Sonntag, 16. Mai 2004
Real Life - Vor ein paar Jahren
war ich mal mit ein paar Leuten auf der Piste. Das war zu den frühen Hochzeiten der New Economy, 1999, in Ingolstadt. Die Jungs und Mädels waren gerade dabei, ihr Studium zu beenden und sortierten schon mal Stellen: Die New Economy ins Töpfchen, die Old Economy ins Kröpfchen - und kräftig gewürgt und ausgespuckt.
Thema des Abends war, wie wohl in Zukunft die Universtität aussehen muss: Möglichst privatwirtschaftlich organisiert und auch finanziert, die einzelnen Institute gern auch als Profitcenter, der Professoer mit Managerqualitäten, und alle Universitäten als Konkurrenten im Markt um die besten Studenten. Dann könnte man sich all das Gerede um Elitenförderung sparen, die Elite würde ganz von alleine entstehen. Und der Rest könnte doch gern in die kostenlosen Massen-Unis.
Als Beispiele kamen an diesem Abend neben WFI, WHU und EBS auch all die kleinen Dinger wie IUB (Bruchsal) und das SIMT, die brandneue Elitestätte der ohnehin schon ziemlich wirtschaftsnahen Uni Hohenheim.
Tatsächlich gingen die meisten dann in die Zukunftsberufe, wo sie scheiterten - nicht, dass ich es genau wüsste, aber die Firmen, in die sie gingen, existieren heute nicht mehr. Die WHU Witten hatte letztes Jahr die grosse krise und musste mit viel gutem Geld gerettet werden, und im Moment ist das SIMT dran, sich das graue Dasein zu erbetteln. 60 Studenten sind dort im Moment. Mit guter Ausbildung, sagt man. Verdammt teuer, das ist jetzt schon klar. Kein Wort mehr vom Profitcenter. Und als Manager haben die Profs so versagt, wie die Startup-Manager, die ihre Schüler waren.
Und die WFI?
Man wiess nie...
Thema des Abends war, wie wohl in Zukunft die Universtität aussehen muss: Möglichst privatwirtschaftlich organisiert und auch finanziert, die einzelnen Institute gern auch als Profitcenter, der Professoer mit Managerqualitäten, und alle Universitäten als Konkurrenten im Markt um die besten Studenten. Dann könnte man sich all das Gerede um Elitenförderung sparen, die Elite würde ganz von alleine entstehen. Und der Rest könnte doch gern in die kostenlosen Massen-Unis.
Als Beispiele kamen an diesem Abend neben WFI, WHU und EBS auch all die kleinen Dinger wie IUB (Bruchsal) und das SIMT, die brandneue Elitestätte der ohnehin schon ziemlich wirtschaftsnahen Uni Hohenheim.
Tatsächlich gingen die meisten dann in die Zukunftsberufe, wo sie scheiterten - nicht, dass ich es genau wüsste, aber die Firmen, in die sie gingen, existieren heute nicht mehr. Die WHU Witten hatte letztes Jahr die grosse krise und musste mit viel gutem Geld gerettet werden, und im Moment ist das SIMT dran, sich das graue Dasein zu erbetteln. 60 Studenten sind dort im Moment. Mit guter Ausbildung, sagt man. Verdammt teuer, das ist jetzt schon klar. Kein Wort mehr vom Profitcenter. Und als Manager haben die Profs so versagt, wie die Startup-Manager, die ihre Schüler waren.
Und die WFI?
Man wiess nie...
donalphons, 01:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 12. Mai 2004
Real life 11.5.04 - Ja und nein
Ich muss sie mir anschauen, um über sie schreiben zu können. Eigentlich ist es egal, weil sie schon lange nicht mehr das sind, was sie waren. Mit Michael Jürgs habe ich vor ein paar Wochen telefoniert. Er ist Kulturhistoriker. Sagt eigentlich alles, wenn man als CR von sowas wie Tempo zehrt, um dann als Kulturhistoriker zu enden.
Christian Kracht ist schon noch so wie damals, aber seine Welt existiert nicht mehr. Er beschrieb den Mainstream einer Gesellschaft, die heute andere Werte adaptiert hat. Für die ist Faserland ein historischer Roman.
Maxim Biller habe ich fast drei Jahre nicht mehr gesehen. Das war damals bei einer Lyriklesung von Ira Cohen, der eine ziemlich gute Show abgezogen hat. Biller kam mit einer Freundin und einem Kumpel, sie lachten über den Schweizer Akzent des Vorlesers und benahmen sich so daneben, dass Ira bei der Fahrt durchs regennasse Schwabing in einem Amischlitten mit Schweizer Kennzeichen meinte, wenn das unsere jungen Literaturstars sind, dann sei das ziemlich traurig und er wünsche sich den Thomas Mann zurück. Der Vorleser sagte noch was anderes, was nicht gerade höflich war.
Das war zwischen Billers ersten und zweiten Roman. Inzwischen ist es drei Bücher später; ein verbotener Roman, ein dtv-Aufguss älterer Texte - Stuckrad-Barre lässt grüssen - und seine neuen Erzählungen. Die verdammt gut sind, und jetzt, endlich, 10 Jahre nach dem Ende von 100 Zeilen Hass, einen Ausweg aus seinem Image bieten, das er, egal wie, nicht will, weil er nach guter Intellektuellenart gar kein Image mag. Erzählt er bei der Lesung im, man könnte kotzen, wenn man was zu fressen hätte, hungerleidenden Intellektuellenliteraturviertel Prenzlauer Berg und an seinem Ground Zero, dem Kollwitzplatz. Weshalb dort neben den Billerbüchern auch Nina Jäckle verkauft wird. Auch das sagt einiges.

Man merkt es, da läuft gerade der Kampf um das Vielschichtige, da wird um eine Basis gerungen, von der das Werk in Gesamtschau analysiert werden kann. Später mal. Das Problem bei der Sache ist, dass er einmal der Gesellschaft die Faust in die Fresse gedonnert hat, dann den Hirnfickern vom Feuilleton und zum Schluss dann noch den Popliteraten, dass immer ein Eindruck, ein Image entstand und heute gar niemand anders mehr kann, als in starken Bildern von ihm zu sprechen.
Und das tut seinem aktuellen Buch nicht gut. Ein anderer Biller, sagen sie, und was sind die zuhörenden 30 Leute in einer nicht ganz ausverkauften Buchhandlung, um das Gebrüll der Medien zu übertönen? Selbst, wenn es eigentlich nur ein Rülpsschlucken ist, ach so, der Biller hat ein neues Buch, und Skandal? Nö? Ach ne, dann machen wir mal einen Einspalter darüber und gut ist.
Dagegen rebelliert er. Was daran scheitert, dass es draussen nicht ankommt. Er wird weiterreden, haspeln, Gedanken anfangen, Bögen schlagen, sich in Rage reden und gegenfragen, aber am Ende werden sie ihn wieder so einmachen, so brutal in die Klischees bomben, wie er es früher in seinen 100 Zeilen auch gemacht hat. Es wird freundlicher formuliert sein. Aber der Effekt ist derselbe. Auch wenn er eineinhalb Stunden dagegen strampelt. Für mich spielt das keine Rolle; der historische Biller meines Buches ist ohnehin einer, der nur über seine Kolumne spricht und wirkt, und die Meinung des heutigen Literaten ist da einfach schnurz.
Irgendwann ist dann Schluss. Über der Buchhandlung stehen zwei ältere Leute und beschweren sich über den Lärm und die Zumutungen. Aber die kommen nicht aus der Buchhandlung unter ihnen.
Christian Kracht ist schon noch so wie damals, aber seine Welt existiert nicht mehr. Er beschrieb den Mainstream einer Gesellschaft, die heute andere Werte adaptiert hat. Für die ist Faserland ein historischer Roman.
Maxim Biller habe ich fast drei Jahre nicht mehr gesehen. Das war damals bei einer Lyriklesung von Ira Cohen, der eine ziemlich gute Show abgezogen hat. Biller kam mit einer Freundin und einem Kumpel, sie lachten über den Schweizer Akzent des Vorlesers und benahmen sich so daneben, dass Ira bei der Fahrt durchs regennasse Schwabing in einem Amischlitten mit Schweizer Kennzeichen meinte, wenn das unsere jungen Literaturstars sind, dann sei das ziemlich traurig und er wünsche sich den Thomas Mann zurück. Der Vorleser sagte noch was anderes, was nicht gerade höflich war.
Das war zwischen Billers ersten und zweiten Roman. Inzwischen ist es drei Bücher später; ein verbotener Roman, ein dtv-Aufguss älterer Texte - Stuckrad-Barre lässt grüssen - und seine neuen Erzählungen. Die verdammt gut sind, und jetzt, endlich, 10 Jahre nach dem Ende von 100 Zeilen Hass, einen Ausweg aus seinem Image bieten, das er, egal wie, nicht will, weil er nach guter Intellektuellenart gar kein Image mag. Erzählt er bei der Lesung im, man könnte kotzen, wenn man was zu fressen hätte, hungerleidenden Intellektuellenliteraturviertel Prenzlauer Berg und an seinem Ground Zero, dem Kollwitzplatz. Weshalb dort neben den Billerbüchern auch Nina Jäckle verkauft wird. Auch das sagt einiges.

Man merkt es, da läuft gerade der Kampf um das Vielschichtige, da wird um eine Basis gerungen, von der das Werk in Gesamtschau analysiert werden kann. Später mal. Das Problem bei der Sache ist, dass er einmal der Gesellschaft die Faust in die Fresse gedonnert hat, dann den Hirnfickern vom Feuilleton und zum Schluss dann noch den Popliteraten, dass immer ein Eindruck, ein Image entstand und heute gar niemand anders mehr kann, als in starken Bildern von ihm zu sprechen.
Und das tut seinem aktuellen Buch nicht gut. Ein anderer Biller, sagen sie, und was sind die zuhörenden 30 Leute in einer nicht ganz ausverkauften Buchhandlung, um das Gebrüll der Medien zu übertönen? Selbst, wenn es eigentlich nur ein Rülpsschlucken ist, ach so, der Biller hat ein neues Buch, und Skandal? Nö? Ach ne, dann machen wir mal einen Einspalter darüber und gut ist.
Dagegen rebelliert er. Was daran scheitert, dass es draussen nicht ankommt. Er wird weiterreden, haspeln, Gedanken anfangen, Bögen schlagen, sich in Rage reden und gegenfragen, aber am Ende werden sie ihn wieder so einmachen, so brutal in die Klischees bomben, wie er es früher in seinen 100 Zeilen auch gemacht hat. Es wird freundlicher formuliert sein. Aber der Effekt ist derselbe. Auch wenn er eineinhalb Stunden dagegen strampelt. Für mich spielt das keine Rolle; der historische Biller meines Buches ist ohnehin einer, der nur über seine Kolumne spricht und wirkt, und die Meinung des heutigen Literaten ist da einfach schnurz.
Irgendwann ist dann Schluss. Über der Buchhandlung stehen zwei ältere Leute und beschweren sich über den Lärm und die Zumutungen. Aber die kommen nicht aus der Buchhandlung unter ihnen.
donalphons, 01:47h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 7. Mai 2004
Real Life 4.5.2004 - Wie es dann weitergeht.
Ich schaue dann noch mal in meiner Ralph-Lauren-Brieftasche nach. Die habe ich aus meiner Heimatstadt, die zwar klein ist, aber einen guten Herrenausstatter hat. Ich würde nie Hemden von Lauren tragen, aber die Brieftasche ist aus schönem Leder und altert nicht. Sie setzt Patina an. Nach etwas Suchen finde ich dann doch noch die sieben Euro Eintritt.
Ich gehe durch das Literaturcafe, als das sich Eggers und Landwehr präsentieren möchte. Rechts an der Wand ist ein Glaskasten mit den Büchern der Autoren, die sie vertreten. Vorne sind die Bestseller, nach hinten kommen die Pleiten oder die, die noch unsicher sind. Das heisst, vorne stehen Illies und Kaminer. Ich frage mich, was ich hier tue. Es ist sehr unangenehm, in einem Cafe zu sein, das sich mit Kaminer und Illies wichtig tut. Beide haben keinen Stil. Illies lässt sich mit Playmobil fotografieren, und Kaminer liest in Uni-Kantinen.
Aber da kommt schon Ingo und begrüsst mich. Er sagt, er muss noch was wegen dem Ablauf der Lesung besprechen, aber Christian ist schon da und sie werden dann bald anfangen. Die Minusvisionäre kommen auch bald. Gut, sage ich, gehe nach hinten und sehe dabei das Publikum.
Ich meine, einer der Gründe, warum ich Faserland wirklich gerne mag, ist, dass Berlin darin nicht auftaucht. In Faserland dreht sich alles um Orte, an denen man angenehm leben kann und kein Problem hat, sich ordentliche Kleidung zu kaufen, wenn man mal kein frisches Hemd mehr hat. Dieser Unterschied wird mir klar, als ich mir einen Platz suche. Überall sitzen Berliner in unmöglicher Bekleidung. Sie jammern nicht über ihre Armut, sie geben damit nicht an, ausser vielleicht so ein paar SED-Stalinisten im Haus gegenüber, aber sie sind einfach arm. Ich habe mich für diesen Abend bewusst downgedresst, aber es hilft nichts.
Ich nehme einen Stuhl und bestelle einen Tee. Der kommt ein paar Minuten später in einer Kanne, mit braunem Kandis, und ist kein Beuteltee. Die Bedienung will gleich kassieren. Ich befürchte, dass das jetzt schon wieder losgeht, dass sie auf den 50-Euro-Schein nicht rausgeben kann, aber sie sagt, 2,20 Euro, und die drei Euro habe ich auch noch klein. Während ich mich frage, wie die es jemals zu was bringen wollen, wenn die für eine Kanne Tee 2,20 Euro verlangen, kommen die Minusvisionäre. Erst Jens, dann Alex, und der bringt auch Kaspar mit, den ich noch nicht kenne. Das heisst, ich kenne ihn natürlich, ich habe bei Dotcomtod viel über ihn geschrieben. aber dass es der Kaspar ist, erfahre ich erst nach der Lesung.
Jens stellt mich Kaspar vor, und Kaspar begeift auch nicht gleich, dass ich der Don Alphonso bin. Kaspar ist Schweizer, und man kann mit ihm gut über das lausige Preisniveau in Berlin reden. Weder in München noch in Zürich würde man für 2,20 Euro einen Tee bekommen, eigentlich noch nicht mal ein Glas Wasser mit Teebeutel. Kaspars Freundin ist auch dabei. Sie ist sehr Berlin Mitte und trägt einen engen, knallroten Mantel mit weissen Streifen, wie die Frauen in Kill Bill, und dazu eine Jeans und rote Turnschuhe.
Dann kommen aber Ingo und Christian und setzen sich nach vorne.

Die Einführung hält einer, dem man den Agenten auch aus 100 Meter Entfernung ansieht. Er trägt ein gestreiftes Fred-Perry-Polo-Shirt, das aussieht wie ein drittklassiges Popliteraturbuch von Rebecca Casati. Ich weiss auch nicht, warum ich immer an Rebecca denken muss, wenn ich ans Scheitern von Literaten denke. Obwohl das Wort Literat da viel zu hoch ist, aber es wäre unhöflich, etwas anderes zu sagen. Ich kenne so viele, die auf die Schnauze gefallen sind. Da oben steht zum Beispiel ein Buch von Karsten, der mir gesagt hat, mein Verleger wäre schlecht. Der hat ja keine Ahnung. Ich lese bald im Roten Salon, was mir eigentlich gar nicht wichtig ist, weil es ja nur so eine Abfeierklitsche in Mitte ist, aber Karsten muss hier drinnen lesen, sein Buch in einem Kasten weiter hinten sehen und wird von einem Agenten vorgestellt, dessen Perry-Shirt ganz furchtbar eingelaufen ist, so, wie es sich um seinen Körper spannt. Eine Fred-Perry-Knackwurst, aber wahrscheinlich ist es Absicht.
Ich fühle mich sofort wieder unwohl und konzentriere mich darauf, sorgsam Kandis für Kandis in meinen Tee gleiten zu lassen, und umzurühren. Ich höre nicht hin. Dann endlich beginnen Ingo und Christian zu lesen. Christian raucht nebenbei. Die Texte sind nicht von ihnen und ergeben keinen Sinn, aber ich bin heute 6 Stunden gefahren, von meiner kleinen Heimatstadt in dieses arme Berlin, durch diese kaputte DDR, die der Kohl kaufen wollte und die wir offensichtlich nur viel zu teuer gemietet haben, und da ist es mir irgendwo egal, was die da vorne lesen, aber es ist gut, dass es um durchgeknallte Bewohner des Pazifik und abgeschnittene Stierhoden geht. Nach der Pause lesen sie die Geschichte über Stylegames aus Minusvisionen, und vorgelesen ist es noch besser als im Original.
Ich gehe durch das Literaturcafe, als das sich Eggers und Landwehr präsentieren möchte. Rechts an der Wand ist ein Glaskasten mit den Büchern der Autoren, die sie vertreten. Vorne sind die Bestseller, nach hinten kommen die Pleiten oder die, die noch unsicher sind. Das heisst, vorne stehen Illies und Kaminer. Ich frage mich, was ich hier tue. Es ist sehr unangenehm, in einem Cafe zu sein, das sich mit Kaminer und Illies wichtig tut. Beide haben keinen Stil. Illies lässt sich mit Playmobil fotografieren, und Kaminer liest in Uni-Kantinen.
Aber da kommt schon Ingo und begrüsst mich. Er sagt, er muss noch was wegen dem Ablauf der Lesung besprechen, aber Christian ist schon da und sie werden dann bald anfangen. Die Minusvisionäre kommen auch bald. Gut, sage ich, gehe nach hinten und sehe dabei das Publikum.
Ich meine, einer der Gründe, warum ich Faserland wirklich gerne mag, ist, dass Berlin darin nicht auftaucht. In Faserland dreht sich alles um Orte, an denen man angenehm leben kann und kein Problem hat, sich ordentliche Kleidung zu kaufen, wenn man mal kein frisches Hemd mehr hat. Dieser Unterschied wird mir klar, als ich mir einen Platz suche. Überall sitzen Berliner in unmöglicher Bekleidung. Sie jammern nicht über ihre Armut, sie geben damit nicht an, ausser vielleicht so ein paar SED-Stalinisten im Haus gegenüber, aber sie sind einfach arm. Ich habe mich für diesen Abend bewusst downgedresst, aber es hilft nichts.
Ich nehme einen Stuhl und bestelle einen Tee. Der kommt ein paar Minuten später in einer Kanne, mit braunem Kandis, und ist kein Beuteltee. Die Bedienung will gleich kassieren. Ich befürchte, dass das jetzt schon wieder losgeht, dass sie auf den 50-Euro-Schein nicht rausgeben kann, aber sie sagt, 2,20 Euro, und die drei Euro habe ich auch noch klein. Während ich mich frage, wie die es jemals zu was bringen wollen, wenn die für eine Kanne Tee 2,20 Euro verlangen, kommen die Minusvisionäre. Erst Jens, dann Alex, und der bringt auch Kaspar mit, den ich noch nicht kenne. Das heisst, ich kenne ihn natürlich, ich habe bei Dotcomtod viel über ihn geschrieben. aber dass es der Kaspar ist, erfahre ich erst nach der Lesung.
Jens stellt mich Kaspar vor, und Kaspar begeift auch nicht gleich, dass ich der Don Alphonso bin. Kaspar ist Schweizer, und man kann mit ihm gut über das lausige Preisniveau in Berlin reden. Weder in München noch in Zürich würde man für 2,20 Euro einen Tee bekommen, eigentlich noch nicht mal ein Glas Wasser mit Teebeutel. Kaspars Freundin ist auch dabei. Sie ist sehr Berlin Mitte und trägt einen engen, knallroten Mantel mit weissen Streifen, wie die Frauen in Kill Bill, und dazu eine Jeans und rote Turnschuhe.
Dann kommen aber Ingo und Christian und setzen sich nach vorne.

Die Einführung hält einer, dem man den Agenten auch aus 100 Meter Entfernung ansieht. Er trägt ein gestreiftes Fred-Perry-Polo-Shirt, das aussieht wie ein drittklassiges Popliteraturbuch von Rebecca Casati. Ich weiss auch nicht, warum ich immer an Rebecca denken muss, wenn ich ans Scheitern von Literaten denke. Obwohl das Wort Literat da viel zu hoch ist, aber es wäre unhöflich, etwas anderes zu sagen. Ich kenne so viele, die auf die Schnauze gefallen sind. Da oben steht zum Beispiel ein Buch von Karsten, der mir gesagt hat, mein Verleger wäre schlecht. Der hat ja keine Ahnung. Ich lese bald im Roten Salon, was mir eigentlich gar nicht wichtig ist, weil es ja nur so eine Abfeierklitsche in Mitte ist, aber Karsten muss hier drinnen lesen, sein Buch in einem Kasten weiter hinten sehen und wird von einem Agenten vorgestellt, dessen Perry-Shirt ganz furchtbar eingelaufen ist, so, wie es sich um seinen Körper spannt. Eine Fred-Perry-Knackwurst, aber wahrscheinlich ist es Absicht.
Ich fühle mich sofort wieder unwohl und konzentriere mich darauf, sorgsam Kandis für Kandis in meinen Tee gleiten zu lassen, und umzurühren. Ich höre nicht hin. Dann endlich beginnen Ingo und Christian zu lesen. Christian raucht nebenbei. Die Texte sind nicht von ihnen und ergeben keinen Sinn, aber ich bin heute 6 Stunden gefahren, von meiner kleinen Heimatstadt in dieses arme Berlin, durch diese kaputte DDR, die der Kohl kaufen wollte und die wir offensichtlich nur viel zu teuer gemietet haben, und da ist es mir irgendwo egal, was die da vorne lesen, aber es ist gut, dass es um durchgeknallte Bewohner des Pazifik und abgeschnittene Stierhoden geht. Nach der Pause lesen sie die Geschichte über Stylegames aus Minusvisionen, und vorgelesen ist es noch besser als im Original.
donalphons, 13:01h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. April 2004
Real Life 39.4.2004 - Frauenzeitschrift
Manche halten Blog für eine Revolution der Bürgermedien, auch bekannt unter dem Schlagetotwort Gegenöffentlichkeit. Kein Wunder, nachdem Erscheinungen wie Bürgerradio, offene Kanäle und alternative Zeitungen mehr schlecht als recht über die Runden kommen und ihre nutzer dauernd anpumpen - die Blogs kommen mit erheblich mehr Lebensfreude daher. Wenn sie jetzt noch politisch werden könnten, dann würden manche sie lieben.
Und dann kommt so eine Hochglanzzeitschrift und bringt was über das Phänomen. Einfach, nett, freundlich, apolitisch wie ein Gucci-Täschchen. Gut, dass es so tief im Netz versteckt ist. Sonst würden manche jetzt wieder ihren moralischen bekommen,
Und dann kommt so eine Hochglanzzeitschrift und bringt was über das Phänomen. Einfach, nett, freundlich, apolitisch wie ein Gucci-Täschchen. Gut, dass es so tief im Netz versteckt ist. Sonst würden manche jetzt wieder ihren moralischen bekommen,
donalphons, 01:10h
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Mittwoch, 28. April 2004
Real Life 27.4.2004 - Wahre Profis
The Xxxxx team is an international group of highly motivated individuals who are totally dedicated to their mission, but who also value the amicable sides of life. There is an open communication culture at Xxxxx. Team members are hands-on oriented, milestone-driven and well focused on quality results.
Xxxxx is seeking self-motivated professionals and beginners who are willing and able to contribute to the success of the organization. We encourage risk-taking and reward responsibility and results.
Xxxxx is currently seeking to fill the following positions:
> Currently, no positions are available
Der Witz an der Sache: Nicht 1999. Der Text ist von 2004. Und das Unternehmen spezialisiert sich auf Kommunikationssoftware. Also das Zeug, das Abläufe verständlich macht und verhindert, dass man grosskotzige Anforderungsprofile für neue Mitarbeiter veröffentlicht, die man dann doch nicht sucht.
Eine deutsche Version gibt es natürlich nicht. Braucht man auch nicht, schliesslich wollen die paar Jungs gerade nach der Gründung gleich mal den Weltmarkt ins Visier nehmen. Deutsche Mittelständler sind wahrscheinlich eh zu blöd, um die Core Assets des Uni-Spinoffs adäquat zu valuieren, die Deppen.
Xxxxx is seeking self-motivated professionals and beginners who are willing and able to contribute to the success of the organization. We encourage risk-taking and reward responsibility and results.
Xxxxx is currently seeking to fill the following positions:
> Currently, no positions are available
Der Witz an der Sache: Nicht 1999. Der Text ist von 2004. Und das Unternehmen spezialisiert sich auf Kommunikationssoftware. Also das Zeug, das Abläufe verständlich macht und verhindert, dass man grosskotzige Anforderungsprofile für neue Mitarbeiter veröffentlicht, die man dann doch nicht sucht.
Eine deutsche Version gibt es natürlich nicht. Braucht man auch nicht, schliesslich wollen die paar Jungs gerade nach der Gründung gleich mal den Weltmarkt ins Visier nehmen. Deutsche Mittelständler sind wahrscheinlich eh zu blöd, um die Core Assets des Uni-Spinoffs adäquat zu valuieren, die Deppen.
donalphons, 00:38h
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Montag, 19. April 2004
Real Life 19.4.04 - Deadlining für Profis
Es gibt da einen Mann, der alles schon mal mitgemacht hat. An einem der entscheidenden Punkte seines Lebens setzte er seinem Hauptkunden, der nicht zahlen wollte, das Messer auf die Brust.
Es war riskant, aber: Es war auch erfolgreich. Hätte er es nicht getan, wäre er pleite gewesen. So wurde er reich; von da an ging fast alles in seinem Leben glatt, was ihn zu einem sehr humorigen, netten Menschen hat werden lassen. In der Regel muss er nicht mehr irgendwelche Messer ansetzen; er hat so seine Vorstellungen und Erfahrungen, und wer sich daran hält, wird gut damit fahren - wenn man denn in den Genuss kommt, ihm zuhören zu dürfen.
Die Sache mit dem Messer habe ich heute beherzigt. Und eine Deadline gesetzt. Wie immer es ausgeht: Ich habe viel gelernt.
Update: Der ältere Herr hat Recht gehabt.
Es war riskant, aber: Es war auch erfolgreich. Hätte er es nicht getan, wäre er pleite gewesen. So wurde er reich; von da an ging fast alles in seinem Leben glatt, was ihn zu einem sehr humorigen, netten Menschen hat werden lassen. In der Regel muss er nicht mehr irgendwelche Messer ansetzen; er hat so seine Vorstellungen und Erfahrungen, und wer sich daran hält, wird gut damit fahren - wenn man denn in den Genuss kommt, ihm zuhören zu dürfen.
Die Sache mit dem Messer habe ich heute beherzigt. Und eine Deadline gesetzt. Wie immer es ausgeht: Ich habe viel gelernt.
Update: Der ältere Herr hat Recht gehabt.
donalphons, 13:27h
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Sonntag, 18. April 2004
Real Life 17.4.2004 - Der Jobhopper
Er konnte gut präsentieren.
Er wusste, wie man jungen Gründern ohne Kunden den Mund wässrig macht. Als er mal gerade keinen leitenden Posten in der IT-Branche hatte, diente er sich kleinen Klitschen als Kontaktmacher und Türöffener bei den ganz Grossen an. Er kennt den bei Siemens und den bei der Dresdner...
Zwischendrin lies er sich als hired Gun installieren. Wann immer er kam, bedeutete das: Krise. Entlassungen. Manchen VCs galt er als Geheimwaffe. Manchmal ging der Schuss in den Ofen; dann war so eine Firma eben pleite. Wenn nicht, verabschiedete er sich mit ziemlich viel Geld.
Nach einer Weile hatte er es nötig, sich jenseits des Atlantiks umzutun. Die alten Geschichten in Deutschland liefen nicht mehr richtig. Also ab zu einem Konzern, der keinen guten Ruf hat, der zu so einem Hardliner wie ihm passt. Er tourte durch Europa und Deutschland, drohte, machte Druck, fühlte sich dabei offensichtlich gut.
Leider machte er die Klappe zu weit auf. Leider begannen seine Investoren nachzuforschen. Leider gerieten sie an Personen, die noch eine Rechnung mit ihm offen hatten. Leider erzählten die was, damit jemand anderes irgendjemandem was steckt, der es dann einem Journalisten sagt.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/46596
Das ist dann so eine Verkettung unglücklicher Umstände, die er nie aktzeptiert hat, wenn sich jemand damit entschuldigen wollte, um den Arbeitsplatz zu retten.
Vermutlich kann er nach diesem Ding als Sachbearbeiter anfangen.
Er wusste, wie man jungen Gründern ohne Kunden den Mund wässrig macht. Als er mal gerade keinen leitenden Posten in der IT-Branche hatte, diente er sich kleinen Klitschen als Kontaktmacher und Türöffener bei den ganz Grossen an. Er kennt den bei Siemens und den bei der Dresdner...
Zwischendrin lies er sich als hired Gun installieren. Wann immer er kam, bedeutete das: Krise. Entlassungen. Manchen VCs galt er als Geheimwaffe. Manchmal ging der Schuss in den Ofen; dann war so eine Firma eben pleite. Wenn nicht, verabschiedete er sich mit ziemlich viel Geld.
Nach einer Weile hatte er es nötig, sich jenseits des Atlantiks umzutun. Die alten Geschichten in Deutschland liefen nicht mehr richtig. Also ab zu einem Konzern, der keinen guten Ruf hat, der zu so einem Hardliner wie ihm passt. Er tourte durch Europa und Deutschland, drohte, machte Druck, fühlte sich dabei offensichtlich gut.
Leider machte er die Klappe zu weit auf. Leider begannen seine Investoren nachzuforschen. Leider gerieten sie an Personen, die noch eine Rechnung mit ihm offen hatten. Leider erzählten die was, damit jemand anderes irgendjemandem was steckt, der es dann einem Journalisten sagt.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/46596
Das ist dann so eine Verkettung unglücklicher Umstände, die er nie aktzeptiert hat, wenn sich jemand damit entschuldigen wollte, um den Arbeitsplatz zu retten.
Vermutlich kann er nach diesem Ding als Sachbearbeiter anfangen.
donalphons, 00:38h
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Mittwoch, 14. April 2004
Real Life 14.4.2004 - Besterwisser
In Ingolstadt gibt es ein Wirtschaftsinstitut, und dort wiederum einen Blogger - http://www.matthias-schlecker.de/. Ein Stück Heimat, gewissermassen. Jahrelang hatte ich ihn und seine Alumnis direkt vor dem Fenster, dann nach dem Beginn der New Economy, auch in den Firmen, mit denen ich zu tun bekam. Oft im Marketing, also dort, wo zuerst geholzt wurde. Manche sah ich nur einmal, bei der Vorstellung, beim ersten ernsten Gespräch waren sie schon weg.
Die meisten Mädchen von früher sind, soweit ich das weiss, verheiratet, die Männer haben ihre Ansprüche nach unten geschraubt und arbeiten, wenn überhaupt, weit unter dem, was sie sich früher als Einstiegsgehalt vorgestellt hatten. Eine Reihe von Ingolstädter Studienangeboten, die 1998 noch State of the Art waren, sind heute überflüssig wie ein Kropf.
Aber davon merkt man nichts, wenn man, abgeschottet von der Realität da draussen, in Ingolstadt studiert, die Brand1 liest und kostenlos w&v bekommt. Es hat fast etwas britisch-antiquiertes, das nicht eines gewissen morbiden Reizes entbehrt. Es ist in sich abgeschlossen wie eine Psychose, die Studenten bleiben unter sich und träumen von einer Zukunft, die längst Vergangenheit ist. An den Wochenenden streben sie in Polo und Golf nach Hause, in die Villen und Vorstädte, und ahnen nichts von dem, was sie erwartet. Reden über das, was sie gelernt haben, und Papa ist stolz.
Nichts hat sich geändert in den Köpfen der kommen wollenden Elite. Sie kennen sich aus in dem, was sie lernen. So liest sich das dann auch, was im Blog steht.
Die meisten Mädchen von früher sind, soweit ich das weiss, verheiratet, die Männer haben ihre Ansprüche nach unten geschraubt und arbeiten, wenn überhaupt, weit unter dem, was sie sich früher als Einstiegsgehalt vorgestellt hatten. Eine Reihe von Ingolstädter Studienangeboten, die 1998 noch State of the Art waren, sind heute überflüssig wie ein Kropf.
Aber davon merkt man nichts, wenn man, abgeschottet von der Realität da draussen, in Ingolstadt studiert, die Brand1 liest und kostenlos w&v bekommt. Es hat fast etwas britisch-antiquiertes, das nicht eines gewissen morbiden Reizes entbehrt. Es ist in sich abgeschlossen wie eine Psychose, die Studenten bleiben unter sich und träumen von einer Zukunft, die längst Vergangenheit ist. An den Wochenenden streben sie in Polo und Golf nach Hause, in die Villen und Vorstädte, und ahnen nichts von dem, was sie erwartet. Reden über das, was sie gelernt haben, und Papa ist stolz.
Nichts hat sich geändert in den Köpfen der kommen wollenden Elite. Sie kennen sich aus in dem, was sie lernen. So liest sich das dann auch, was im Blog steht.
donalphons, 18:05h
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Montag, 12. April 2004
Real Life 11.4.2004 - Es ist die Gleichzeitigkeit,
das Zappen mit Realitäten, die Parallelität von billigen Töpfen und Bleikristall, von Brut und Saft, das unfertige und nicht perfekte,

das Nebeneinander von Unpassendem, Unversöhnlichem, von abstrakter Freundschaft und konkretem Hintenrum, und über all dem diese hilflose Ironie, gepaart mit einem neurotischen Zwang zur Öffentlichkeit, das die Generation Tempo (c) j.t. ausmacht. Weil eben anything goes.
Hochwertiges Scheitern, zeitweise.
Aber der Kuss war gut.

das Nebeneinander von Unpassendem, Unversöhnlichem, von abstrakter Freundschaft und konkretem Hintenrum, und über all dem diese hilflose Ironie, gepaart mit einem neurotischen Zwang zur Öffentlichkeit, das die Generation Tempo (c) j.t. ausmacht. Weil eben anything goes.
Hochwertiges Scheitern, zeitweise.
Aber der Kuss war gut.
donalphons, 13:41h
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Freitag, 9. April 2004
Real Life 4.4.2004 - Hassmangel
"Ohne die 68er könntest Du heute nicht so leben, wir alle nicht, wie wir heute leben können." Der Traum von dem stinkenden Faulsack Dutschke, den verstörten Intellektuellen der Frankfurter Schule, den Barrikaden, irgendwie alles Sachen, die die viel zu junge Dame, die das sagt, nie kennengelernt hat. Und auch nicht mehr kennenlernen wird.
Sie versteht den weissglühenden Hass nicht, den man gegenüber dem reaktionären Pack empfinden muss, das 68 glaubte, die Welt zu ändern. Und zu verbohrt, blöd, egoman war, um zu kapieren, dass es vollkommen normale Wahlen waren, die den Umschwung brachten. Trotzdem haben sie den Wechsel für sich reklamiert. Und Ansprüche daraus abgeleitet. Zum Beispiel, dass Teenager keine Anzüge tragen dürfen. Oder weisse Hemden.
Dabei hielten sie sich 1970 noch für gescheitert. Keine Weltrevolution, oooch. Aber dann setzte die Umdeutung der Geschichte ein. Wer sich selbst so belügen kann, dass er an Mao und Lenin glaubt, der kann sich auch einbilden, dieses Land verändert zu haben.
Dem verdanken wir so tolle Erungenschaften wie den Philosemitismus, die Gedenkkultur, Einewelthäuser, Kirchenvorstände für Kirche von unten statt, was mehr Spass machen könnte, Ficken von hinten, die Grünen, demnächst wieder die lachhaften Reste der Ostermärsche, und zigtausende von Bioläden mit wertvollem Öl aus der Toskana, fussgepresst von Lesben kurz nach der Mens.
Ach so, richtig, und die RAF. Mit der sie damals gegen das Schweinesystem rebellieren wollten. So richtig. Imnmerhin.
Es spricht gegen mich und meine Freunde, dass wir nach dem Scheitern der New Economy nichts Vergleichbares auf die Füsse gestellt haben, um das Schweinesystem der 68er wegzupusten. Das rächt sich. Schirrmacher schreibt über das Älterwerden für sich und seine 68er-Kumpane.
Wieso wollen die? Warum sollen sie? Dürfen sie? Warum wird ihnen das gestattet? Frage ich zurück.
Das findet die junge Dame dann doch etwas zu radikal. Und wechselt zum Thema Kinderkriegen.
Sie versteht den weissglühenden Hass nicht, den man gegenüber dem reaktionären Pack empfinden muss, das 68 glaubte, die Welt zu ändern. Und zu verbohrt, blöd, egoman war, um zu kapieren, dass es vollkommen normale Wahlen waren, die den Umschwung brachten. Trotzdem haben sie den Wechsel für sich reklamiert. Und Ansprüche daraus abgeleitet. Zum Beispiel, dass Teenager keine Anzüge tragen dürfen. Oder weisse Hemden.
Dabei hielten sie sich 1970 noch für gescheitert. Keine Weltrevolution, oooch. Aber dann setzte die Umdeutung der Geschichte ein. Wer sich selbst so belügen kann, dass er an Mao und Lenin glaubt, der kann sich auch einbilden, dieses Land verändert zu haben.
Dem verdanken wir so tolle Erungenschaften wie den Philosemitismus, die Gedenkkultur, Einewelthäuser, Kirchenvorstände für Kirche von unten statt, was mehr Spass machen könnte, Ficken von hinten, die Grünen, demnächst wieder die lachhaften Reste der Ostermärsche, und zigtausende von Bioläden mit wertvollem Öl aus der Toskana, fussgepresst von Lesben kurz nach der Mens.
Ach so, richtig, und die RAF. Mit der sie damals gegen das Schweinesystem rebellieren wollten. So richtig. Imnmerhin.
Es spricht gegen mich und meine Freunde, dass wir nach dem Scheitern der New Economy nichts Vergleichbares auf die Füsse gestellt haben, um das Schweinesystem der 68er wegzupusten. Das rächt sich. Schirrmacher schreibt über das Älterwerden für sich und seine 68er-Kumpane.
Wieso wollen die? Warum sollen sie? Dürfen sie? Warum wird ihnen das gestattet? Frage ich zurück.
Das findet die junge Dame dann doch etwas zu radikal. Und wechselt zum Thema Kinderkriegen.
donalphons, 01:05h
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