: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 12. Februar 2015

Die rücksichtsvolle Frau Schramm und ihr Vergewaltigungswissen

Vielleicht eines voraus: Niemand, der in der Öffentlichkeit steht, ist davor sicher. Dass ich das hier gelassen schreiben kann, ohne grosse Bauschschmerzen und allzu üble Erinnerung, liegt eigentlich nur daran, dass ich den Keller noch nicht aufgeräumt hatte, und ein paar Räder in der Wohnung standen. Und so schlug ich vor, das Gespräch nicht bei mir zu führen, sondern im Cafe am See in Tegernsee, wo es hinten eine Art Leselounge gibt, und man sich gut und diskret unterhalten könnte.

Ich hätte auch gewarnt sein können. Es stand hier schon jemand mal im Flur, es gibt Briefe, in denen mir völlig unbekannte Irre über unsere gemeinsamen Kinder schreiben und andere, in denen mir erklärt wird, ich sei ihnen eine Beziehung schuldig, das hätte ich in der FAZ so geschrieben. Und ich habe natürlich nicht gegoogelt, weil ich das aus Prinzip nicht mache. Ich bin also in das Cafe, stellte mich vor, sagte ein paar Belanglosigkeiten über die Aussicht und wie denn die Zugfahrt gewesen sei, und recht viel weiter kam ich dann gar nicht.

Was mir einfiele, ging es los, und wie ich es wagen könnte, sie so zu behandeln, das sei ja... Gottes Erde wird von seltsamen Getier bewohnt und ich weiss auch, dass manche Frauen manchmal enorm schlechte Tage haben, aber das war einfach irre: In einem Cafe von einer wildfremden Soziologin Vorwürfe zu hören, was ich ihr alles angetan hätte. Man kennt mich dort, meine Eltern und Grosseltern waren Stammgäste und der Raum ist einsehbar - von dem herausgeplärrten Missbrauch war jedenfalls nichts vorhanden und nichts zu sehen, und nach ein paar endlosen Minuten verliess sie dann pöbelnd und schreiend das Cafe. Natürlich fragt man sich dann, was eigentlich passiert wäre, wenn das daheim stattgefunden hätte, in meiner Wohnung, ohne Zeugen.



Auf der anderen Seite weiss ich natürlich, dass ein paar Netzfeministinnen auch von "Abuse" sprechen, wenn man nur ihre Äusserungen zitiert und verlinkt. Insofern ist eine gewisse Verschiebung der Normen in ihren Hirnen bei mir aktenkundig und früher oder später, nehme ich an, werde ich auch juristische Kettenhunde losschicken müssen - wenn die erste oder einer ihrer Allys es übertreibt und wirklich justiziable Vorwürfe macht. Dann können sie sich bei der Irren im Cafe bedanken. Und bei dem. was gerade jetzt passiert.

Denn mir ist das voll bewusst, und manchmal frage ich mich schon, was Männer in die Nähe von solchen Frauen treibt. Es gab im letzten Sommer so einen Fall, da hat ein alter Bekannter mit mir gebrochen, weil er in Berlin Anschluss an diese Kreise hat. Vor einem Jahr war ich mit einer Autorin handelseinig, dass sie bei mir blogt, bis dann die Allys vom Aufschrei dazwischen gingen. Und man sieht es heute noch, was für Leute teilweise über meine Gastautorinnen herfallen: Da ist der Mob, er ist laut, repressiv und nicht nur weiblich. Man muss vermutlich wirklich aus Berlin kommen, um das zu begreifen. Da ist man halt irgendwie Ally, und es ist schick, feministisch zu sein und radikal, und es reichen ein paar Tweets über mich und andere, und schon ist man moralisch auf der einzig richtigen Seite.

Lustigerweise konnte man das auch machen, wenn man ansonsten als Stalker auffällt - es gibt da etwa jemanden, der seiner Exfreundin nachjagt und trotzdem beste Kontakte zu bekannten Netzfeministinnen hat, die wiederum seine Exfreundin nicht mögen. Als gebranntes Kind würde es mir Angst machen, dass ich bei derartig volatilen Beziehungen, überzogenen Begriffen zu Straftaten und der allgemeinen Geschwätzigkeit mal ein enormes Problem bekomme besonders als eigentlich stets qua Geschlecht verdächtiger Mann. Kann ja mal sein, dass man auch mit denen Sex haben möchte und dann etwas schief läuft. Und man dann bei Twitter von einer Frau mit 10k Followern vorgeführt wird.



Und das ist nur der letzte Baustein, die entsprechenden Gerüchte zu übergriffigen Verhaltensweisen kursierten schon etwas länger, und wir dürfen daraus schliessen, dass die üblichen Berliner Kreise kein Problem haben, das aufzuschlüsseln. Es geht hier, grosso modo, um die Frage, ob man dem Opfer glauben kann. Angeblich, so ein jetzt ehemaliger Ally, der früher Maskus hasste und nun selbst so dargestellt wird, ist die betreffende Frau neben der Spur - ich weiss nicht, ob das wirklich so ist, ich kenne sie nicht. Aber da ist dann auf der anderen Seite Frau Schramm, die droht, das alles zu veröffentlichen, und über die "falschen" metaschattert. Damit meint sie vermutlich auch mich.

Kurz, da wird bei Twitter darüber gesprochen, ob man Personen öffentlich ans Messer liefern soll, denen man eine Straftat der krasseren Sorte unterstellt. Statt das zu tun, was da dringend geraten wäre: Ihn anzuzeigen. Und in den Prozess zu gehen. Das ist gerade ein Berliner Reenactment dessen was die Burdapresse im Fall Kachelmann getan hat, Verdacht schüren, Misstrauen wecken, Konflikte anheizen, drohen, und zusätzlich unangreifbar sein durch Nonmentions. Gegenüber den betroffenen Personen und denen, die nicht dem Urteil dieser Fraktion der Netzfeministinnen folgen. Ganz miese Nummer. Diese Frau Schramm arbeitet gerade bei der Amadeu-Antonio-Stiftung. Man mag sich seinen Teil denken.

Dass diese Vorwürfe jetzt das eigene Lager treffen, zeigt formschön, wo es endet, wenn man solchen exzessiven Ideologen das Feld überlässt. Ob ich darüber noch schreibe oder nicht, ist egal - in Berlin ist das alles längst bekannt und macht die Runde. Eine Verteidigung für den Betroffenen gibt es nicht, es läuft wie bei den Fällen in Amerika, wo solche Anschuldigungen auch gern öffentlich zum Schaden des Erwähnten durchgesetzt werden. Und natürlich legt Schramm die Karten nicht auf den Tisch, sie nennt keine Namen, sie zeigt nur, dass sie einigen was antun könnte, und es scheinbar nur nicht tut, weil es den "Falschen" nutzt. Wie rück-sichts-voll.

Julia Schramm weiss also angeblich von Vergewaltigern und kokettiert mit diesem Wissen im Netz. Das ist Netzfeminismus, aufgeführt vor all ihren Followern. Eine Machtdemonstration des möglichen Outings. Statt zur Polizei zu gehen und Klarheit zu schaffen.

Nette Cliquen haben sie da, in Berlin. Da ist sie, die Rape Culture, die von Vergewaltigung profitiert.

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