: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 7. März 2013

Gegendarstellung

Manchmal kommen Nachts Mails, da weiss man wieder, warum man das alles hier macht: Für die Leser. Also nicht für Kunden oder Page Impressions, sondern für Menschen. Und ich weiss auch, warum es hier keine Amazonliste gibt, oder Werbung: Ich habe ja alles, was ich wirklich brauche. Ein Dach über dem Kopf, ein Stück Kuchen an Tag, und sonst, sonst brauche ich nicht viel. Es geht also um Menschen.





Ich mag das. Diese Freiheit zu schreiben, ohne mir einen Gedanken über die Verwertbarkeit machen zu müssen, ohne falsche oder richtige Rücksichten, ohne dass man sich deshalb irggendwie verpflichtet wäre, heute von Musik und morgen einfach von der Freiheit, an den See gehen zu können; und ich denke auch, man merkt dabei den Unterschied der Örtlichkeiten. Am See wird mir immer ganz leicht ums Herz, weil ich mir sage: Schlimmer kann es nicht werden, und hin und wieder hört man ja auch, um welche Nichtigkeiten gestritten wird, wenn die Menschen zu nah und zu prestigegeil aufeinander sitzen: Das kann hier nicht passieren, hier ist viel Raum, man kommt sich nicht in die Quere. Menschen halt.





Das funktioniert ganz gut, und es ist auch der Ort, an dem ich noch Zeitungen sehe. Im Zug war es eher deprimierend, da domoniert das Elektrogerät total, und im Wohnheim an der Donau stapeln sich die ungelesenen, kostenlosen Zeitugen. Hier ist das, wie gesagt, noch erheblich besser, und ich denke, es ist keine schlechte Idee, sich diese Wlt da draussen

ja

ich weiss schon, warum ich mich lieber als Autor vorstelle, wenn ich denn irgendwas Berufliches angeben muss. Weil eigentlich, bin ich gar nchts, was in diese Kategorien passen würde. Was ich sein könnte, ist schon durch ander besetzt, mit denen man nicht unbedingt eingetopft werden mag. Autor lässt Raum. Und macht s unernst.





Ich bin hier. Ich nehme Leute gern mit. Darum geht es eigentlich. Wie es geht, weiss ich auch nicht, ich kann das halt irgendwie. Schön, dass ich da bin. Schön, dass mich andere begleitem.Und Danke für solche Mails, die einem sagen, warum man es tut.

Online-Abo.

Paymodelle.

Gier ist geil.

Muss halt erst einer haben wollen. Muss sich einer angesprochen fühlen. Fühlen. Wichtig.

Was will man verkaufen, wenn es nicht wie der Schnee funkelt und wie das Wasser riecht?

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Mittwoch, 6. März 2013

Frische Luft

Das kann ich, denke ich, hier laut erzählen: Im Blogsystem der FAZ, das momentan und vermutlich auch noch länger etwas besser durchdacht als die Booster der Challanger ist, gibt es eine Javascriptfunktion, die einen beim Bildeinstellen anfiest, man sollte eine Bildbeschreibung dazu verfassen. Sonst könnten manche Sehbehinderte nicht erkennen, was es ist. Prinzipiell finde ich es ntürlich gut, wenn man mitdenkt, aber in einem System, das mir tagein tagaus einen Tritt gibt und bei dem man an viel gedacht hat, ausser an Leser und den, der es betreuen muss, ist das ein ziemlicher Hohn.Vor allem, weil man ja auch irgendwie damit rechnet, dass ich rücksichtsvoll bin und sage: Oh ja, natürlich, das System ist eine krasse Frechheit, ständig verschwinden Kommntare und ich kann mich nicht mal entschuldigen, weil meine auch manchmal auch verschwinden, aber hier nehme ich natürlich sofort und freudig Rücksicht und investiere nochmal Zeit, den Blödsinn wegzuklicken, weil ich ja sonst nichts besseres zu tun habe. Na: Diese "Dir geht es gut also bitte sorge Dich um jene, die es nicht so gut haben."





Ich schreibe ja gern fies über unsere egomane und giergetriebene Gesellschaft und diese Leute, die für den kleinsten eigenen Vorteil anderen grösste Belastungen zumuten. Da denkt man natürlich zuerst an die Schicht, die längst oben ist, aber mein Eindruck ist, dass die wirklich üblen Beispiele dieser Haltung moralisch verbrämt daher kommen. Es könnte ja jemand das Internet für Kinderpornographie nutzen - da machen wir mit Riesenaufwand und hohem Risiko für dich Netzsperren und Überwachung, während der nächste Österreicher eine Verwanfte in den Keller sperrt und 100.000e Cretins nach Thailand jetten. Das Frauenbild gefällt manchen Feministinnen nicht mehr, also muss es auf Linie gebracht und genderneutral werden. Daheim kommt heute ein Packerl mit einer Frau an, die ihre Oberweite auf ein Buch plumpsen lässt, das ist, auch wenn 18. Jahrhundert, sicher schon kritisch. Aber natürlich erwartet man von mir, dass ich die Sinnhaftigkeit sehe und das Wohl der Allgemeinheit im Sinn habe. Oh, und wenn ich bei der FAZ darauf vergesse, bei einem Thema, das am Rande mit der Benachteiligung von Juden zu tun haben könnte, es herausgehoben zu erwähnen, kommt gleich einer und fragt: Und die Juden? He? Was in meinem Falle vielleicht ein wenig schräg ist. Aber gut. Jedenfalls, wir alle könnten jammern und dies und jenes an Rücksichten und Pfründen fordern, und mir würde sicher auch ein Dreh einfallen, warum das dann moralisch richtig ist: Aber eigentlich fühlt man sich, wenn man immer nur in der Rolle desjenigen ist, der sich aufgrund seiner Privilegien anpassen muss, ein wenig blöd.





Das Ergebnis ist ein ausgesprochen unschöner Wunsch, auch mal so eine fiese, benachteiligungssuchende Sau zu sein, die sich gemeinhin oft an der Spitze solcher Forderungsstellergruppen befindet, und auch mal gegenfordern.Mir ist das bewusst, es ist kein schöner Zug, und ich möchte das auch keinesfalls rauslassen; was bleibt, ist das seltsame Empfinden, dass sich die zynische Gier auf der einen Seite eine zynische Art der Tugend auf der anderen Seite erschafft. Und da treten dann Leute auf, die gern nehmen. Wenn sie haben, finden sie einen neues Aspekt, um wieder zu nehmen. Und wenn sie dort Hilfe bekommen, ist bald wieder ein Punkt zu finden, an dem man fordern kann. Prinzipiell ist gegen Selbstverwirklichung ja auch nichts einzuwenden, aber wenn man sich schon so ausser die Reihe stellt, muss man vielleicht auch die ein oder andere Benachteiligung in Kauf nehmen. Ich rede nicht über gleiche Rechte für homosexuelle Paare - auf jeden Fall soll das so sein! Gern auch mit Streichung vieler dummer Privilegien im Familienrecht! Aber meine Sympathien sind begrenzt, wenn die Argumentation darauf hinausläuft, dass ich als Angehöriger einer feindlichen Tätermehrheit das endlich mal einsehen und die Geldbörse öffnen sollte, für jene, die unter mir und meinem Weltbild leiden.





Da sind weite Teile der nicht der sog. Normalität konformen Bewegungen inzwischen in einem Fahrwasser, das mich abstösst. Wenn man Mehrheiten immer nur dadurch brüskiert, dass man sie in eine Täterrolle drückt, wenn es soweit geht, dass die eigene Freiheit beeinträchtigt wird, wenn man nicht mal mehr wie bei Evangelikalen sagen kann: Bedaure, ich bin Agnostiker und habe Patristik gemacht, bei mir ist das sinnlos, ihr habt Euren Glauben und ich habe keinen meinen - dann bleiben nur noch zwei Optionen.

Entweder ich komme selber mit bigotten Forderungen a la die erste Reihe der Berge muss weg, ich will den Brenner sehen, ansonsten fühle ich mich diskriminiert und wenn ich in den Swingerclub gehen sollte, verlange ich auch Ehegattensplitting.

Oder ich kriege einen Hass. Ich dämpfe das durch Schreiben und Nachdenken ab, aber man wird den Eindruck nicht los, dass hier genommen wird im Bewusstsein, dass es noch viel mehr sein muss und der andere noch viel wird geben müssen und morgen die nächste Forderung auf den Tisch kommt, ohne Anstand, ohne Manieren, immer im Gefühl, man könnte sich das nach den erduldeten Benachtteiligungen auch so leisten. Und das kocht und brodelt in mir.

Im Bräustüberl könnte man das alles getrost ignorieren, hier oben auf dem Berg dagegen bin ich nur in meiner eigenen Gesellschaft. Das Rodeln ist schwierig geworden, stellenweise ist gerade noch so viel Platz, dass man an Geröll und Sand um Millimeter vorbeifliegt. Ziemlich paranoid, das alles, aber wirklich entspannend im Gegensatz zu dem, was als Tugend die nehmende Hand aufhält.

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Mittwoch, 6. März 2013

J'ay un oyseau qui volle, volle, volle

Die Zeit nach den Hugenottenkriegen um 1600 war in Frankreich keine schlechte, es ging auch recht freizügig und leger bei Hofe zu. Dort entsanden tranceartige Liebeslieder, die das Kreisen der Zungen beim Kuss nacherzählen. Eine Ahnung der Liebe in der Musik. Ich denke bei der Fahrt nach Frankfurt an den See, den Berg und jenen Unbekannten, der das alles heute an meiner Stelle erleben wird.





Ich fand das Verhalten des Herrn Guttenberg, ständig eine Rücktrittsdrohung in den Raum zu stellen, mit Verweis auf seine Unabhängigkeit, immer etwas peinlich. Bei mir ist es halt so, dass ich überhaupt keine Lust hätte, bei der FAZ alt zu werden, und trotzdem dort sehr gern jetzt schreibe. Das hat viele Gründe und mündet selbstredend in die Feststellung, dass ich dort nicht meinen Lebensmittelpunkt sehe. Ich arbeite gern dort, an der Stelle, wo ich arbeite, aber wie man im Moment auch sieht: Ich arbeite dort mit meinen Lesern, und weniger mit deb Entwicklern. Und diese Faht nach Frankfurt dient nun weniger dem Ausbau der Haltekräfte, sondern dem Kampf gegen jene, die das softwareseitig erschweren. Dass ich mit den neuen Blogs, die mit Wordpress so viel zu tun haben wie Toskanastil mit einem Palazzo in Siena, extrem unzufrieden bin, hat man vermutlich gemerkt.





So ein Mittagtermin in Frankfurt ist mit dem Auto ausserordentlich ungünstig, da sind alle Vertreter unterwegs, und realistisch sollte man schon 4 Stunden einplanen. Ausserdem muss ich mich noch vorbereiten, was mit einem Bruchteil der Aufmerksamkeit beim Überholen der Lastwagenkolonnen auch nicht gerade gut ist. Und dann kommt noch dazu, dass die Autobahn nach Frankfurt jeden Anspruch, eine europäische Traumstrasse zu sein, mit aller Kraft und vielen Tücken von sich weist. Und andere erzählen doch immer wieder von den interessanten Begegnungen im Zug.





Ich setze mich also zielgenau auf einen Behindertenplatz und merke das erst, als der Zug die Donau überquert hat. Also suche ich mir einen anderen Platz. Vieles ist reserviert, aber nicht besetzt, dafür sind die besetzten Plätze eher selten. Letztlich lande ich neben einem Auto-Bild-Leser und jemandem, der ein etwas rustikales Frühstück zum iPad-Konsum zu sich nimmt. Und dann auch noch nachbestellt. Nun ja. Unter dem Vordersitz ist ein Abfallabteil, das hier definitiv zu klein wird, im Laufe der Reise.





Schräg hinter mir ein zur zweiten Klasse verdonnertes Junior-Beraterinnenpaar der Sorte „wir sind nicht blond damit es irgendwie netter aussieht als wir sind“, die am Telefon viel über Investoren (wichtig) und Mitarbeiter (sollen später informiert werden, und auch nur teilweise) sprechen. Sol lucet omnibus, am See. auf dem Berg und hier der Abgasmaschine.





Sie telefoniert weiter und ich denke mir, wenn der Zug jetzt von der Brücke fallen würde, wäre es nicht gut für mich, aber woanders würden sich manche sicher freuen, denn wer sich so verhält, hat auch nur die Kollegen, die sie verdient. Vielleicht macht die Stadt die Menschen so, jedenfalls passt das alles formschön zusammen, sehr stimmig, nur ich bin hier fehl am Platze und hoffe, dass jener, der für mich nun oben sitzen sollte, begreift, welche Pflicht zum Guten er hat.





Wenn da nicht die Plakate wären. Das sind so kleine, manchmal gut gemachte und manchmal völlig absurde Fenster in der Realität. Andere spricht das vielleicht an, aber ich komme zudem aus einer recht werbefreien Welt, und die Kombination dieser Bilder und dieser Stadt - das ist eine Zumutung für den denkenden Menschen. Nichts, keine halbnackte Frau und kein Coffee2go kann auch nur irgendwie ansatzweise mit dem Glück auf dem Berg und der Schokolade mit Aussicht mithalten. Da sitzen so viele Leute zusammen und planen das, und auf dem Berg ist alles da, was unten immer fehlen wird.





In der S-Bahn eine weitere Lektion über den Niedergang der Sitten; die Neigung, gleich reinzudrängen, bevor andere ausgestiegen sind, kommt aus Berlin, macht die Sache auch nicht schneller und nur unhöflicher. Am Berg habe ich vielleicht mit 30 Leuten Kontakt und plaudere mit 5 oder 6, hier habe ich jede Menge Körperkontakt mit Leuten, die allenfalls grunzen. Ich verstehe die Menschen, die hier kaputt gehen. Ich dagegen denke an den See und weiss: Da oben ist jetzt jemand und ist für mich glücklich.





Auf dem Heimweg sitzen mir gegenüber zwei Vertriebler, sie kommt aus der Uckermark und sieht auch so aus und ihr Lieblingswort ist "Arsch", und sie will Beziehungsprobleme mit einem der Ärsche lösen, indem er sich mehr von ihren Horrorfilmen anschauen und ihre Neigung verstehen soll. Daneben noch drei übersaubere Damen aus der HR eines Grosskonzerns auf dem Weg nach München, die ab und zu herüberschauen und sich fragen: Wieso hat die einen Freund und ich bin Single? Dann reden sie wieder über Schuhe.





Und ich? Ich bin nicht voll zufrieden, aber ich kann immer daran denken, wie es da oben ist, wo ich sein werde, wenn die Züge wieder rattern, aber ganz ohne mich und mein Leben, das ein anderes ist. Da macht auch eine Stunde Verspätung nichts aus. Danach ist alles golden.

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Dienstag, 5. März 2013

24 mal Danke

Mir ist natürlich bewusst, dass der normale Mensch momentan den Winter verdammt - wenn er es nicht schon immer getan hat - und den Frühling erhofft. Aber ich habe nicht nur entsetzlichen Heuschnupfen, sondern auch ein Heim in den Bergen, einen Rodel und einen sagenhaften Ausblick in Rad- und Gehweite. Und es war auch diesmal wieder ein famoser Winter. Bergwinter halt. Das kann man hier so verstehen, wie man woanders Frühling versteht. Es war ein Zuckergusswinter, und manchmal war hier an zwei Tagen mehr Sonne, als woanders in einem ganzen Monat. Es war phantastisch.
















































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Die mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen

sind die Kollegen bei der Süddeutschen Zeitung in ihrem Hochhaus draussen bei den Gleisanlagen. Angeblich sind da welche, die immer noch behaupten, so schlimm wäre das gar nicht, durch eine Investmentgeschichte aus der Sendlinger Strasse vertrieben worden zu sein. Seitdem, das ist der allgemeine Eindruck, ist die SZ weniger München und mehr Gleisanlagegeworden, weniger warmherzig und mehr global wie alle anderen auch, und dass sie ab un zu Bilder twittern, dass man durch die Abgase die Berge ahnt - das alles ändert auch nichts daran, dass man in den Bergen manches Geschreibsel für dumm, peinlich und so angreifbar hält, dass man sich zwingen muss, nicht "Aber Hitler war nett zu seinem Schäferhund" zu schreiben. Habe ich dann auch in der FAZ und im Kommentarblog nicht getan.

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Sonntag, 3. März 2013

Alles gleicht sich aus in den Bergen

Heute zum Beispiel bin ich braun geworden. Sehr braun. Denn die Sonne steht schon hoch am Himmel und hat sehr viel Kraft. Und da oben ist nichts, was die Kraft der Sonne aufhalten würde. Erst gegen 18 Uhr wird es dann kühl. Davor fühlt man sich wie ein Brathendl. Aber eines mit Tee und Torte.



In Kärnten dagegen wird nichts mehr braun, da ist der alte Haiderspuk jetzt, über drei Jahre nach seinem Tod, entgültig verjagt. Manche brauchen zum Sterben einfach länger, aber dann sind sie richtig tot, und ihre Parteien schmoren in der Hölle. Natürlich gehe ich auch morgen wieder auf den Berg und werde noch ein wenig bräuner, denn ich will in Frankfurt auch so aussehen, als käme ich direkt aus dem Urlaub. Und in Kärten räumt man jetzt hoffentlich richtig auf, und räumt die Andenken an die braune, korrupte Pest weg.

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Sonntag, 3. März 2013

Alternative für ein bescheuertes Land

Ich verstehe ünberhaupt nicht, wieso diese gierigen alten Männer da in Frankfurt und Umgebung eine neue Partei aufmachen wollen. Es gibt doch schon die alten gierigen Parteien des Leistungsschutzgelds und den Steinbrück, besser kann man gierige alte Männer gar nicht vertreten. Und wie eine Partei funktionieren soll, die in Oberursel ihr erstes Treffen hat und in der alle so aussehen wie der gealterte Ponader, verstehe ich auch nicht. Gut, sie werden keine Zeit haben, die Welt mit noch einem Ferengiblog zu langweilen, aber ich denke, dass gerade Wirtschftsleute begreifen sollten, wann sie ihre Zeit und anderer Leute Nerven verschwenden.

Vielleicht geht es wenigstens so aus, wie man das auch für die Piraten hoffen kann: 4,9&. Maximaler Schaden für die anderen Parteien und kein Nutzen für sie selbst.

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Freitag, 1. März 2013

Hic sunt Dracones

Warum ich an solchen Tagen trotzdem komme, fragt die Bedienung oben auf dem Berg. Zumindest das letzte Stück könnt ich mir sparen, nach gängigen Vorstellungen derer, die auf den Berg gehen, um auf das hinunter zu schauen, was sie gerade verlassen haben. Was an Tagen wie heute, so nebelverdeckt, gern auch mal nebelverdeckt bleiben kann.







Es ist wegen der Geister und der Drachen und der Einsamkeit, in der sie aus den Bergwäldern kommen. Ein verschneiter Bergwald in Wolken hat seine ganz eigene Anmutung, und der Tod, der in der realen Welt immer unendlich fern zu sein scheint, ist hier ständig in der Nähe. Man muss nur vom Weg abweichen und an einer Wurzel hängenbleiben... der Berg kennt kein Erbarmen, vor der Schneeschmelze wird einen kaum einer finden.







Und deshalb huschen also auch die Gnome über den Schnee, und manches modernere Alien senkt seinen weissen Kopf zu jenen, die wissen, dass die Realität auch nur eine Erfindung ist, für die man alle Zeichen ignoriert. Menschen halten sich und die Welt für etas, aber im Untergrund ist man da ganz anderer Meinung und möchte sich nicht berechnen lassen. "Hic sunt Dracones" kommt ursprünglich von einer Landkarte, auf der die äussersten Bereiche der damals bekannten Welt den Ungeheuern zugewiesen wurde. Dan kam das Wissen und ging über die hinweg. Aber die Bauern wussten schon, warum sie unten im Tal die Dachbalken zu Drachen schnitzten. Wir nehmen die Wissenschaft zu wichtig, und sehen deshalb weniger.







Manche - und das droht mir in diesen Zeiten auch - sehen die Welt nur noch im Monitor. Das ist falsch, und es wird spannend sein zu sehen, welche Zutat die Evolution dem Menschen für diesen neuen Paramters der Anpassung schenken wird. Mir kommen da Gedanken, die sehr viel schlimmer als Drachen und Ungeheuer sind, denn die sehe ich nur auf dem Berg und die anderen, die werde ich in Frankfurt sehen.







Davor aber bin ich noch hier oben, mit Blick auf das Nichts und Kuchen, und weiss, warum ich hier bin und sein werde. Hier sind Monster.

Das ist für mich gute Gesellschaft.

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Freitag, 1. März 2013

Die 40 Geraden

Nach dem 41. Kontakt nehme ich die Anzeige wieder runter. Drei Stunden, nachdem ich sie aufgegeben habe.

Es ist keine so gute Idee, mir in der ersten Zeile gleich zu sagen, dass man als Autoverkäufer 3500 netto im Monat verdient. Das ist so ein "Du willst es doch auch"-Spruch. Wir, die Top Dogs. Ich die Kohle und Du mein Facility Management mit der Adresse, die im Büro gut ankommt.

Es ist keine so gute Idee, sich mir gegenüber als anspruchsvoller Aufsteiger zu prösentieren, der eine adäquate Bleibe sucht, bevor ihn der Weltkonzern schnell weiter schickt.

Es ist keine gute Idee, mir den Eindruck zu vermitteln, dass ich froh sein sollte, welche tollen Kunden ich haben kann. Ich glaube, das lernen sie bei Vorstellungsgesprächen, das Schnelle, Direkte, den Hook, die Punchline, die Bullet Points.



Bekommen hat sie der, bei dem klar war, dass er sich riesig freuen würde. Im Prinzip ist bei mir die Entscheidung nach 5 Minuten gefallen: Die sind es. Der Nebeneffekt der Erfolgreichen und Direkten ist leider, dass andere, die mit Sicherheit keine schlechteren, sondern sogar bessere Mieter im Sinne der Verständigung wären, angesichts der geldscheinwedelnden Drängler letztendlich die schlechteren oder teureren Wohnungen nehmen müssen. Ich hatte mal einen Massentermin mit vielen Geldscheinwedlern, und ich wusste: So, wie die um die Wohnung kämpfen, würden sie auch kämpfen, wenn es um das Herausholen weiterer Vorteile geht. Ich will aber keinen Performancejunkie, der immer das Beste herausholen will und einen ganzen Abend nervt, nur damit dieses und jenes auch noch geht. Ich will einen Mieter, mit dem ich gut kann. Deshalb mache ich auch nur Einzeltermine, und halte mich an meine Grossmutter, die gesagt hat: Man muss reden mit den Leuten. Ich erzähle viel von mir selbst, dann sieht man, ob es passt.



Es sollen unsere Erben sein. Dass diese Viertel diesen entspannten Ruf haben, liegt ganz sicher nicht darn, dass es damals, vor 25 Jahren, die Strassen der Jungmanager und Vorstandsassistentinnen waren. Wer hier einzog, wollte etwas erleben. Das war nicht nur Studium und Beruf, das war vor allem das Leben, das uns lockte.Die richtige Infrastruktur lag vor der Haustür, das Leben war leicht und schnell und sorglos, und mangels Netz und Mobiltelefonen auch recht stressfrei, und nicht so zerhackt wie heute. Es würde sich wie ein mieser Verrat anfühlen, würde ich jetzt meine alte Wohnung jemandem überlassen, der eine gute Adresse auf seiner Visitenkarte haben will, und dem Viertel der nächste Mörder seines Flairs sein wird. Ich wollte nie einer der 45-jährigen werden, die im Parkcafe an der Bar den Mädchen hinterhergafften, ich wollte dann angemessen leben, und anderen Platz machen. Meine Geschichten werden verschwinden wie der Lärm im Parkcafe verhallte, und es sollen neue Geschichten kommen, Hoffnungen, Freuden und Leben. Nicht Leute, deren erster Satz ihr Einkommen ist, und stets bereit sind, sich finanziell vollkommen nackich zu machen.



Mein Lebensweg war nicht gerade, der Lebensweg meiner Mieter ist es auch nicht wirklich. Wir sind die Krummen. Lasst es krachen, sage ich ihnen. Macht da weiter, wofür wir zu alt geworden sind. Lasst nichts aus, und wenn ihr mit einem Gehörsturz nach Hause kommt, sagt in 30 jahren, dass euch nicht das Alter taub gemacht hat, sondern die Jugend. Wir leben heute lang, sehr lang, viel zu lang, und sehr viel Zeit davon im Zustand der schwindenden Möglichkeiten. Die Wohnungen sind nicht so teuer, dass nur die Bestverdiener sie beziehen könnten, aber auch nicht so billig, dass ihr es euch leisten könntet, auf einen Vorteil zu verzichten, den das Leben hier bietet. Das ist die beste Lage für das beste Leben. Unsere Geschichten waren laut und schrill, wir standen in Gaultier und Alaia auf den Boxen und wo ihr stehen werdet, das bleibt euch überlassen. Aber bitte nicht in diesem Alter unter den Zwängen der Ökonomie. Es hätte so viele andere gegeben, so viele Gerade. Aber ihr seid krumm und die Richtigen.



München belastet mich, weil mich dort meine eigene Geschichte verfolgt. Nicht ohne Grund, aber ohne den schlimmsten aller Gründe: Dass ich dort etwas verpasst hätte und nun unter dem Zwang stünde, das nachzuholen. Ich bin nicht allzu gern dort, auch, weil sich so vieles verändert hat. Es macht keinen Spass zu sehen, wie die Antiquariate verschwinden. In meinem Viertel hätte man sich diee Pinakothek der Moderne wirklich sparen können, das war eins zu viel, dieser glatte und nun schon wieder marode Marketingklotz neben der halben Ruine der Alten Pinakothek und dem gammligen 70er-Jahre-Flair der Neuen Pinakothek. Früher war das die Maxvorstadt, fertig. Heute ist es das Museumsviertel. In der Abgusssammlung bin ich immer noch allein, zum Glück. Wenn ich das nächste Mal dort bin, werde ich sie wieder besuchen. Ich hatte viel Spass mit den Koren aus Gips und denen aus Fleisch, ich war sehr glücklich in München. Und für die 40 Geraden findet sich sicher auch ein Platz. Da muss man sich keine Sorgen machen.

Tut mir Leid, dass ich nicht schrftlich abgesagt habe, aber auch ich muss leben.

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Vielleicht

ist morgen der Tag nicht der Leistungsschutzrechthaberei (FAZ-Version, LSR-fragwürdige Version, bei der die Kommentare funktionieren) sondern auch der Tag, da die guten Leute unter den Onlinern begreifen werden, dass es so nicht weitergehen kann. Sie können sich nicht immer als Geiseln nehmen lassen für jeden Blödsinn, den ein paar Leute aushecken, die weder unsere Welt noch die unserer Leser verstehen. Niemand liest einen Internetauftritt für einen Döpfner oder einen Keese, man liest das wegen denen, die sauber liefern. Es kann auch der Tag werden, an dem sie ihnen die Pistole auf die Brust setzen und sagen: Dummes Middle Management gibt es wie Sand am Meer und Euch am Arbeitsamt. Aber wir sind eine seltene Spezies. Und wenn wir uns zusammentun, warum sollte man Eure miese Propagananda, Eure DPA-Abschreiberei, Eure angenehmen Umfelder noch lesen?

Ich habe für den Beitrag lang recherchiert, und es sind viele, die so denken.

Das Einzige, was vielleichtvom Leistungsschutzrecht bleibt, ist der Kulturkampf innerhalb der Medien, und der hat gerade erst begonnen. Ich bin da wirklich froh, im Feuilleton der FAZ zu sein.

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