieren. Ich habe die FAZ darum gebeten, da bei ihrer Autorin zu intervenieren, und Herr Knop, der den ganzen Vorgang durchgezogen hat, fand das nicht nötig: Das sagt natürlich auch etwas über die nicht vorhandene Bereitschaft, solche Abläufe gütlich und im gegenseitigen Einverständnis zu regeln. Bedeutet auch: Bei allem Respekt und Dankbarkeit für sehr gute bis exzellente 9 Jahre, ist das, was aus der FAZ wurde, nun halt ein Konkurrent, dessen Autoren explizit den Konflikt suchen. Man findet es ok, wenn jemand mit Alkoholfaible nach so einem Vorgang noch provoziert – bitte, man trifft sich im Leben immer zweimal. Schade ist das schon, aber es ist halt auch ein Zeichen dafür, dass die FAZ 2018 nicht mehr viel mit der FAZ 2009 zu tun hat, die ich dankenswerterweise kennenlernen durfte.



Es war im März eine wilde Zeit, in der ich viele Menschen hautnah in allen Schattierungen erleben durfte. Leute, die ihre Urlaube bei mir verbrachten, fanden das Ende gut, Leute, denen ich immer kritisch gegenüber war, boten Hilfe an. Es gab viele, die sagten: Er hat nicht meine Meinung, aber es ist schon wichtig, dass es ihn gibt. Es gab vor allem, und zwar exakt 5 Minuten, nachdem ich überhaupt per Mail erfahren habe, was da los war, das Angebot von Ulf Poschardt, zur Welt zu wechseln – die einen sahen da jemand, der brennend abstürzt, aber in Wirklichkeit habe ich Schwung geholt und die Triebwerke neu gestartet. Ich habe meine Zahlen, und sie sind wirklich erfreulich. Es war teilweise turbulent und halsbrecherisch wie in einem Film. Aber bei aller Dramatik war es um mich doch immer ruhig, denn ich hatte zu dieser Zeit privat ganz andere Dinge zu tun.



Die ich hier nicht niedergeschrieben habe, und vor 10 Tagen wurde ich nochmal daran erinnert, warum man besser vorsichtig sein soll. Da schrieb eine – nach späteren Angaben in einem Podcast zu diesem Zeitpunkt betrunkene – Person im Relotiuskontext sehr Unschönes über einen „FAZ-Blogger“, der sie unter seine Fittiche nehmen wollte, was eine nette Umschreibung dafür ist, dass ich die Person, als ihr FAZ-Blog eingestellt wurde, durch persönliche Verwendung mit einem neuen Blog und Einnahmen versorgen konnte, obwohl ihr Freund inzwischen mit dem öffentlichen Krakelen begonnen hatte. Das eine mir unterstellte Zitat fand sich blöderweise eher in den Fahnen ihres eigenen Buches, aber nicht bei mir, das andere war eine aus dem Kontext gerissene, drastische Verkürzung, die eine völlig falschen Eindruck erweckte. Ich habe ihr dann die Fakten zukommen lassen, und sie hat den Tweet, den ich nur zufällig gesehen habe, gelöscht. Denken Sie daran, wenn die nächste Frau jemanden bei der nächsten Empörungswelle denunziert: Es könnte jemand sein, dem früher mal in einem Buch Dank gesagt wurde, der aber jetzt einfach wegen seiner Bekanntheit ein gutes Mittel zur politischen Profilierung ist. Ich weiss, warum ich bei Metoo und Co. erst mal gar nichts mehr glaube, da reicht ein besoffener Tweet, und man ist fällig, wenn man keine Gegenbeweise hat. Man sollte also wirklich aufpassen, was man ab einer gewissen Bekanntheit da draussen sagt. Lieber weniger sagen und alle Mails aufheben.



Abgesehen davon hat dieses 2018 die Blogs ironischerweise gerettet. Ich habe schon 2017 angekündigt, dass ich nach 10 Jahren eine Pause einlegen würde, ohne Garantie, dass es weiter geht: Ich habe mich bei der FAZ mehr verpflichtet, als ich eigentlich beabsichtigt habe, und so eine gewisse Phase der Distanz tut Beziehungen auch gut. Vielleicht 3 Monate mal ohne Netz, ein halbes Jahr, vielleicht auch mal etwas ganz anderes? Das war alles in der Diskussion, deren Fortführung dann durch den 6.März überflüssig wurde. Ich gab vor, nach Salzburg zu fahren, reiste nach Berlin, lernte gute Leute kennen und sagte mir: Jetzt will ich es nochmal wissen. So viele wollen meine Blogs tot und mich am Boden sehen, sie wollen auf mir rumtrampeln, wenn ich jetzt oder 2018 aufhöre, bestätigt sie das nur – ihr nicht, heute nicht, euch pack ich noch. Ich kann sie mir nicht wohlgesonnen machen, aber ich kann ihnen einfach dadurch das Leben erschweren, indem ich weiter mache. Und so viele andere wollen das. Also sagte ich grimmig zu, fuhr nach Italien und unterschrieb im Sonnenlicht der Toskana meinen neuen Vertrag.



Unbegrenzt. Damit muss ich liefern, Schlag auf Schlag, und ich werde denen, die mir geholfen haben, treu dienen, wie ich auch schon der FAZ gedient habe. Ich bin ein Söldner. Narben sind meine Zier, und am Ende geht es in diesem Feld nur darum, zu überleben. Ich habe fest vor, dazu zu gehören. Was immer dazu nötig ist, ich werde es tun. Nicht weil ich muss. Sondern weil ich will und kann, und das Schlimmste habe ich mit Schirrmachers Tod schon lange hinter mir. Damals hat jeder Text körperlich weh getan, alles fühlte sich nach Verrat an: Heute ist es nicht mehr wichtig, diese Welt ist schon lange untergegangen. Es war ein turbulentes, aber auch gutes Jahr, meine Triebwerke brennen besser denn je, ich habe Ziele und Aufgaben, und eine Lösung, die meinem früheren Schöpfer und Förderer bei der FAZ wirklich gefallen könnte, gibt es nicht. Es ist lediglich die beste aller möglichen Welten, und es gibt zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: Die einen marschieren weiter, und die anderen bleiben zurück. Mein Weg sieht gut und viel besser aus, als irgendwer im März hätte erwarten können. 2018 endet mit Glück und Zufriedenheit, und gesund bin ich auch. Was kann man mehr wollen?

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