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Montag, 5. August 2019
Über Wahrheit
Irgendwann kommt raus, dass ich gar nicht Don Alphonso Porcamadonna heisse, nicht aus Palermo stamme und auch keine 363 Jahre alt bin. Und dann übersieht man auch, dass ich immer gesagt habe, dass ich a) mein Umfeld durch Verfremdung schütze und b) ein Grundrecht auf Unwahrheiten in Anspruch nehme. Bei einer neueren Zählung zum Beispiel hat sich herausgestellt, dass der Stadtpalast doch nur 54 statt 55 Räume hat. Der Einfachheit bleibe ich aber bei 55.
Es haben einige Leute zu der Doerry/Hingst-Geschichte wenig bis nichts gesagt, und das liegt nicht daran, dass sie Mlle Readon nicht kannten - tatsächlich hat sie wohl sehr viele Protagonisten der Szene getroffen. Es hat vermutlich auch damit zu tun, dass es die anderen weitaus mehr als mich betrifft, der ich nie behauptet habe, etwas anderes als eine Kunstfigur zu sein. Fehlende Wahrhaftigkeit, Verdichtung und Unkenntlichmachung gehören hier draussen wirklich dazu, und wie man nun durch die Wortmeldung aus der Denkmalstiftung erkennen kann, gibt es bei Marie Sophie eine weitere Ebene der Persönlichkeit, die mich offen gesagt kalt erwischt hat. Es ist insofern spannend, als bislang eine zeitliche und inhaltliche Lücke zwischen dem Readon-Blog und den - letztlich dem Spiegelbeitrag den nötigen Durchschlag bringenden - Biographien bei Yad Vashem lag. Wie schon gesagt, von diesen Biographien hat sie nie etwas erzählt und ich wüsste jetzt auch nicht, dass sie davon gegenüber anderen Bloggern gesprochen hätte. Das lief abseits der Realität hier draussen, aber parallel zu ihrem - wie auch immer gearteten - Tun bei der Stiftung.
So gesehen erscheint die Geschichte, die im Spiegel zu lesen war, nicht komplett, und sie bekommt ihre Dynamik nicht durch alle Fakten, sondern auch durch das Zusammenziehen dreier Ebenen: Das literarische Privatblog mit seinen Fiktionen, der Fehler, die im Blog erfundene Klinik in die Realität der Medien zu tragen, und dann letztlich noch die ganz alte, ganz grosse Dummheit mit Yad Vashem. Man fühlt beim Lesen irgendwie, dass eine Linie da war, an die die Fakten gehängt wurden, und ganz vorsichtig gesagt, fürchte ich, dass man so etwas mit vielen da draussen auch tun könnte. Bei mir sowieso - ich habe meine Geburtsurkunde aus Palermo bei einem Umzug verschlampt - aber auch bei vielen anderen bekannteren Personen, die diverse Lücken im Lebenslauf, aber nicht in den Blogs haben. Was bei dieser Geschichte fast völlig ausgeblieben ist, ist das Narrativ "Alter, weisser Mann jagt erbarmungslos verzweifelte Frau" - eigentlich ein Spezialgebiet von Spiegel, Bento, Zett und SZ. Keine Solidarität. Vielleicht Selbstschutz angesichts eigener Lücken? Die Angst, dass zu lautes Aufschreien den nächsten Verdacht auf einen selbst lenkt? Marie Sophie war nicht die einzige Labile da draussen.
Was mir das Leben leichter macht, ist die Knipserei - ich kann ziemlich gut belegen, dass ich wirklich dort war, woher meine Beiträge kommen, und was ich beschreibe, sieht man auch. Persönliches geht einfach nicht mehr, dazu sind die Risiken viel zu hoch, weniger für mich als vielmehr für die jeweiligen Bekannten, denen ein paar Gestalten da draussen sofort den Mob an den Hals hetzen würden. Aber vielleicht sollte man die Erkenntnis mitnehmen, dass mitunter die Recherche beendet ist, wenn alles für den Artikel schön genug ist. Und dass man besser das tut, was ich nun auch schon seit über 11 Jahren konsequent tue:
Keine Interviews, ausser man kennt die Leute.
Keine Phototermine.
Immer alles aufheben und keine Mails löschen. Der Bekannte von heute kann derjenige sein, der morgen entstellend zitiert.
Es haben einige Leute zu der Doerry/Hingst-Geschichte wenig bis nichts gesagt, und das liegt nicht daran, dass sie Mlle Readon nicht kannten - tatsächlich hat sie wohl sehr viele Protagonisten der Szene getroffen. Es hat vermutlich auch damit zu tun, dass es die anderen weitaus mehr als mich betrifft, der ich nie behauptet habe, etwas anderes als eine Kunstfigur zu sein. Fehlende Wahrhaftigkeit, Verdichtung und Unkenntlichmachung gehören hier draussen wirklich dazu, und wie man nun durch die Wortmeldung aus der Denkmalstiftung erkennen kann, gibt es bei Marie Sophie eine weitere Ebene der Persönlichkeit, die mich offen gesagt kalt erwischt hat. Es ist insofern spannend, als bislang eine zeitliche und inhaltliche Lücke zwischen dem Readon-Blog und den - letztlich dem Spiegelbeitrag den nötigen Durchschlag bringenden - Biographien bei Yad Vashem lag. Wie schon gesagt, von diesen Biographien hat sie nie etwas erzählt und ich wüsste jetzt auch nicht, dass sie davon gegenüber anderen Bloggern gesprochen hätte. Das lief abseits der Realität hier draussen, aber parallel zu ihrem - wie auch immer gearteten - Tun bei der Stiftung.
So gesehen erscheint die Geschichte, die im Spiegel zu lesen war, nicht komplett, und sie bekommt ihre Dynamik nicht durch alle Fakten, sondern auch durch das Zusammenziehen dreier Ebenen: Das literarische Privatblog mit seinen Fiktionen, der Fehler, die im Blog erfundene Klinik in die Realität der Medien zu tragen, und dann letztlich noch die ganz alte, ganz grosse Dummheit mit Yad Vashem. Man fühlt beim Lesen irgendwie, dass eine Linie da war, an die die Fakten gehängt wurden, und ganz vorsichtig gesagt, fürchte ich, dass man so etwas mit vielen da draussen auch tun könnte. Bei mir sowieso - ich habe meine Geburtsurkunde aus Palermo bei einem Umzug verschlampt - aber auch bei vielen anderen bekannteren Personen, die diverse Lücken im Lebenslauf, aber nicht in den Blogs haben. Was bei dieser Geschichte fast völlig ausgeblieben ist, ist das Narrativ "Alter, weisser Mann jagt erbarmungslos verzweifelte Frau" - eigentlich ein Spezialgebiet von Spiegel, Bento, Zett und SZ. Keine Solidarität. Vielleicht Selbstschutz angesichts eigener Lücken? Die Angst, dass zu lautes Aufschreien den nächsten Verdacht auf einen selbst lenkt? Marie Sophie war nicht die einzige Labile da draussen.
Was mir das Leben leichter macht, ist die Knipserei - ich kann ziemlich gut belegen, dass ich wirklich dort war, woher meine Beiträge kommen, und was ich beschreibe, sieht man auch. Persönliches geht einfach nicht mehr, dazu sind die Risiken viel zu hoch, weniger für mich als vielmehr für die jeweiligen Bekannten, denen ein paar Gestalten da draussen sofort den Mob an den Hals hetzen würden. Aber vielleicht sollte man die Erkenntnis mitnehmen, dass mitunter die Recherche beendet ist, wenn alles für den Artikel schön genug ist. Und dass man besser das tut, was ich nun auch schon seit über 11 Jahren konsequent tue:
Keine Interviews, ausser man kennt die Leute.
Keine Phototermine.
Immer alles aufheben und keine Mails löschen. Der Bekannte von heute kann derjenige sein, der morgen entstellend zitiert.
donalphons, 04:02h
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