: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 4. April 2014

Staub vs. C13H21NO3

Dass der Saharastub kein Sand, sondern nur ganz klein ist, habe ich zu spät gelesen. Zuerst war ich nur verärgert, weil der Staub den Himmel hier am See verdunkelt hat - tatsächlich war es überall in Bayern schöner als hier, wo ein schmutziges Hellrosa das gewohnte Blau vertrieben hat.





Oft ist es ja so, dass in den Bergen noch die Wolken hängen, wenn es am Rand der Münchner Tiefebene schon besser wird; unsereins fährt dann gern nach Sachsenkam, setzt sich in den Biergarten und freut sich, dem Schicksal in dieser Zwischenlage ein Schnippchen geschlagen zu haben. Idealerweise natürlich mit Germknödel. Aber diesmal war es mehr so die Jauche auf der Wiese, die ein Bauer vergossen hatte. Dann macht man eben einen Spaziergang zum Kirchseemoor.





Ebenso nachher hat mir der Apotheker erklärt, dass man zwar nur die Blumen sieht, aber in Wirklichkeit blühen die unscheinbaren Pfanzen auf dem feuchten Boden gerade alle. Das sieht nur so kahl aus, in Wirklichkeit ist dort der Blütenp0rneaux am Laufen, der später all die Samen bildet, und weil hier Naturschutzgebiet ist, ist natürlich auch besonders viel Pflanze da. Sehr viel mehr als am Tegernsee, der viele Pollen schluckt.





Wir lernen also: Saharastaub, der es über das Mittelmeer schafft, schafft auch noch die paar Kilometer bis nach Kirchsee. Odel überdeckt jeden Essensgeruch. Hochmoore sind im April schlecht für Allergiker. Und das Ventolin liegt in Ingolstadt. Ventolin ist super und in jeder Apotheke rezeptfrei zu erhalten, wenn sie zwischen Sterzing und Agrigent liegt. In Deutschland nicht. In Deutschland erklären Sie einem, was der Saharastaub mit dem allergischen Schock zu tun hat, aber ansonsten lassen sie einen krepieren. Was natürlich auch eine Möglichkeit ist, die Gesundheitskosten zu senken.





Zum Abend dann Käsespatzen, weil es eh schon egal ist. Mit Blick zu See. Am Ostufer des Sees im Westwind stehen und das eine Stunde hilft nämlich auch halbwegs. Und dann morgen heimfahren und hoffen, dass das Ventolin noch genug Stösse bis nach Ostern enthält. In Italien brauche ich das ja nicht. Da kaufe ich es nur.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Bei Heuschnupfen werde ich immer besonders gemein

Und heute Nacht konnte nach einer langen Hochmoorwanderung nicht schlafen, vor lauter Husten und Japsen. In solchen Momenten geht es mir wie Boccaccio bei der 1348er Pest: Da schreibe ich dann Geschichten, die zu anderen Zeiten vielleicht ein wenig - naja - nicht ganz den Wunsch nach allgemeiner Harmonie erfüllen.

Lest es selbst in der FAZ, wie ich moderne Küchen mit neolithischen Wohnstallhäusern vergleiche, und im Kommentarblog, wo ich eine Antaffa so schreibe wie hier.

... link (21 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 4. April 2014

Ein Netz für Mädchen möchte ich.

Das steht hier noch so rum und möchte auch noch eine Runde gefahren werden. Es ist ja eine Schande, dass es so wenig bewegt wird, aber vielleicht schaffe ich es ja im Sommer, gleich ein paar Wochen am Stück hier zu sein.





Und zu vergessen.

Es wird einem hier reichlich schnell alles egal, nur wenn eine S-Klasse grundlos ausbrennt - das ist eine Nachricht. Und dass überall auch hier jetzt die Knospen für den kurzen, aber dieses Jahr hoffentlich etwas längeren Bergsommer treiben.





Und sonst so? Putzen. Muss auch mal wieder sein, auch im hier doch sehr beschränkten Umfang. Es ist nicht so viel hier, gerade einmal das Nötigste, mehr hat auch gar keinen Platz, ausser vielleicht noch zwei Kannen - aber auch die müssen, wenn sie hinter Glas stehen, gerenigt werden. Warum eigentlich läuft Silber hinter Glas langsamer an als draussen und warum läuft es in der Stadt schneller an als auf dem Land? Das ist nämlich wirklich so. Luftschadstoffe? UV-Strahlen? Zírkulation? Ich weiss es nicht.





Ich weiss nur, dass ich mich demnächst für eine Karte bedanken werde und dafür brauche ich das, was man hier so nimmt. Und weil ich so fleissig war und auch alles sauber glänzt und im matte LLicht verführerisch funkelt, darf ich auch gross und fett bestellen. Das einfache Leben, es könnte alles so schön sein.





Es macht mir hier auch weniger aus, wenn ich bei einer Auktion absaufe. Es wird ohnehin noch eine komplexe Umhängerei folgen, um Platz für alles und ein wenig mehr zu schaffen, daheim im Wohnzimmer und im Schlafzimmer und hier auch, so viel kann ich also gar nicht mehr erwerben - und das Wetter ist gut und man sitzt ohnehin draussen, was kümmert es einen, was schon drinnen sein mag.

Trotzdem hätte ich gerne jene lebendige junge Dame bei Francesco kennengelernt, und das Paket, das heute aufgegeben wurde, würde ich auch gern auspacken.

... link (15 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 2. April 2014

Im Kreuz

Es ist zum Glück nicht so, dass alles ein Preisschild hat. Vieles hat so etwas nicht, ich denke da an die vielen freiwillig Aktiven, ie etwas tun, weil sie davon überzeugt sind. Und wenn mich nicht jede Frühjahr die selbe Krankheit erwischen würde, wäre ich viellaicht auch schon bei der Bergwacht. Bergwacht ist etwas, das mir gefallen könnte.





Und die Bergwacht hat, dank des Zustroms junger Gäste, auch jede Menge Zukunft. Ich merke das hier deutlich, seit 6 jahren auch sehr genau: Die jungen Leute gehen wieder mehr in die Berge. Nur so kann man diese Dichte an Bergzubehörgeschäften und Radläden verstehen. Weil sie es aber nicht wirklich können, steigen hier natürlich auch die Unfälle an.

Ungeachtet dessen: Vieles andere trägt natürlich ein Preisschild. Und dass ich mir mit der FAZ nicht nur Freunde machen würde, war mir schon vorher klar. Manches war auch nur Zufall, dass etwa die Wohnung am Tegernee mit dem speziellen Auftrag des Blogs zusammen kam. Und dass so manches Gerücht - eine Person, von der ich dachte, sie müsste das besser wissen, verbreitete davor, ich sei ein ganz armer Schlucker und das wäre alles nur erfunden - sich ins Gegenteil verkehrte, bei Beibehaltung der Verachtung, war eingepreist.





Ich verstehe in gewisser Weise auch die kleine Rachsucht von Michael Seemann, dessen Abgang bei der FAZ für mich ein Moment der Erlösung war. Es war wirklich eine Belastung, neben so einer Figur ohne Leistungsbereitschaft und voller Verachtung für alles, was irgendwie Bürgerlich ist, zu schreiben. Jetzt sitzt er vor seinem Buch und muss eine Leistung bringen, von der ich bezweifle, dass er sie wirklich so im Kreuz hat, wie das viele erwarten - und so kommt das dann. Eigentlich ist das Crowdfunding ja ein schöner Erfolg des Egomarketings, aber wenn jemand dann über "sein" Thema in der FAZ schreitbt, geht er wieder hoch. Willkommen im Club der Seemannfeinde, kann ich da nur sagen, ausgerechnet zu Sascha Lobo, dessen Verlag immer noch von sich sagt, im März ginge es endlich weiter und man könnte sich dann auch richtig anmelden.

Aber ich meine mehr so die Kleinigkeiten. Das kommt von vielen, die damals bei Adnation oder all den anderen Blogwerbeangeboten dabei waren, von den Projektemachern, von denen, die denken, sie könnten das auch und hätten auch diese Chance verdient. Das habe ich mir auch öfters gedacht, aber die Erfahrungen, die ich und andere gemacht haben, sehen halt anders aus. Auch sie haben es nicht im Kreuz. Sei es nun, was die Qualität angeht, sei es, dass sie sich stark überschätzen., sei es, dass sie im Glauben leben, jetzt dürften sie abliefern, was sie wollten, sei es, dass die Loyalität nur eine Einbahnstrasse ist.





Es ist nicht das Gleiche. Sobald Geld mit im Spiel ist, muss man eben einige alte Freiheiten ablegen. Entweder man macht es so gut wie möglich, oder man lässt es bleiben. Diese grenzenlose Laissez-faire-Haltung, die man sich hier draussen ganz schnell angewöhnen kann, weil keiner an dem Interesse hat, was gestern gesagt wurde - die geht nun mal nicht im Beruf. Und dass so viele das nicht begreifen, zeigt halt, dass helle Momente beim Schreiben nicht unbedingt Disziplin nach sich ziehen. Oder das Verantwortungsbewusstsein, das nötig wäre, um so etwas dauerhaft zu machen. Denn langfristig ist das harte Arbeit, zumal, wenn man das allein macht und nicht dauernd jemand hilft und nachbessert.

Ich habe also Ärger mit denen, die gern Schreiber an meiner Stelle wären, und ich kann das auch verstehen: Nach 10, 12 Jahren Bloggerei geht ihnen halt auch langsam die Luft aus, so kann man auch in Berlin nicht unendlich weiter machen, und langsam kommen sie ja auch in das FAZ-Alter, ohne je davor in der taz geschreiben zu haben. Manchmal denke ich mir, mit dem und der könntest Du doch, aber dann lasse ich es doch lieber bleiben. Mit guten Bekannten läuft es fast immer sehr gut, mit weniger gut Bekannten ist die Sollbruchstelle oft schon vorprogrammiert, nach einer Weile kennt man den Mechanismuss der grusslosen Verabschiedung. Und die Neuen?Der Nachwuchs?





Es braucht auch Eigeninitiative. Ganz viel von dem, was Journalismus verlangt, ist da einfach nicht vorhanden. Bei mir zum beispiel ist es so, dass ich jeden Monat ein, zwei Beiträge wegwerfe, weil sie nicht gut genug sind. Wenn ich dann Stress und Ärger habe, weil jemand ums Verrecken eine nicht funktionierende Idee in einem Beitrag durchsetzen will, fühle ich mich halt ein wenig verschaukelt. Das geht dann halt nicht, jedenfalls nicht auf Dauer, selbst wenn an meiner Hilfe kein Preisschild ist.

Ich bin deshalb nicht enttäuscht, es passt halt nicht und gemeinhin sind die anderen Chancen immer gleich um die nächste Ecke, und da draussen sind sicher jede Menge anderer Leute, die es auch können. Das wid sich schon ergeben, oder auch nicht. Und wenn es das nicht tut, werden sie vielleicht Empörungsvorturner oder was auch immer. Und ich mache weite, wie ich es immer getan habe.

... link (17 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 1. April 2014

Da Lebawuscht mit de Kadsn

Einer der Gründe, warum ich im Moment etwas angehängt und auch zerkratzt bin, heisst Sabinchen und ist meine Katze. Sie würde mich jetzt anmaunzen und das würde bedeuten, dass ich die Besitzverhältnisse falsch schildere. Aber gut, jedenfalls ist sie nicht mehr ganz die Jüngste und obwohl sie sehr hübsch ist - sie war schon immer eine besonders schöne Miezekatze - hat sie seit letztem Sommer ein paar gesundheitliche Probleme. Nichts Schlimmes, nichts, was man nicht mit einer Tablette am Tag beheben könnte. Bei einem Menschen wäre das simpel.





Zuerst dachten wir ja, es wäre die Sache mit ihrem Gewicht einfach der normale Zyklus, im Sommer isst sie weniger und ist schlank, im Winter bekommt sie einen Fressanfall nach dem anderen und nimmt zu. Letzten Sommer gab es einen Tag, da habe ich ihr 7 (!) unterschiedliche Dinge hingestellt und nichts wollte sie essen. Da hat sie, wie die Tierärztin erklärte, wohl etwas Ungutes im Garten erwischt, aber bei der Gelegenheit zeigte sich, dass auch sonst die Schilddrüsen dem Verdauungstrakt nicht ganz nachkamen. Das heisst, einmal am Tag muss man ihr eine Tablette zuführen. Das kann sehr schmerzhaft sein.





Ein Krieg. Mit allen Mitteln. Es geht mit Zwang, aber dazu sollte man alte Motorradstulpenhandschuhe tragen, wenn der eine sie festhält und der andere ihr die Tablette in den Rachen schiebt, und danach ist sie nicht nur tödlich beleidigt, sondern weiss auch, wie man die Tablette dennoch wieder hinauswürgt. Gerade mit Fleiss. So ist sie, und das macht keinen Spass. Wir sind dazu übergegangen, die Tablette im Essen zu verstecken. Nach vier, fünf Mal schluckt sie dann die Tablette versehentlich, aber das dauert jeden Tag eine halbe Stunde, und ist noch immer keine Garantie, dass Madame das Medikament doch wieder ausspuckt.





Das Spielchen kann man den Nachbarn kaum ein paar Wochen lang zumuten, und der Versuch, das Problem mit der Tierärztin und der katzenpension zu lösen, erwies sich in Teneriffa als fehlschlag. Trotzdem sitze ich gerade hier, bin den ganzen Tag am See und fühle mich gut. Denn das Problem ist gelöst. Es ist zwar nicht ganz billig und es geht nicht jeden Tag mit der gleichen Verführung, aber wenn man die Tablette in Leberwurst oder ähnliches einwickelt - dann ist sie so gierig danach, dass sie sofort alles schluckt. Man muss also nur vor dem eigentlichen Essen eine Tablette in Parmaschinken, Lachs, Salami, Leberwurst oder was da sonst noch gerade behagen mag, tun - und dann ist das Tablettenproblem im gierigen Rachen verschwunden. Und dann frisst sie jeden Tag seelenruhig ihre vier Packerl und ist kerngesund, wie immer. Das können auch die Nachbarn machen - im Kühlschrank steht alles, was sie dazu brauchen.





Und langsam heilen hier auch meine Narben ab. Es sieht wirklich nicht mehr so aus, als würde ich jeden Tag in den Stacheldraht laufen.

Wenn ich wieder in Italien bin, unbedingt Parmaschinken mitnehmen. Habe eine Katze, lerne für das Leben und die Frauen.

... link (9 Kommentare)   ... comment


Ich lach ja immer noch

Wir haben einen grünen Landrat.

Ab sofort kann man sich das ganze Gerede von den reaktionären Bayern, die auf ewig zur CSU verdammt sind, sparen. Wie man sieht, es reichen ein paar kleine Skandale - nach den alten Vorstellungen unter Strauss - völlig aus, um einen schwarzen Landkreis zu kippen.

Warum das so ist, das habe ich als ab jetzt Grün Regierter in der FAZ aufgeschrieben, und im Kommentarblog.

... link (21 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 31. März 2014

Landleben

und das Recht auf eine Tischdecke. Ich will einfach eine Tischdecke haben, das gehört dazu zum Leben.



Dazu das Recht auf eine schöne Aussicht am Wegesrand.



Dazu das Recht, dorthin zu gehen und zu fahren, wohin ich will.



Dazu das recht auf eine freie Sicht auf Wasser und Berge.



Dazu das Recht, verweilen zu können, wenn ich will.



Dazu das Recht, jeden Tag ein Stück Kuchen zu haben, oder auch zwei.



Dazu das Recht, keine Kantine aufsuchen zu müssen



und zu wissen, dass sie das hier frisch machen, und nicht aus der Tiefkühlpackung.



Das ist schon ganz schön viel und man sollte immer daran denken, dass allein das schon enorm privilegiert ist.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 30. März 2014

Staatsbürgerliche Pflichten und Auslegungen

Besitz verpflichtet, unter anderem zur Nutzung - solange es noch da ist, was sich bald ändern dürfte, wegen Verkauf.



Die Liebe zur Bayerischen Heimat ist hier ein Verfassungsziel (ja, Bayern hat eine Verfassung) und es ist leicht, sie hier zu erfüllen.



Dito " Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt" - damit kann ich mich anfreunden.



Warum es, wenn es um das Wahre geht, dann ausgerechnet eine CSU geben muss, verstehe ich nicht, aber ich wähle heute gleich zweimal - einmal einen grünen Landrat und dann mehrere Stücke Torte.



Der erfreuliche Artikel 141 verankert den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, und garantiert der Allgemeinheit den freien Zugang zu Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, namentlich natürlich auch den Zugang zum See, was man erst zu schätzen weiss, wenn man mal sieht, wie in Brandenburg Gated Communities die Seen abschotten.



Ich mag übrigens auch den Schutz der Sonn- und Feiertage und dass hier die Geschäfte werktags zwischen 12 und 2 geschlossen sind, selbst wenn ich oft genug fast zu spät ins Tal sause. Dann muss man halt vorher nachdenken, was man nachher braucht (Bemerkung an mich selbst - das wäre mal ein Thema).



Achtung vor Himbeeeren und Blaubeeren steht zwar nicht explizit in der Verfassung, aber meiner Verfassung jedenfalls kommt das sehr zu Gute. Zum Besten. Zum Allerbesten, dafür fährt man ja nach Tegernsee.



Und die Bildung ist natürlich auch ganz wichtig. Jetzt, nach 6 Jahren, könnte ich ja auch langsam mal das Schlazimmer streichen - das habe ich damals versäumt, und eigentlich ist es mir zu weiss.



Aber obwohl - ich bin ja hier im Urlaub, nicht wahr. So wichtig ist das alles nicht. Hauptsache, gesund und der Landrat ist ein Grüner, das ist bunt genug.

... link (8 Kommentare)   ... comment


Erfolg und Versagen mit Intoleranz

Ich will mich ja nicht über die politisch Naturempörten lustig machen, aber eigentlich müsste es denen doch gefallen, dass der deutsch-türkische Autor Pirincci mit seinem Buch über solche Empörer weitaus mehr Erfolg als der deutsche Autor Sarrazin mit seinem Werk über die gleiche Gruppe hat.

Ich kann dazu nichts sagen, ich habe beide Bücher nicht gelesen und generell lese ich ja auch meist Bücher von Leuten, die lange tot sind, und was ich von den beiden so kenne, fand ich doof - ich finde aber den Umstand interessant, dass Sarrazin, gemessen an den Erwartungen, mit seiner harten Vorgeschichte jetzt einen veritablen Flop geliefert hat und Pirincci, der ja eher so ein ohabischer Schmuseautor ist, momentan besser gefallen mag. Was eventuell daran liegt, dass er auch eher die noch nicht entwickelte Zielgruppe der Frauen anspricht. Frauen, die - das gibt es nun mal auch - wenig für die Bestrebungen ihrer feministischen Vordenkerinnen übrig haben,

Ansonsten denke man in der Sache vielleicht an die Herren Martin Luther und Johannes Pfefferkorn - beide hatten ja mit antijüdischen Werken durchaus Erfolg, aber unterschiedlich zu unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Ansätzen. Ich würde mir dagegen mehr Bücher von einem neuen Reuchlin oder einem Melanchthon. Oder wenigstens die Einsicht, dass die Wege von Luther und Pfefferkorn die Falschen waren und auch immer bleiben werden. (Aber darüber will ich nicht schon wieder schreiben müssen)

... link (13 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 29. März 2014

In den Höhen sommerwintert es noch

Es blüht jetzt überall, und das merke ich beim Wochenmarktbesuch: 30 Minuten. Recht viel länger halte ich es dort nicht aus. Allerdings ist dort auch keine Zeit zum Ratschen, weil jetzt Alle und Jeder auf dem Wochenmarkt sind. Es wuselt der Mensch am Stand und die Polle in der Luft.





Das ist der Marillenbaum über meinem Parkplatz am Tegernsee. Gegen Marillen, nehme ich an, bin ich nicht allergisch, und am See bläst der Wind von Westen. Also aus den Hochalpen, wo alles noch unter Schnee und Eis liegt, über 2 Kilometer Wasser hinweg. Das ist also ein guter Ort, an dem man es aushalten kann.





Und weil die Luft so dünn ist, fühlt es sich auch so warm wie Sommer an. Sommer, also die Zeit, in der die Pollengeschichte vorbei ist. Wobei ich mich entgegen meiner grusligen Erwartungen gar nicht beschweren darf: 2014 ist bislang vielleicht das unschlimmste Jahr der Zeit nach 2005, und ganz miese Blüher wie Hasel gehören jetzt schon der Vergangenheit an. (2004/5 war ich ja in Berlin, und obwohl das angeblich eine "grüne Stadt" ist, hatte ich da weniger Probleme als daheim, wo die "Autostadt" komplett von einem immensen Park und Dutzenden Kilometern Auwald an der Donau umgeben ist)





Das ist ein Glück, denn aus anderen Gründen kann ich im Moment nicht nach Italien: Im Kamin klafft ein drei Meter langer Riss. Der ist nicht neu, sondern schon etwas älter - vermutlich noch vor der Tapezierung vor 50 Jahren entstanden - aber so kann man das natürlich nicht lassen. Da ist mein Typ hier gefragt, bis etwa, sagen wir mal, Ende des Monats. Kleine Fluchten, bis wir jemanden haben, der das lösen kann, gehen trotzdem.





Und schön, fast italienisch schön ist es hier auch. Das sind die besten Tage überhaupt: Wenn am See schon Sommer ist und gleich darüber der Schnee noch die Berge in Besitz hält. Und die Luft ist so klar und so rein und was das bedeutet - das versteht nur der, der ab und zu keine Luft mehr bekommt. Man nimmt das nur so lange als selb stverständlich hin, bis man das Gegenteil kennenlernt.





Dann geht die Sonne unter, daheim gilt es, für die letzte Nacht der Winterzeit auszupacken und doch noch einmal die Heizung anzuschalten - denn die Nächte sind klar und immer noch kalt,. der Schnee weiss schon, wie er es hier aushält. Und trotzdem: es ist angenehm hier, und es geht so einigermassen. Das klingt nicht nach viel, aber 2006 war ich um die Zeit auch noch in Berlin, und konnte dem ganzen Elend entgehen - danach, nun, danach ging das mit dem Husten los, und wurde nur selten besser. Dieses jahr ist, so gesehen, famos.

... link (8 Kommentare)   ... comment


Hofschranzen stäupen

Anno 2000 wurde mir in Wien ein skeptisch hinter seiner Brille dreinschauender Mensch vorgstellt: Alfred Worm. Das war zu Zeiten der anhebenden Blau-Schwarzen Koalition Haider-Schüssel und natürlich bin ich dorthin gefahren, mit einem reichlich romantischen Bild der politischen Verhältnisse: Blau-Schwarz böse, der Rest nicht.

Dann sass ich einen Nachmittag mit Worm in einem Cafe, er erzählte ein wenig über soziales und asoziales Bauen in Wien, und das hat mir dann den Kopf zurechtgerückt. Danach wurden mir auch andere Leute vorgestellt, Ferrero-Waldner, Haider, Schüssel, Gusenbauer, einfach alle, und ich muss sagen: Danach kam mir Bayern wieder sehr demokratisch und fair vor. Und eigentlich sollte man ja immer, wenn man an SPD, Gewerkschaften und soziale Wohltaten denkt, auch die Neue Heimat und ihren Skandal nicht vergessen. Wahren Despotismus findet man immer noch viel im sog. sozialen Wohnungsbau, und auch, wenn es nicht immer so schlimm wie in Wien ist: Ich traue denen nicht. Aber ich lache natürlich herzlich, wenn dann eine Berliner Gentirfizierungsspezialistin ausgerechnet den Sumpf Wien als Vorbild hinstellt.

Das war dann der Anlass, mal etwas über die mitunter dreisten Forderungen und Initiativen zu schreiben, die dort selbstbereichernd und ihre Partikularinteressen durchsetzend Pseudosozialpolitik machen. Weil zahlen soll schon jemand, aber sie wollen alles und zwar sofort und umsonst sonst ist es unsozial. Vieles von dem, was da gerade in Berlin passiert, finde ich - nicht asozial, sondern sogar richtig feudal, schreibe ich in der FAZ und im Kommentarblog.

... link (33 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 28. März 2014

Morgenröte

Wer schlau ist. liest sich jetzt nochmal durch, was die Russlandkrise - ein Beinahestaatsbankrott - vor 16 Jahren gewesen ist. Die hat einiges von unserer eigenen Zypernkrise, aber am Ende hat man - oder besser wir - das Land wieder hochimportfinanziert. Ich glaube ja nicht, dass man so etwas wirklich wieder riskieren möchte, aber privat traue ich den Bilanzen der Russen ebenso wie denen der chinesischen Schattenbanken. Eventuell rauschen wir da also in ein grösseres Problem hinein.



Zyniker würden natürlich sagen, die Russen sind genau das gewöhnt: Dass die normalen Menschen alles verlieren und die Oligarchen reich bleiben. Dass es so läuft, sieht man im Moment ja auch in anderen autokrarischen Regimes: England und Österreich haben elende Bankenprobleme, die World of Interior bleibt dünn und aus Wien kommen wirklich günstige Gemälde - aber an der Spitze sitzen immer noch die gleichen Problemveruracher. Einer wie Grasser zum Beispiel - dem droht bislang Gefängnis, eventuell, wenn und überhaupt, oder auch nicht, weil Österreich... so stelle ich mir auch Russland und das dortige Nepotistensystem vor. Nur viel grösser und noch rücksichtsloser.

Wird uns das weh tun? An den Hype der BRIC-Länder habe ich nie so richtig geglaubt, und ich sehe auch nicht, dass man allzu gern nach Russland ging. Sicher, ein paar Fonds werden jetzt wieder Geld verlieren, aber das ist doch immer so. Für manche Ferienregion könnte es ein wenig schwierig werden, sollte man in Russland im Rausch des Patriotismus und der knappen Kassen das schwarze Meet neu entdecken, und sicher wird das für die Nachbarstaaten nicht einfach. Trotzdem glaube ich nicht, dass deshalb auch nur ein einziger SUV deutscher Produktion weniger verkauft wird. Und Putin fliegt deshalb auch nicht aus dem Sattel.



Vermutlich werden wir aber eine sagenhaft scheussliche Vertiefung des Nationalismus sehen, nicht nur in Russland, sondern mal wieder in der ganzen Region, in der angeblich der Kommunismus dafür gesorgt haben soll, dass solche Neigungen verschwinden.

Naja. Wenn am Tegernsee etwas mehr Platz ist, während der kommenden Tage, weil die Russen lieber daheim bleiben oder gar ihre Villen verkaufen, werde ich sicher nicht weinen.

... link (4 Kommentare)   ... comment