: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 24. August 2014

Pelzbesatz

Der Pelzbesatz ist eine gute Ausrede. Denn natürlich kann ich damit behaupten, dass es in diesem Sommer so kalt war, und ich deshalb um so leichter dafür anfällig wurde. Nachgerade absurd, noch absurder als diese Frisur, die nie wieder in der Weltgeschichte höher werden sollte, ist der Umstand, dass eine etwas ältere Dame so einen Ausschnitt zeigt und dann den Rand mit einem Pelzbesatz wärmt. Kein Wunder, dass sie damals oft früh starben, aber so ist das nun mal mit der Schönheit: Im nachfolgenden, angeblich ach so bescheidenen und sittsam bürgerlichen Biedermeier verwendete man hochtoxische Quecksilberpasten zum Bleichen der Haut.



Alles nur für die äussere Erscheinung.

Eine andere gute Aurede wäre natürlich, dass ich an diesem Bild Demut vor weiblichen Eigenheiten üben kann; Nicht fragen, einfach akzeptieren. Im Vergleich zu unserer magersüchtigen Gegenwart mit Piercings und Blauschimmel wird so ein Verhalten auch nicht wirklich klüger, aber da ist wenigstens nichts, was man nicht schnell mit einem Brusttuch beheben könnte. Oder einem Feuer im Kamin, oder wenigstens der Hoffnung, dass der Gegensatz von Haut und Pelz allein dem Willen des Malers und der Auftraggeberin entsprungen ist, und sie freizügiger wirken sollte, als sie letztlich war. Sind sie das nicht immer?

Und natürlich weiss ich, dass es damals nicht besser war und damals jede, sofern das Geld vorhanden gewesen wäre, zum Kurpfuscher für eine neue, moderne Lyotardnase gerannt wäre - nur ging das damals noch nicht. Damals ging nur Wachsschminke und Turmfrisuren und ein riesiger Ausschnitt, und ein passender Pelzflauschrahmen. Frau muss tun, was möglich ist und Männer nehmen, was sie kriegen können. So ist das immer, und hier ist nur der Umstand zu bemerken, dass zwischen Frau und Mann üppige 240 Jahre liegen.

Wo hänge ich das jetzt nur auf?

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