: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 6. Oktober 2012

Weniger Lärm

Ruhig, Kleine. Es gibt etwas Schlimmeres, als in Tracht am sonnigen Tegernsee zu sein. Und ob Du es glaubst oder nicht: Selbst die Hochzeit, für die sie Duch zurecht gemacht haben, ist schneller vorbei als das Grauen im Nebel, da oben im Norden, an einem Fluss, der die Styx ist und in der Landessprache auch als "Main" bekannt ist. Da würdest Du erst schauen: Niemand schenkt Dir ein Eis, niemand gibt Dir Torte, alle reden nur über das Vermarkten und Verkaufen und im Keller bei den E-Book-Dienstleistern... Du würdest schreien. Und dieses eine Mal würde ich Dir recht geben. Geht mir auch nicht anders. Sei froh, dass Du hier bei Opa und Oma sein kannst.





Denn hier ist alles so wie immer, man muss sich nicht neu umgewöhnen. Was ich hier zum Beispiel nie sehe (und auch in Italien nicht) sind Leute, die im cafe nebenbei und ununterbrochen etwas auf ihren Mobilgerätschaften machen. Das Höchste ist ein Bild und dessen Verschickung nach Norden in den Nebel, Huhu Annemarie, schau mal, der Andi, der See und ich, und eine Lederhose haben wir auch gekauft. Und die Partypeople, die sonst am Wochenende einfallen, sind diesmal zum letzten Rausch auf der Wiese. Hier fliegt kein Bierkrug, hier rauschen nur die Wellen, und überall ist genug Platz und kein Zwangsverzehr. Das empfände man hier eher seltsam.





Gedämpft geht es hier zu. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Lärm in dieser - an sich proppenvollen - Region ist, und wie sich das zur Stille in die Hänge hinein ausweitet. Vermutlich ist das ein sich abschaukelnder Effekt: Die Umgebung ist nicht laut, die Gespräche können leiser sein, die Agressivität lässt nach, es ist nicht nötig; irrigerweise glauben auch manche, dass so ein Umfeld positive Auswirkungen auf Kinder habe. Ich glaube das eher weniger, im Gegenteil, schlechtes Benehmen fällt hier nur noch mehr auf.





Thema sind - in Zeiten wie diesen mit all ihren Problem - übrigens die neu aufgestellten Bänke in Form von Lounge-Liegen, die eifrigst genutzt werden und beim Publikum bestens ankommen. Seitdem sie da sind, ist der kleine Park von einer Durchgangsstation zu einem Ort des Verweilens geworden. Und es ist ganz erstaunlich zu sehen, wie sich hier auch Menschen im Alter über 80 rasend schnell umgewöhnen. Jetzt bräuchte es nur noch einen Lieferservice vom Cafe weiter unten, und man könnte sehr bösartige Ideen haben, so von wegen: wenn es nur richtig gemacht wird, geht Pressestrand Berlin überall. Wobei man sich hier natürlich auf die Aussicht herausreden kann.





Ich habe es natürlich auch ausprobiert -als einer der Jüngsten - und kann nur sagen: Das sollten die anderen Gemeinden auch anbieten. Es sitzt sich ganz anders als eine banale Bank. Man könnte hier auch gut dösen. Stunden. Bis es dunkel wird. Allerdings wird es auch recht heiss, sogar jetzt noch, denn die Sonne hat hier oben noch viel Kraft. Weniger Luftschichten. weniger Abgase, mehr Lebensqualität. Warum sollte man sich Sorgen machen?





Ach so. Nächste Woche wird es laut, es wird geschubst, gedrängelt und gebrüllt. In Frankfurt.

Ach je.

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Samstag, 6. Oktober 2012

Valeppisch

Hübsch ist es hier.







Ich bin nicht allein, und einfach so aus dem Stand sollte man niemand eine Bergtour zumuten - es sei denn, man will die Begleitung danach stundenlang in der Wanne sehen, Ibuprofen schluckend und am nächsten Tag jammernd. Ich hätte daa auch mit dem Rad machen können, erst hoch zur Moni Alm und dann hinauf zum Schinder, aber die kleine Variante entlang des Rauhensackbaches ist auch ganz nett. Gerade im Herbst.







Von hier aus ist es übrigens nicht weit zur Grenze, nur ein paar Meter, dann ist man drüben. Das hier ist eine alte Schmugglerroute und wer weiss, wenn das mit der EU so weiter geht, dann wird es auch wieder eine. Benzin wird hier ja schon heftig geschmuggelt, die Kofferräume sind voll mit Kanistern, wenn Autos aus Österreich kommen. Und wenn hier erst mal Stronach kommt, wird sich einiges ändern.







Da kann man sich glücklich schätzen, in Bayern zu bleiben. Nur ein paar selbstzerlegende Piraten und bigotte Vortragshalter, bei denen niemand ernsthaft fragt, was denn die eigentliche Leistung bei solchen Schwafelrunden ist. Machen ja alle. Blogger wollten Social media Experten werden, Politiker halten Vorträge, und am Ende landen sie, wenn sie berühmt genug sind, im Dschungelcamp oder was davon übrig ist. Habe ich übrigens schon gesagt, dass mich das Weichzeichnen eines TV-Diskriminierers nicht sonderlich überrascht, aber doch mehr als nur ein wenig anwidert? Man sollte solche Leute so würdigen, wie es die NYT mit Bankstern macht: Gar nicht. Profite machen ist kein Verdienst, egal in welcher Kloake mit welchem Dreck. Lebe stets so, dass keiner an Deinem Grab ist, dem man nicht vorgestellt werden möchte.







Und lebe auch nicht wie die Bienen, denn deren Leistungsgedanke und Sozialverhalten ist auch nicht gerade etwas, das zum menschen passt. Gehe so weit, wie es der Begleitung Spass macht, kehre dann um und halte beim Lengmüller an. Das reicht.

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Noch 6 Monate

Dann ist wieder Mille Miglia. Bis dahin werde ich immer wieder was einstreuen, ich habe noch so viel Material übrig, es ist eine Schande.
























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Freitag, 5. Oktober 2012

Es muss nicht immer die FAZ sein

Manchmal muss es geradezu etwas anderes sein. Gerade dann, wenn Neoliberalala-Agitprop mit dem geistigen Vorschlaghammer in den Grund gepfeffert wird. Das Internet: Immer genug Platz für Schleichwerbung und für jemand, der einem dafür die volle Ladung aufbrennt.

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Süchtig nach Asphalt

Wem das zu lang ist, hier in Kurzfassung:



Das Leben ist kurz genug, man soll es nicht noch durch ungesunde Süchte kürzer machen, sondern besser verlängern

Langversion

Es ist irgendwie bezeichnend, dass man gerne über dumme Arten spricht, mit denen Leute sterben. Dass jemand mal auf eine kluge oder elegante Art zu Tode kommt, ist eher selten, und, das muss man wohl so sagen, exklusiv ist so ein Tod auch nicht.

Mein Tod hätte vor ziemlich genau 25 Jahren an dieser Stelle sein können, da drinnen im Wasser, auf halbem Weg zwischen Limone und Malcesine. Ich möchte sagen, dass es durchaus hässlichere Orte gibt, an denen man sterben kann, und bei langsamer Unterkühlung im Spätsommer hat man schon ein paar Stunden auf dem in Flaute nicht fahrbaren Kleinstsurfbrett, um noch einmal die Landschaft zu geniessen. Dummerweise sind die Ufer jedoch nicht nur zu weit entfernt, um Details zu erkennen, man hört dort auch niemanden schreien. In der Mitte ist man, von dort aus gesehen, nur ein kleiner Punkt, und sonst so häufige Boote waren da auch nicht. Erst als mir das Bewusstsein langsam abhanden kam, haben mich ein paar Segler gerettet.







Meinen Nachruf hätte ich mir selbst prima schreiben können, da braucht man keine Phantasie: Gerade erst Abitur (sehr schlecht übrigens, auch in dem Fach, in dem ich heute beruflich brilliere)... in der Blüte seiner Jugend... so sinnlos... all die Freuden, die ihm nun versagt bleiben...

Wie eng das wirklich war, viel enger als alles, was ich auf dem Rad und auf dem Berg erlebt habe (unter anderem mit fünf Jahren einen Kakteenabgrund in Kroatien hinuntergefallen) wurde mir erst mit etwas Verzögerung bewusst. Man braucht das vielleicht nicht unbedingt, wenn man gerade von den engen Gassen der Heimat in die wilden, entgremzten Nächte Nünchens hinausgeschossen wird, aber zwei Dinge habe ich dabei gelernt:

1. Auf meine Intuition zu hören. Wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, mache ich es nicht.

2. Alles zu nehmen, was ich kriegen kann, und vielleicht noch ein wenig mehr, solange es mit rechten Mitteln zugeht. Und zwar lieber heute als morgen. Vielleicht habe ich ein paar Wohnungen, Gemälde, wüste Nächte und Räder zu viel: Vollkommen egal.







Trotzdem bin ich wohlerzogen, zu wohlerzogen, um es wie die Russen zu machen, von denen mir mein Dealer in Salo erzählte, als ich ihn vor andertthalb Jahren kennenlernte: Die legten 10.000 Euro auf den Tisch und wollten, das Beste, was sie dafür kriegen konnten. Der Händler hatte noch ein Paar bislang unverkaufter Specialized Tarmac S-Works SL in einer extrem seltenen, limitierten und nicht Jedermann zugänglichen Version da, und die nahmen sie zum Sonderpreis; neu wären die Kisten noch teurer gewesen. So etwas würde ich natürlich nie machen, denn das ist pure Verschwenung ohne Chance, jemals das Geld wieder zu bekommen.

Diesmal bin ich auf der Westseite des Sees nach Hause gefahren, habe meinen Händler besucht, man kann ja mal unverbindlich schauen, und da stand eines der Tarmacs schon wieder im Hof: In Zahlung gegeben, nach ein paar Kilometern; zu wenigeen jedenfalls, um die erste Kette zu wechseln. Ein wenig verschrammt an manchen Stellen, aber nichts von Bedeutung. Ich hatte damals gesehen, wie er sie in seinen Lieferwagen verpackte. Jetzt ist eines wieder da. Und ich dachte so bei mir: Ich habe das Colnago eines korrupten PdL-gesundheitsministers der Lombardei. Wäre es nicht spassig, dazu noch das Specialized eines russischen Steuerflüchtlings und Ex-Oligarchen zu besitzen?







Mein Händler stand daneben und schaute zu, ob ich das wirklich, wirklich noch in mein mit Kissen und Vorräten für den Winter überfülltes Auto hineinbekam. Dass bei der ersten Kurve ein Koffer herausgefallen ist, lag aber nur daran, dass ich die Tür nicht richtig zugequetschtmacht habe, und nur wenig überhaupt nicht an der Überfüllung oder meiner Gier.

Es ist halt ein Andenken, an den Urlaub und an die Vergänglichkeit. All das, was mir bestimmt war, wäre nicht gekommen, wenn ich damals auf dem See geblieben wäre. Der Mensch ist halt kein Fisch. Und deshalb sehe ich nicht ganz ein, warum ich mir so etwas entsagen sollte. Andere rauchen, trinken, nehmen Drogen, besuchen Bordelle und Spielhöllen, lauter Tätigkeiten, mit denen man sich durchaus zugrunde richten kann. Ich lasse nichts aus, was ich mir leisten kann. Und in den nächsten 25 und 50 Jahren möchte ich nicht nochmal in so eine Lage kommen. Ich war danach ziemlich heiser. Und das, was sie behaupten, dass sich Unterkühlung irgendwann vor dem Ende warm anfühle: Das stimmt nur zur Hälfte. Man weiss sehr genau, dass es sich so anfühlt, aber man weiss auch, dass es nicht gut ist.







Dann doch lieber Sonne und Erde und das Wissen, dass man irgendwie, und sei es mit Hatschen, doch wieder nach Hause kommt. Befreit vom russischen Ignorantgen surren die Räder, es schimmert der Lack in Elfenbein, und die schwarzen Trauerräder soll jemand anderes kaufen. Ich mag es bunt.

Und lebendig.

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Donnerstag, 4. Oktober 2012

Reden wir von etwas Schönem

Von der Liebe zum Beispiel, oder dem, was in unseren Zeiten der schnellen Trennungen und dem Schauen auf Optimierungspotenziale davon geblieben ist. Wenig genug, aber noch ausreichend für ein Buch, eher dünn, mehr muss aber nicht sein. Das könnte ja schnell gegen mit der Liebe, auf Seite zwei könnte man schon zur Paarung übergehen, da muss man ein paar Umwege und Verzögerungen einbauen, und das geht ganz gut, wenn der Held so etwas - entgegen aller guter Ratschläge - als Urlaubsgefährt benutzt.



Da sind Konflikte nicht zu vermeiden, denn die Frau auf dem Beifahrersitz hat andere Vorstellungen von Urlaubsgepäck als das, was bei diesem Wagen als Kofferraum gilt: Ein kleines Loch nämlich, das schon gut voll ist, wenn man die Seitenverdecke mitnimmt. Man einigt sich, auf manches zu verzichten, nur um festzustellen, dass im Kurort sehr wohl auch regnet und ein Ball stattfindet. Wozu man das Zurückgelassene dringend gebraucht hätte, was die Helden in ein entsprechendes Geschäft zwingt... so ist das mit diesen Autos. Mit Frauen schwierig, aber allein ist es eine andere Sache. Allein kann man auch Dinge mitnehmen, die man sich sonst stets verkniffen hat. Dinge, die enorm viel Platz wegnehmen, und zur Beantwortung der Frage führen könnten, ob man die Frau oder die Einkäufe zurücklässt, zusammen mit einer uncharmanten Antwort. Zum Beispiel etwas aus der Via Orefidio, die aber vielleicht besser Via Bambinificio heissen sollte, so viele Kinderwägen da auf und ab geschoben werden.



Was einem als Zweisitzerfahrer natürlich nicht passieren kann, denn wo kein Platz für Nachwuchs ist, kommt auch keiner her.

Die Raumnot in des Fiats Sitzen
und des Unterleibes Schlitzen
auf eines Rennradsattels Härte
erhält bess'rer Kinder Werte,
denn Nachwuchs tut ausbleiben-
ansonsten müsst man sich entleiben.

In dieser Strasse also sind so einige Geschäfte und eben auch eines für Kissen, und das hat vor dem Laden dieses Gitter mit den Einzelstücken. Wie oft habe ich es mir verkniffen, da etwas mitznehmen, wie oft sagte ich mir, eines allein bringt nichts, aber diesmal meinte ich im Vorbeifahren zwei ähnlich gefärbte Kissen zu sehen.



Und zwar mit Rot- und Grüntönen.

Ich wollte ja unbedinbgt ein Zimmer mit warmen Rottönen für den Winter.

Und ich wollte eine Chippendalegarnitur mit gestreiftem Samt und Nägeln und Knöpfen, wie in England und bei meiner Grosstante.

Und das ging zusammen, denn das eine malte ich und das andere fand ich dann für ganz kleines Geld, schon von einer Katze vorgekratzt und auch sonst in guter Erhaltung.

Aber es war Grün.

Und schon immer dachte ich, da wären jetzt Elemente gut, die vom Lachsrot der Wände zu der Garnitur überleiten. Und hier waren sie nun. Und ich war allein in Mantua und hatte genug Platz. Hinein, zur Kasse gestürmt und dann mit der Frage begrüsst werden, ob zwei Kissen reichen.



Oder ob man mehr möchte. Es wären nämlich auch noch mehr da. Und tatsächlich brauche ich vier Stück, zwei für das Sofa und zwei für die Sessel. Weil ich mich aber nicht entscheiden konnte, und weil zu viel Uniformität langweilig ist, habe ich jeweils zwei Kissen mit gleichen Farben, aber unterschiedlichen Mustern genommen. So viel ich eben auf dem Rad aus der Stadt schleppen konnte. Und mit dem Wissen, dass noch mehr da wären, sollte ich zu Hause, im kalten deutschen Herbst erkennen, dass man nie genug Kissen haben kann. Für Mittagsschlaf oder gepflegtes Wegnicken über der Arbeit in der Nacht.

Die Augen schliessen und an das Grün der Wiesen am Tegernsee denken, und das Ziegelrot der Mauern von Mantua: Immer eine Schicht Italien zwischen dem Kopf und er Realität. So in etwa. Dann schreibt es sich auch leichter, von der Liebe und von vielem anderen.



Etwas weicher Plüsch für harte Zeiten. Genau das, was ich brauche. Mantua me genuit.

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Traditionen leben

Dazu gehört viel. Wenn ich Zeit zum Reflektieren hätte, würde ich vermutlich begreifen, dass ich in meinem Innersten extrem reaktionär und abstammungsverhaftet bin.



Aber auch mit viel Zeit könnte ich vermutlich nicht erklären, warum das so ist. Das ist manchmal schwer und manchmal leicht, manchmal ist es der einfache Weg und manchmal gibt es da kein Entkommen.

Weil man auch gar nicht will. So komisch das klingt. Man macht halt, was zu tun ist. So, wie die Weinernte und auch alles andere.

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Montag, 1. Oktober 2012

Netzdeppen schlimmer als Steinbrück

Immer, wenn mir richtig übel ist - und das ist es gerade bei der Vorstellung, dass die SPD es nicht geschafft hat, die Versager der letzten Bundestagswahl rauszukegeln und neue Leute aufzubauen - schaue ich mir den historischen Verlauf der Wahlergebnisse der CSU an. Oder zur Pressestelle der Piraten. Ich werde für Steinbrück keinen Finger rühren, aber auch nicht davonlaufen. Bei den Piraten jedoch würde ich mich schon mal fragen, wo da eigentlich das Amt aufhört und das Ausnutzen der Stellung zugunsten persönlicher Seilschaften beginnt, zumal, wenn es so nordkoreanisch als Durchhalteparole für den falschen Weg daherkommt:



Wir bleiben gleichauf bei 7%.

Danke nochmal an alle für das schnelle, sinnvolle und (im Vergleich zu
manch anderer Debatte) weitgehend geschlossene Vorgehen in der Debatte
um Julias Buch. Die Debatte hat uns nicht geschadet. Im Gegenteil: Wir
haben gezeigt, dass diese Partei bereit ist, einem Shitstorm etwas
entgegenzusetzen, zu ihrem Personal zu stehen und eine Debatte zu
versachlichen. Das hat uns einen kleinen, aber bislang stabilen
Aufwind gegeben.




Schreibt Johannes Ponader an den Pressestab seiner Partei, in dem es letzten Monat viel Ärger über die Unbelehrbarkeit und das Debakel von Julia Schramm gab. Die anderen Parteien geben sich mit den Piraten erst gar nicht ab und schauen einfach zu, wie mit dem simpel gestrickten Frederickdiemaus-Weltbild eine Gruppe von inkomptenten Leuten das Projekt vor die Wand fährt. Kritik, Erkenntnis, Fehleranalyse, ach was: Nicht unter den Freunden im Vorstand.



Die SPD wird auch viel falsch machen und verlieren. Aber diese Piraten werden nicht einfach verlieren: Sie zeigen der Politik, dass man das Netz nicht ernst nehmen muss.

Und das ist wirklich schlimm. So viel Energie und Aufwand, und ein paar Spitzenfiguren machen alles kaputt.

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Von den Freudenmädchen zur Kirche und zurück

Man muss es nur richtig verweben, dann kommt man vom Strassenstrich zum Klerus und was der Staat tun kann, damit die einen den anderen auch weiterhin das wüste Treiben erschweren. In der FAZ.



Ich weiss nicht, was mir an diesem Bild gefällt, aber es gefällt mir.

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Montag, 1. Oktober 2012

Nicht wie ein Hund.

Bleibt.



Bleibt.



Bleibt.



Bleibt.



Muss heim.



Und ich?

Ich werde nicht gezerrt. Ich ziehe mich selbst. So bin ich halt.

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Aber Schneewittchen

Bei der Mille Miglia ist die erste nacht immer voll mit einem ganz besonderen Zauber. Man verlässt die, sagen wir es ehrlich, nicht aussergewöhnlich schöne Stadt über breite Strassen und durch langgezogene Industriegebiete, man kommt an den Gardassee direkt hinunter und dann nach Verona, pber die Scaligerbrücke und dann die Piazza delle Erbe. Man fährt über Strassen, die nur dieses eine Mal geöffnet sind. Es ist die Nacht der Nächte, und obwohl ich stets abgekämpft und marode bin, würde ich nicht darauf verzichten. Weil es von da an immer besser wird.



Der Gran Premio Nuvolari beginnt an meinem Lieblingspalast mit der technischen Abnahme und startet auf einem der schönsten Plätze der Welt - und die 10 schönsten Plätze der Welt sind alle in Italien. In Breschia ist es ein grandioser Stau auf der Viale Venezia, aber hier ist es auf der Piazza Sordello sogar besser als vor der Engelsburg. Weil alles so kompakt ist. Von hier aus wird es kaum mehr besser.



Und dann starten sie die Mororen, fahren los, der Platz leert sich, und ist anders, aber immer noch grandios. Sie fahren hinunter zum See und über die Brücke, die schönste Renaissance-Skyline im Rücken, und ich bleibe. Ich möchte nicht mit. Es war hier am richtigen Ort. Ich war dabei, und für einen Moment konnte ich wieder in den Abgasen durchatmen. Das habe ich sehr, sehr nötig gebraucht.



Das Atmen. Das Anschauen. Und dann das Bleiben.


















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Sonntag, 30. September 2012

La Crisi

Bevor ich nach Hause fahre, kaufe ich ein. Nicht irgendwo und schon gar nicht in einem Supermarkt, sondern einmal südlich und einmal nördlich von der Bar Venezia, einmal in der Strasse der Goldschmiede und einmal gegenüber dem Torm mit dem Käfig für die Schuldner - was mich aber nicht abhält. Und wäre das rote Damengegenstück zu meinem Umberto Dei zu haben, das gegenüber der Bat steht, ich würde es auch noch nehmen.













Ansonsten, wenn ich dort am Samstag einkaufe, muss ich lange, lange warten. Das heisst, ich habe viel Zeit, mir die Motive herauszusuchen, aber gleichzeitig das Problem, die Menschen aus dem Bild zu halten. Es ist da meisten recht voll gewesen. Diesmal nicht. Und ich habe die böse Ahnung, dass die Krise hier eher zuschlagen wird, als bei den Einkaufszentren vor der Stadt. Dort sicher auch, dort sind gigantische Überkapazitäten, aber das hilft in den Städten niemandem, wenn die Kunden einfach nicht mehr genug Geld haben.













Und es ist in Italien noch ein sehr langer Weg, bis es wieder besser werden kann. Man kann schon etwas machen: In den kleinen, guten Läden kaufen und die Supermärkte meiden, wo man mit Personaleinsparung sehr viel besser überleben kann, als das ein Familienbetrieb je könnte. La Crisi ist nur für wenige Reiche eine Frage des Seins und für viele eine Frage des Nichtseins.

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Minderheitenprogramm

Die einen haben etwas Besseres zu tun.



Und die anderen haben das Bessere nicht im, sondern auf dem Kopf.



Und dafür Benzin im Blut. Und es wird der Tag kommen, da das eine mehr als das andere wert ist, wie heute schon in Nigeria.




















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Samstag, 29. September 2012

Was eventuell doch gehen könnte

Tag für Tag sitze ich in meinem Cafe, meistens auf dem gleichen Platz - auf dem, von dem aus man das beste Blickfeld nach rechts und links hat. Wäre gegenüber nicht eine Drogeriekette, wäre er ideal. Da sitze ich, schaue ich und lese ich, wenn ich gerade nicht schaue. Obwohl es hier sehr viel zu schauen gibt.







Mein Zeitungshändler spricht kein Deutsch, also weiss er auch nicht, was in meiner Zeitung steht, die er verkauft, und diesmal habe ich es ihm erklärt: Eine grosse, bürgerlich-liberale Zeitung, ein wenig wie der Corriere. Ob ich viel drin schreibe? Poco. Selten, Viel online, ein Blog. Online findet man vermutlich nicht so gut, wenn man einen hübschen Eisenkiosk unter den Arkaden betreibt und überdies weiss, welche krassen italienischen Zeitschriften man dem Journalisten empfehlen kann. Online ruiniert das Geschäft. Und obwohl mir dutrchaus klar ist, dass auch meine Zeitung Auflage verliert und die Zeiten nicht rosig sind: Bewegt werde ich eher vom Schicksal meines Händlers.Es gibt drei Buchhandlungen und drei Kioske in Laufnähe, da haben das Wort "Medienkrise" und generell La Crisi eine andere Bedeutung. Die Bedeutung eben, dass an der Tür einer Bäckerei schon das Schild "Pane anti-Crisi" zu finden ist - und das Brot dann zu Preisen, die den Bäcker vielleicht auch in den Ruin treiben. Am Tag, an dem Springer vor die Hunde geht, fahre ich nach Berlin und lache seine Büttel öffentlich aus - aber mein Kioskbetreiber hat etwas anderes verdient.







Der Kiosk selbst ist so wie immer - das eigentliche Problem sind das Geld der Kunden, das nicht passende Angebot der Presse und die fehlende Zeit der Menschen. Und nachdem ich auch jeden Tag die Zeitung lese, muss ich sagen: Sie passt nicht wirklich in dieses mein Umfeld. Mal abgesehen davon, dass ich bei der Wirtschaft schlechte Laune und bei der Politik Unlust auf Deutschland bekomme, müsste das alles sehr viel cafetauglicher sein. In den besten Texten ist es das, aber die Abbruch- und Umblätterquote ist nicht nur so hoch, weil das Schicksal ab und zu Mädchen wie im ersten Bild vorübergleiten lässt. Und am Ende bleibt vom gewollt Tiefschürfenden nichts hängen, weil es nicht zur Art meiner Aufnahmebereitschaft passt. Da will etwas anderes in meinen Kopf, als ich hereinlassen möchte, oder kann. Mit dem Abstand von zwei Tagen weiss ich nur noch, dass ich den Text über mein eigentliches Fachgebiet total daneben fand, aber nur mit Mühe fällt es mir ein, wie sehr mich die Vergleiche zwischen La Tene D und Jugendstil genervt haben. Grad so, als hätte es "einen" Jugendstil oder einen Stil in La Tene D gegeben.







Ich finde die Vorstellung einer U-Bahn-Zeitung schauderhaft. Was mir aber gefallen könnte, und was der Weg sein könnte, wäre ein kluges Zwischending, ein Hybridwesen, das sich primär an Menschen in meiner Lage wendet - mit einer Stunde Zeit im Cafe - und mit dem Nimbus auftritt: Das ist das Blatt für Menschen, die sich gern klug und gewitzt unterhalten lassen. Keine Klogriffe aus pseudowissenschaftlicher Angeberei, und keine Gossigkeit wie die Welt Kompakt, das Blatt für Menschen mit Privilegien. Die Hauspostille der Entschleunigten, das Tiefe hat, aber nicht mit Dünkeln nervt. Das Blatt, das man in der U-Bahn mit sich tragen kann, um zu lügen: Ich bin gar nicht auf dem Weg in die Arbeit, ich habe jetzt erst mal Pause, auf mich wartet das Blau des Himmels und - oh! Sie haben Risottowochen! - auch und besonders, wenn es eindeutig nicht stimmt. Die Zeitung für das Portagiornale, für die mechanische Uhr, für ein Publikum, dem man möglichst wenig Anlass zum Abbruch des Lesens gibt, und das nicht aufgrund der Hektik beim Weiterblättern die Werbung gar nicht mehr erkennt. Eine Cafeblatt für Privilegierte. Das auch die Cafebesitzer wollen. Ein Blatt, das sich schamlos die verbleibende Lesezeit der Klugen unter den Nagel reisst.

Der Rest wird - nun, man wird sehen.

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Warum Männer keinen Handtaschentick haben

Weil sie praktisch veranlagt sind und grosse Handtaschen aus Blech mit Motorisierung bevorzugen. Dann aber auch gern in Cremweiss und mit Chromschmuck. Nur eben ein wenig grösser.
























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