Donnerstag, 8. April 2004
Real Life 7.4.2004 - Die Uhr tickt
Nur noch drei Wochen. Dann ist das befristete Arbeitsverhältnis in der grossen Stadt vorbei. Niemand hat ihr gesagt, dass sie bleiben soll. Noch nicht mal, dass sie bleiben kann. Alternativen hat sie keine, und die paar Blätter, wo man sie kennt, zahlen zu wenig.
Sie wird sich bundesweit bewerben. Wenn es sein muss, auch in die Provinz gehen. Dort, wo sich auch schon die anderen 6.000 arbeitslosen Berliner Journalisten bewerben.
Dort, wo man eher keine Flottschnellpopschreiber und Medienneuerfinder vom hohen mittigen Ross braucht, sondern Leute, die tun, was man sagt.
Dort, wo man die Fahrtkosten zum Bewerbungsgespräch nicht übernimmt.
Sie wird sich bundesweit bewerben. Wenn es sein muss, auch in die Provinz gehen. Dort, wo sich auch schon die anderen 6.000 arbeitslosen Berliner Journalisten bewerben.
Dort, wo man eher keine Flottschnellpopschreiber und Medienneuerfinder vom hohen mittigen Ross braucht, sondern Leute, die tun, was man sagt.
Dort, wo man die Fahrtkosten zum Bewerbungsgespräch nicht übernimmt.
donalphons, 01:14h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 5. April 2004
Real Life 05.4.2004 - Röggla und Hochhut
haben ja keine Ahnung. Von wegen Beratersprech - gerade aufgeschnappt: "Nicht wirklich prickelnde Lage" heisst das jetzt, wenn ein Laden vor die Wand donnert.
donalphons, 18:40h
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Mittwoch, 31. März 2004
Real Life 30.03.04 - Ortswechsel
In der Post liegt:
1 Brief der Hausverwaltung, die den Taubenkot moniert und deshalb verlangt, dass jede Fütterung zu unterbleiben hat, da dies ohnehin in der Stadt von der Stadt verboten ist.
1 hübscher Scheck.
1 Paket eines teuren und weitgehend ungehörten Rundfunksenders, genauer, einer wenig zuverlässigen Abteilung, die zu dumm ist, selbst Ideen zu entwickeln und statt dessen lieber von Externen klaut, und die jetzt, über ein Jahr, nachdem sie bei dem Versuch was auf die Bratzen bekommen hat, jetzt auch die entsprechenden Materialien zurückschickt.
6 Einladungen zum Treffen mit wichtigen Wirtschaftsvertretern, bezahlt von der Stadt oder dem Land.
Ein paar Werbebriefe teurer Hotels, etwa in Rottach-Egern oder Elmau.
Kein Pizzadienst, kein Billig-Inder, kein Prospektmaterial drittklassiger Einrichtungshäuser.
Munich Area eben.
1 Brief der Hausverwaltung, die den Taubenkot moniert und deshalb verlangt, dass jede Fütterung zu unterbleiben hat, da dies ohnehin in der Stadt von der Stadt verboten ist.
1 hübscher Scheck.
1 Paket eines teuren und weitgehend ungehörten Rundfunksenders, genauer, einer wenig zuverlässigen Abteilung, die zu dumm ist, selbst Ideen zu entwickeln und statt dessen lieber von Externen klaut, und die jetzt, über ein Jahr, nachdem sie bei dem Versuch was auf die Bratzen bekommen hat, jetzt auch die entsprechenden Materialien zurückschickt.
6 Einladungen zum Treffen mit wichtigen Wirtschaftsvertretern, bezahlt von der Stadt oder dem Land.
Ein paar Werbebriefe teurer Hotels, etwa in Rottach-Egern oder Elmau.
Kein Pizzadienst, kein Billig-Inder, kein Prospektmaterial drittklassiger Einrichtungshäuser.
Munich Area eben.
donalphons, 03:45h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 27. März 2004
Real life 27.03.04 - Grund für Absage
"Ich kann heute Abend nicht, ich muss auf eine Hochzeit."
Sowas tut weh, wenn man die Person und das Umfeld kennt. Ist aber im Moment eine Modeerscheinung, wie das Studium des Kommunikationsdesigns Anfang der 90er. Oder die Ausbildung an der Hauswirtschaftsschule in den 50ern.
Sowas tut weh, wenn man die Person und das Umfeld kennt. Ist aber im Moment eine Modeerscheinung, wie das Studium des Kommunikationsdesigns Anfang der 90er. Oder die Ausbildung an der Hauswirtschaftsschule in den 50ern.
donalphons, 23:23h
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Mittwoch, 24. März 2004
Real Life 24.03.04 - Du weisst,
dass die New Economy nicht umsonst gestorben ist, dass es noch immer nicht ganz vorbei ist, dass es nie enden wird, wenn Du am frühen Morgen aufstehst und Dir auf dem Flur Dein Gast entgegentaumelt.

Du sagst was belangloses, das er nicht versteht, Du wiederholst es, und langsam beginnen die Worte zu wirken.
Ah so, dagt er. Sorry. Ich bin noch nicht voll gebootet.
Und Strg+Alt+Entfernt sich, um noch ein paar Minuten zu schlafen, äh, auf Standby zu gehen.

Du sagst was belangloses, das er nicht versteht, Du wiederholst es, und langsam beginnen die Worte zu wirken.
Ah so, dagt er. Sorry. Ich bin noch nicht voll gebootet.
Und Strg+Alt+Entfernt sich, um noch ein paar Minuten zu schlafen, äh, auf Standby zu gehen.
donalphons, 12:52h
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Sonntag, 21. März 2004
Real Life 21.03.04 - Bali Boo
Er ist blau, dank Ginger Ale spritzig, und es hängt ein zerhacktes Früchtchen drin. So wie bei einem Boo von Dotcomtod, meiner virtuellen Heimat.

Draussen in der Oranienburger Strasse zersplittern im Sturm die gelben Glühbirnen an den Girlanden wie die Träume meiner Generation. In die Augenwinkel erkennt man auf der Strasse immer wieder ein Mädchen. Sie geht entlang der geparkten Autos, wartet, geht wieder in paar Meter, und es dauert eine Weile, bis man begreift, was sie da draussen auf der Strasse tut, Nachts um halb Eins.
Nebenan reden zwei Typen von ihrem bevorstehenden BWL-Examen. Sie sehen fertig aus.

Draussen in der Oranienburger Strasse zersplittern im Sturm die gelben Glühbirnen an den Girlanden wie die Träume meiner Generation. In die Augenwinkel erkennt man auf der Strasse immer wieder ein Mädchen. Sie geht entlang der geparkten Autos, wartet, geht wieder in paar Meter, und es dauert eine Weile, bis man begreift, was sie da draussen auf der Strasse tut, Nachts um halb Eins.
Nebenan reden zwei Typen von ihrem bevorstehenden BWL-Examen. Sie sehen fertig aus.
donalphons, 23:18h
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Samstag, 20. März 2004
Real Life 20.3.04 - Einen Stein im Brett
hat das Cafe Einstein nebst zugehöriger Kette bei mir schon lange nicht mehr. Wer mir so etwas wie dieses angebliche Parmesan-Lappbrötchen anbietet, lernt mein elephantengleiches, rachsüchtiges Hirn kennen. Ich vergesse nie! Und besonders dann nicht, wenn ich erlebe, dass es auch anders geht.
Neben dem türkischen Lokal meines Vetrauens, dem Deniz in der Behmstrasse/Wedding, zeigte heute das Bacco am Marheinekeplatz 15/Kreuzberg, wie man Brötchen macht, die mit der bayerischen Semmel mithalten können. So:

Frisches Ciabatta leicht mit Käse überbacken, mit Salat, getrockneten Tomaten und Pepperoni. Qualität aus einer kleinen Küche, intelligent zusammengestellt, bescheiden, Old Economy und hoffentlich noch da, wenn die letzte Coffee-Shopkettenputzlauge im Franchisingverfahren durch die Gullies dieser Erde tröpfelt.
Eines noch: Das Bacco nicht mit der NuwellKüssin-Abspeise Bocca die Bacco oder dem Restaurant Bacco in Mitte verwechseln!
Neben dem türkischen Lokal meines Vetrauens, dem Deniz in der Behmstrasse/Wedding, zeigte heute das Bacco am Marheinekeplatz 15/Kreuzberg, wie man Brötchen macht, die mit der bayerischen Semmel mithalten können. So:

Frisches Ciabatta leicht mit Käse überbacken, mit Salat, getrockneten Tomaten und Pepperoni. Qualität aus einer kleinen Küche, intelligent zusammengestellt, bescheiden, Old Economy und hoffentlich noch da, wenn die letzte Coffee-Shopkettenputzlauge im Franchisingverfahren durch die Gullies dieser Erde tröpfelt.
Eines noch: Das Bacco nicht mit der NuwellKüssin-Abspeise Bocca die Bacco oder dem Restaurant Bacco in Mitte verwechseln!
donalphons, 21:12h
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Dienstag, 16. März 2004
Real Life 15.03.04 - Buch wollen
Immer wieder gesehen, bei fast jedem Gang durch die Kastanienallee, fast idealtypisch, jetzt endlich Kamera dabei und abgelichtet. Kulturgut im Entstehen.
Sie hat den ganzen Ordner mit ins Cafe geschleppt, sich ans Fenster gesetzt und weitergeschrieben. Sie ist mit dem weissen Top kaum zu übersehen, so direkt an der Glasscheibe und über den Blättern gebeugt.

Im Ordner sind schon viele andere Blätter; 200, 300 oder auch mehr, vollgeschrieben mit all dem Prenzlzeug, von dem sich die abbrechenden Germanistikstudentinnen denken, dass man das doch mal aufschreiben muss, um daraus den endgültigen Berlinroman zu machen. Ausserdem kennen sie die Fräuleinwunderrezensionen, in denen sich hungerleidende Freie verbittert darüber auslassen, dass sich gutaussehendes Frischfleisch im Literaturbetrieb wunderbar verwursten lässt.
Der Rest wird nur von bezechtem Verleger zu gekokstem Agenten weitergetratscht: Dass heute wieder so viel Mist in der Post war, dass die letzten 10 literarischen Versuche über Berlin auf dem Buchmarkt echte Rohrkrepierer sind, und dann lacht man sich eins über die Lektorendeppen, die sich mit den Ergebnissen des letzten Open Mics rumschlagen müssen.
Sie schreibt weiter, bis der erhoffte Agent nicht kommt und sie entdeckt, sondern ihre Freundin aufkreuzt. Der liest sie ein paar Sachen vor. Beide finden das erstklassig, nur sind die Sätze mit 7 Worten noch zu lang.
Und Relativsätze macht man heute einfach nicht mehr.
Sie hat den ganzen Ordner mit ins Cafe geschleppt, sich ans Fenster gesetzt und weitergeschrieben. Sie ist mit dem weissen Top kaum zu übersehen, so direkt an der Glasscheibe und über den Blättern gebeugt.

Im Ordner sind schon viele andere Blätter; 200, 300 oder auch mehr, vollgeschrieben mit all dem Prenzlzeug, von dem sich die abbrechenden Germanistikstudentinnen denken, dass man das doch mal aufschreiben muss, um daraus den endgültigen Berlinroman zu machen. Ausserdem kennen sie die Fräuleinwunderrezensionen, in denen sich hungerleidende Freie verbittert darüber auslassen, dass sich gutaussehendes Frischfleisch im Literaturbetrieb wunderbar verwursten lässt.
Der Rest wird nur von bezechtem Verleger zu gekokstem Agenten weitergetratscht: Dass heute wieder so viel Mist in der Post war, dass die letzten 10 literarischen Versuche über Berlin auf dem Buchmarkt echte Rohrkrepierer sind, und dann lacht man sich eins über die Lektorendeppen, die sich mit den Ergebnissen des letzten Open Mics rumschlagen müssen.
Sie schreibt weiter, bis der erhoffte Agent nicht kommt und sie entdeckt, sondern ihre Freundin aufkreuzt. Der liest sie ein paar Sachen vor. Beide finden das erstklassig, nur sind die Sätze mit 7 Worten noch zu lang.
Und Relativsätze macht man heute einfach nicht mehr.
donalphons, 23:58h
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Montag, 15. März 2004
Real life 15.03.2004 - Post Graduate
Sie war heute zum ersten Mal in ihrem Leben bei der Arbeitsagentur, erzählte sie, und vielleicht ist das der Grund, warum sie etwas bleich erschien, und ihre Lippen nicht richtig rot waren; eher in einem bläulichen Rosa. Nein, besonders schön war es nicht, weil vor ihr lauter Herren und Damen Doktor dran waren. Sie hat sich nur mal vorsorglich gemeldet, um keine Lücke in der Bio zu haben, bevor es in ein paar Wochen zum Praktikum geht. Und als freie Mitarbeiterin wird sie schon was machen können, manchmal. Hoffte sie am Ende des Tages, als die Erinnerung nicht mehr ganz frisch war.
.
Wenn ich nicht noch ein paar Stunden zu tun hätte, wäre es vielleicht ein guter Moment gewesen, was mit ihr in den Sonnenuntergang zu fahren, irgendwo zu halten, etwas quatschen und trinken zu gehen. So viel, dass sie zu Hause einfach umkippen würde und schlafen könnte. Wenn sie das Besäufnis heute allein macht, kriegt sie wahrscheinlich Depressionen. In Berlin sind die Gänge der Arbeitsagentur besonders trist, sagen die, die es erlebt haben.

Wenn ich nicht noch ein paar Stunden zu tun hätte, wäre es vielleicht ein guter Moment gewesen, was mit ihr in den Sonnenuntergang zu fahren, irgendwo zu halten, etwas quatschen und trinken zu gehen. So viel, dass sie zu Hause einfach umkippen würde und schlafen könnte. Wenn sie das Besäufnis heute allein macht, kriegt sie wahrscheinlich Depressionen. In Berlin sind die Gänge der Arbeitsagentur besonders trist, sagen die, die es erlebt haben.
donalphons, 23:58h
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Samstag, 13. März 2004
Real Life 13.03.04 - Wie im Buch
Der Verursacher, Typ junger Kreativer, steht am Strassenrand und starrt die Polizisten an. Viel scheint ihm nicht passiert zu sein. Aber sein Z3 kann wertberichtigt werden, wie auch der gesamte Abend. Nichts mehr mit Loungen im Cafe Moskau und danach ab ins Kurvenstar. Kann man knicken, wenn man noch nicht mal die Gerade beherrscht.

Es sieht so aus, als ob er die Geschwindigkeit überschätzt hätte. Die Feuerwehr hat über 30 Meter Sand auf die Strasse geschüttet, angefangen beim Lieferwagen, dessen hintere Stossstange verbeult ist, bis zu der Stelle, wo sich der Wagen nach einer Rutsch- und Schleifpartie entlang der abgestellten Autos zum Stehen gekommen ist. Auf der Beifahrerseite ist der Z3 einen halben Meter verkürzt.
Vielleicht war es auch nur Mamas Z3.
Glitschige Berliner Strassen können sehr tückisch sein.

Es sieht so aus, als ob er die Geschwindigkeit überschätzt hätte. Die Feuerwehr hat über 30 Meter Sand auf die Strasse geschüttet, angefangen beim Lieferwagen, dessen hintere Stossstange verbeult ist, bis zu der Stelle, wo sich der Wagen nach einer Rutsch- und Schleifpartie entlang der abgestellten Autos zum Stehen gekommen ist. Auf der Beifahrerseite ist der Z3 einen halben Meter verkürzt.
Vielleicht war es auch nur Mamas Z3.
Glitschige Berliner Strassen können sehr tückisch sein.
donalphons, 23:00h
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