Massa

Ich war zwischenzeitlich in Massa. Zwischen jetzt und dem Weihnachtsurlaub Mitte der 90er Jahre. Irgendwann war ich einen Tag hier, vermutlich, als ich bei der FAZ angefangen habe, auf dem Weg nach Rom. So muss es gewesen sein. Aber damals ging alles so schnell, diese Tage eilten dahin, und man kann Massa gar nicht oft genug anschauen.



Stehen bleiben. Verweilen. Selbst wenn es so hell ist, dass man die Madonna aus dem Umkreis von Duccio aus ihrem Grab zwischen zwei Glasplatten kaum erkennen mag. Alles ist golden und erleuchtet an diesem Tag. So hell. So klar. Da tritt sogar der Glanz des Edelmetalls zurück.



Man könnte hier einen ganzen Tag schauen und betrachten, oder auch zwei Tage, drei - Schätze sind genug versteckt. Menschen sind kaum da, sie sitzen draussen auf den Stufen, langweilen sich und kennen das alles schon. Fremde sind kaum hier. Das Land ist gerade nicht touristisch, es ist vergessen, leer, normal und deshalb schön. Ich bin allein. Die gelehrten Busladungen mit den Führern werden später etwas über Hauptwerke der Hochgotik erfahren.



Und vermutlich vorbeistolpern an allem, was damals noch nicht die Kunde der Lorenzettis, Giottos oder gar Francescas verstanden hat. Provinzielle Kunst an einem Ort, der damals langsam, aber beständig herabgesunken ist. Denn die Maremma ersumpfte und wurde gefährlich.



Das war eigentlich ein Glück, denn ein Ort ohne Geld kann es sich nicht leisten, seine frühere Grösse neuen Geschmäckern anzupassen. Deshalb ist hier vieles sehr rein und immer noch echt, statt nur rekonstruiert. Die Malaria in der Maremma hat die Menschen umgebracht und die Kultur erhalten. Der eine Schädling mit dem Stechwerkzeug hat den anderen mit der Spitzhacke in Zaum gehalten.



Dann streife ich noch etwas durch die Gassen und kaufe ein. Es wird noch lang dauern, bis ich die Geschenke dann übergeben kann, aber es gefällt mir hier, man ist nett und im Auto, das nicht meines ist, ist viel Platz.



Diesmal hatte ich mehr Zeit, diesmal werde ich mich erinnern, wenn ich wieder hier sein sollte.

Mittwoch, 6. April 2016, 16:04, von donalphons | |comment

 
Immer neue Anregungen. Vielen Dank dafür.
Eigentlich leicht erreichbar, sechs, sieben Stunden hinter Monaco di bavaria. Und doch nie gesehen, nie gehört.

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