Die Esche

Die Esche ist so gut wie nie auf den Bildern, denn besonders schön ist sie nur von der Bergseite her. Und wenn ich sie sehe, kann ich schlecht die Kamera benutzen: Dann quäle ich mich eine steile Rampe hoch, die mehr als nur der Vorgeschmack der Alpen ist. Die Esche lugt irgendwann nach viel Gekeuch über die Kante der Steigung hinweg und dann weiss ich, dass ich das Schlimmste geschafft habe. Aber das ist dennoch nicht der Moment, um zur Kamera zu greifen.

Die Esche ist genau so weit von der Terrasse entfernt, dass diese im Hochsommer drei Stunden im Schatten ihrer Blätter ist. Auch dieses Licht kann man nicht abphotographieren, es wird nie so schön expressionistisch, wie es ist - man müsste es malen. Seit gut 150 Jahren steht die Esche hier und sie kann sicher noch zu einer Zeit hier stehen, da ich nicht mehr bin - sie ist das Symbol der Anlage und im Sommer ein Segen. Im Winter steht die Sonne so tief, dass der Schatten ihres Stammes nach nur einer Stunde die Wohnung durchlaufen hat. Das sind so Details, die man zu schätzen lernt.

Und sie ist unverwüstlich. Sie wurde schon mehrfach beschnitten und jedesmal trieb sie kräftig wieder aus. Um den Stamm rankt sich Efau, aber der kann ihr nichts anhaben. Ich habe in ihrem Schatten sechs schöne Sommer zumindest teilweise verbracht, und die letzten Tage, als es auch am See fast 30 Grad warm wurde, und alle Welt Richtung Norden stöhnte, war es in ihrem Schatten einfach nur - angenehm. Sehr angenehm. Ich musste die Augen nicht zusammenkneifen, ich habe nicht geschwitzt. Ich ging in der Früh an den See, als noch keiner da war, und als alle kamen, nach Hause in den Schatten unter dem Baum.

Die Rosen verblühen hier nicht so schnell, es nisten darin Amseln, und um sie herum ist eine Lücke in der Hecke, durch die ich Kühe sehe, wenn sie unten auf der Alm sind. Ich wünche dieser Esche ein langes, langes Leben und mir selbst noch viele Jahre von diesem Privileg, unter ihr zu sein. Denn was bringt der bestbezahlte Job des Landes, wenn man ihn nur mit Klimaanlage aushält und die Lamellen der Industrievorhänge verstellen muss, während draussen die Stadt kocht.



Ich mache nachher mal ein Bild von ihr. Aber im Moment sitze ich gut, zu gut und es gibt noch ein Stück vom Zitronenbaiser, das ich für das Bild aus dem Baumschatten dahinter heraushalte.

Mittwoch, 11. Juni 2014, 16:54, von donalphons | |comment

 
Wenn es geht: Bitte ein Bild im goldenen Abendschein.
(
Das Meer erglänzte weit hinaus im letzten Abendscheine
Wir saßen am einsamen Fischerhaus
Wir saßen stumm und alleine

…)

Am Wochenende konnte ich ein Heinrich Heine Denkmal sehen…

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Welten-Eschen
Schön, dass auch mal die - meist minderbeachteten - Eschen gewürdigt werden. Selbst komme ich oft an einem Giganten im Ampertal vorbei, mit mehreren Metern Stammumfang eine wahrhaftige Yggdrasil! Wünsche Ihrer Esche alles Gute, vor allem Verschonung vor dem "Falschen Weißen Stengelbecherchen" , der den Eschenbeständen doch ordentlich zu schaffen macht, was man so hört ( und oft genug sieht ).

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Ah, eine Esche ist das! Hätte es nicht mit Bestimmtheit sagen können. Hoffentlich muss dieser Baum nie solchen Gewalten trotzen, wie sie hier vorgestern gewütet haben. Ein Kommentator hat mir ein Bild zugeschickt von einer 350 Jahre alten Rotbuche, die es bei ihm in der Nachbarschaft geschrägt hat. Idefix würde vor einen Zug springen, wenn er das sehen müsste (und wenn denn ein Zug führe).

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Sehr schöner Text. Ich habe eine knorrige, uralte Schwarz-Pappel vor meinem Fenster.
Sie ist teilweise überwuchert von Moos, was sehr hübsch aussieht. Eine Individualistin unter den Bäumen. Vor einiger Zeit hat dort ein Rabenpaar (keine Krähen, es sind tatsächlich Raben) ein Nest gebaut. Ich mache mir Sorgen wegen des Unwetters.

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Ein wahrlich schöner Text.
Vor meinem Fenster seh' ich leider nur einen schmalen Weg, dann eine hohe Hecke und dahinter ist der Nachbar. Amsel, Katzen und Eichhörnchen sieht man auch täglich. Sogar manchmal einen verirrten Fuchs.
Was mir früher mal auffiel: In Berlin gibt es keine Straßen ohne Bäume. Doch irgendwann, nach vielen vielen Spaziergängen, musste ich das revidieren: es gibt doch einige ohne.
Aber zum Glück haben wir ja reichlich Wald (wenn da nicht am Wochenende all die vielen bunten Radfahrer durchpflügten; wieso wollen die möglichst viele km in kürzester Zeit schaffen? und dabei weder rechts noch links noch nach oben schauen, ts... )

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Das mit den Lamellen ist nicht schlimm, solange man in der Mittagszeit ins (spärlich besuchte) Dorf-Schwimmbad nebenan ausweichen kann, wo man unter alten Ahorn-Bäumen liegt.
Apropos Schwimmbad: Kennt ihr Schwimmbad-Torte? Ist auch mit Baiser, aber darunter mit Stachelbeeren. Die hätte ich jetzt gern.

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"sie ist das Symbol der Anlage " ... der Anlage? Eine Anlage? Eine ... Seniorenwohnanlage?

Endlich ist es raus!

Dann kann man sich doch auch sicher unter der Esche begraben lassen?

ok,ok ... man kann natuerlich auch den Rollator unter der Esche parken. Ist ja schon gut ...

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Keine Straßen ohne den Trost der Bäume
Meine Beziehung zur Natur ist innig, ihre Zuwendung von respektvoller Liebe geprägt.
Ich beobachte das auch beim Hausherrn, denn er betreibt keine metaphorische Instrumentierung.
Das macht mir dieses Blog so angenehm. Von einer Seniorenwohnanlage ist der jungenhafte Charme, der Torten bisweilen ad absurdum führt, weit entfernt.

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... und diese Spiegelung im Kuchen, welche die Esche freigab.
Hier steht eine vorm Haus. Spät im Jahr entfaltet sie ihr Blätterdach, immer gerade rechtzeitig, um in ihrem Schatten der Hitze zu entkommen. Einen Tusch auf den Baum und diesen entspannten Frühsommertext.

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OT: RIP Frank Schirrmacher, einer von den Großen!

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Ein herber Verlust. Ich bin ziemlich geschockt.

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Eine wirkliche bittere Nachricht. Ich habe ihn sehr geschätzt.

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Unglaublich. Ich bin traurig und werde jetzt einen sehr langen Spaziergang machen.

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Ich les' das auch gerade. Welch' Schock, obwohl ich ihn doch 'nur' als Leser kannte.
Der kluge Mann mit dem freundlichen Jungens-Gesicht...

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Einer der letzten Herren des klaren Gedankens. Und wir müssen ohne ihn weiterleben...

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Hab es jetzt erst gesehen. Ganz finster und ganz traurig.

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OT:
Wie ich sehen, sind die PHOTOS in diesem Blog alle (?) gerettet nach dem totalen crash von blogger.de. Glück gehabt?

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Ob es alle sind, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest ein Teil davon, ja.

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