: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 11. März 2011

Häuser einpacken

Ich mag ja eigentlich den Umweltschutzgedanken. Ich achte auf gute Ernährung, ich laufe sicher mehr Höhenmeter zu Fuss, als dass ich mit dem Auto fahre, ich vermeide Kurzstreckenflüge, und durch meine Wohnung in der warmen Altstadt spare ich auch Heizenergie. Meine Kronleuchter mache ich spärlich an. Was ich mit dem Rad machen kan, mache ich mit dem Rad, selbst während der Heuschnupfenzeit. Alles freiwillig, kein Zwang, es leuchtet mir ein, und es hat alles seine schönen Seiten.



Aber jetzt geht es nicht mehr um Freiwilligkeit, sondern um Bauverordnung. Das Hinterhaus hat keinen Denkmalschutz, mit Ausnahme der Rückwand des Hauses. Klingt komisch, ist aber so. Der Rest ist nicht denkmalgeschützt. Denkmäler müssen nicht irgendwelchen Klimazielen entsprechen, andere Häuser durchaus. Zumindest, wenn man vermieten will. Neue Rechtsprechungen sagen, dass Mieter selbst im vollen Wissen um fehlende Dämmung bei Neuvermietung Minderung geltend machen können. Um das zu verhindern, müsste man das Hinterhaus verpacken. Aufgrund der Lage an drei Grundstückgrenzen ist das technisch und rechtlich nicht möglich.

Kurz: Isolierung geht nicht, aber Neuvermietung ohne Isolierung ist ein enormes Risiko, geradezu die Einladung für gesetzlich geschütztes Mietnomadentum. Für den Eigentümer ist das alles natürlich kein Problem, der darf unisoliert wohnen, so lange er will. Der Eigentümer jedoch wohnt schon woanders. Man sieht das Problem? Fein. Langsam hängt mir der Umweltschutz zum Has hinaus. Ein ganzes Haus in Bestlage. Dank neuer Umweltvorschriften unbewohnbar. Man kann unter diesen Bedingungen nicht investieren. Man kann nur zusperren, oder als Lager vermieten.



Und wenn Sie, liebe Leser, demnächst in eine Innenstadt ziehen möchten und sich wundern, warum die Preise so horrend hoch sind: Das liegt am Zwang, Häuser teuer einzupacken, für ein paar Euro Heizkosten und ein paar anderen Problemen, die man sich dafür im Gegenzug einkauft, weil das Haus nicht mehr natürlich atmen kann.

Und wenn man das in 20 Jahren kapiert hat, kommt eine neue Verordnung, die den Rückbau verlangt. Die historischen Putze und Fenster sind dann natürlich weg. Und dann wundern sie sich, warum die alten Häuser so komisch aussehen.

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Ich würde durchaus den Mantel abnehmen

Aber ich weiss nicht, ob das gewollt wird, also bin ich unentschlossen. Andere würden es vielleicht bleiben, aber ich habe ein Blog bei der FAZ, mit dem ich aus solchen Fragen Beiträge machen kann. Feine Sache, finde ich.

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