: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 11. Juni 2014

Die Esche

Die Esche ist so gut wie nie auf den Bildern, denn besonders schön ist sie nur von der Bergseite her. Und wenn ich sie sehe, kann ich schlecht die Kamera benutzen: Dann quäle ich mich eine steile Rampe hoch, die mehr als nur der Vorgeschmack der Alpen ist. Die Esche lugt irgendwann nach viel Gekeuch über die Kante der Steigung hinweg und dann weiss ich, dass ich das Schlimmste geschafft habe. Aber das ist dennoch nicht der Moment, um zur Kamera zu greifen.

Die Esche ist genau so weit von der Terrasse entfernt, dass diese im Hochsommer drei Stunden im Schatten ihrer Blätter ist. Auch dieses Licht kann man nicht abphotographieren, es wird nie so schön expressionistisch, wie es ist - man müsste es malen. Seit gut 150 Jahren steht die Esche hier und sie kann sicher noch zu einer Zeit hier stehen, da ich nicht mehr bin - sie ist das Symbol der Anlage und im Sommer ein Segen. Im Winter steht die Sonne so tief, dass der Schatten ihres Stammes nach nur einer Stunde die Wohnung durchlaufen hat. Das sind so Details, die man zu schätzen lernt.

Und sie ist unverwüstlich. Sie wurde schon mehrfach beschnitten und jedesmal trieb sie kräftig wieder aus. Um den Stamm rankt sich Efau, aber der kann ihr nichts anhaben. Ich habe in ihrem Schatten sechs schöne Sommer zumindest teilweise verbracht, und die letzten Tage, als es auch am See fast 30 Grad warm wurde, und alle Welt Richtung Norden stöhnte, war es in ihrem Schatten einfach nur - angenehm. Sehr angenehm. Ich musste die Augen nicht zusammenkneifen, ich habe nicht geschwitzt. Ich ging in der Früh an den See, als noch keiner da war, und als alle kamen, nach Hause in den Schatten unter dem Baum.

Die Rosen verblühen hier nicht so schnell, es nisten darin Amseln, und um sie herum ist eine Lücke in der Hecke, durch die ich Kühe sehe, wenn sie unten auf der Alm sind. Ich wünche dieser Esche ein langes, langes Leben und mir selbst noch viele Jahre von diesem Privileg, unter ihr zu sein. Denn was bringt der bestbezahlte Job des Landes, wenn man ihn nur mit Klimaanlage aushält und die Lamellen der Industrievorhänge verstellen muss, während draussen die Stadt kocht.



Ich mache nachher mal ein Bild von ihr. Aber im Moment sitze ich gut, zu gut und es gibt noch ein Stück vom Zitronenbaiser, das ich für das Bild aus dem Baumschatten dahinter heraushalte.

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Dienstag, 10. Juni 2014

1:55

Ich hetze nicht auf den Berg, denn der Berg braucht seine Zeit und wer sich die nicht nimmt, ist schneller in der Ewigkeit, als ihm lieb ist. Trotzdem bin ich mit einer halben Stunde auf dem Bankerl in weniger als zwei Stunden hinauf und hinunter gekommen. Und dabei hat mich auch nicht die Wut getrieben, oder die Hitze, sondern einfach das Training der letzten Tage und meine Muskeln.



Ist "Jürgen Geuter" ein Begriff? Neben Michael Seemann und Christian Heller einer der Vordenker - naja, Denken ist da schon ein etwas zu lobender Begriff - der Post Privacy in Deutschland, einem Land, das immer wieder mal totalitäre Ideologien hervorbringt. Geuter wurde letzte Woche von Spiegel Online angeheuert, um Jaron Lanier niederzuschreiben. Meine Vermutung geht dahin, dass der Spiegel sich seine, sagen wir mal, bewusst gesetzte "Google kritisiert seine Freunde und Partner von der NSA"-PR-Story nicht durch den Umstand versauen lassen wollte, dass der deutsche Buchhandel dem Googlekritiker zur Unzeit Öffentlichkeit verschafft. Naja, und Geuter bettelt gerade in seinem Blog die Leser um ein paar Dollar an, um sich den Flug zu einer Konferenz leisten zu können. Offensichtlich reichen andere Fleischtöpfe für so eine Figur trotz allem nicht aus. Aber es ist halt typisch für die aktuelle Klingelbeutelmentalität im Netz und fast immer geht es um Geld, Geld, Geld für nicht mehr als irgendwas mit Internet.



Und wenn man Zweifel hat, ist man ein Spielverderber, der der Netzgemeinde schadet.

Der man viel zu selten eigentlich mit anlauf in ihren fetten, dummen, krautgefaulten Hintern tritt. Aber das habe ich in der FAZ jetzt vor dem Gipfelsturm gemacht, wie auch im Kommentarblog und daran kann die gute Zeit nicht gelegen haben. Das muss andere Ursachen gehabt haben. Wie etwa die Vitamine Fett, Zucker, Marzipan und Sahne.



So kommt man mit Freude und ohne Ärger auf den Berg.

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Freitag, 6. Juni 2014

Was

könnte einen hier schon aufregen?



Der negative Leitzins nicht.

Aber sehr wohl die Gothaer Versicherung, die ich, wäre ich dabei, jetzt verlassen würde. Und statt dessen ein lukratives Geschäft mit mehr Rente jenseits der FAZ aufziehen würde, in der ich darüber schreibe, wie auch im Kommentarblog. Das ist Notwehr.

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Donnerstag, 5. Juni 2014

Minuszinsen

Ich wurde gerade um vermutlich 10-20.000 Euro reicher. Auf dem Papier der Immobilienbewertung aber nur, und zudem in Euro. Also zusammengerechnet eher ärmer. Aber mei. Wo geht es zum nächsten Auktionshaus?

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Mittwoch, 4. Juni 2014

Dünnes Eis

Die Band Frei.Wild,. die wirklich unschöne Musik macht, hat eine nicht falsche, aber auch gern missbrauchte Textzeile in einem Lied, in der es um den Unterschied zwischen Heimatliebe und Nationalismus geht. Man kann es natürlich auch übertragen und sagen, nur weil ich Frau A liebe, verachte ich nicht alle anderen, und weil die Apfelstrudel von Prenn schätze, lasse ich nicht den vom Häusler stehen. So gesehen wäre auch einer "gefühlsbetonten Zuneigung zum Lebensumfeld mit klaren Präferenzen" nichts vorzuwerfen, selbst wenn ich aus Bayern komme und natürlich weiss, wie schnell das eskalieren kann. Aber das heisst auf der anderen Seite auch nicht, dass ich mir jegliche derartige Regung ausreden lassen möchte, wie das eine erstaunliche Hufeisenkoalition von neoliberalen Globalisierern und Linksradikalen gern ohne Rücksicht machen, beide übrigens mit dem gleichen Argument, dieses Kleinstaatdenken sei 19. Jahrhundert und man müsste die globalen Entwicklungen sehen. Pardon, ich bin nicht an den Tegernsee gezogen, um mir so einen Müll anzuhören Prügelt euch bitte draussen, danke.

In der Folge wird dieses mein ansatzweise auch vorhandenes Gefühl gern als dumme Sentimentalität oder gleich Nationalismus gebrandmarkt, und um da ein wenig die Unterschiede zwischen gangbaren Wegen und unmöglichem Benehmen herauszuarbeiten, habe ich am Beispiel der historisch gebeutelten Region Südtirol in der FAZ einmal aufgeschrieben, wie das ganz natürlich gut gehen kann, und auch im Kommentarblog finden sich Worte darüber, wozu das reichlich ungesunde Verhältnis der Deutschen führt. Es geht mir dabei um Trennschärfe für etwas, das sich eigentlich jeder Erklärung widersetzt, aber versuchen sollte man es mal.

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Montag, 2. Juni 2014

Gepudert

Entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten habe ich mir jetzt doch einen Mitbewohner gesucht, der erstens lange Haare hat und zweitens auch noch einen Ohrring trägt und drittens zum Zeitpunkt der Abbildung zur Hygiene ein Verhältnis hatte, das heute in Berlin noch als ausreichend durchgehen würde. Aber man kann es sich manchmal nicht leisten, besonders wählerisch zu sein, wenn die Gegner Zahnärzte sind - da endet man halt beim Kleinformat.



Man könnte jetzt trefflich darüber spekulieren, wer denn den grösseren finanziellen Verlust bei absoluter Betrachtungsweise erlitten hat, denn es war damals teuer, sich einen Maler kommen zu lassen, und es war sicher auch nicht billig, den Herrn doublieren zu lassen - in beiden Fällen jedenfalls lag der Preis weit unter den Kosten und es ist schon bitter zu sehen, wie gering die Wertschätzung in unseren Zeiten ist. Allein - nur die relative Schwäche des Kunstmarkts im Vergleich zu gewinnbringenden Aktivitäten wie Fussballmerchandise und Fastfood erlaubt es mir, eine Sammlung aufzubauen. Denn sie hatten damals ja weniger Optionen, ihren Reichtum darzustellen: Perücken, Kleider, Möbel, Stuck, Silber, Gemälde, Opernbesuche. Parks und eine Kutsche, das war es dann auch schon.



Und die Kutschen wurden auch länger als vier Jahre benutzt. Ähnlich brutal - nur eben nicht auf den Verlauf von 250 Jahren - ist nämlich auch der Wertverfall nicht mehr ganz absolut allerneuester Rennradrahmen, wie ich mal wieder feststellen musste. Offen gesagt hätte ich zu dem Preis des Pasculli ja lieber noch ein Gemälde gekauft, aber der Markt spuckt nun mal mehr Plastik als Leinwand aus und man muss schauen, wo man bleibt - und nebenbei gilt es, die Erfahrungen der letzten Alpentour in neuere Technik gegen das Altern umzusetzen. Es stört mich nicht, wenn ich älter an Jahren werde, aber die Beschränkungen sind schon etwas unerfreulich. Wenn das so weiter geht, bin ich in nur 30 Jahren so fertig und marode wie ein Berliner Antifatyp im AGH schon heute - und das ist nicht gut. (man stelle sich vorn, man ist auf einer Ausschreitung und als Alibi geht "gebrechlicher Rücken" glatt durch)



Wie auch immer: Neukauf lohnt sich einfach nicht, nie, unter keinem Umstand ausser bei Essen und Toilettenpapier. Aus irgendwelchen seltsamen Gründen erreichen mich nach Monaten des Neides nun wieder seltsame Gerüchte aus Berlin, ich würde mein Leben und seine Freuden nur darstellen - das passiert halt, wenn eine de facto insolvente NichtmehrpiratInnen am Falschinformationstropf von Berufsmimimistinnen hängt. Bezeichnenderweise ist diese spezielle Person gerade dabei, ihre alten Klamotten zu verkaufen; damit sie wieder über die Runden kommt, nachdem all das schöne Geld durchgebrannt wurde, hört man so. Ich fahre Rad und sie möchte nach Israel - was in der Jahreszeit kein besonderes Vergnügen ist, aber diese Arier meinen sich ja an jedes Wetter vom Nordkap bis an die Wüste gewöhnen zu müssen. Ich schraube derweilen im Halbdunkel und überlege mir, wo ich den gut Gepuderten aufhänge - einfach ist das nicht, aber warum sollte man grössere Sorgen haben.

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Sonntag, 1. Juni 2014

Vorgestern Nacht

ist mir dann der Kragen geplatzt und ich habe auch was über Krautreporter und den steigenden Unmut in der Szene in der FAZ und im Kommentarblog geschrieben. Die können es nicht nur nicht, die sind auch noch enorm unsympathisch beim Scheitern.

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Donnerstag, 29. Mai 2014

Wilde Männer

Es gibt so Tage, die sollten schön sein, aber sie beginnen im Regen, verlaufen im Regen und enden im Regen, und dazwischen gibt es Sturzbäche an Alpenpässen und blockierte Strassen. So ein Tag ist es also gewesen und trotzdem war er schön.



Wir kamen nämlich genau rechtzeitig zum Mittagstisch zum Wilden Mann in Aldrans und egal wie viel Wasser den Berg herunter kam: Einzig wichtig ist doch nur der zarte Buttersee, in dem die hausgemachten Schlutzkrapfen parmesanbekrönt ihre Schwimmübungen machen.



Und da kommt man natürlich auf dumme Gedanken wie eine Extraportion. Oder man denkt an den Umstand, dass der Wilde Mann eigentlich genau in der Mitte zwischen Tegernsee und Meran liegt, weshalb man am ersten Tag noch ein Schlussanstieg hier hoch mitnehmen könnte, weil man eh nichts mehr fühlt. Und am zweiten Tag dann den Brenner noch frisst, weil das am Morgen ist und am Nachmittag folgt, nach dem Schwarzen Adler in Sterzing, der Rest.



Das klingt dann auch schön heldenhaft und man muss auch sehen: Die nötige Distanz und die nötigen Höhenmeter haben wir diesmal schon erkurbelt. Es ist also technisch machbar und andere fahren von Garmisch nach Torbole - wie schwer kann es schon sein, noch dazu mit diesem Ziel vor Augen?



So also überlegen wir und die Sonne strahlt buttrig auf den Tellern, die auf pässeniederringende Helden warten, während draussen jene Sturzfluten niedergehen, die uns dann hoffentlich verschonen werden, wenn wir das Grosse wagen.

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